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Ausgabe:

1976

Spalte:

553-554

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Bohren, Rudolf

Titel/Untertitel:

Daß Gott schön werde 1976

Rezensent:

Hertzsch, Klaus-Peter

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Seite 1

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5S3

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 7

.V. I

•ine eigenständige Werbung, die jedoch immer mehr tu eine neue »Sieht möglich macht? Sie bedeutet Heransah
bloße Werbung: ,. Alles isl Darstellung und Qeetai- treten (rotte* aus sieh seihst Kleinwörden (Jottes als
tung der Saclie seihst" (211). Wo Klarheit in der Bache fortlaufenden Prozeß - Vermischung Gottea in die Qe-
hesteht, ist eine kritische Übernahme von Werbemetho gebenheiten dieser Welt, ohne mit ihnen identisch y.n
den in den kirchlichen Dienst möglich und notwendig. werden. So ist er überall in der Wirklichkeit wahrzu-
BMto(flMla) Ki»Timr.i winkUT nehmen, kann - so gern wir es wollten - nicht „entmischt
" werden, fordert aber gleichwohl von uns die
Prüfung der Geister, weil er auch nicht verwechselt

ii . ., , ,, „ „ „ , _ ,„,..,,„., werden darf. Das ist alles noch Imperfekt, erzählbare.

ll'ilin-ii, Kiidolt: Da» Gott schon werde. Praktische I heo ngic „.l»_- CU.-.tu-'U*-«< „l______v „• 11 -t n j v n

als theologische Ästhetik. München: Kaiser [1»75|. 234 8>. ' "" , T '"V - , , . i ^'"«'»dung .11-

DM27—. macht aber noch nicht Allmacht, das Neue aber als das

noch nicht Vorhandene. Das ist kein (kund zur Verzagt-
Rudolf Bohren hat immer den .Mut zum Merkwürdigen heit, sondern Glanz und Vorschein künftiger Schönheit
gehabt. Er hat ihn nicht verloren, wie die* sein neues über aller Zeit und Welt. All das spielt natürlich hinein
Puch ausweist. Er veröffentlicht hier eine Einführung in jn* Poetische; Ästhetik wird Grundlage der Theologie,
die Praktische Theologie unter dem ästhetischen Stoß- weil Gott schön ist und schön werden will,
seufzer „Daß Gott schön werde". Und dies ist offen- All das ist merkwürdig und anregend. Aber ich frage
sichtlich nicht ein Haschen nach Originalität, sondern es mich, ob das vorliegende Buch die adäquate Form ist
ist gleichsam ein Hingen um frische Atemluft für Theo für das, m Bohren bei uns erreichen will. .Nicht zu
logie, für Kirche und Christenheit. Bohren möchte zu fällig ist es eine Vorlesung, zweimal vom Verfasser ge-
den Mutmachern unter den heutigen Theologengehören, halten, die dem Buch zugrunde liegt. Und ich meine, es
nicht zu den verdrossenen Kritikern; auch er polemisiert ist Zeit, einmal grundsätzlich zu überprüfen, ob die zu-
und schilt, aber bei aller Vehemenz ist das doch immer nehmende Gewohnheit, Vorlesungen als Bucher ei cher
das kopfschüttelnde Unverständnis, wie wenig wir scheinen zu lassen, gut ist. Vorlesunghalten und -hören
erkennen, was zu unserem Heil dient, und wie wir mit ist nun einmal ein Akt sehr viel anderer Art als Lektüre
off« men Ohren das Brausen des Geistes überhören. eines Buches. Was dort wirksam und sympathisch ist
Hildulf Bohren möchte die Praktische Theologie - und in seiner Unmittelbarkeit, Unabgeschlossenheit, Offen-
mit ihr die ganze Theologie - aus der Krise heraus- heit, wirkt beim Lesen eher als Mangel an Präzision und
reifien, indem er sie neu begründet. Sie soll sich mit dem Klarheit; was dort Überfluß von Gedanke und Rede
Praktisch-Werden Gottes befassen und soll dies ver- ist, wirkt hier überflüssig. Im „Zeitalter der technischen
stehen als das „Schön-Werden Gottes" in unsrer Welt. Reproduzierbarkeit"(WalterBenjamin) haben wir offen-
Daa kann sie nur, wenn sie von der Pneumatologie und bar noch einmal eine neue Dimension erreicht, ein neues
i'uf die Pneumatologie hin bedacht wird: „Pneumatolo- Anschwellen der Informations-Lawine, seit man das ge-
Kie als Theorie vom Praktisch-Werden Gottes ist die sprochene Wort unverkürzt festhalten und im Druck
fheorie vom Schön-Werden Gottes in der Welt, und reproduzieren kann. Bohren geht von Friedrieh Dürren-
diese Theorie nenne ich .theologische Ästhetik'" (S.93). matts These aus, daß alles, was denkbar ist, auch mög-
' nd wir haben damit alle Stiehworte zusammen, um die lieh sei. Aber man fragt sich, ob alles, was gedacht wer-
das Denken dieses Buches kreist, sofern wir noch die den kann, auch gesagt werden muß - zumal wenn es so
»theonome Reziprozität" hinzugenommen haben, die uns ganz und gar noch nicht zu Ende gedacht ist -, vor
Schon durch Bohrens „Predigtlehre" bekannt ist. (Am allem aber: ob alles, was gesagt worden ist, auch geBande
frage ich mich, warum ein Mann, dem die Schön- druckt werden muß. Die drei Herren, denen im Vorwort
heit, gerade die der Sprache so am Herzen liegt, dies unseres Buches dafür gedankt wird, daß sie diese Vorwort
-Ungetüm, das er in den Mittelpunkt seines Denkens lesung druckfertig gemacht haben, hätten meines Erstellt
, nicht durch eine bessere Formulierung ersetzt.) achtens noch größeren Dank verdient, wenn sie von der
den fünf Paragraphen seines Buches wird zum sicher anregenden Vorlesung eine knappe und klare
'^»einlenken eingeladen: Gedanken zu Kirche and Kolleg-Nachschrift von 25 Druckseiten angefertigt, ihr
"*ttnat, zum Wesen des Geistes und zum Wesen Gottes, ein Florilegium Bohrenscher Aphorismen angefügt und
»Uni Schönen und zum Praktischen werden angedeutet, alles übrige dem Autor überlassen hätten zu späterer
-••mustert, durchleuchtet. Die Linie der Gedanken- Verwendung in Predigt und Gespräch, wissenschaft-
ahrung ist nicht sehr festgelegt, sie setzt irgendwo ein licher Miszelle und poetischen! Text. Dann hätte der
'""' bricht um Knde des Buches fast unvermittelt ab. Der Eindruck nicht entstehen können, daß hier einer mit
Autor weiß selber, daß er Elemente zum nachdenk- sich selber im verstrickten Kampf liegt, einer, der gegen
I ' " Gespräch liefert, nicht eine fertige Konzeption. das allzu Akademische mit allzu akademischen Mitteln
Jniinerhin erscheinen klar umrissene Komplexe: Der kämpft, als Professor gegen das Professorale. Man
Horizont des Geistes, der als pfingstliche Gipfel-Schau möchte gern Bohrens Bundesgenosse werden; denn seine
,Ulr erzählt, nicht beschrieben werden kann - und liier Intention hat etwas Ermutigendes, Befreiendes. Aber
die „inopia vocabularum", die Thomas für da* man wäre froh, wenn der Weg zu ihm etwas kürzer und
Jplen vom Geist konstatiert, geistvoll überwunden -J einsichtiger wäre, will sagen: die Theorie präziser und
***flexionen über die Trinität, die nicht in einer ein- das Praktisch-Werden praktischer.
.'"Kon Christ ologio verarmen darf: dal Praktisch Jena Klaus Peter Hort Mb
"•Wen Gottes in Natur, in Kultur, in Geschichte, die
•'Zl' predigen" ist, in der Gemeinde, die selber ein Kunst-

'•'k werden soll im Zusammenklang und Zusammen- , _, . „ . .... f, .. -,r ,

spiel ii.,..... ,,, , . J? , , .. Krankheit und Tod. Mainz: Matthias-Uruncwalri-Verlag

,! -c, Charismen; der Vater-komplex heutiger f 1™74]. 92 S. 8' = Pastorale 2: Handreichung für den

v«■«Her rheologie, der ihr von Sclileiermaeher, ihrem )a8U,ralen Dienst, hrsg. v. der Konferenz der deutsoh-

|'• '• •"'hafte! und dn in Kichtung auf eine echte sprachigen Pastoraltheologen. Kart, DM7,80.

l" "'"-II.....logie überwunden werden soll; die Poesie als

N loch Ungedachte aller Praxis, so daß alle Künste Das Bendchen gehört zu einer Reihe von zwölf sog.

s"'11 oheimlich loben" und die Zukunft der Theologie Faszikeln, die sich mit Themen der Pastoral befassen.

'?ft daran entscheidet, wieweit sie das Dichterische ge- d.h. annähernd mit allen wesentlichen kirchlichen

v,n»t. Was bedeutet .die dritte Person der Trinität. die Lebensfragen, wie sie vergleichsweise auch von der