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Ausgabe:

1976

Spalte:

750-751

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Das Aegypterevangelium von Nag Hammadi 1976

Rezensent:

Schenke, Hans-Martin

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749

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 10

750

mißt auch Quellenhinwei.se und eine kurze Information
darüber, wie die Sabier einzuordnen sind.

Hier, wie durchweg auch sonst, wird bei der Literaturangabe
nicht der Vorname des Autors angegeben. Das
fiele nicht weiter ins Gewicht, wenn das Literaturverzeichnis
am Schluß das Versäumte nachholte und zudem
auch reichhaltiger wäre. Es ist jedoch sehr knapp gehalten
und nennt nicht einmal alle häufiger erwähnten Werke
. Dadurch bleiben auch einige der verwendeten Abkürzungen
unaufgeschlüsselt.

Text und Übersetzung sind übersichtlich gestaltet. Die
Übersetzung ist gut und verständlich. Die reichen Sachanmerkungen
, hinter denen eine entsagungsvolle Arbeit
steckt, wird jeder, der sich mit dem Traktat näher beschäftigt
, dankbar begrüßen. Sie bringen, z. T. unterstützt
durch Skizzen, alles, was zur Erklärung notwendig
ist. Es findet sich nichts Überflüssiges. Dies muß angesichts
des Umfangs des Kommentars hervorgehoben
werden: kürzer wäre nicht möglich gewesen, ohne einen
Teil der notwendigen Informationen wegzulassen.

Nur an wenigen Punkten sind Fragen oder Einwände
vorzubringen. Was bedeutet auf S. 91 in Anm. 7 „Hoffmann
z. St." ? Ist damit der dann auf S.93 in Anm. 16 genannte
Aufsatz von Hoff mann gemeint? Dieser Aufsatz
aus dem Mag. f. d. Wiss. d. Judentums XI von 1884 soll
die zuvor gebrachte Charakterisierung der Kontroversen
zwischen R. Jischmael und R. Akiba belegen. Man hätte
sich da einen jüngeren Gewährsmann gewünscht, zumal
die gegebene Charakterisierung nicht recht befriedigt, da
sie in sich widersprüchlich ist. Auch bei der Skizzierung
der Grunddifferenz der Schulen Hillels und Schammais
auf S. 179, Anm. 7 läßt sich eine ähnliche Beobachtung
machen. Literaturbeleg ist Schwarz, Kontroverse der
Schammaiten und Hilleliten I, Karlsruhe 1893.

In XX 2a wird ausgeführt, daß eine Holzmulde, die gespalten
ist, durch Regen wieder aufquellen kann, sich
aber, wenn der Ostwind kommt, erneut spaltet Anm. 15
auf S. 360 bringt dann Schriftbelege dafür, daß, obwohl
der Westwind in Palästina der stärkste Wind ist, doch
der Ostwind als der heftigste und verderblichste galt. In
Wahrheit handelt es sich hier einfach darum, daß der
Ostwind Trockenheit bringt, was sich durch Hos 13,15 belegen
läßt. Richtig steht zuvor auf S. 359 in Anm. 9: ..Bei
heißem und trockenem SO- bis O-Wind (arab.: samum)
platzen und reißen Holzschüsseln." Anm. 15 hätte besser
einen kurzen Hinweis auf Anm. 9 bringen sollen und
nichts weiter.

Diese wenigen Desideria können das Urteil nicht abschwächen
, daß in Text, Übersetzung und Erklärung
(S. 56-485) eine gründliche und wertvolle Arbeit vorliegt,
die umfassende Informationen bietet und dadurch das
Verständnis des Traktates erheblich fördert.

Es folgt ein textkritischer Anhang (S. 487-531) sowie
ein umfangreiches Register, das die erklärten hebräischen
Termini, die griechischen und lateinischen Fremdwörter,
die als Autoren genannten Rabbinen und die zitierten
Bibelstellen anführt (S. 532-552). Ein Verzeichnis der
Abkürzungen und Umschriften (S. 553-555) und ein kurzes
Literaturverzeichnis (S. 556-557) schließen das Werk
ab.

Wir haben es W. Bunte zu danken, daß er diesen Mammuttraktat
in entsagungsvoller Arbeit dem weiteren
Stud ium erschlossen hat.
Berlin Ludwig Wflchter

Baumgarten, Joseph M.: The Duodecimal Courts of Qum-
ran, Revelation, and the Sanhedrin (JBL 95, 1976 S. 59
bis 78).

Maier, Johann: Gewundene Wege der Rezeption. Zur
neueren jüdischen Jesusforschung (HK 30, 1976 S. 313
bis 319).

NEUES TESTAMENT

Böhlig, Alexander: Das Ägypterevangelium von Nag
Hammadi (Das heilige Buch des großen unsichtbaren
Geistes). Nach der Edition von A. Böhlig, F. Wisse, P.
Labib, ins Deutsche übers, und mit einer Einleitung sowie
Noten versehen. Wiesbaden: Harrassowitz 1974.
163 S. gr. 8° = Göttinger Orientforschungen. VI. Reihe:
Hellenistica, 1. Kart. DM 30,—.

Das vorliegende Buch Böhligs ist eine Art Ergänzung
zu der vorzüglichen englischsprachigen Textausgabe der
zwei Versionen des ÄgEv (aus NHC III und IV), die B. in
Zusammenarbeit mit F. Wisse besorgt hat, und sie hat als
solche selbstverständlich teil an der Qualität jener Edition
. Den Sinn dieser Ergänzung sieht B. selbst folgendermaßen
: „Ich hatte ursprünglich die Ausgabe in deutscher
Sprache veröffentlichen wollen, bemerkte aber, daß
nur die Abfassung in Englisch den Interessentenkreis in
weitestem Umfang wirklich erreichen würde. Aus diesem
Grunde forderte ich F. Wisse auf, sich an meiner
Ausgabe in selbständiger Verantwortung zu beteiligen.
Die englische Ausgabe ist somit ein echtes Team-Work
geworden. Nachdem ich diesen Entschluß gefaßt und ihn
auch Kollegen mitgeteilt hatte, wurde mir aber doch
dringend nahegelegt, nicht von der Vorlage auch einer
deutschen Übersetzung abzusehen. Diesem Wunsche
komme ich mit dem vorliegenden Bande nach" (S. 7f.).
Hinzu kommt die Abzielung auf einen besonderen Kreis
potentieller Benutzer: B. richtet sich hier weniger an die
deutschen Fachwissenschaftler als an einen darüber hinausgehenden
Kreis religionsgeschichtlich interessierter
Leser (S. 8). In der Tat enthält das Buch ja praktisch
nichts, was in der Edition nicht auch stünde (eine Ausnahme
ist solche Weiterführung, wie sie in Anm. 6
TS. 56] erscheint); die Umkehrung gilt natürlich nicht, sondern
es fehlt mit dem koptischen Text auch in den Beigaben
zur Ubersetzung fast alles, was nur anhand des
Koptischen hätte erläutert bzw. diskutiert werden können
. Gleichwohl kann es auch für den Fachmann interessant
und lohnend sein, dieses deutsche Werk zu Rate
zu ziehen: An der deutschen Übersetzung kann man
nämlich hin und wieder das syntaktische Verständnis
einer koptischen Wendung seitens der Herausgeber besser
und sicherer ablesen als an der englischen. Und noch
ein zweites erscheint mir nicht unwichtig: Da die englische
Edition nichts Konkretes darüber sagt, welchen
Anteil die beiden Vf. an dem gemeinsamen Werk haben,
wird der, der es trotzdem wissen möchte, aus B.s deutschem
Buch wohl schließen, daß auf jeden Fall alles, worin
beide Werke materiell und sachlich übereinstimmen,
auf das Konto B.s geht.

Aber kehren wir zurück zu dem eigentlich angesprochenen
allgemein religionsgeschichtlich interessierten
Leser. Mir erscheint es gerade in dieser Perspektive auffällig
, daß der Text der deutschen Übersetzung, der der
Kern des Buches ist (S. 43—163), für den gemeinten Leser
gar nicht besonders zurechtgemacht ist. Ja hinsichtlich
einer möglichen Alleinverwendbarkeit bleibt er hinter
dem Text der englischen Übersetzung der Edition, die ja
dem jeweiligen Seiten- und zeilengetreu wiedergegebenen
koptischen Textabschnitt folgt, deutlich zurück:
Während die englische Übersetzung neben der Seitenzählung
auch eine Zeilenzählung für jede Seite hat, bietet
die deutsche Übersetzung nur die Seitenzählung (d. h.,
man kann nach ihr allein eigentlich gar nicht zitieren).
Die Markierung der ergänzten Textlücken durch das
In-Klammern-Setzen des Übersetzungsäquivalents, die
schon in der englischen Übersetzung insofern großzügig
(aber wegen des darüberstehenden koptischen Textes
vertretbar) gehandhabt wird, als im Prinzip nur ganze
Wörter in Klammern gesetzt werden, wird in der deutschen
Übersetzung statt genauer noch großzügiger und