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Ausgabe:

1976

Spalte:

409-412

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schwertner, Siegfried M.

Titel/Untertitel:

Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete 1976

Rezensent:

Matthiae, Karl

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 6

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f) Zu welchen Konsequenzen die praktizierte Umschrift
neutestamentlicher Namen führt, sei noch an
einigen Einzelbeispielen aufgezeigt. Daß man die für
Azotos üblich gewordene Form Asdod zugunsten von
Aschdod aufgibt, ist nicht einzusehen. Entsprechendes
gilt für Joschafat statt Josaphat, für Jiftach statt Jeph-
tha und für Kisch statt Kis. Warum der Frauenname
Dorkas unbedingt übersetzt und mit „Gazelle" wiedergegeben
werden muß, ist nicht einsichtig. Daß der Gebrauch
des Namens Jechonia(s) in Mt 1,12 untersagt wird
und es statt dessen heißt: „verwende: Jojachin", ist ein
Eingriff in den Textbestand. Dasselbe gilt, wenn die nur
im Neuen Testament vorkommenden Ortsnamen Joppe
und Lydda durch Jafo und Lod ersetzt werden sollen.
Daß Magdalena nur noch in Lk 8,2 gebraucht werden
darf, ist ebenfalls eine willkürliche Entscheidung, die zudem
über die einheitliche Regelung der Namensschreibung
weit hinausgreift.

Uberblickt man diese im Zusammenhang der biblischen
Namen getroffenen Entscheidungen, so ist festzustellen
, daß ein tiefgreifender Bruch in der
Behandlung der einzelnen Namensformen vorliegt. Während
die L. R. bei den ursprünglich semitischen Namen
(oft gegen die literarisch ältere, wenngleich sprachlich
jüngere Form) grundsätzlich auf die hebräische oder
aramäische Grund- bzw. Hauptform zurückgreifen und
dementsprechend sogar griechische Namenschreibung
korrigieren, werden umgekehrt bei der Umschrift griechischer
Namen die späteren Latinisierungs- und Eindeutschungstendenzen
berücksichtigt. Das zeigt sich

B. auch daran, daß unschöne Mischformen entstehen;
während nämlich hinsichtlich des Konsonantenbestandes
der vorausgesetzte hebräische Name maßgebend sein
muß, wird bei Vokalen und Endungen die gräzisierte
bzw. latinisierte Form verwendet (so z. B. Alfäus, nur im
Neuen Testament gebraucht; Mattäus, ebenfalls nur im
Neuen Testament vorkommend, ist überhaupt eine abgeleitete
Form, wahrscheinlich von dem Namen Mattat).

Damit wird deutlich, daß eine historisierende Tendenz
unausgeglichen neben einer anderen Tendenz, die die
spätere Sprachentwicklung berücksichtigt, steht. Es ist
nicht vom jeweils maßgebenden Urtext her, sei es dem
Alten oder dem Neuen Testament, eine primäre Orientierung
gewonnen, neben der dann auch die nachbiblische
Entwicklung der Namen und ihrer Schreibweise in
den abendländischen Kirchen in gebotener Weise berücksichtigt
wurde, sondern hier ist im Blick auf semitische
Namensüberlieferung ein philologischer Purismus
vertreten worden, bei dem nicht einmal die Sprachgeschichte
des Urchristentums hinreichend berücksichtigt
worden ist. Bezeichnend dafür sind die beiden Bestimmungen
: „Alttestamentliche Personen, die auch im
Neuen Testament genannt werden, werden auch im
Neuen Testament in ihrer alttestamentlichen Namensform
geschrieben" (Regel Nr. 20 b); „Semitische Ortsnamen
, die auch in den griechisch vorliegenden Schriften
vorkommen, werden in ihrer ursprünglichen semitischen
Form geschrieben" (Nr. 20 d). Demgegenüber ist
die Bestimmung: „Personen, die nur im Neuen Testament
vorkommen, werden in ihrer hellenisierten Form
geschrieben" (Nr. 20 c) nicht einmal konsequent durchgeführt
, wie überhaupt hinsichtlich der griechischen Namensformen
die Richtlinien völlig unzureichend sind.

Daß durch die L.R. teilweise ein erheblicher Fortschritt
erzielt worden ist, und zwar nicht nur hinsichtlich
einer Vereinheitlichung der Schreibung biblischer
Namen im katholischen und evangelischen Bereich, sondern
auch im Blick auf sinnvolle Transkriptionsregeln,
sei nicht bestritten. Aber sie enthalten noch erhebliche
Mängel, die nicht übersehen werden dürfen. Eine sorgfältige
Revision dieser Richtlinien ist unumgänglich.
Wird diese durchgeführt, dann könnten die L.R. noch
eine erheblich breitere Bedeutung gewinnen und über
Bibelübersetzungen u. ä. hinaus auch innerhalb der wissenschaftlichen
Literatur Verwendung finden, soweit
dort nicht aus philologischen Gründen in Einzelfällen
eine ganz exakte Transkription erforderlich ist. Mit den
L.R. ist eine wichtige Aufgabe in Angriff genommen
und bereits eine brauchbare Grundlage geschaffen; man
sollte nun aber nicht auf halbem Wege stehenbleiben,
sondern baldmöglichst eine Revision durchführen.

♦ ökumenisches Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach
den Loccumer Richtlinien, herausgegeben von den Deutschen Bischöfen
, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und
dem Evangelischen Bibelwerk, erarbeitet nach den Weisungen
der ökumenischen Übersetzerkommission von Klaus Dietrich
Fricke und Benedikt Schwank, OSB, Katholische Bibelanstalt/
Württembergische Bibelanstalt, Stuttgart 1971,144 S.

ALLGEMEINES

Schwertner, Siegfried: Internationales Abkürzungsverzeichnis
für Theologie und Grenzgebiete. Zeitschriften,
Serien, Lexika,Quellenwerke mit bibliographischen Angaben
. Berlin-New York: de Gruyter 1974. XIX, 34(1 S.
8r. 8°. Lw. DM 88,-.

Bei der Zitierung wissenschaftlicher Literaturangaben
haben sich für die meisten Zeitschriften, Reihen und
Lexika Abbreviaturen eingebürgert. Schwertner hat nun
die verdienstvolle Aufgabe übernommen, die in der Theologie
und ihren angrenzenden Gebieten üblichen bibliographischen
Abkürzungen zusammenzutragen; er will
damit zugleich einen Beitrag leisten, das Abkürzen von
Titeln zu vereinheitlichen. Für etwa 7500 Titel von Zeitschriften
, Serien, Lexika und Quellenwerken hat er dabei
unter bestimmten Gesichtspunkten zusammengesetzte
Siglen (nicht jedoch Titelkürzungen) gewählt. Sch.
Seht dabei von dem Abkürzungsverzeichnis der RGG
aus, zieht dann aber weitere internationale bibliographische
Werke heran.

Das Werk gliedert sich in zwei Teile. In dem ersten
Teil werden nach einer Einführung, in der die Abkürzungsprinzipien
dargelegt und die Art der bibliographischen
Angaben erläutert sowie die Methode der Einordnung
angegeben sind, die einzelnen Abkürzungen aufgezählt
und dahinter jeweils ihre Auflösung angegeben. In
dem zweiten umfassenderen Teil werden die genauen
Titel mit den weiteren bibliographischen Angaben sowie
deren Abkürzung genannt; aufgeführt werden dabei auch
die Unter- und Nebentitel, teilweise auch die Herausgeber
. Wertvoll ist, daß neben dem Erscheinungsort auch
die Erscheinungsweise zu entnehmen ist. Auf diese Weise
kann festgestellt werden, mit welchem Band etwa bei
einer periodischen Publikation zu einer bestimmten Zeit
eine größere Unterbrechung erfolgte. Ebenso kann der
Benutzer die letzte Nummer bzw. den letzten Band einer
Reihe, die ihr Erscheinen eingestellt hat, ausfindig machen
. Weiterhin wird durch graphische Zeichen angegeben
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Titel also die neue Publikation entstanden ist oder durch
welchen sie fortgeführt wurde. Ebenfalls sind bei Nachschlagewerken
die neuen Auflagen angegeben. Für den
Band selbst hat der Autor auch schon ein Sigle genannt:
IATG.

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