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1976

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 10

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mehrfach betont er, daß die älteren Schichten der Vätersagen
, die z. B. durch die ätiologischen Motive angezeigt
sind, für den Prediger nicht relevant sind. Er erwartet
nicht, daß die heutige Gemeinde in den Texten Abraham,
Isaak und Jakob begegnet, sondern dem Glauben Israels,
der wiederum transparent wird für das Christusgeschehen
. Auch hier ist das zu Predigende das Spirituelle und
Theologische. In dieser unproblematischen Annahme der
Texte in ihrer Letztgestalt weiß sich von Rad in der
Nachfolge der Reformatoren, für die es noch keine Spannung
zu einer historischen Exegese gab; das zeigen viele
Zitate von Calvin und Luther. — Einen besonders lebendigen
Eindruck davon, wie von Rad den Studenten den
Weg vom Text zur Predigt erklärte, vermittelt die Einleitung
einer exegetisch-homiletischen Übung, die von Rad
zusammen mit G. Bornkamm und H. von Campenhausen
im Wintersemester 1965/66 abhielt.

St. Leon Claus Westermann

„Taschen-Tutor", hrsg. v. Peter Diepold u. Ulrich P. Ritter
. Altes Testament. Teil 1: Von den Anfängen Israels
bis zum Exil. Von P. Diepold. Göttingen: Vandenhoeck
& Ruprecht 1974. 120 Karteikarten kl. 8°. DM 16,80.

Von diesem Taschen-Tutor, den P. Diepold (Göttingen)
und U. P. Ritter (Frankfurt) herausgeben, liegt der erste
Teil des AT, von P. Diepold bearbeitet, vor. Er umfaßt
den Zeitraum von den Anfängen Israels bis zum babylonischen
Exil. Der Taschen-Tutor will ein Hilfsmittel zur
Einführung des Theologiestudenten in das Fach AT sowie
zur Examensvorbereitung in diesem Fach sein und
betritt somit Neuland. Der Autor ist insofern auf seine
Aufgabe gut vorbereitet, als er sich nicht nur durch seine
in den BWANT 1972 publizierte Dissertation über „Israels
Land" als Fachmann auf alttestamentlichem Gebiet
ausgewiesen, sondern sich auch durch sein Studium
der Volkswirtschaft und seine speziellen Arbeitsfelder
Hochschuldidaktik, Gruppendynamik, Curriculument-
wicklung usw. wesentliche Voraussetzungen für ein solches
Unternehmen geschaffen hat. Nach Auskunft des
Vfs. ist der Tutor während seiner Arbeit im Theologischen
Stift Göttingen entstanden und erprobt. Und wer
einmal, wie Rez. selbst, mehrere Jahre ein Theologen-
konvikt geleitet hat, weiß um die Schwierigkeiten des
Studenten, Vorlesungen und Übungen effektiv zu nutzen
und das Selbststudium optimal zu gestalten, und begegnet
deshalb mit besonderem Interesse und mancherlei
Erwartungen diesem neuen Hilfsmittel.

Der Taschen-Tutor besteht aus etwa 120 farblich unterschiedenen
Karteikarten vom Format Din A 6. Sein
erklärtes Ziel ist es, die „Kenntnis der wesentlichen Daten
, Zusammenhänge und Probleme der Geschichte Israels
, Theologie des Alten Testaments, Entstehungsgeschichte
der alttestamentlichen Schriften" zu vermitteln.
Vf. geht so vor, daß er dem Verlauf der Geschichte Israels
entsprechend den Stoff in folgende neun Kapitel gliedert:
1. Geographie und chronologischer Überblick, 2. Israels
Vorgeschichte (die Überlieferungen von den Vätern, von
Mose, Exodus, Sinai und Wüste), 3. Landnahme und
Richterzeit (Amphiktyonie, Josua- und Richterbuch,
Landnahmeüberlieferung), 4. Die Anfänge des Königtums
(Saul und David), 5. Die Salomonische Ära (frühe
Weisheit, Jahwist), 6. Die getrennten Reiche (Prophetie,
Elohist, Königsbücher), 7. Der Fall Israels (Arnos und
Hosea), 8. Juda unter assyrischer Vorherrschaft (Micha,
Jesaja), 9. Die Josianische Epoche (Deuteronomium,
Bund, Recht). Innerhalb jedes Kapitels werden zunächst
einführende Informationen geboten und die Lernziele
formuliert. Sodann werden spezielle Aufgaben gestellt,
die auch unter Heranziehung der knapp kommentierten
neuesten Literatur der selbständigen Erarbeitung des
neuen Stoffes und der systematischen Wiederholung dienen
. Dazu gehören stets das Lesen bestimmter alttesta-
mentlicher Texte in deutscher Ubersetzung sowie Ubersetzungsvorschläge
theologisch zentraler und in Examina
gern benutzter hebräischer Texte. Außerdem werden
einigen Kapiteln sog. Materialkarten beigegeben. Aus jedem
Kapitel werden Diskussionsthemen für Arbeitsgruppen
ausgewählt. Auf speziellen Lernkarten werden
die wichtigsten Probleme, Daten und Zusammenhänge
zusammengefaßt, und an Hand der Testkarten kann man
das eigene Lernergebnis kontrollieren.

Ohne Zweifel ist der hier eingeschlagene methodische
Weg richtig und wird deshalb auch zum gewünschten
Erfolg führen. Auch darin, daß einerseits wesentliche
Fakten vorgegeben, anderseits aber Probleme aufgezeigt
werden, ist ein vertretbarer Mittelweg eingeschlagen
worden, der grundlegenden Wissensstoff vermittelt und
zugleich eigenes Weiterstudieren eröffnet und anregt.
Gewiß kann man hinsichtlich der Stoffauswahl oder der
Markierung dessen, was jeweils zum Wichtigsten gehört,
hier und da anderer Meinung sein. Daß der Geschichte
und der historischen Geographie ein hoher Tribut gezollt
wird, kann man noch verstehen. Warum aber die Religionsgeschichte
insgesamt so stiefmütterlich behandelt
wird, bleibt zu fragen. So fehlen z. B. Aussagen über das
Wesen der Gottheiten El und Baal. Ebenso vermißt man
Hinweise auf die Auseinandersetzungen der Jahwe-Religion
mit der kanaanäischen Kulturlandreligion in den
verschiedenen Epochen der israelitischen Geschichte.
Auch bezüglich der Literaturauswahl sind die Gewichte
mitunter etwas einseitig verlagert, und man wünschte
sich eine ausgewogenere, breitere Streuung der empfohlenen
Titel. Insgesamt jedoch ist der Versuch, einen Taschen
-Tutor zusammenzustellen, geglückt. So wird man
allenthalben mit Erwartung dem zweiten, bis zur Römerzeit
reichenden Teil entgegensehen.

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

Agnew, F.: On the Origin of the Term Apostolos (CBQ
XXXVIII, 1976 S. 49-53).

Becker, P. Joachim: Wurzel und Wurzelsproß. Ein Beitrag
zur hebräischen Lexikographie (BZ 20, 1976 S. 22
bis 44).

Birch, Bruce C: The Choosing of Saul at Mizpah (CBQ

XXXVII, 1975 S. 447-457).
Dion, Paul-ß.: Les deux principales formes de l'angelo-

logie de l'Ancien Testament dans leur cadre oriental

(Science et esprit 28, 1976 S. 65-82).
Dubarle, A. M.: Les Textes hebreux de Judith: un nou-

veau signe d'originalite (Bibl 56, 1975 S. 503-511).
Van Dyke Parunak, H.: A Semantic Survey of NHM

(Bibl 56, 1975 S. 512-532).
Gordis, Robert: Studies in the Esther Narrative (JBL 95,

1976 S. 43-58).

Halpern, Baruch: Levitic Participation in the Reform
Cult of Jeroboam I (JBL 95, 1976 S. 31-42).

Jensen, Irving L.: Jensen Bible Study Charts. 1: General
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Johnston, Robert K: „Confessions of a Workaholic": A
Reappraisal of Qoheleth (CBQ XXXVIII, 1976 S. 14 bis
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Krinetzki, Günter: Prahlerei und Sieg im alten Israel

(BZ 20, 1976 S. 45-58).
Levine, Baruch A.: More on the Inverted Nuns of Num

10:35-36 (JBL 95, 1976 S. 122-124).
Loretz, Oswald: Vergleich und Kommentar in Arnos 3,12

(BZ 20, 1976 S. 122-125).
Marböck, Johannes: Gesetz und Weisheit. Zum Ver-