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1976

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Kirchengeschichte: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 1

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Index 85—101: Legenden, Apophthegmen, Wunder-
erzählungen, Gleichnisse, prophetische Worte, Regel -
und Gesetzesworte, Weisheitsworte, christologische
Sprüche, AT-Zitatc, Hymnen). Dieser Teil ist ausdrücklich
als Experiment gekennzeichnet und mit der
doppelten Einschränkung verschen, daß einerseits wohl
die vorgeschlagenen Gattungs-Kategorien dem Stoff
nicht wirklich adäquat seien und andererseits Vokabelstatistiken
für derartige formkritischen Unterscheidungen
nicht sehr förderlich sein können (6). Da sich die
Formanalyse in ihrer Befragungsweise von vornherein
auf den morphosyntaktischen Bereich bezieht (vgl.
W. Richter, Exegese als Literaturwissenschaft, 1971,
72ff.), wird man auch kaum wesentliche Antworten
aus dem Bereich der Lexik erwarten können; insofern
ist das negative Ergebnis dieses Teils der Arbeit eine
Bestätigung der methodischen Einsicht.

Diese Sammlung insgesamt treibt die Arbeitsweise
von den bisherigen bloßen Häufigkeitsverzeichnissen
her auf das Ziel einer wirklichen Statistik hin entscheidend
voran, sofern die Häufigkeit der Verteilung
nach der newtonschen Binominalformel und die
Standardabweichung nach der üblichen Formel (Quadratwurzel
aus dem Produkt von Okkurenz, Wahrscheinlichkeit
und komplementärer Wahrscheinlichkeit,
12f.) bestimmt und zur Basis für die Markierung der
Signifikaten Häufigkeiten und Abweichungen gemacht
werden (vgl. Ch. Müller, Einführung in die Sprach -
Statistik, Berlin: Akademie-Verlag 1972). Dabei sollen
die verschiedenen Stoffgruppierungen von vornherein
nicht als abschließende Entscheidung einer Quellen -
annlyse verstanden werden, sondern nur als vorbereitendes
Hilfsmittel dazu dienen (3). Man wird
jedoch bei der Verwendung der Tabellen beachten
müssen, daß mit der Bestimmung von redaktionellen
Partien (6f., lOf.) schon bei der Programmierung über
die anfängliche Zielstellung hinausgegangen wird und
insofern eine Verschiedenwertigkeit der Tabellen gegeben
ist. Dadurch wird jedoch das Vorhaben mit
einer Unscharfe belastet. Diese vergrößert sich noch,
wenn man auf die gliedernde Aufbereitung der Stellen
insgesamt blickt: Da die Basis für die Stellengruppierung
nicht die Perikopc, sondern der Satz sein soll
(3f.), wird das mt und lk Alleingut sehr umfänglieh
gefußt (5f.; z.B. im Minengleichnis nur Lk 19,20 pur
für Q), so daß aus diesem Komplex immer wieder
Ausgliederungen sowohl in Richtung der Vorlagen wie
der Redaktion nötig sind. Die Aufteilungskategorien
erweisen sich auch darin als ungleich, sofern Zusatz«!
zu Mk und Q als Worte erkennbar sind, während für
Mk, Q und die erzählenden Redaktionsstücke der
Großevangelien ganze Sätze veranschlagt wurden. Bei
der Programmierung des Komputers wurde ferner der
bestimmte Artikel ausgegliedert (3). Das aber hat zur
Folge, daß diese Ziffer leider bei den summarisch! n
Angaben des Wortbestantles auch dann fehlt (10),
wenn er bei der Verwendung des Wortbestandes als
Quotient zur Bestimmung der relativen Häufigkeil
nicht fehlen dürfte. Ob sich dies immer ausgleicht,
konnte ich ohne Hilfe einei Rechners nicht nachprüfen
, doch gibt zu denken, daß der bestimmte Art ikel
bei dem kürzeren Mt häufiger ist als bei dem längeren
Lk. Zu bedauern ist auch, daß als Bezugsgröße bei der
Redaktionsbestimmung für Mt und Lk deren Wortbestand
mir unter Abzug von Mk- und Q-Bestandteilen
gegeben ist; hier hätte man sich lieber eine jeweils
doppelte Relationsangabe (einmal — wie angegeben —
auf die engeren Größen und einmal auf den Wortbestand
im ganzen bezogen) gewünscht. Auch daß
generell die Mk- und Q-Matcriali<ui nur einmal gezahlt

s/nd, erweist sich nur in bezug auf die Hervorhebung
ihrer signifikanten Worte selbst als Vorteil, der aber
zugleich zum Nachteil wird, wenn man nach dem
Verhältnis von Tradition und Redaktion bei Markus
beispielsweise fragt. Dazu hätte man gern auch das
Verhältnis von übernahmen, Zusätzen vind Weg-
lassungen in den Großevangelien verglichen. Bei der
Aufnahme der Mt-Redaktion wurde die Aufnahme der
Dubletten versäumt (z. B. 5,27—30; 7,19). Besonders
berücksichtigt werden müßten auch die Stellen, an
denen Mt das Verbum compositum auf das Simplex
reduziert; dieses Phänomen erscheint jetzt zu Unrecht
unter den Mt-Zusatzen (vgl. 4,18; 18,9). Uber solche
Vorgänge möchte eine Statistik abi^r zusammenhängend
Auskunft geben.

Man wird darum das hier angebotene Hilfsmittel
zwar dankbar, doch mit «lor nötigen Vorsicht verwenden
können. Die statistische Aufbereitung des Materials
wird von solchen Arbeitsgruppen, denen die Hilfe
eines Komputers zur Verfügung steht, in der hier
eingeschlagenen Richtimg weitergeführt werden müssen.
Bei der Aufbereitung des Materials sollte die „Statistische
Synopse" von R. Morgenthaler (Zürich 1971)
berücksichtigt werden. Weiter wäre zu wünschen, daß
über die reine Lexik hinaus auch noch nach typischen
Wortformen, Wortverbindungen und zwischen Homonymen
differenziert würde.

Naumburg Wolfgnng Schenk

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES

Gabriel, Martin: IM« reformierten Gemeinden in Mittel-

llt'lllsildainl. Geschichte und Verfassung einer Bekenntnis-
minderheit im 18. Jahrhundert und danach. Witten:
Luther-Verlag 1973. 400 S. m. 15 S. Abb. gr. 8° = „Unio
und Oonfossio", hrsg. v. J. Beckmann, (!. Härder, W.
Kreck u. (). Söhngen, 5. Lw. DM 30,—.

Die Geschichte d«!r reformierten Gemeinden Mitteldeutschlands
1 (Kirchenprovinz Sachsen) beginnt mit
d(!m Übergang des Fürstentums Halberstadt (1048)
und des Herzogtums Magdeburg (1080) in den Benitz
des brandenburgischen Kurhauses. In einer betont
lutherischen Umgebung waren und blieben ref. (Je

meinden über zwei Jahrhunderte nur in enger Anlehnung
an den Landesherrn existenz- und entwicklungsfähig
. Unter dienen Bedingungen entwickelten siv
eine Reihe innerer und äußerer Eigenarten, die bis
heute nachwirken. Ihre G«!schichtc ist ■— im Unterschied
zu den fninzösisch-reformiertcn Gemeinden —
bisher nur unzureichend erforscht. Div vorliegende
Arbeit möchte dazu beitragen, diese Lücke zu schließen,
Der Vf. will als Ergänzung zu der primär an kirchen-
und staatspolitisehen Kragen interessierten Arbeit R. v.
Thaddens über die brandenburgisch-preiißischen Hofprediger
im 17. und 18. Jh. den „Alltag" der ref. Gemeinden
am Beispiel der Domgemeinde zu Halle
(Saale) darstellen. Der inhaltliche Schwerpunkt der
Arbeit wird allerdings weder aus «lern Titel noch aus
dein Untertitel ersichtlich. Beide sind wesentlich von
der These (vgl. S. 71 f.) her ZU versteh«'!!, daß „die
Geschichte der reformierten Domgemeinde zu Halle
bei aller selbstverständlich zu beobachtenden Besonderheit
in Ein/.elzügen doch das Wesentliche mit den
anderen ^formierten Gemeinden in Mitteldeutschland
gemeinsam" hat (S. 142).

Die Arbeit besteht aus <'in«!m darstellenden Teil
(S. 26—157) und einer umfangreichen Sammlung von
Urkunden und Belegen (S. 159—362).