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1976

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419

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 6

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der Diatribe und der kynisch-stoischen Moralpoesie zum
Ausdruck kamen. Die traditionelle jüdische Weisheit hat
der Pred ironisch-dialektisch benutzt, sie allerdings auch
mehr konventionell zu prägnanten Anweisungen moralischer
Art verwendet. Der Pred bleibt dabei im Rahmen
der ursprünglichen, universalen Haltung der Weisheit.
Er erfährt Gott als unverfügbare, bestimmende Macht.
Welt und Menschheit sind erfahrbaren Gesetzlichkeiten
unterworfen. Bei diesem Verständnis des Buches Pred
bleiben ausgeschaltet eindeutig feststellbare Textglossen
und redaktionelle Einschübe, also die offenbare Glossierung
seitens orthodoxer Kreise und vor allem seitens
der Vertreter der konventionellen Gerichtstheologie.
Damit übernimmt Vf. die Ergebnisse der modernen Kritik
. So kommt es zu einer klaren schematischen Übersicht
über den Gesamtaufbau des Buches Pred. Zunächst
werden die Einzelheiten behandelt, die die literarischen
Bestandteile in ihrem Wesen erkennen lassen. Es werden
betrachtende Reflexion, Belehrung, Warnung und
Begründung unterschieden, und dazu wird auch ohne
schärfere Abgrenzung aneinandergereihtes Spruchgut
eingeordnet. Anschließend wird eine Gesamtüberschau
geboten und dazu anmerkungsweise eine lehrreiche Gegenüberstellung
der betreffenden Reflexionen mit den
Parallelen aus den verschiedenen überlieferten Gattungen
vorgenommen. Es folgt eine Einteilung des Gesamtaufbaus
nach thematischen und sonstigen Schlagworten.
Richtungweisend ist das Idealbild des Königs, das eigentlich
das Bild des wahren Philosophen ist, der als Paida-
gogos verstanden wird. Die einzelnen Abschnitte mit gelegentlich
abschweifenden Gedankengängen entsprechen
der Diatribe. Das abschließende Kapitel des Buches stellt
den Pred in den Rahmen der griechischen Popularphilo-
sophie und deren geistesgeschichtlichen Hintergrund. Damit
sind seine Stellung zum Judentum seiner Zeit, seine
weisheitlichen und at.lichen Traditionen verbunden.
Auch ein Versuch der Beschreibung der Persönlichkeit
des Predigers wird vom Vf. unternommen. Schließlich
werden die Ergebnisse der Arbeit nach verschiedenen
Seiten hin zusammengefaßt. Die Grundgedanken der at.lichen
Frömmigkeit sind trotz scheinbar abweichender
Lehre konstitutiv für den Pred. Die Gegenüberstellung
mit dem Siraziden und der Sapientia Salomonis weist
auf die verschiedenen Richtungen der späteren jüdischen
Weisheitslehrer. Sirach scheint im Pred durchaus einen
autorisierten Lehrer anerkannt zu haben. Andere Entwicklungslinien
der jüdischen Weisheit, Aristeas und
Philo, sind im einzelnen schwer zu verfolgen. Sicher ist
nur, daß der Pred die Auseinandersetzung zwischen jüdischer
und griechischer Weisheit eingeleitet hat. Seine
Lehre ist durch vorurteilsloses Fragen und ein individualistisch
-kosmopolitisches Selbstverständnis bestimmt,
und er steht damit neben gewissen griechischen Schriftstellern
seiner Zeit. Die Frage der griechischen Übersetzung
des Predigers in der LXX wird vom Vf. nicht ausdrücklich
berührt. Man könnte aber wohl die Thesen
des Vf. durch den Text des Ekklesiastes in der LXX bestätigt
finden, Beispiele dafür etwa in der sprachgeschichtlichen
Untersuchung typischer Begriffe (S. 44ff.)
wie in dem Hinweis auf die Vorstellungen der .Weltsprache
' seiner Umwelt (S. 49). Jedenfalls hat der griechische
Text der LXX den Charakter einer Diatribe deutlich
angenommen. Auch eine mehr psychologische Betrachtungsweise
und die Neigung zu abstrakter Redeweise
anstelle konkreter Bildhaftigkeit könnten bereits
im Verständnis des MT vorgebildet sein. Entscheidend
aber ist, daß in der vorliegenden Arbeit an die Stelle der
Versuche, den Pred von orientalischen Prämissen aus zu
verstehen, deutlich und überzeugend die Einordnung der
at.lichen Schrift in die frühhellenistische Kultur und
Geisteswelt durchgeführt ist. Das bedeutet einen Schritt
vorwärts in der Kohelet-Forschung. Dafür sei dem Vf.

Dank gesagt. Das systematische Literaturverzeichnis
am Schluß erleichtert die wissenschaftsgeschichtliche
Einordnung dieser zielsicheren Erlanger Dissertation.

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