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1976

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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faßt, sodann das Verhältnis von Judentum und Gnosis. Viele
Autoren widmen ihre Aufmerksamkeit der Bcgriffsbestimmuue
von „Gnosis" und „Gnostiker" und auffällig oft auch der Bedeutung
des Allegorischen in der Gnosis. Die Geschichte der
Gnosisforschung findet sich innerhalb des Bandes in kurzen
Abrissen außer in der Einleitung auch in mehreren Beiträgen
(vgl. bei Widcngren, S. 6G8ff.).

Das Motto von A. D. Nock „uno itinere non potest perveniri
ad tarn grande secretum" (S. 386) drückt euphemistisch aus,
was man andererseits als „konfuse Lage der augenblicklichen
Forschungssituation" (Budolph, S. 773) empfindet, vor allem
hinsichtlich der zahlreichen divergierenden Wesens- und Ursprungsbestimmungen
von Gnosis. B.s Sammelband trägt demgegenüber
sehr zur Orientierung bei und wird zweifellos auch
für die Klärung umstrittener Fragen eine große Hilfe sein.

Wenn man jemandem, der sich mit der Gnosisforschung
vertraut machen will, ein Buch empfehlen soll, dann dieses.

Berlin Karl-Wolfgang TrOger

Baer, Eva: A Group of North Iranian Craftsmen among the Ar-

tisans of Khirbet el-Mcfjcr? (IEJ 24, 1974 S. 237-240).
Daniel, Raymond: Religions et changements sociaux. Encfites

en milieu urbain d'Afrique noiro (Rechcrches de science reli-

gieuse 63, 1975 S. 63-81).
Deleury, G.: L'expcriencc indoue aujourd'hui (Recherches

de science religieuse 63, 1975 S. 127—160).
Feit, Kenneth P.: The Priestly Fool (AThR Suppl. Ser. Nr. 5,

1975 S. 97-108).
Harpigny, Guy: Muhammad est-il considerd comme prophete

(Rev ThLouvain 6, 1975 S. 311-323).
Marznl, Manuel II.! Religions populaircs d'Amerique du Sud

(Recherche de science religieuse 63, 1975 S. 215—242).
Nwyia, l'aul: Mutabilites et immutabilite en Islam (Rechersches

de science religieuse 63, 1975 S. 197—213).
Rosny, Eric de: L'univcrs rcligieux du guerisseur. Analyse et

description d'un traitement psychosomatique ä Douala (Ca-

moreun) (Rechcrches de science religieuse 63, 1975 S. 101

bis 126).

Zago, Marcello: L'equivalcnt de „Dien" dans le bouddhisme
(suite) (Eglise et Theologie 6, 1975 S. 153-174).

ALTES TESTAMENT

Levine, Baruch A., Prof.: In the Prcscncc of the Lord. A Study
of Cult and some Cultic Terms in Ancient Israel. Leiden:
Brill 1974. XIII, 154 S. gr. 8° = Studics in Judaism in Late
Anliquity, cd. by J. Neusner, V. Lw. hfl. 58,—.
Die alttestamcntliche Opferterminologie bietet noch mehrere
umstrittene Fragen. Zwei solche Fragen sind der Gegenstand
der Ausführungen von Baruch A. Levine in der hier zu besprechenden
Arbeit.

Die erste Frage betrifft das Mämim-Opfer. Der Vf. lehnt
^'e oft angenommene Bedeutung als „Gemeinschaftsopfer" ab
"nd stellt statt dessen das Wort mit akk. sulmänu, Gabe, Tribut
, zusammen. Er bemerkt richtig, daß das Brandopfer normalerweise
dem s^lämim-üpfer vorangeht, und deutet das er-
sterc als eine Invokation oder ein Mittel, die Aufmerksamkeit
Gottes zu erregen. Wenn das selämim-Opfcr allein erwähnt
*ird, wird es zunächst als Sieges- oder Investituropfer eines
Kö'"gs (ISum U,14f.) oder bei der Tempel weihe (lKön 8,62f.)
unrgebracht. Außerdem kommt es als Votivopfer eines cinzel-
"en vor (Spr 7,14; Lev 7,11-38, bes. 11-21). Es ist eine
Gabe, mit der man vor Jahwe tritt („is Coming into Yahweh's
P'esence" — daher der Titel des Buches).

Ferner ist zu bemerken, daß die 8clämim-Opfcr in den Kult-
Besetzen des Dln. und bei den Schriftpropheten bis auf Ez 40
~* 48 (Ausnahme Am 5,22) nicht genannt werden und in den
"'storischcn Büchern nur für besondere Situationen erwähnt
^erden. Daraus zieht Vf. den Schluß, daß der Gebrauch dieser
Upfcrart erst durch H und P erweitert und verallgemeinert
urde. Der Schluß scheint überzeugend zu sein.

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Der zweite Teil des Buches ist den Sühneopfern gewidmet.
Hier fängt der Vf. mit einer Untersuchung des Verbs kipper
an. Die Deutung als „bedecken" wird abgelehnt, da sich diese
Bedeutung nur im Arabischen findet, und im Anschluß an akk.
kuppuru, das teils „abwischen", teils „(magisch) reinigen" bedeutet
, wird eine ähnliche Grundbedeutung für das Hebräische
angenommen: „abwischen, tilgen, durch Sühnegeld (kofaer)
lösen". In kultischen Texten heißt es einfach „einen Sühneritus
durchführen". Es gilt also durch Hingabe von Blut das durch
ain Vergehen zustande gekommene Böse zu beseitigen.

Schießlich werden die beiden Sühneopfer, 'äääm und hattä't,
diskutiert. Die Funktion als sühnende Gabe für'äääm wird
auf Grund von lSam 5,1—7,1 behauptet. Die ursprüngliche
Form des 'äs äm-Opfers wäre auch nach Lev 5,17—19 eine kultische
, aus Silber oder Wertgegenständen bestehende Gabe an
die Gottheit, um gewisse Vergehen zu sühnen. Das Opfer eines
Widders stellt eine spätere Entwicklung dar. Das hatfä't-Opfer
hat zweierlei Bedeutung: 1. ein Reinigungsritus, um den Tempel
und die Priesterschaft vor Befleckung zu schützen, und
2. Bitus für die Sühnung gewisser Vergehen des Volkes oder
des einzelnen.

In diesem letzten Teil des Buches ist die Beweisführung vielleicht
nicht immer ganz zwingend, und an einigen Stellen
möchte man zu Einzelheiten ein Fragezeichen an den Rand
setzen. Als Ganzes bietet das Buch aber eine Fülle von wertvollen
Beobachtungen und hat ohne Zweifel unser Verständnis
des alttestamentlichen Opferwesens gefördert.

Uppaala Helmer Ringgren

Pauritsch, Karl: Die neue Gemeinde: Gott sammelt Ausgestoßene
und Arme (Jcsaia 56—66). Die Botschaft des Trito-
jesaia-Buches literar-, form-, gattungskritisch und redak-
tionsgeschichtlich untersucht. Bom: Biblical Institute Press
1971. XVI, 289 S. gr. 8° = Analecta Biblica. Investigationes
Scicntificae in Res Biblicas, 47. Lire 4500.—.
Ohne Verschulden des Rezensenten wurde die Anzeige des
hier zu besprechenden Buches verzögert. Es ist aber, das muß
von vornherein betont werden, eine ihrem wissenschaftsgeschichtlichen
Standort nach sehr bedeutungsvolle Veröffentlichung
, denn sie betritt konsequent einen neuen Weg in der
Tritojesajaforschung, der sich schon seit der Jahrhundertmitte
anbahnte' und auch gegegangen werden muß, will man die in
ihren Ergebnissen zu stark auseinanderslrebcnde literarge-
schichtliche Betrachtungsweise überwinden. Um bei dem nun
schon mehr als acht Jahrzehnte der Wissenschaft vom Alten
Testament gestellten Problem „Tritojesaja", das auf literar-
kritischem Wege offensichtlich unlösbar ist, weiterzukommen,
muß man einmal die Fragen der Einheitlichkeil, Verfasserschaft
und zeitlichen Ansetzung beiseite lassen und statt dessen
den Aussagegchalt der einzelnen Teilstücke, über deren Abgrenzung
im wesentlichen Übereinstimmung besteht, und
dann auch des gesamten Blocks der Kapitel Jcs 56—66 ohne
Beachtung des nicht sicher feststellbaren zeitgeschichtlichen
Bezuges in seiner Eigenart zu erschließen suchen. In Verbindung
damit erweist sich die heute übliche sogenannte redaktionsgeschichtliche
Fragestellung als hilfreich, weil sie die
Ideen aufspürt, welchen wir die uns vorliegende literarische
Komposition verdanken.

Die so skizzierte Aufgabe hat nun P. in seiner aus der Schule
von G. J. Botterweck hervorgegangeneu Dissertation in umfänglicher
Weise angepackt. In Zukunft wird man die hier gemachten
Erhebungen zu beachten haben, wobei gleichzeitig
die in den beiden vorausgegangenen Jahrzehnten dargelegten
Erkenntnisse aufzunehmen und mit dem ihnen gebührenden
Gewicht in den zukünftigen Gedankenaustausch einzubezie-
hen sind.

Für alle Einzelheiten, P.s Zielstellung, methodisches Vorgehen
und Ansicht über den Aufbau der Spruchsammlung sowie
die sich in den Einzelheiten manifestierende Glaubenshaltung
, sei auf das Buch selbst verwiesen. „Tritojesaja" stellt
nach Meinung P.s das Ergebnis einer planvollen Redaktion
dar, welche ein prophetisches Erweckungsbuch geschaffen habe.

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 8