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Ausgabe:

1976

Spalte:

504-509

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Lohse, Eduard

Titel/Untertitel:

Grundriß der neutestamentlichen Theologie 1976

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 7

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3 Die Umkehr eines zum Götzendienst abgefallenen Jutta (V.10) liegt
durchaus Im Blickfeld der DiasporajndeiiHchaft, Philo exscer 163.

4 Die zahlreichen Siglen sind in der Einleitung erklärt; die Benutzung
des Apparats wäre vereinfacht, wenn außerdem eine SiRlenliste mit Kurz-
angaben vorhanden wäre.

5 d'ia nur tös V. 15 meint nicht,.durch alles", sondern „ständig, fortwährend
".

6 In Ps 151 entspricht der syrische Text ganz überwiegend dem der
LXX; dagegen ist der hebräische Text In 11 QPso wesentlich erweitert.

7 Vgl. zu dieser H.L.Jansen, Die spätjüdische Psalmendichtung und ihr
„Sitz im Leben", Oslo 1937.

8 Siehe z.B. die Kezcnsion zu Chr.Bmchard - J.Jorvell - J.Thomas,
Studien zu den Testamenten der Zwölf Patriarehen, ZNW Belli. 30, Berlin
1969, in ThLZ 95, 1970, 907-909 von W.Wiefel.

9 Der Komplex test Jos 1,3-10,4, der Josephs Statthaftigkeit gegenüber
den Versuchungen durch die Mcmphitin schildert, ist HMD B. nachgetragen
. Für die Einheitlichkeit von 1,3-18,4 argumentiert Thomas
(8. O.A. 8) 91-93.104f.

10 Die Existenz in der Diaspora spielt in test XII eine nicht geringe
Rolle.

11 Genaueres bei Becker, Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte
der Testamente der zwölf Patriarchen, Leiden 1970, dazu M.Philoncnko,
ThLZ 98, 1973, 184f.

12 Test Lev 6,9 lies „im Haus geborenen Knecht" (statt „im Hain...").

13 Vgl. Detlev Haupt, Das Testament des Levi, theol. Diss. Halle 1969.
bes. 4-6.8-18. - Das hebräische test Saph ist spät.

14 Dazu neuerdings K.H.Kengstorf, Herkunft und Sinn der Patriarchen-
Beden in den Testamenten der zwölf Patriarchen, in: W.(van Unnik (ed.),
La litterature juive entre Tenacli et Mischna, Leiden 1974, 29-47, ipea.
43f.46f.

Scheele, Paul-Werner: Hulleluja-Aineu. Gebete Israels aus
drei Jahrtausenden. Paderborn: Verlag der Bonifacius-
Druckerei [1974]. 219 S., 3 Taf. kl. 8° - Oeoumenistniis
Spiritualis, hrsg. vom Johann-Adam-Möhler Institut, Paderborn
, I. 1>.1 12,

Wer der Meinung ist, „nach Auschwitz ließe kein
Gedicht mehr sich schreiben", geschweige denn noch ein
Gebet sich sprechen, findet sich durch die vorliegende
Sammlung widerlegt: Gebete - „Gedichte an Gott" -,
die aus Abgründen von Qual und Erniedrigung aufsteigen
und deutlich machen, daß „Auschwitz" eine Wirklichkeit
ist, die dieses Volk durch die Jahrtausende begleitet
(„Das Opferlamm zu sein, sind wir geschaffen
..."); Gebete, die dennoch mit unerbittlichem Ernst
einen schweigenden Gott bei seinen Worten behaften
(„Ich glaube an Gott, auch wenn er schweigt"); Gebete,
die - erfüllt von übermenschlicher Hoffnung - gegen das
Grauen ansingen, wie jenes Volkslied aus dem Warschauer
Ghetto: „Ich glaube, ich glaube, ich glaube ehrlich
, unerschütterlich und fromm, daß der Messia.s
komm'".

Dies zu erfahren, ist die Lektüre dieses Buches wert.
Die Herausgeber waren gut beraten, ihre Reihe „Oecu-
menismus spiritualis" (gedacht ist wohl an eine Publikation
von Gebetstexten und Zeugnissen der Spiritualität
aus den verschiedenen Konfessionen) mit jüdischen
Gebetstexten zu eröffnen. Dies nicht nur deshalb, weil
„die Kluft zwischen dem alten und dem neuen Gottesvolk
allen Trennungen der Kirchengeschichte vorausging
" und deshalb „eine Vertiefung und Belebung der
trotz allem gebliebenen und bleibenden Verbindung
zwischen ihnen die Vereinigung der Christen entscheidend
fördern" wird ; nein, auch aus dem Grunde, weil man in
diesen Texten in eine Schule des Gebets genommen
wird, die einen nie entläßt; vieles, was sich als „christliches
" Gebet ausgibt, offenbart angesichts solcher
Texte nichts als Sentimentalität und Leere. Obwohl in
jeder Zeile Gebet der Gemeinschaft („Auch der einsame
Beter ist nach jüdischer Überzeugung Glied des
Ganzen.. ,Ein Gebet, das nicht im Namen ganz Israels
gesprochen wird, ist kein Gebet'"), erstarrt es doch nicht
zur bloßen Formel, die nur noch „vollzogen" wird, sondern
bleibt - auch in formelhafter Gestalt - mit dem
ganzen Ernst unmittelbarer Gottesnähe und Gotteswirklichkeit
geladen: Dieses Beten hat - das spürt man -
etwas mit Opfern, mit Sterben zu tun (wie gläubige
Juden es auch immer wieder all ein Wunder empfanden,
„'laß einer nach einem echten Gebet noch weiterlebt").

Dazu kommt die erstaunliehe Wirklichkeitsnahe, ja,
Sättigung mit Welt (mit Schmerz und Erniedrigung
genauso mit wie Sinnlichkeit, Lust, Lebensfreude!), die
uns in zahlreichen dieser Gebete begegnet; jüdisches
Beten ist - wie Paul-Werner Scheele in seinem Vorwort
schreibt - „wesenhaft Ganzheits- und Gemeinschaftstun
"; es läßt sich nicht isolieren vom „Ganzen des
Lebenslaufes", es öffnet sich allen - auch den scheinbar
gottfernen - Gedanken. „Es gibt kein Ding in der Welt,
in dem kein Gebet wäre" (Mose von Kobryn, fl858) -
vielleicht ist in diesem Satz etwas ganz Wichtiges über
das Wesen solchen Betens ausgesagt.

Der Hrsg. stellt sein Vorwort unter die beiden „Grundworte
" jüdischen wie christlichen Betens: „Halleluja -
Amen". Das, was christliches von jüdischem Beten
letztlich trennt, wird nicht verschwiegen : „Zwar können
die Christen wie die gläubigen Juden um das Kommen
des Messias beten; anders als diese sind sie jedoch der
Überzeugung, daß es ein Wi e d e r -kommen sein wird
Die beiden „Grundworte" Amen - Halleluja bestimmen
dann auch die Gliederung der folgenden Sammlung: In
zehn Abschnitten („Jahwe allein", „Der Heilige", „Der
Helfer", „Der Herr Israels", „Der Herr aller Völker",
„Ja zum lebendigen Gott", „Ja zu Gottes Wort",
„Ja zum Gottesbund", „Ja zu Gottes Gesetz", „Ja zum
kommenden Gottesreich") werden jeweils in chronologischer
Reihenfolge biblische, außer- und nachbiblische
Gebetstexte (wobei das Schwergewicht auf den nach-
biblischen Texten liegt) bis hin zu Texten aus der Gegenwart
bzw. der unmittelbaren Vergangenheit (Stefan
Zweig, Franz Werfel, Nclly Sachs, Else Lasker-Schüler,
unbekannte KZ-Häftlinge, Flüchtlinge u.a.) geboten.
Texte aus pharisäischer Überlieferung (man sollte sie
lesen, bevor man in Predigt und Unterweisung über die
„Pharisäer" spricht!) sind genauso vertreten wie Qum-
ran-Texte und solche aus mittelalterlicher oder auch
mystischer Tradition („Ursprung, in den ich münde, Du
nah und fern bei mir").

Auf ein Versehen (?) sei noch hingewiesen: Ein Text
(„Friede sei den Menschen, die bösen Willens sind...")
erscheint zweimal - einmal als Gebet eines KZ-Häftlings
(S. 114f.) und dann - nur wenig verändert - mit
anderer Überschrift (S. 204 f.); sollte hier womöglich -der
Verdacht legt sich nahe - mit jenem bei II. Oollwitzer
u.a. (1954) veröffentlichten Text von den zu Nr. 212 genannten
Herausgebern Mißbrauch getrieben worden
sein? Einer solchen Publikationsreihe wie der hier angekündigten
stände es gut an, sich an derartigem Mißbrauch
von Texten nicht zu beteiligen.

Leipzig Karl-Helnrleli BlerlU

NEUES TESTAMENT

I ulise. Eduard: Grundriß der neiileKtaiiienllichen Theologie.

Stuttgart- IVrlin Köln- Mainz: Kohlhammer [1974]. 171 S.
gr. 8'' — Theologische Wissensehaft, Sammelwerk für
Studium u. Beruf, hrtg. v. C. Andresen, W. Jetter, W.Joost,
O.Kaiser, E.Lohse, 5. DM 20,—.

Sieben Jahre nach dem Grundriß von H.Conzel-
mann1, mit dem im deutschsprachigen Raum evangelischer
Theologie das Schweigen gebrochen wurde, das
auf das Erscheinen des großen Werkes von R. Bultmann
(Theologie des Neuen Testaments, 1948-1953) folgte,
fünf Jahre nach dem Überblick von W. G. Kümmel2
tritt ein neuer Grundriß am Licht, der aus dem vollen
Teilhaben am Gespräch der Gegenwart im Bereich der
neutestamentlichen Theologie heraus geschrieben und
zugleich in straffer Linienführung als ausgesprochenes