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1976

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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589

Die gründliche und lehrreiche Studie Gabourys unterscheidet
sich durch Selbständigkeit von manchen stereotypen Darstellungen
synoptischer Verhältnisse, und der Hinweis auf die
Strukturen und besonders die Eigenart der vom Vf. als D bezeichneten
Sektion ist verdienstvoll. Trotz der abschließenden
Zusammenfassung ist das Buch nicht leicht zu lesen, aber das
Material ist wirklich kompliziert. Oer unvermittelte Ubergang
von der organischen formgeschichtlichen und strukturgeschichtlichen
Betrachtung zur mechanischen literarkritischen Qucllen-
scheidung wäre allerdings kaum nötig gewesen, und die vorgeschlagene
Einteilung der Tradition auf fixierte Dokumente
wie A-l usw. wird literarkritiscb denkende Leser nur zu neuen
Divisionen und Komplikationen inspirieren.

Husel Bo Reicks

Prigent, Pierre, Prof.: Flash sur l'Apocalypsc. Lausanne-
Paris: üelachaux & Niestie [1974]. 114 S. kl. 8°.
Das brillant geschriebene Buch enthält ökumenische Vorträge
des Vfs. über einige wesentliche Themen der Offenbarung.
Im 1. Kapitel entwirft er mit knappen Strichen seine Gedanken
über die legitime Interpretation des Buches, über Einleitungsfragen
, den Aufbau, die geschichtliche und theologische Situation
, aus der die Offenbarung herauswuchs, und umreißt ihre
Hauptanliegen. Die anderen vier Kapitel beschäftigen sich mit
der Auslegung einzelner Texte: die Gottes- und Lammvision
in Apk 4—5, die Erau-Sohn-Drachenvision in Apk 12, die Visionen
des Millenniums in Apk 20 und des himmlischen Jerusalem
in Apk 21—22.

Prigent versucht zu zeigen, wie tief das ganze apokalyptische
Buch verankert ist in der Theologie der Urchristenheit, wie die
einzelnen Elemente der johanneischen Visionen aus dem
jüdischen Wurzelboden wuchsen, aber völlig durch den
Glauben an Jesus unigeformt wurden. Sehr eindrücklich
wird herausgearbeitet, wie alle Teile der Offenbarung vom bereits
erfochlenen Sieg des Christus am Kreuz her bestimmt
Bind. Seine starken Argumente sind der neuerdings wieder
auftauchenden Hypothese einer christlich übertünchten jüdischen
Grundschrift nicht günstig.

Reizvoll und ernsthaft zu bedenken ist Prigents passatheo-
logisclie Auslegung der Offenbarung. Er möchte die Botschaft
des ganzen Buches als eine Interpretation des eucharistischen
Kultes verstehen, der durch die Neufassung in apokalyptischer
Sprache in ein überrnschendes frisches Licht gestellt werde.
Wer seiner pansakramcntalistischen Auslegung gegenüber kritische
Fragen hat, wird allerdings andere religionsgeschicht-
l'cho und theologische Zusammenhänge vorziehen und oft zu
anderen Besultalen gehingen.

Itirlimond, Va. Mathias Rimi

Achtemeier, Paul J.: The Lucan Perspective on the Miractes

<>f Jesus: A Prcleminary Sketch (JBL 94, 1975 S. 547-562).
Andriessen, Paul OSB: „Benoncant ä la joie qui iui revenait"

. (Nouvelle Revue Theologique 97, 1975 S. 424-438).
"iser, Eugen: Für wen haltet ihr mich? Zur Frage nach dem

Selbstbewußtsein Jesu (Wort und Antwort 16, 1975 S. 129

kis 133).

Bonnard, P.-E.: La tradution de Hebreux 12,2 (Nouvelle Re-
vue Theologique 97, 1975 S. 415-422).

t.ariez, Maurice: Pr6sencc et fonetionnement de l'Ancien Testament
dans l'aiinonce de l'Evangilc (Beclierches de scicncc
religicuse 633, 1975 S. 325-341).

■'•ckert, Just: Die Verteidigung der apostolischen Autorität im
^alatcrbrief und im zweiten Korinlherbricf (ThGl 65, 1975
S- 1-19).

eneberg, Wolfgang SJ: Die Frage nach Bewußtsein und Entwicklung
des historischen Jesus (ZKTh 97, 1975 S. 104 bis
R '

Wlllet, A.: Les christophauies pascales du quatriemc evangile
Ront-ellcs des signes? (Nouvelle Bcvue Theologique 97, 1975
S. 577-592).

ossion, Andr6 SJ: Semiotique du recit evangelique (Nouvelle
Revue Theologique 97, 1975 S. 127-143).

590

Frecd, Edwin D., n. Hunt, Bussel B.: Fortna's Signs-Sourcc

in John (JBL 94, 1975 S. 563-579).
Galot, Jean SJ: Le fondement evangelique du vocu rcligieux

de pauvrete (Grcgorianum 56, 1975 S. 441—467).
Huck, Albert: Synopse der drei ersten Evangelien. 13. Auflage.

Unveränderter Nachdruck der unter Mitwirkung von Lic.

H. G. Opitz von Hans Lietzmann völlig neu bearbeiteten

9. Auflage. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Sicbeck) 1975.
I^attke, Michael: Sammlung durchs Wort. Erlöser, Erlösung

und Erlöste im Johannesevangelium (Bibel und Kirche 30,

1975 S. 118-122).
Leroy, Herbert: „. . . daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes

ist" Eigenart und Herkunft des Johanncscvangcliums (Bibel
und Kirche 30, 1975 S. 114-117).
Limbeck, Meinrad: Flucht oder Annahme? Das Beispeil Jesu

in der Auseinandersetzung mit dem Bösen (Bibel und

Kirche 30, 1975 S. 41-43).
— Jesus und die Dämonen (Bibel und Kirche 30, 1975 S. 7

bis 11).

Pesch, Budolf: Die Zuschreibung der Evangelien an apostolische
Verfasser (ZKTh 97, 1975 S. 56-71).
Bichter, Georg: Zum sogenannten Tauftext Job. 3,5 (MThZ 26,

1975 S. 101-125).
Sabugal, S. OSA: El autotestimonio sobre la conversion de

San Pablo en 2 Cor 4, 6 y Tim 1, 11—14 (Revista Agustiana

de Espiridualidad 16, 1975 S. 355-362).
Schwank, Benedikt: Efraim in Job 11,51 (Erbe und Auftrag 51,

1975 S. 346-351).
Thompson, James W.: „That Which Cannot Be Shakcn": Some

Metaphysical Assumptions in Heb 12:27 (JBL 94, 1975

S. 580-587).

Worden. Ronald D.: Redaction Criticism of Q: A Survey (JBL

94, 1975 S. 532-546).
Woschitz, Karl: Reflexionen zum Zeitverständnis in der

Spruchquellc „Q" (ZKTh 97, 1975 S. 72-79).

KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

Oeing-HanhofJ, Ludger [Hrsg.]: Thomas von Aquin 1274/1974.

Mit Beiträgen von J. Baur, W. Kluxen, U. Kühn, L. Ocing-

Hanhoff, J. Pieper, K.Bahner, A.Zimmermann. München:

Kösel-Verlag [1974]. 176 S. 8". DM 29,50.

Diese Veröffentlichung zum Thomas-Jubiläum fällt in eino
Zeit, da für die katholische Theologie mit dem Ende der Neu-
scholastik weithin ein Desinteresse am Aquinaten festzustellen
ist. Von den sieben Autoren des Sammelbandes ist nur einer —
P. Karl Bahner S. J. — katholischer Theologe. Lediglich sein
Beitrag „Uber die Unbegreiflichkeit Gottes bei Thomas v.
Aquin" ist dem Schulthomismus in einer seiner Ausprägungen
verpflichtet. Um so mehr muß es überraschen, daß das
vorliegende Werk neben vier vornehmlich historischen Arbeiten
von Philosophen zwei Aufsätze von evangelischen Theologen
enthält, die sich mit Thomas beschäftigen und ihn für ihre
Bemühungen heranziehen. Was Ulrich Kühn und Jörg Baur
zu bieten wissen, ist eine sehr lebendige, u. E. vielversprechende
Auseinandersetzung mit der Theologie des Aquinaten.
Es liegt nahe, in einer Besprechung vor allem auf diese beachtenswerten
Beiträge einzugehen.

U. Kühn („Thomas von Aquin und die evangelische Theologie
') und J. Baur (..Fragen eines evangelischen Theologen an
Thomas von Aquin") betonen, daß es der neueren, intensiven
Thomasforscliung zu danken ist, wenn nicht nur überlieferte,
unüberwindlich scheinende Schwierigkeiten für ein evangelisches
Verständnis des Aquinaten ausgeräumt, sondern auch
weitreichende Übereinstimmungen zwischen Thomas und Luther
trotz einer jeweils verschiedenen Begriffliclikcit sichtbar
gemacht werden konnten. Das alles besagt jedoch keinen vollkommenen
Gleichklang. Gegensätzlichkeiten bleiben. Aber
auch dort, wo Thomas nicht mit Luther übereinstimmt, kann
man ihn, wie Kühn zeigt, als „eigenes evangelisches Vätererbe"
(21, vgl. 15) fruchtbar werden lassen.

Kühn behandelt unter diesem Blickpunkt den Traktat über
das „Neue Gesetz", in dem Thomas sein Verständnis des Evan-

Thcologische Litcraturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 8