Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1976

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

477

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 6

478

Österreich von 1969. Danach sollen dieSchüler der 3.Schulstufe
„aus dem Leben der Kirche und aus der Heiligen
Schrift erfahren, wie Gott sich sein Volk schafft". Darüber
hinaus sollen sie sich einüben „in das Leben und in
die Liturgie der Gemeinde". Von diesem Gesamtziel her
sind die sechs Kapitel des Buches gegliedert:
I. In einer Gemeinschaft ist es lustig.
II. Vom Volk Gottes, den Israeliten und Mose, seinem
Führer.

III. Jesus Christus ist der Führer des neuen Gottesvolkes
.

IV. Von der Familie der Menschen.

V. Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Wir feiern

den Tod und die Auferstehung Jesu.
VI. Christus ist unser König.

Dieses Buch bietet vieles, was man sich von einem guten
Schulbuch erhofft. Es ist abwechslungsreich in der Gestaltung
, gute Bilder laden ein zum Weiterblättern, aber
zwingen auch zum Verweilen, zum Nachdenken, weil sie
stark sind in ihrer Aussage. Nicht nur Informationen
werden vermittelt, sondern auch Erfahrungen lassen
sich assoziieren, nicht eine heile Bilderbuchwelt wird
aufgebaut, sondern ein Stück Lebenswirklichkeit ist eingefangen
. Was die Kinder selbst erleben, wird angesprochen
und gleichzeitig ergänzt durch das, was nicht vergessen
werden darf. Dicht neben dem Bild einer fröhlichen
Schulklasse steht das Bild mit einem weinenden
Kindergesicht. Dazu der Text: „Jetzt, wo du lachst, mag
ein Eskimo weinen ... Einmal vielleicht weint ihr beide
gemeinsam. Jeder für sich, jeder einsam. Weint im gleichen
Moment. Dumm, daß ihr euch nicht kennt!" So werden
Bezüge aufgedeckt, die das Kind einweisen in soziales
Verhalten im Horizont des Glaubens. Dabei geht es nirgends
einseitig um Stoff Vermittlung, sondern immer wird
ersucht, Beziehungen herzustellen zur Erlebniswelt der
Kinder. Lieder, Gebete, Arbeitsaufgaben, Spielanregungen
wechseln in lebendiger Folge, dazwischen, grafisch
jeweils hervorgehoben, Wissenselemente erläuternder
und informierender Art. Zusammengefaßt ergäben sie
ein brauchbares, altersstufengerechtes kirchenkundliches
Lexikon. Die Kinder werden eingeführt in alttestament-
liche Texte (Mosegeschichten), die heilsgeschichtlich fortgeführt
werden zu neutestamentlichen Texten, die Jesus
als den Führer des neuen Gottesvolkes zeigen. Das neue
Gottesvolk sammelt sich in urchristlicher Zeit erneut
(Paulus und die Apostel) und erlebt die Gegenwart Christi
als Familie Gottes, in die nun auch die Leser dieses
Buches hineingenommen werden. „Das Glaubensbuch 3
will in erster Linie und fast ausschließlich ein Buch für
das Kind sein und es vom Bild und Text her persönlich
und in seiner Art ansprechen." Kritisch anzufragen sind
die Texte, die zu stark das Bild von braver Bürgerlichkeit
widerspiegeln. So auf S. 20, wo gesagt wird, was Ursula
, die Identiflkationsflgur, am Morgen zu tun hat, und
wo der erhobene Zeigefinger deutlich sichtbar wird vor
dem Hintergrund einer bieder-braven Kleinbürgerwelt,
pie Verhaltensregeln für den Tag werden dann auf S. 52
überhöht in sog. Lebensregeln, deren Befolgung das Kind
allabendlich zu überprüfen aufgefordert wird. Da wird
v'el gefordert: „Ich will gern herleihen und teilen", „ich
w'll meine P/licht immer gewissenhaft erfüllen", „ich
Will an Gott glauben und ihn von ganzem Herzen liehen
" u. v. a. m. Hier werden aus Forderungen Überforderungen
, jedenfalls für Kinder. Solche Regeln lassen
sich nicht so lernen, daß sich ihre Erledigung abhaken
läßt, weil es Regeln sind, deren Wahrheit sich in erfahrner
Lebenspraxis erst noch zu bewähren hätte.

Eine methodische Handreichung vom gleichen Verfasser
will dem Katecheten in seiner Vorbereitung Anregungen
geben, theologische Linien aufzeigen und didaktische
Maßstäbe bereitstellen, damit er auswählen kann,
was in seiner konkreten Klassensituation auch wirklich

anwendbar ist. Äußerst hilfreich sind die Zielangaben,
die dem gesamten Unterricht eine theologisch begründete
und pädagogisch abgesicherte Orientierung geben. Diese
Zielstellungen engen nicht ein, sondern eröffnen ein weites
Feld unterrichtlicher Möglichkeiten. Der Katechet
wird seiner eigenen Verantwortung nicht enthoben und
kann seine Fähigkeiten jeweils einsetzen. Er wird davon
auch Gebrauch machen müssen, denn das angebotene
Material wird kritisch zu sichten sein. Nicht alles, was
hier abgedruckt wird, ist deshalb schon brauchbar (z. B.
malen die Geschichten von J. Quadflieg auf S. 483ff. doch
zu stark schwarz-weiß, wenn behauptet wird, daß eine
Mutter „ihr Kind in der Angst und Aufregung des Feuers
vergessen hatte" und wenig später „keiner mehr an den
tapferen Feuerwehrmann denkt", der dann tot aus den
Trümmern geborgen wird). Erfreulich sind die sorgfältigen
theologischen Einführungen zu jedem Kapitel, die
neuere exegetische Erkenntnisse und anerkannte herme-
neutische Grundsätze berücksichtigen.

Weder theologisch noch pädagogisch scheint es dem
Rez. indes verantwortbar, den Kindern im Rahmen einer
katechetischen Feier folgende Aufgabe zu stellen: „Die
Kinder treten einzeln oder paarweise vor ein (großes)
Bild des verklärten, thronenden Herrn, knien nieder,
verneigen sich tief zu Boden und beten ihn an (auf Disziplin
achten!)" (S. 271). An diesem und manch anderem
Beispiel werden die Grenzen dieses so vielseitigen und
weithin auch brauchbaren Buches deutlich sichtbar. Sein
Gebrauch setzt kritische Benutzer voraus, die es gelernt
haben, ihren Unterricht so zu gestalten, daß er Glauben
nicht verhindern wird, sondern ermöglichen hilft. Und
hier sollte sich der Katechet nicht nur von theologischen
Richtigkeiten leiten lassen, sondern danach fragen, welche
Wirkungen der Unterricht auf Kinder hat. Dafür geben
uns aber wohl, eher als die Theologen, die Kinderpsychologen
und die Pädagogen die sachgemäßen Kriterien
an die Hand. Mit einem so gewonnenen Kriterienraster
kann man mit dem Buch arbeiten, vielleicht sogar
gut arbeiten.

Jena Eckhard Schack

Angermeyer, Helmut: Jugend ist kein Missionsobjekt.
Zur Debatte um das Profil kirchlichen Katechumenats
(LuMo 14, 1975 S. 251-254).

Bargheer, Friedrich W.: ökumenische Tendenzen in Religionspädagogik
und Religionsbuch (Una Sancta 29,
1974 S. 71-85).

Beckmann, Klaus-Martin: Für die Freiheit des Lernens.
Zur Theorie und Praxis evangelischer Erwachsenenbildung
(DtPfrBl 75, 1975 S. 138-142).

Brockmann, Gerhard: Das Lehrbuch für den Religionsunterricht
in der gymnasialen Oberstufe — Kritik und
Neuansätze. Ein mediendidaktischer Beitrag zur gegenwärtigen
Problematik des Religionsunterrichts
(Theol Promotion, Göttingen 1975).

Bugge, Knud Eyvin: Tendenzen und Projekte in der
neueren englischen Religionspädagogik (Theologia
practica 10, 1975 S. 26-46).

Dauber, Heinrich: Religiöse Sozialisation im Zusammenhang
der Sozialisationsforschung. Erziehungstechniken
und Zukunftsorientierung (Theologia practica 10, 1975
S. 111-121).

Frank, Hannelore: Damals ist heute. Biblische Geschichten
für unsere Zeit. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn [1975]. 127 S. 8° = Gütersloher Taschenbücher
, 96. DM 5,80.

Grosso, C.: Nuevo proyecto de sociedad y educaciön libe-
radora en America Latina (Stromata 31, 1975 S. 83 bis
133).

Herbert, Volker [Hrsg.]: Kursbuch für Konfirmanden.
München: Claudius Verlag [1975]. 56 S. m. Abb. 4°.