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Ausgabe:

1976

Spalte:

541-545

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Küng, Hans

Titel/Untertitel:

Christ sein 1976

Rezensent:

Fritzsche, Hans-Georg

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Theologische Literaturzeitung 101..Jahrgang 1976 Nr. 7

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wissen Änderungswünschen zugestimmt hatten, samt Glauben auch intellektuell zumutbar zn machen. Küngs
deren Beantwortung abgedruckt sowie die angenommc- Herz schlügt hei einer Philosophie, die im Grunde in Genen
Veränderungen. Den Abschluß bildet der Vergleich sellschaftslehre und Existenzdeutung aufgeht. Das be-
Ewischen der ersten Fassung („Addenda") und dem eud- sehneidet u.E. auch seinen Blick zum Gewahrwerden
gültigen Text der ,,Nota Explicativa Praevia". des Gesamtumfanges des marxistisch-leninistischen
Die Verwendbarkeit dieses äußerst hilfreichen Arbeits- Sozialismus, dessen tiefes theoretisches Fundament in
buche», das gleichzeitig einen für den Außenstehenden einer .Dialektik der Natur'bzw. Ont ologie den von Küng
instruktiven Einblick in die komplizierte „Werkstatt" vornehmlich bedachten sozialethischen Bereich weit
des Konzils bietet, hätte m.E. noch gewonnen, wenn die überschreitet und die .Stellung der Theologie hierzu viel-
Texte der wichtigsten Entwürfe in einem Beiheft oder schichtiger macht, als es bei Küng (zumal bei ziemlicher
dergleichen gesondert abgedruckt worden wären. In der Ausklammerung von theologischer Literatur aus der
vorliegenden Form ist es ein wenig mühsam, die auf- DDR überhaupt - außer zu Qumran) erscheint,
gefühlten Änderungen in den vorher abgedruckten Ent- Im einzelnen sei über die vier Hauptteile des Buches
würfen zu lokalisieren. Überdies beziehen sich viele der folgendes referiert. Der „Der Horizont" überschriebene
abgedruckten Erläuterungen, Anderungswünsche von erste Hauptteil (A) ist ein Musterbeispiel für die An-
Konzilsvätern, usw. auf Seitenzahlen und Zeilen- Wendung des Tillichschen Prinzips der Korrelation zwi-
numinern in gedruckten Konzilsvorlagen, die nicht sehen Umweltproblematik und Aussage der Verkündi-
iedem, der mit diesem Buch arbeiten wird, zur Ver- gung. Im Vordergrund steht „I. Die Herausforderung
Fügung stehen. der modernen Humanismen". Trotz vieler Selbstkritik

des christlichen Theologen zieht sich sublimiert doch der

s,r"Hbourg ß0nt<,r GaBmann Gedanke durch: das Ungenügen aller säkularen Heils-

lehren, besonders der bloß technischen Bemeisterung des

Humanitätsproblems, Sichdurchhalten von Religion.

die allein letzte Menschheitsfragen wachhält. Dabei

^VQTPMATKPHF THFOI OfilF unterstreicht Küng durchaus „das bedeutende huma-

bY5lt|V|AII5LHt intULUOIL nistisclie potential des Marxismus" (8.40), sieht indes

.... _. r,„„,, (Fristen und Marxisten - in der Sprache der Logik ge-

Han8: Christ sein- München-Zürich: Piper. [19741. Hagt _ al8 interferierende Begriffe an (nur, aber immer-

fi S- 8 ' liin). Keineswegs zielt indes Küng auf Heims apolo-

In einer Zeit überquellender theologischer Spezial- getische Alternative .Verzweiflung oder Christus', son-

Hteratur greift man interessiert und dankbar nach einem «lern auf etwas, was der II. Abschnitt mit der Überschritt

Hoch, das aufs Ganze geht. Es stellt die Frage naeh Sinn, „Die andere Dimension" andeutet. Das meint die logisch

Wesen und Berechtigung von .Christsein', nach heutigen "der existentiell nicht erzwingbare „Entscheidung

Akzenten der Lehre wie nach heute gebotenen Aktionen Rh Gott in Christus; und es meint in spateren Lx-

'hih (Hauben. Es gibt auch klare Antworten. Allerdings sammenhängen die „Revolution der Gewalt osigkeit .

nateine Fülle, ja Uberfülle an Thematik und historischer „Nicht weitermachen wie bisher, sondern radikales Um-

Informat ion, verbunden mit der oft mals breit a usgreifen- denken und Umkehren des Menschen... eg von seinen

'l«'n Redeweise des Predigers sowie dem Vollständigkeits- Egoismen" und Machten des Bosen: „Haß, Ungerech-

drang des Gelehrten, dieses Buch überaus umfänglich tigkeit, Unfrieden Gewalt Lebensluge... I (b.Ltiö).

gemacht (fast 600 Seiten in recht engem Druck zu/n. Ein dritter Abschnitt „III. Die Herausforderung der

l'ch etwa 70 Seiten Anmerkungen und Literatur- Weltreligionen" entwirft eine Theologie der Religionen,

"»tfaben), so daß es praktisch weniger handhabbar er- Nicht deren Mangel, sondern deren Reichtum muß im

«•hei,,« als seinerzeit llarnacks schmales Bündchen über Blickfeld liegen. Man muß von ihnen zu lernen suchen

-'bis Wesen des Christentums' kraft dessen Konzentra- (Beispiele 8.105). Vorsicht vor dogmatischen „kchem-

fc»on und rhetorischer Kraft der knappen Worte. Küngs lösungen" des Religionsproblems! „Rund um die Welt

"» Anlage und Tendenz ähnliches Buch verfolgt viele wird man keinen ernsthaften Juden, Moslem oder Atnei-

Zwecke zugleich, indem es sich an alle denkbaren Kate- sten finden, der die Behauptung, er sei ein .anonymer

gorien von Lesern richtet (8.13). So vereint es die Ele- Christ', nicht als Anmaßung empfände. Eine solche Ver-

l,lpnte einer D.xMnat ik mit denen eines Glaubensbuches, einnahmung des Gesprächspartners beschhel.it den

!......iner Laiendogmatik mit denen eines Vachlehrbuches, Dialog, bevor er überhaupt angefangen Hat. ™ »°ne™"

!"* *» Manifest zum Mandeln und Informat ionssamm- lösung... : Kann man einen Verein, der an Mitglieiler-

"K einschließlich Bibliographie zugleich, eine ,Apo|o- Schwund leidet, dadurch sanieren da l.i man ™cfi me

Marl, außen und eine moderne konfessionskund Nichtmitglieder zu .verborgenen Mitghedem erkla t

.P.....tnik' na, h innen (8.*)). Aber auch in umgekehrter Richtung darf iiul

. Mehr protestantisch als'katholisch mutet an, wenn „ohne nähere Kenntnis und Analyse derp^kbchen We

'"•HorischerUrsprungdesChristentumsundgegen- d« Religionen dekretiert wer, e,' ^ *

»«ttiger „Horizont" der Verkündigung die tragen- anderes als ,o»tUrliclie Theolone^"^*™a^ I^l.tlli«

Pfeüer de« Buches sind und da mit jene Konzeption diger Aufstand gegen Gott und L . gl übe < 1. e- ht .

fv«nnieden wird : die die dazwischenliegende fast zwei- und das Christentum sei keine Relig o„, wed das Evan

^"h-Miiljährige Geschichte der (katholischen) Kirche gelium das Ende aller ^«o,«^* >

y ihr die Zeiten Hbenlauerndes und . Ewiges' zur Sub- sich die Behauptung der ^g^gj^g '™

S«w v on Ohristsein erklärt, Die Geschichte liefert Wettreligiomen seien nur ^^äm^ r^e Sdek-

K"'»K mehr die Nemtivbeispiele einer satten und her, drehen, und gerade das (br s entum als ie,ne roj. k
runden Kirche (leren theologische Ug,k und macht- tion, Ausdruck eines aWutistisch-exklusiven Wunsch-
P,,|'t,s,-he Konsequenz sie zum Gefangenen ihres Systems denkens erklaren (KM). Unterscheidet
haben. - Überraschend, aber die Nähe zum Der Hau,» t<,l 1 .st ul»e,seim ,,1), mm . .
Nestautischen unterstreiche,,.!, wirkt der geringe düng" Was-st Das Besond ,e - ^ ' ,<! s
^'^•nvert, den nicht nur naturphilosophische. ......lern Erstlich und letztlich der IS am, Jesus C s n d a