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Ausgabe:

1976

Spalte:

370-372

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Becker, Winfried

Titel/Untertitel:

Reformation und Revolution 1976

Rezensent:

Blaschke, Karlheinz

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 5

370

Zu Calvins Sakramontslehre stellt Sch. die Arbeit gesagt, viele Vorzüge. Seine Bedeutung wäre bereits

von K. Me. Donnell (wohl eine der besten Arbeiten zu gesichert, wenn es mir dies eine Ergebnis hätte, das Sch.

Calvins Sakramentslohre", 195), Y. Congar. L. G. M. in dem Satz formuliert: „Keiner dor Reformatoren

Alting von Oeusan und W. L. Beelens S.J. vor. Der wird sich so gut wie Calvin eignen zu einer fruchtbaren

heutige Stand der katholiseh-calvinistischen Abend- und erhellenden Konfrontation mit don Texten des

mahlsdebatte ist bosonders gekennzeichnet durch die Vaticanum II" (223). Dieser Satz läßt aufhorchen.
Einsicht in die platonische Komponente im calvinischen

Substanzbegriff in Verbindung mit einem pneumatolo- Druckfehler und Versehen (soweit sie sich nicht von

gisohen Grundzug. „Substanz ist für Calvin letztlich selbst korrigieren): S. 38 Z. 7: 1550. S. 39 Anm. 120 u.

Akt dos Heiligen Geistes" (217). Die Kritik der römi- S- 23!,: Kantzenbach. S. 4(i Anm. 4 Z. 1 - 1906. S. 112

schon Theologie an der calvinischen Sakramentslehre A"m- 305: KRS- ISM>8- S- 145 Anm. 159 letzte Z.: non

weist Sch. jedoch als „zu schwach, zu philosophisch" minus. 8. '52 Z. 11: crucis. S. 165 Anm. 61 lotzto Z.:

zurück. „Sie bleibt mit der Information weitgehend in S- 2,4 ff- S- 174 Z 8: Endredaktion. S. 187 Z. 1 1 :

ontologischen Fragen stocken" (2l,0) öiaube au Christus (oder: Glaube des l'etrus ?). ebd.

Ann.. 168 ... 169: Iiis. IV. S. 102 Anm. ISS vorl. Z.:

Insgesamt stellt Sch. eine „auffallend . . . spärliche Ebneter.
Behandlung genuin informatorischer Themen in der

katholischen Calvinforschung" fest. „Man spricht daher Eisenach Ernst Koch
«"Iii besser von einigen beachtlichen katholischen
Calviuologen im 20. Jahrhundert als von dor katholischen
Calvinforschung" (222). Als Gesamttendenz wird ite, ker, Winfried« IMorm.ilioii uad Revolution. Münster/W.!
von Sch. reg.stnert das Gefälle hin zu einer zunehmend Asohomlorff [1074]. 119 S. gr. 8" = Katholisches Loben
Pos,t,ve„ Wertung Calvins, die Sensibilisierung der und Kirohonroform im Zeitalter dor Olaubonsspaltung,
Katholischen l'nrsohung für Calvins Kkklesiologie und hrsg. v. E. Isorloh, 34. Kart. DM 18,—.
der Antoil der holländischen Forschung. Der Calvinforschung
insgosauit mitgegeben wird von katholischer T .. „. ■ . ,. ,, c , „ , . , ,
HÄU„ j. -c , ■ • -,t . .... „, ,. . Lal.it sieh die lieloimation als Revolution verstehen,
ooite dio b rage nach Calvins Verhältnis zur Tradition. , ,, , ■ . , •, ■ • , .. ,
Selii;. in- i . i i -i. ■ , ■■ .-. . . obwohl sie keine einschneidenden sozialen erande-

nl MlK-l.ihcli sieht sich als Problem die I' läge nach dem •_ . . , • r , „

Vn,r,. i * i i-i mi • • .■ rungen gebracht hat, mit keiner umfassenden gesell-

Hoge Adapt ion calvmischer I lieolo-ie fur die i r.r 7 i- . i a ■ u

Oeim«,____i L - . i . , . u _ ^ „ schafthehen Krise verbun<len war, der marxistische

v" genwart. als eine hermeneut isebe Fragestellung her- D ,c i c -iu- vjSL r> i *•

iiuh ° * Begriti von der irubburgerlichon Kevolution zugestandenermaßen
das Unvollendete an ihr einschließt, die

A. Ganoezy nennt in seinem Geleitwort „ein hohes Entmythologisierung des neuerdings augezweifelten

Maß an Sachlichkeit und wissenschaftlicher Akribie" Thesenanschlags von 1517 die markante Initialzündu.ig

ftls einen Vorzug des Buches von Sch. (6). Beim Lesen einer Revolution in Frage stellt, ihr religiöser Gehalt

Erschließt sich noch eine Reihe -tOfi weiteren <Vorzügen: für einen grundsätzlich unrevolutionären Charakter

zunächst und vor allem die ausgezeichnete Lesbarkeit, spricht und die heutige katholische Reformationsge-

dio kaum einmal Emiftdung aufkommen läßt, ver- schichtsforschung in Luther und Calvin spätmittelalter-

bundon mit Treffsicherheit in Urteil, Charakterisierung liehe Wurzeln entdeckt hat, womit im Wirken dieser

u"d Darstellung; ferner die immer wieder einmal durch- beiden Reformatoren die Kontinuität und Tradition

brechende profilierte eigene Stellungnahme Sch.s zu über das geschichtliche Kreignis der Reformation hinaus

' i'oblomen der Calvinfoiscliiiiig (so 49 ff., 121 ff., 62 mit betont wird ? Kann man die Roformation des 16. Jh.s

""1 - 95), zu Fragen dor Übernahme calvinischcr Theo- als eine Revolution bezeichnen, nachdem K. Criowank

"K'ie in der Gegenwart (186, 220. 227) und zur Kritik an von der politischen und O. Brunnor von der VVirt-

vfllyin (148 f., 163), die darauf aufmerksam macht, daß schafts- und Sozialgeschichte her die Revolution im

jh.s Bucj] mehr enthält als einen bloßen Forschungs- qualifizierten Sinne erst vom späten 18. Jh. an für

*' t. Dem gegenüber fällt nicht sonderlich ins Ge- möglich halten ? B. stellt diese Fragen am Beginn

Wicht, daß man hier und da fragen möchte, was ein seiner kenntnis- und problomreichen, auf umfassender

Wonig pauschale Urteile konkret besagen (etwa die Literaturgrundlage beruhenden Schrift und gibt zuorst

ussago, Calvin sei Schriftthoologe — 124 — vgl. dazu einen Überblick über die bisherige Deutung dor Refor-

Rogen doch Sch.s Ausführungen auch wieder mation, die in der Tat seit dor Aufklärung von verschio-

/'",ri pif?oi..... Weiterfragen an. So w äre es interessant, denen politischen, geistigen und theologischen Rich-

r*?" Soh.l Darstellung einmal nach dem Verhältnis tungen als Revolution angesehen worden ist, bis hin
'tischen der Rezeption Calvins, Luthers und Zwingiis zur katholischen Kulturkritik, die in ihr den rovolu-
'."'"'-'h die katholische Theologie zu fragen. Nachdenk- tionär-zerstörerischen Abfall vom wahren Mittelalter
1011 Mtiinmt die sich durch das gesamte Buch hindurch- sah. Gegenüber diesen Deutungen, die stets einen begehende
Beobachtung der Verwandtschaft zwischen stimmten Erwartungshorizont reflektierten, bemüht
oinischom Katholizismus und calvinischem Denken iu sich B. um einen unabhängigen Revolutionsbegriff, der
' trukt ui- und vielen Kin/.elbeiten — und zwar nicht die Reformation mit einbeziehen kann: Revolution als
In der Vergangenheit, sondern auch in der Gegen- Rüekwendung, der erhoffte glückliche Endzustand als
~, und dies, obwohl „die katholische Kirche und Wiederherstellung des verlorengegangenen Urzustandes.
, "."'"g'e . . . Von Calvin nicht intensiver, wohl aber E« gibt ..Elemente der Revolution", die in der Auf-
^laasender als von Luther in Frage gestellt worden" Zählung bereits die Nähe zum geschichtlichen Ereignis
lHt (16). der Reformatio .. und damit die Grundauffassung dor

j). anzuzeigenden Schrift erkennen lassen.
^ »' l Hol des Buches klingt etwas aufreizend, und

ob 7Vnoos6y stellt in seinem (Geleitwort auch die Frage, Im Hauptteil wird zunächst eine beachtenswerte

''""'"n solchen Titel, wenn er eine TflMiani Kruge aufgeworfen: das erste Auftreten Luthers lasse

q ' ten sollte, nii.||( ,.jn(. unzulässige Vereinnahmung sich in die prinzipielle Obödionzkriso einordnen, die

j.^tnw Keseheho. Er und Sch. sprechen in Beantwortung schon die spät mittelalterliche Kirche betraf. Erst da-

<il< S' ' *8e von der Aufgabe der Entwicklung einer durch, daß die Kirche es unterließ, die von Luther an-

(. '""einsehen Sprache und Terminologie, also von geregten Reformen anzugreifen und diesen Mann mit

",r ..Heformat ionshermonoutik", Sch.s Buch hat, wie hineinzunehmeii, wie sie es zuvor schon mit arideren