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Ausgabe:

1976

Spalte:

273-274

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Johnson, Alan F.

Titel/Untertitel:

The Freedom Letter. 1976

Rezensent:

Genthe, Hans Jochen

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Theologische Literalurzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 4

274

anzeigen — volle Beachtung verdient. In der einen wie der bedeuten, wird nicht gefragt, sondern ihre landläufige, wenig

anderen Hinsicht ist die Studie Wankes ein dankenswerter klare Bedeutung wird in die Aussagen des Apostels einge-

Beitrag zur Weiterarbeit. tragen.

Naumburg (Saale) Nikolaus Walter Ver V*' be,,nn<lrU ",le ßricfe des Corpus Paulinum unterschiedslos
als paulinisrh. Hier dürfte ein Grund dafür liegen,

—- daß die exegetischen Positionen dieser Auslegung oft nicht

befriedigen. Man findet immer winder ältere, konventionelle:

heiiUni';rmhU"Crziii,lunf V?1v,ieK*?lK%i?a<™>'[a'r ' 'JTuJf. •h° Vorstellungen, die zwar auch heute noch recht verbreitet, aber

neim Brotbrechen erkannten , BZ NF 18, 1974, 180—192, und jetzt seine i_ • t

große Arbeit „Die Eiumauserxrthlung". Eine redaktionsgeschichtlirhe Un- doch schon länger einer gründlichen Überprüfung ausgesetzt

ter,ud,ung zu Lk 2413-35, LMML Benno-Verlag 1974 siud Du j , ■ j ß ^ k , bemerken. Im-

■ Vgl. dazu (.. Loliflnk, Die Himmelfahrt Jesu, Mündum 1971, 251fJ. . . . . ~ , ~ ~

merhin hat der Autor der seit Schlatter (den er nicht nennt)

unvermeidlichen Nachfrage nach dem Verständnis des Wortes
„Gerechtigkeit" Baum gegeben und geht über eine rein

Johnson, Alan F.i The Freedom Letter. A contemporary ana- forensische Deutung hinaus.

lysis of Paul's Boman lelter that changed the course of Den Schlüssel zu der von Paulus angesprochenen Lage der
Christian.ty. Chicago, DL: Moody Press [1974]. 220 S. 8°. römischen Gemeinde sieht Johnson in Sueton, vita Claudii 25
Lw. $ 4.9o. im Zusammenhang mit Act 18,2. Allerdings vermag er auch
Mit dieser Auslegung des Bömerbriefs wendet sich der Ver- nicht die Frage zu beantworten, was das Verhältnis von Ju-
lasscr — associate professor der Bibel Wissenschaft am Whea- den (-Christen) und Heiden (-Christen), auf das Paulus im Bü-
ton College (USA) — an Studenten und interessierte Laien. merbrief immer wieder zu sprechen kommt, mit dem Ver-
Die Darstellung ist nach Stil und Wortgebrauch gut lesbar. hältnis der Starken und der Schwachen cap. 14 zu tun haben
Zitates aus Dichtung und Erbauungsliteratur, Hinweise auf könnte. Johnson setzt außerdem voraus, daß Paulus seine
moderne christliche Zeit- und Weltbetrachtung (Dorothy Beise nach Spanien tatsächlich durchgeführt habe, und zwar
Sayers, C. S. Lewis, D. Bonhoeffcr u. a.) sowie häufig ange- nach einer angenommenen Entlassung aus der (i.) römischen
brachte cvangelislischc Geschichten und Vergleiche sollen die Haft. Danach habe der Apostel die Pastoralbriefc geschrieben.
Cegenwartsbedeutung des Bömerbriefes deutlich machen. Der Ausleger übernimmt in dieser wie in manch anderer Hin-
Einige Exkurse zu wichtigen Grundsatzfragen (z. B. über den 6jcht Überzeugungen, die in früherer Zeit mehrfach dargestellt
Gehorsam gegenüber der Obrigkeit zu 13,1-7) sind einge- wurden. Doch legt er auf historische Fragen, d. h. aber auf
streut. Die begrifflichen Zusammenhänge sind durch eine den ursprünglichen Situationsbezug des Bömerbriefes wenig
Reihe graphischer Schemata verdeutlicht. Sonderbar berühren Gewicht. Dieser spielt auch in der Einzelauslegung nur eine
einen allerdings die Zeichnungen zum Golt-Mcnsch-Verhüll- geringe Bolle.

üis nach Böm 5,1-11 (S.85), in denen Gott und Mensch glei- go hat die Darslenllr,Ki was die exegetische Seite betrifft,

dermaßen als Strichmännchen erscheinen. elwas Zeitioses. Das igt durchaUs beabsichtigt. Der Verfasser

Entsprechend diesem Charakter des Buches begründet der kündigt ja im Vorwort „eine neue Auslegung des zeitlosen
'l. seine exegetischen Entscheidungen nicht näher. So fehlen Briefes im Licht unserer Gegenwart und ihrer Nöte" an. Dem
Belege aus antiken Quellen. Man findet nur vereinzelt all- Rez slent slcn nacn der Lektüre von Johnson's Buch die
gemeine Hinweise auf zeitgenössische Vorstellungen. In gro- Frage, ob man denn ein biblisches Buch mit hinreichender
ßem Umfang stößt man aber auf biblische Verweise. Dem Begründung für unsere heutige Situation auslegen kann, ohne
Lescrj der tiefer eindringen will, wird eine ansehnliche Zahl die Situation des Buches selbst exegetisch zu erheben und
größerer Kommentare und Monographien genannt. Für den ständig im Auge zu behalten,
deutschsprachigen Leser ist es überraschend, daß die ihm vertrauten
Kommentare (Schlattcr, Lietzmann, Michel) unge- Murt Hans Jochen Genthe
nannt bleiben. Küseinanns Arbeit (HNT 1973) konnte wohl
aus Zeitgründen nicht mehr herangezogen werden. Aufsätze
dieses Autors erscheinen aber mehrmals in den Anmerkungen.
Häufig — wenn auch mit gelegentlichen Vorbehalten — zieht
Johnson das ThWbNT heran. Marlin Luthers und Karl
Barths Bömerbriefauslegungen werden zwar ehrend erwähnt, Kelly, John Norman Davidson: Altchristliche Glaubensloser
praktisch nicht ausgewertet. Dagegen spielt Calvins Aus- kenntnissc. Geschichte und Theologie, übers, v. K. Dock-
leg»ng an einer Beihe von Stellen eine Bolle. hörn u. A. M. Bitter. Güttingen: Vandenhoeck & Buprccht,

Kenntnis des Griechischen wird beim Leser nicht voraus- u- Berlin: Evang. Verlagsanstalt (Ausgabe für die DDB)

gesetzt. Doch wichtige griechische Vokabeln gibt der Vf. in [1971]. 450 S. gr. 8°.

Umschrift wieder. Einige text- und literarkritische Probleme Das Buch stellt den Versuch dar, die Geschichte der Glau-
Werden erörtert. Zu Böm 5,1 erscheint die konjunktivische bensbekennlnisse seit ihren Anfängen in ncutcstamcntlicher
Lesart Johnsons immerhin erwähnenswert. Man erfahrt auch, Zeit bis ins frühe, teilweise ins hohe Mittelalter zu verfolgen,
«aß es Ei iiwände gegen die ursprüngliche Zugehörigkeit von Seit vielen Jahrzehnten ist nichts dergleichen unternommen
*3,l--7 und cap zum Rümcrbricf gibt. Doch der Vf. lehnt worden, und gerade für den Bereich der deutschen Sprache
~* Einwände ab. Auch hält er 16,25—27 für den ursprüng- besteht an einem derartigen Werk ein dringendes Bedürfnis,
nrnen Schluß des Schreibens. Sollte man den Blick auf die verschiedenen Schwächen des
Die Möglichkeit, daß Paulus gelegentlich Glaubensformeln, Buches richten, so wird man dabei doch die Tatsache im Auge
'lyrnrien u. dgl. zitiert (l,3f.; 3.1 .jf. usw.), bleibt völlig un- behalten müssen, daß nichts Besseres, nicht einmal etwas
*gttat So werden wichtige Gesichtspunkte übergangen und Vergleichbares zur Verfügung stellt.

leiben ungeklärt. Johnsen steht stärker unter dem Einfluß Das erste Kapitel fragt nach bekenntnishaftem Elementen
_ °gmutischer Voraussetzungen, als es der Exegese dienlich im NT. Die Frage wird zunächst dahin eingeschränkt, daß
1Rt. Zur hrkläriing der Bcchtferligungslehre des Apostels wer- man unter Bekenntnis einen anerkannten Lehrbestand zu ver-
en Bedemptions- und Satisfaktionstheorie (miteinander!) stehen habe; die Gelegenheiten, bei denen diese Lehre dar-
'erangezogen. „Bcchtfertigung" und „Heil" werden als aus- gestellt und feierlich erklärt wurde, gaben Anlaß, sie in for-
Wcchselbar behandelt. Die Bedeutung des Wortes „Sünde" melhaften Wendungen auszuprägen. So hätten sich in der
*"d nielit von derjenigen, die es bei den Synoptikern hat, apostolischen Kirche ein-, zwei- und dreigliedrige Bekenntnis-
Unterschieden. Die für das Verständnis von Böm 6,1 — 11 aussagen nebeneinander entwickelt. — Den engen ursprüng-
grundlegende Unterscheidung zwischen dem Sterben mit Chri- liehen Beziehungen zwischen Bekenntnis und Taufe geht das
Slus Und dem Auferstehen mit Christus kommt nicht zur Gel- zweite Kapitel nach. Der Vf. bemüht sich um die Unterschei-
tung. Was die Ausdrücke „Glaube" und „Liebe" bei PauluB dung deklaratorischer und interrogatorischcr Bekenntnisse (bei

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