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1976

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Religionswissenschaft

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653

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 9

654

" Vgl. z. B.: J. B. Schairer: „Der eine lernt lieben, sobald er glauben
kann; der andere — ebenso eindeutig und klar —■ lernt glauben, sobald
er lieben gelernt. Es Ist fast ein (ilück zu nennen, dal) let/.terer Weg viel
elier gclebrt und gelernt werden kann als der erstere, der primär-religiöse"
in: Johanne) Neumann (Hrsg,): Einführung in die I'sycbotherapie fllr
Pfarrer (auf inidvldualpsychologfscher Grundlage), 11)30, 8. 345.

'* Von den älteren Predigern knüpfen In dem von uns definierten
Sinne z. 11. recht eindrücklich an: Robert Aeschbacher, OuBtav Benz,
Friedrich Kittelmeyer, Christian Geyer und viele andere.

" Vgl. auch: Jes 26,12: „Alles, was wir ausrichten, das hast Du uns
gegeben" und Dtn 8,17.18: „Denke (dann) nicht etwa bei Dir selbst:
.Meine Kraft und meine starken Arme haben mir diesen Wohlstand
verschafft!' denke vielmehr darau, daß der Herr, Dein Gott, es ist, der
Dir die Kraft verliehen hat, solchen "Wohlstand zu erwerben".

41 Zu der Bedeutung des Schöpfungsgedankens für das mensohilche
HelbBtvcrst&ndnls vgl. insbesondere: Wilhelm I.ütgert: .Schöpfung und
Offenbarung. Eine Theologie des ersten Artikels, 1034, und das bereits
genannte Buch von Langdon Gllkey: Der Himmel und Erde gemacht
bat, 1071.

" Vgl.: Helge Brattgärd: Im Haushalt Gottes. Eine theologische
Studie über Grundgedanken und Praxis der Stewardship, 1004, und
T. A. Kantonen: Lebendige Gemeinde. Theologie der Haushalterschaft,
1058.

" Was eine im Sinne Albert Schweitzers durch die Stichworts Dank —
Dienst — Denken charakterisierte Friimmigkeitsstruktur für christliche
Kxistenz im Sozialismus zu bedeuten vermag, wurde im Hinblick auf
Dank und Denken in dem Kssnyband zum 100. Geburtstag Albert
Schweitzers „Vermächtnis und Wirklichkeit", 1074, in dem Beitrag
„Die Bedeutung Albert Schweitzers für eine geistige Neuorientierung
der Christen in der DDK", S. 41—50 kurz angedeutet.

RELIGIONSWISSENSCHAFT

Youiik, Williarn <!., Ph. 1).: Patriarch, Shali aml l'aliph.

A Study of the Relationshipa <>(' the Church of the Baal
with the Saaaanid Kmpiro an<l the Early Caliphatos up
to 820 A. I). With Special Keforonco to available trans-
lated Syriao Souroes. Rawalpindi, Pakistan: Christian
Study Centro 1974. XV, 222 S. m. 4 Ktn gr. 8°. Kart.
Rb. 15.— ; Lw. Rs. 20.—.

Hinter dein Titel verbirgt sich eine Darstellung der
neatorianischen Kirche im Perserreich und unter
Omaijaden und Abbassiden bis etwa 820, jener Kirche,
die zwar etwas außerhalb des Blickwinkels üblicher
Kirchengeschiohtssohreibung liegt, aber doch eine große
Bedeutung für den Nahen und Fernen Osten hatte.
Der schottische Vf. ist nicht nur Kirchenhistoriker,
sondern auch Bisohof in der pakistanischen Kirche.
Davon ist die vorliegende Arbeit geprägt. Young will
am historischen Modell die Bedingungen untersuchen,
denen eine christliche Minderheit in einem Staat
unterworfen ist, dessen offizielle Religion nicht die
ohristliohe ist.

Rigentlicher Ansatzpunkt ist die Synode von
Seleukia — Ktetiphon i. J. 410. Nach den Verfolgungen
des 4. ,lh. (unter Shapur II.) hatte der Schah Restitutionen
verfügt und die Christen offiziell atierkannt. Die
von der Synode dankbar begrüßten Beschlüsse sollten
ein Modell für die nächsten vier Jahrhunderte werden.
Aus der Anerkennung als religiöse Minderheit ergaben
sich für den Staat gewisse Befugnisse innerhalb der
Kirche. Im ganzen kann der Vf. feststellen, daß die
Kirche, von einigen schweren Verfolgungen des 5. Jh.
abgesehen, in Frieden lebte. Gelegentlich war die
Staatliche Einmischung in kirchliche Angelegenheiten
ZU stark. Das Edikt sagt nichts über die Staatsreligion
"us, doch zeigt die Praxis, daß eine Bekehrung von
deren Anhängern zum Christentum mit der Todesstrafe
geahndet wurde. Dagegen war die Mission außerhalb
'»fr Grenzen freigegeben, und die Kirche hat diese
Möglichkeit genutzt, wie die Mission unter Indern und
Türken, Mongolen, Tibetanern und Chinesen zeigt.

Voraussetzung für die Duldung der Kirche war
tbaoluto Autonomie. Die Unabhängigkeit vom By-
'■'intinischen Reich, dem Todfeind des Perserreiches,
war besonders von dem Zeitpunkt an gegeben, als
u'e persische Kirche (avif Betreiben Bar Saumas)

offiziell die nestorianischo Lehre übernahm. Fehlen
eines Caesaropapismus bedeutete nicht, daß die Kirche
nicht gelegentlich dio Macht des Staates in Anspruch
nehmen konnte. Doch blieb das die Ausnahme.

Der Vf. stellt einen deutlichen Unterschied zwischen
der persischen und der islamischen Herrschaft fest. Es
hat den Anschein, als ob trotz gelegentlicher Verfolgungen
und trotz zähen Widerstandes ihrer Vertreter
die zoroastrischo (Staats-)Religion im späten Sassani-
denreioh an Bedeutung verliert, während die Christen
an Einfluß gewinnen, Dio Eroberung durch die Araber
installierte eine islamische herrschende Schicht, die
zunächst in der Minderheit war. Der Status der Kirche
blieb unberührt. Ja, es kam zu Gesprächen zwischen
den verwandten Religionen. Doch spätestens unter
den Abbassiden, mit der Verlegung der Residenz des
Kalifen von Damaskus nach Mesopotamien, nach
Bagdad, wurde deutlich, daß der Islam eine missionierende
Religion war. Der Übertritt von der Staatsreligion
zum Christentum war schon unter den Sassa-
niden verbeten gewesen. Doch jetzt wurden allmählich,
aber konsequent die Christen durch gesetzlich festgelegte
Benachteiligungen zu Staatsbürgern zweiten
Ranges degradiert.

Young vergleicht am Schluß das gewonnene Ergebnis
mit den Bedingungen, denen seine eigene Kirche

ausgesetzt ist. Kr kann mit Befriedigung konstatieren,

daß die Verfassung der Islamischen Republik Pakistan
von 107.'! allen Bürgern das Hecht zugesteht, ihre

Religion zu bekennen, zu praktizieren und zu propagieren
. Damit entspricht sie der Verfassung der pakistanischen
Kircho von 1057, die im übrigen gleichermaßen
Autonomie wie ökumenizität betont.

Die Fragestellung bedingt eine gewisse Beschränkung
auf die Verhältnisse der Kirche, soweit sie politisch
kirchenpolitisch relevant sind. Auch die Würdigung
der großen Patriarehen Mar Aha I., lsho'yahb
III. und Timotheos I. geschieht unter diesem Gesichtspunkt
.

Der Vf. stützt sich auf dio wichtigeren englischen
und französischen Monographien zum Thema, mehr
ließ die Tätigkeit eines Bischofs nicht zu. Wenn dieser
Mangel kaum spürbar wird, so liegt das daran, daß die
Darlegungen konsequent auf den Quellen aufgebaut
sind.

Greifswald Hans Georg Thümmel

Stietencroil, Heinrich von [Hrsg.]: Der Name Nolles. Mit

Beiträgen von P, Boycrhaus, A. Böhlig, H. Brunner, H.
Cancik, W. Eichhorn, J. van Ess, H. Geso, B. Gladigow,
H. Hengel, W. Kasper, M. Laubscher, J. Simon u. II.
von Stietencron. Düsseldorf: Patmos-Verlag [1970].
260 S. 8° « Patmos-Paperback.

Zu den konstituierenden Faktoren einer Religion
gehört der Name der Gottheit bzw. ihro eventuelle
Namenlosigkeit. Während der konkrete Name oder
mehrere Namen derselben Gottheit bzw. verschiedener
Götter in derselben Religion ein wichtiges Mittel sowohl
des Wesonsverständnisses der Götter als auch der
Überbrückung der Distanz zwischen Gott und Mensch
ist, begegnet uns, zumal in der Mystik, auch der prinzipielle
Verzicht auf einen Cottesnamen, oder der
Name wird nur als vordergründiges Symbol für das
absolute und impersonale göttliche Sein verstanden.
Das vorliegende Sammelwerk erschließt den weiten
Komplex der oben angedeuteten Erscheinungsformen
des Ausdrucks der Begegnung mit heiliger Wirklichkeit
mit Beiträgen von Wissenschaftlern aus zehn verschiedenen
Fachgebieten. Eine kritische Behandlung aller