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Ausgabe:

1976

Spalte:

345-348

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Rogerson, John W.

Titel/Untertitel:

Myth in Old Testament interpretation 1976

Rezensent:

Reventlow, Henning

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 5

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kultos befrachtet worden. Im vorliegenden Buch sagt toren forschutigsgeschichtlieheii Ablauf. Im ganzen

er, daß die mit dem Königtum verbundenen Rituale wird man aber sagen können, daß sie mit Sorgfalt aus-

erst im Nouen Reich zu „Osirismysterien" umgedeutet gewählt hat und die wichtigsten Typen dos Verständ-

worden seien, eine Meinungsänderung, die m. E. durch r.isses von Mythos und mythischer Denkweisen vor

die in seinem früheren Huch herangezogenen Texte Augen führt.

widerlegbar ist. Daß noben don PrHtori im modernen Sinne kritischen

In einer Zeit, in der von dor Wissenschaft nicht nur Forschem am Alten Testament, wie J. G. Eiohhorn und

die Deskription ihrer Gegenstände, sondern der Vor- J. P. Gabler, vor allem Herder eine eigenständige,

gleich der Gesellschaften gefordert wird, um deren Oe- intuitive Nähe zu diesem entwickelte, ist bekannt. Sein

meinsamkeiten und Unterschiede, ihre formenden Einfluß auf tlas Verständnis von Mythos im späteren

Kräfte und Bowog.mgsgoset/.e ZU ermitteln, sind Bücher 19. Jahrhundert blieb groß. Gleichwohl ist sein Mythos-

wio dieses hochwillkommen. bagllff unklar, und es überrascht, zu erfahren, daß statt

dessen Eichhorn und vor allem Gabler als Pioniere der

loipz'g Elko Frelor ..mythischen Schule" zu betrachten sind, wobei lotztorer

als eigentlicher Theoretiker in soinor Redaktion von

1 e. Otto, Usiris und Amun, Kult und heilige Stätten, München 196(1. Eichhorns „Urgeschichte" (1790 — 03) bereits ein überraschend
modernes Verständnis von Mythos als Ausdruck
des Welt- und Geschichtsverständnisses früher

AI TFS TFSTAMENT Menschheit entwickelte (Kap. 1, S. 1 —in. vgl. bes. 7).

" 1 " »«Jini ,,„ folgenden Kapitel (S. 16-32) behandell Rogerson

RogprHon, J. W.: Myth In 01,1 Testum.nt InterprMation. W. M L. de Wette. J. K. L George und IIJJjjUI.

Berlin - New York: do Gruyter 1974. VII, 207 S. gr. 8° Vor allem de Wette ist der Vertreter eine, t.ad.t.o

= Beiheft zur Zeitschrift für die alttcRtamentl. WlfaMm- kritischen Reaktion mit betonter Skepsis gegen den

schnft, hrsg. v. G. Fohror, 134. Lw. DM 76,—. historischen Wert der Pontatenehüberheforung; „Mythos
" wird als Merkmal später theologischer Reflexion
Die Bedeutung des Mythosbegriffos für die Bibel- niaß der Sjiätdatierung alttestamontliehor Schrif-

wissensohaft ist seit der bahnbrechenden Arbeit von ten und dio „ätiologische" Doutungspäterer Forschungs-

0. Ilartlich — W. Sachs, Dor Ursprung des Mythosbe- ,,,-, i,1,-,, vorausgebildet,. Bei J. V. L. Goorgo (Myt hus
griffe* in dor modernen Bibel Wissenschaft, 1952 (vgl. un(j («jage) 1837) findet man eine erste theoretische Un-
lueh P. Barthel, Interpretation du langago mythique terscheidung zwischen beiden Begriffen, wobei das
et theologie biblique, 1907 ■) klar erkannt, jedoch vor- Gegenüber von Idee und Erscheinung als Schlüssel für

biegend nur im Hinblick auf das Neue Testament lie- /.....ilnung tief Sage zu geschichtlichen Kreignissen.

handelt worden. Mit der Untersuchung des Begriffes in ^ef Mythen alB Ausdruck allgemeiner Wahrheiten über

der Geschichte der alttestamontlichen Wissenschaft Mensch und Welt dient. Mit H. Ewald begegnet der Typ

fnllt die vorliegende Arbeit also eine wichtige Lücke. ^ rejn fiiatoriseh-philologisoh interessierten Alttesta-

Sie ist ein© spannende Lektüre, denn innerhalb des montlers. Mythos, definiert als Göttersage, ist nach

zeitlich weiten Rahmens, den sie umfaßt: von den An- Ewald dem Alten Testament fremd; statt dosson nimmt

fangen der Mythosforsehung im ausgehenden 18. Jahr- (jj0 aittesfamo„theho Sage, deren Überlioferungsge-

huhdert bis zur Gegenwart, schildert sie oino Fülle von gohichte eingehend untersucht wird, einen broiton Raum

Erscheinungen. Indem sie diese systematisch ordnet 0jn

(•nögen sie im einzelnen, aber durchaus in unterschied-

>«••.<,,, Maße, auch nicht „„bekannt sein), zeig, sie vor Für die (sprachlich) vergleichende Mytholog o u

allem das Auf und Ab der Systeme, die sich bei ahn- die Mitte des 19. J,.,.-hundert* (Kap. 3 S 88-44:) d

'icher Terminologie oft weit voneinander entfernten. vor allem ,1er Sanskrit-Horseher Max Muller (natu 1,

Ein Eindruck drängt sich dabei auf: kaum ein Begriff Werter Englander) in Oxford vorgeführt; e e kl ■ t

^ie der des Mythos zeigt so deutlich, in wie entschei- Mythen als das Ergebnis poetischer Darstellung von

dender Weise das Verständnis des Alten Testaments Naturvorgängen, deren Namen omem Vorgang des er-

von dem jeweils herrschenden Zeitgeist, von bestimmten gessens unterworfen und deshalb spat»r m ßversttunien

r"''«io.,sKesehieh.,liehen Moden und Wissenschaft he....., worden waren H. SUnntha und . Goldz lie o -

^hulon bestimmt worden ist. Die fntersnehung von trugen die Methode auf das Alto I es amen • ^»»'^

J, W. Rogerson konnte ,!er Auslegung dazu helfen. int die Astralmythologie H. Wkl. s< . 4 S I.

*«* ein klareres Urteil über .lie Maßstäbe zu bilden, bis 56) mit .lue.• Horleitung aII, l*^*™*^

1,0 Sl° **** - l-anträgt. Puchen 1 Astnugöttor oder (in der geniäßigteren

Die Gesohiohte des Mythosbegriffos ist in ihrer yorm vo„ A. Jeremias) dor Patriarchengeschichten als
alteren Phase weitgehend eine deutsche Forschung- Qn Astralkultmotiven geprägt. Anders dachte die

gORehiehto; darin deutet sich nicht nur der frühere „anthropologische Mythologie" (Androw Lang), die von

■Wng deutscher Wissenschaft an, der inzwischen inter- ^lner allmählichen Höherentwicklung der Menschheit,

Rationaler Kooperation gewichen ist, sondern damit ^ Alllin|lln(,f ,iaß die Primitiven die Naturerschei-

•atigt wo|u Mlch d()r angetleutete Einfluß weltanschaii- nungen personalisierten, und dem Vorhandensein von

'ehe,. Denkweisen auf die jeweils vertretene Sicht zu- Delikten primitiver Sitten tmd Gebräuche in entwik-

«aintnen, die oino eindeutige Festlegung dor Termino- heiteren Kulturen ausging.

N-o bis heute verhindert hat. Vielleicht gerade deshalb ^ dRg R te, ^ QtmW (Kap. 5, S.

ch , T V':"' d,-se ....wtcklmiß von emem , J (lie'Möglichkeit bisher nicht ge-

sk ,' r rd°TT W' VnBe^r hter^c - Lüfter Einwirkungen de Wettes und Ewalds auf

Wohl „ ' l ? * ""T , vertra 1 Sein Gunkel in ihrem Verständnis von Mythos und Sago

1, „ ' ^""t'nentale,, Szene gut v, it.a . . ist . ,,„„.,.„„.,„„. vor M«m aber auf dessen Unausgeglichen-
' galt allerdings den Mythost l.eor.on, so - i aufmerksam gemacht wird.

;-:•<, Anwendungsbereiche wo m der «k. - ht m er ^ 8 Brüdern Grimm l.e-

" ,,oraoh«n«- «e,tgehend ausgeklammert geben e^iiflußt und verstand Mvtben als Göttergeschichten,

y- l/rcfaco, S. V). In ,ew,sser H.ns.cht bietet s,e also emfl. ß ...« w, enUtandeQe juitgerü Pom

n"r einen Ausschnitt, ein Kondensat ans einem brei- Sagen als um ans j b