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1976

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1970 Nr. 8

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Oslo, Eivind Berggrav. Er war kein Er/.bischof. Fi—II solchen
gibt es in Norwegen nicht. Traditionell galt aber der Bischof
der Hauptstadt als .,prirnus inter pares". Andere waren aber
sehr stark bei der Ausarbeitung der Bekenntnisschrift behilflich
, vor allem Pastor Olav Valen-Sendstad in Stavangcr und
der Bürochef Kristian Hansson. Berggrav war aber die zentrale
Gestalt. Und seine Hervorhebung der Bedeutung der Ordination
, besonders beeinflußt von dem schwedischen Dogma-
tiker Gustaf Anita, setzte sich durch. Obwohl man auf die
ganze 900jährige Tradition der norwegischen Kirche hinwies,
bedeutete dies aber natürlich keine Verweisung auf eine Art
von successio apostolica. Man wünschte nur die Selbständigkeit
der kirchlichen Amter zu verteidigen. Man wollte der
staatskirchlichen Ordnung gegenüber so loyal wie möglich
bleiben. Faktisch wurde aber die Kirche nach 1942 eine
..selbstadministrierte Volkskirche", und am 2. Juli 1944 bat
man geheim neue Pfarrer ordiniert.

Nun gab es aber in Norwegen eine bewußt mehr oder weniger
selbständige, stark pietistisch gefärbte Laienbewegung, vor
allem die sog. Chinamission, deren einflußreicher Leiter Lud-
vig Hope war. Iiier wünschte man eigentlich nicht diese starke
Hervorhebung des Pfarramtes und der Ordination. Wegen der
faktischen Notlüge stimmte Hope aber zu, wie auch der alle
Streit zwischen „konservativer" und „liberaler" Theologie ein-
geklamemrt wurde. Eingeklammert, aber nicht vergessen. Und
so versteht man, daß „Kirkens Grunn" unmittelbar nach der
Befreiung im Mai 1945 an Bedeutung verlor. Das hier besprochene
Buch endet mit der Feststellung: „Als normale kirchliche
Verhältnisse wieder etabliert wurden, behielt das Dokument
keinen kirchcnrcchtlichen Status. Kirkens Grunn muß
folglich als ein zeitweiliges kirchliches Bekenntnis betrachtet
werden."

Genloftr/DSnemark N. H. See

Balthasar, Hans Urs von: Henri de Lubac. L' Oeuvre organi-
que d'une vie (Nouvelle Revue Theologique 97, 1975 S. 897
bis 913).

Bande, Franz Xaver: Die Ablehnung der Unfehlbarkeit des
Papstes durch Döllinger (MThZ 26, 1975 S. 364-386).

Heumer, Johannes SJ: Bischof Martin von Paderborn und sein
Einsatz für das erste Vatikanum nach dessen Abschluß
(ThGl 65, 1975 S. 383-389).

iBocgner, Pasteur Marc:] Notice sur la vie et les Travaux du
Pasteur Marc Bocgner (1881—1970) par M. 0. Cullmann.
Poris: Firmin-Didot et Cie 1974. 19 S., I Porträt 4° — Institut
de France. Academie des Sciences Morales et Polili-
ques. 1974, No. 9.

Ccrteau, Michel de: Christinnisme et „modernite" dans l'histo-
riographie contemporainc (Recherohes des science religieuse
^ 63, 1975 S. 243-268).

Piaskamp, Franz: F"rater Bonaventura Schlebrüggc (Franziskanische
Studien 57, 1975 S. 166-182).

Gonoczy, Alexandre: Charismatische Bewegung und Unterscheidung
der Geister (Wort und Antwort 16, 1975 S. 65
bi, 71).

Hasenfuß, Josef: Christentum und Judentum nach H. Schell
(ThGl 65, 1975 S. 378-383).

Hegel, Eduard: Die katholische Kirche Deutschlands unter
dem Finfluß der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Opladen:
Westdeutscher Verlag [1975]. 31 S. gr. 8° = Rheinisch- Westfälische
Akademie der Wissenschaften, Geisteswissenschaften
, Vorträge G 206. DM 10,—.

Herr, Theo: Die sozialpolitische Bedeutung des Paderborner
Priesters Wilhelm Hohoff (1848-1923) (ThGl 65, 1975
8. 452-472).

Hoffmonn-Herreros, Johann: Schwierige Ballance. Miguel de
Unamunos Intimes Tagebuch (Wort und Antwort 16, 1975
S. 167-172).

Horst, Ulrich: Zur Vorgeschichte und Interpretation des I. Vatikanischen
Konzils (Wort und Antwort 16, 1975 S. 109
bi« 114).

Knopp, Gisbert: Die Borromäusenzykhka von 1910 und ihr
Widerhall in Preußen (ZKG 86, 1975 S. 41-77).

K»hlcr, Joachim: War Johann Adam Möhler (1796-1838) ein
Plagiator? (ZKG 86, 1975 S. 186-207).

Maier, Konstantin: Auswirkungen der Aufklärung in den

schwäbischen Klöstern (ZKG 86, 1975 S. 329-355).
I'faff, Maurus: Dom Prosper Geranger, Abt von Solesmes (Krbe

und Auftrag 51, 1975 S. 90-105; 190-204).
Schmaus, Michael: Zur 100. Wiederkehr des Geburtstages von

Martin Grabmann (gest. am O.Januar 1949). (MThZ 26.

1975 S. 1-16).

Schmidt, Kurt: Eine neue Satzung für Weltoblaten (Erbe und
Auftrag 51, 1975 S. 11-19).

Schrofner, Erich: Erlösung in Geschichte. Zum Leben Jesu
Schleiermachers (ZKTh 97, 1975 S. 87-103).

Soltner, Louis: Buron und Dom Gueranger (Erbe und Auftrag
51, 1975 S. 5-10).

Willeke, Venantius: Zur 300-Jahrfeier der südbrasilianischen
Franziskanerprovinz 1675—1975 (Franziskanische Studien
57, 1975 S. 128-146).

KIRCHEN- UND
KONFESSIONSKUNDE

Kucharek, Casimir: The Byzantine-Slav Liturgy of St. John
Chrysostom. Iis origin and evolulion. Allendale, N.J.: Alle-
luia Press [1971]. 837 S. gr. 8°.

Das vorliegende umfangreiche Werk des unierten Vfs. beschäftigt
sich mit der „Normalliturgie" der Ostkirche, der Chry-
sostomusliluigie (= Chrys). Die weit ältere Basiliuslilurgie
(= Bas), die bis in mittelbyzanlinische Zeit die gewöhnliche
Liturgie gewesen ist, wird heute nur noch am Gedenktag dek
Kirchenvaters, dem l. Januar, und einigen wenigen andereu
Tagen gefeiert. Im Gegensatz zu Bas steht fest, daß an der Entwicklung
von Chrys der gleichnamige Kirchenvater keinen
Anteil hat. Der Leser der Arbeit von K. nimmt sie natürlich
in die Hand mit der Erwartung, auf die schwierigen Fragen
von Chryi eine Antwort zu finden. Vf. bringt in Part one
(Kap. I-XTV) eine Ubersicht der „ancient liturgies and the
origin of rites" Er zeigt, wie die Apostel die „cssenlials of the
Last supper commemoration" (d.i.: „take bread, give thanks,
bless and break it, say the words of Institution, and give it
to others". S. 17) im Rahinen der jüdischen Mahlfeiern erfüllen
. Für diese Frühzeit wären wahrscheinlich einige Akzente
anders ausgefallen, wenn Vf. die Arbeiten von Jeremias1,
Schürmann2 und, zur neueren Didachedebatte, wenigstens
einen Aufsatz von Betz3 zur Kenntnis genommen hätte. In
der weitere Entfallung der altkirchlichen Anophoren im Rahmen
des Schemas „diversity of form — identity of meaning"
(S. 86) möchte Vf. gerne die römische Liturgie des Hippolyt
als Norm auch der östlichen Entwicklung sehen, weil für ihn
der römische Primat „a primoey not merely of honor, but
also of juristdiction'1 (S. 82) ist. Abgesehen von der Primatsfrage4
ist die Bedeutung der Traditio apostolica des Hippolyt
darin zu sehen, daß in ihr zum ersten Male in Gestalt eines
Formulars auch kirchenrechtlich die für die beiden kalh. Kirchen
bis heute unaufgebbare Verbindung von Eucharistie und
dem monarchischen Episkopal ganz allgemein (und nicht nur
des röm. Bischofs) betont wird5. Was die Lektüre nicht nur
des ersten Teiles schwierig macht ,ist, daß die Probleme der
Geschichte von Chrys nicht hier (mit dem Hinweis auf S. 162
kann der Leser nichts anfangen), sondern in Part Iwo mit seinen
über sechs Sektionen und Kap. XV—LXXVI verteilten
Ausführungen über die Einzclabschnitte von Chrys behandelt
werden. Dabei ergibt sich folgendes Bild: l.Vf. polemisiert
unnötigerweise gegen die Annahme, daß Chrys durch Kürzungen
von Bas entstanden sei, weil beute diese Hypothese ernsthaft
nicht mehr vertreten wird. 2. Die wichtige Untersuchung
von Kngbcrding'*' über die Verwandtschaft zwischen Chrys, so
wie sie mit ihren wenigen Gebeten im cod. barbar. III 55 aus
dem 879. Jh. erhalten ist, und der syr. Zwölf-Apostel-Anaphora
ist Vf. ebenso unbekannt geblieben, wie die Arbeit von
Raes7. 3. Aus diesem Grunde können seine mehrfachen Hinweise
auf das höhere Alter von Chrys gegenüber Bas nicht
überzeugen, denn diese kann nach dem heutigen Stand der