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1976

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Neues Testament

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 107« Nr. 1

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Brilling (88—96). Er ist es auch, dem die geschichtliche
Darstellung eines interessanten Kapitels deutschjüdischer
Beziehungen im 18. Jh. zu verdanke« ist
(.Friedrich der Große und der Waad Arba Arazeth',
97—143). Die Bedeutung, die Bernhard Brilling unter
den zeitgenössischen deutseh-jüdischen Gelehrten zuzuerkennen
ist, kommt durch den Abdruck seiner
Bibliographie im 3. Teil des Jahrbuches zum Ausdruck
(196 !"->:!). Sie umfaßt 283 Titel aus den Jahren
1928 —1908. Zu begrüßen ist, daß durch ein Ortsnamen
-, Personen- und Familiennamenvcrzeichnis sowie
durch einen Sachindex die Bibliographie dem
interessierten Leser erschlossen wird. Er vermag durch
einen Blick in die Register schnell zu erfassen, in
welcher Publikation über Personen, Sachen und Orte

gehandelt worden ist. Unter den .Aufsätzen' befinden
sieh zwei biographischwissenschnftsgeschichtliche Abhandlungen
zu zwei bekannten deutsch-jüdischen
Gelehrten, deren Leben und Werk sich an ganz verschiedenen
Orten in der dunklen ersten Hälfte Unsen s
Jahrhunderts entfaltete, als sich in Deutschland der
militante Antisemitismus breit machte, der zu dem
entsetzlichen Verbrechen der Judenausrottung durch
Hitler führte. C. C. Aronsfeld entwirft ein lebendiges
Bild von Alfred Wiener (1885 1964) (144- 159), und
Hans Tramer zeichnet GfUndzÖge des Lebens von
Kurl Wilhelm (1900 1905) nach (100 -182).

In einer Mis/.elle versucht Dietrich ('orrens wahrscheinlich
zu machen, daß unter den bpnot su"h, die
in der Mischna an drei Haupt st eilen genannt werden,
nicht eine bestimmte Sorte von Feigen, sondern
Wacholderbeeren gemeint sind (185 - 187). Ais zweiter
Beitrag unter der Rubrik .Miszellen' stehen Frowald
Hüttenmeisters Überlegungen zu ,Zwei „schwierigen"
Lesarten im Tosefta-Traktat Sota' (188—191). Es
handelt sich dabei um die Stellen II 0 und III 4, die
der Autor für völlig eindeutig und unproblematisch
hält, da die Schwierigkeit der ersteren durch einen
modernen editorischen Fehler und die der zweiten
durch den Fehler eines alten Kopisten verursacht ist.
Die genaue Kontrolle der Handschriften vermag solche
Irrtümer aufzudecken.

Zwei Aufsätze, der von Schalit und der von Reng-
storf, sind schon einmal anderweitig erschienen, sie
wurden für die Neupublikation erweitert und uberarbeitet
.

Daß die traditionelle weitgespannte Arbeit des
Institut,im Judaicum Dclitzschianum mit dem Jahrbuch
ein wissenschaftliches Fachorgan erhalten hat,
darf begrüßt werden. Der Verlag wirbt durch die hervorragende
Ausstattung der Ausgabe für dieses Jahrbuch.
Möge der Theokratia eine gute Aufnahme in der
Fachwelt beschieden sein !

Leipzig Siegfried Vligner

NEUES TESTAMENT

<i.....kc, Hans; Das Markuievangellam. Saldlseh. Texi der

Handschrift 1'. I'aliiu Rib. Inv.-Nr. lK2rr.it den Varianten
der Handschrift M 569. Barcelona; Papyrdlogiea Costree-
taviana 1972. XII, 184 S. m. 2 Abb.. 3 Taf. 8' Papyro-
logica Castroctaviana, Studie et textus. dir. a .1. O'Colln-

ghan, 4. Lire B.600,—.

Noch in einer der neuesten Publikationen zum
Thema der koptischen Versionen des Neuen Testaments
— iM dem Beitrag von O. Mink ZU dem von K.
Aland in der Reihe der ..Ar beiten zur neut est atnent -
liehen Textforschung" herausgegebenen Band 5: Die

alten Ubersetzungen des Neuen Testaments, die
Kirehenvät er/.it at e und Lektionare, Berlin-New York
1972, S. 100—229 — wird Klage geführt über die
Bruchstüekhaft igkeit der sahidischen Überlieferung
des Neuen Testaments, speziell der Überlieferung zum
Text der Evangelien (a.a.O., S. lOlff.). Während
die bohairisehe Überlieferung (vgl. dazu (!. Mink,
a. a. O., S. I05ff.) eine einigermaßen vollständige
Untersuchung und Beurteilung des Textes hinsichtlich
seines Wertes für die Geschichte des griechischen
Textes des Neuen Testaments zuläßt, sind bislang
für die sahidische Überlieferung der Evangelien lediglich
Fragmente zugänglich gewesen, die dann auch die
Grundlage bildeten für die große kritische Ausgabe des

sahid isohen Neuen Testaments durch (1. Horner

(Oxford 1911 — 1924). Dementsprechend lautet auch
das Urteil von G. Mink (a.a.O., S. 177): „Horners
Edition des sahidischen Neuen Testaments ist ein

Konglomerat der vereohledenart igst i n Fragmente, deren

Alter und Wert sehr unterschiedlich ist". Diesem für
alle weitere Arbeit am koptischen Text des Neuen
Testaments höchst abträglichen Zustand ist jetzt
zumindest für das Markusevangelium durch Hans
Quecke abgeholfen WordenI Im vorliegenden Hund lud
er eine wohl allen Ansprüchen genügende Textedition
der Handschrift P. Palau Rib. Inv.-Nr. 182 (aus der
Sammlung Palau-Ribes am papyrologischen Seminar
der Theologischen Fakultät- von Barcelona) unternommen
, einer Handschrift, die in einem ausgezeichneten
Erhaltungszustand das gesamte Mnrkuscvange-
Ihun (bis Mk 10,8) unifaßt. Der Wert der vorliegenden
Ausgabe erhöht sich noch dadurch, daß der Herausgeber
durchgängig zu dem in der Handschrift P.
Palau Rib. gebotenen Text die Varianten jener Handschrift
des sahidischen Markusevangeliums herangezogen
hat, die in dem Tetraevangelium der (bisher
mir in der photographischen Ausgabe durch A. Hyver-
nnt zugänglichen) Handschrift M 509 der Pierpont
Morgan Librnry erhalten ist (hier f.38v—60r). Der
t ext kritische Apparat der Ausgabe von H. Quecke ist
so angelegt, daß der Benutzer nunmehr mühelos
zugleich den in der letztgenannten Handschrift gebotenen
Text des Markusevangeliums erschließen kann
(vgl. S. 3f.). Lagen bisher mir Fragmente der sahidischen
Evangelicnüberliefcnmg vor, so stehen somit
jetzt dem an der Textgeschichte des Neuen Testaments
Interessierten in der vorliegenden Ausgabe gleich
zwei vollständige Handschriften des Markusevangeliums
zur Verfügung. Selbstverständlich stellt sich hier dann
sogleich die Frage nach dem Wert des jetzt zugänglichen
Textmaterials sowohl für die Geschichte der
sahidischen Überlieferung des Neuen Testaments als
auch für die Geschichte und Uberlieferung des griechischen
Textes des Markusevangeliums. Der Herausgeber
leibst geht auf diese und ähnliche Fragen ausführlich
in einer umfangreichen „Einleitung" (S. 3—58)
ein. Neben der ausführlichen Beschreibung der Handschrift
als solcher wie auch ihrer Schriftgestalt (S. 5ff.
und S. 14ff.) beansprucht besonderes Interesse die
eingehende Untersuchung der Sprache des Textes (S.
24—48): Der Herausgeber kommt hierbei zu dem —
speziell für den Dialekt forscher des Koptischen nicht
unwichtigen Ergebnis, daß die Sprache der Handschrift
„ein ziemlich reines Saidisch" darstellt, „das
nur geringfügige, aber für alte Handschriften charakteristische
Abweichungen vom klassischen Sprachgebrauch
aufweist. Diese Besonderheiten zeigen eine
weitgehende Ubereinstimmung mit dem Achmimischen
und Subachmimisehen. . ." (vgl. bes. S. 48). Nicht
zuletzt im Zusammenhang der gerade auch hinsichtlich