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Ausgabe:

1976

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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als Papslamt so weitgehend incinandergewachsen sind und gerade
dieser Vorgang kirchentrennend werden mußte (S. 17ff.,
70), soll künftig um der Einheit der Kirche und ihres Dienstes
an der Welt willen der petrinische Dienstcharakter die Ausübung
des Papstamtes und nicht mehr umgekehrt das historische
Papsttum das Verständnis des Petrusdienstes bestimmen
.

Drittens. Entscheidend für die geschichtliche Wirkkraft dieser
Einsichten ist es, daß sie nicht bei der isolierten Relativie-
rung einer großen historischen Institution stehenbleiben, sondern
sich als mit den anhebenden Wandlungen der Gesamt-
slruklnr der Kirche verbunden erweisen. Dem Verhältnis der
Primatialitäl des Papstes zur Kollegialität der Bischöfe entspricht
nämlich das der Ortskirche Rom zu allen anderen Orts-
kirchen. Daß die Kirche in und aus solchen lokalen Kirchen
(Diözesen, Diözescnverbänden) bestehe, ist hier das theologisch
tief verankerte Axiom. Die Einheit unterschiedener Orts-
kirchen aber verlangt bestimmte Organe und Verfahrensweisen
für ihre immer neuen Wahrheits- und Entscheidungsfin-
dungsprozesse. Eine solche Konziliarität der Kirchen allein ist
daher der Ausweg zwischen autoritärem System (Einheit als
Einheitlichkeit) und Desintegration (S. 49/., 55, 60ff., 70). Die
Funklionsfähigkeit dieses Geschehens erfordert ein persönliches
(nicht ein behördlich-bürokratisches) und ein durchaus
mit Autorität und Macht ausgeübtes Amt. Dieses Amt als die
gebotene Weise eines künftigen Papsttums und urngekehrt da»
gewachsene römische Papsttum als konkreter „Ort" dieser
Amisausübung zu sehen, ist von beiden Seiten her der Kern
der Vision einer Verständigung. Damit ist Katholiken ein Leitbild
für Umbildungen ihres Papstamles ebenso zugemutet wie
Evangelischen der Ansatz zur Bejahung eines universalkirch-
lichon Amtes (Universal Primacy 42). Ein solches Amt ist
weniger als ein Universalepiskopat, mehr als bloße Koordination
, kein Sandkastenspiel zur ökumenischen Komplettierung,
sondern Bedingung für Einheit und Sendung der Kirche von
morgen.

Der Freimut historischer und konfessioneller Kritik und
Selbstkritik (vgl. Universal Primacy 37, 43), der Reichtum geschichtlichen
Details (z. B. S. 18f., 30, Universal Primacy 38),
der Tenor einer epochalen Idee, wie sie aus den Beiträgen und
Dokumenten sprechen, machen die Lektüre belehrend, erhellend
und bewegend.

Drei Zentralfragen schälen sich als Grundlegung für unsere
uD Ganzen noch wenig entwickelte Gesprächsbeteiligung heraus
:

1. Kann der lutherisch-katholische Konsens in der Gnadenlehre
(hier vor allem die Abweisung eines bloß forensischen
Rechtfcrtigungsverstandnisses) die heute in der evangelischen
ökumenischen Methodik bevorzugte Hervorhebung des Evangeliums
als der einigenden Mitte (Diskussion um Confessio
Auguitana VII, Lcuenberger Konkordie) vor einer Formalisic-
r'«ng schützen und gerade so seine weitreichende Folgewirksamkeit
beweisen (Sichtbarkeit der Kirche und ihrer Einheit,
Überwindung von Alternativen wie göttlich-menschlich, Glaube
— Ordnung, Gnade — Recht)?

2. Kann besonders die Frage, wie Auftrag und Dienst für
die christliche Gemeinde heute mit Auftrag und Dienst der
Apostel (und in dieser Einordnung auch des Petrus) verbunden
sind, so beantwortet werden, daß die Antwort nicht an
den Grenzen direkter exegetischer Nachweisbarkeit endet, aber
auch eine konkrete geschichtliche Verbundenheit von Ursprung
ur>d Fortgang weder positivistisch behauptet noch vergleich-
Bultigl wir<l?

3. Kann die Zuordnung von Konziliarstruktur und Primatial-
slruklur, wie sie im Verhältnis von Ortskirchen und Petrusdienst
erscheint, gerade wenn sie mehr ist als ein Tcilaspekt
der Kkklesiologic, durch entsprechende Anwendung auf anderen
ProblemfeldcTii geprüft, eingeübt, verwirklicht werden?
'*t sie etwa für die Verhällnisbestimmung der beiden ökume-
n's<h diskutierten und einander offenbar unaufhebbar zuge-
'""diictcn „Modelle der Einheit" („Konziliarität" und „orga-
'"sdie Union") hilfreich, oder kann sie, vielleicht auf regiona-
er Ebene, auch etwas austragen für das Verständnis der ekkle-

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sialen Qualität und Autorität einer Föderation cvnngelischcr
Landeskirchen?

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Theologische Litcraturzcituug 101. Jahrgang 1976 Nr. 8