Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1976

Spalte:

260-262

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

From Herodotus to Plutarch 1976

Rezensent:

Delling, Gerhard

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

259

von „The Fulure of the Qumran Scrolls", S. 465—474. Seine
Nachrichten über den Zustand der Funde von Qumran ca. 25
Jahre nach ihrer Auffindung sind alarmierend. Photographien
ergänzen das Bild von dem erschreckenden Zustand, in dem
sich die Handschriften befinden. Besonderen Anteil an der
rapide fortschreitenden Verschlechterung der Lesbarkeit der
Rollen hat die Luftfeuchtigkeit, die unter günstigen Bedingungen
niedrig gehalten werden kann, jedoch nie so niedrig,
wie es den Bedingungen in Qumran entsprechen würde.

Die Arbeiten, die sich mit Iiterarkritischen und überlieferungskritischen
Auslegungsfragen beschäftigen, beschränken
sich nicht nur auf das Alte Testament. So behandelt z. B.
CA. Moore von Mk 4,12 her Jcs 6,9 und meint, Jesus
habe die Aussage über das Nichthören und -verstehen ironisch
gemeint (Mk 4:12: More Like the Irony of Micaiah thau
Isaiah, S. 335—344). Der Wiederaufnahme der Gedanken von
Gen 1 in Spr. 8,22—31 geht G. M. Landes nach (Creation
Tradition in Proverbs 8:22-31 and Genesis 1, S. 279-293).
H.B. Huffmon untersucht Ex 23,4-5 (Exodus 23:4-5:
A Comparalive Study, S. 271—278). Dem Richterbuch gilt die
Studie von R. G. B o 1 i n g („In Those Days There Was No
King in Israel", S. 33—48), in der er von M. Buber ausgehend
die Komposition des Buches beleuchtet und dabei eine weit
ausgedehntere deuteronomistische Redaktion annimmt als gewöhnlich
. In einer kurzen Notiz weist M. 0 t a (A Note on
2 Samuel 7, S. 403—407) auf die Verbindung von Prophetenwort
und Tempelbau hin. — Probleme der großen Schriftpropheten
werden nicht behandelt. Hingegen zeigt F. R.
McCurley, Jr. die Zusammenhänge des Deuteronomiums
mit Hosea auf und tritt für ein gemäßigtes Nachwirken nördlicher
Traditionen im (Jcrusalemer) Deuteronomium ein (The
Home of Deuteronomy Revisiled: A Methodological Analysis
of the Northern Theory S. 295—317). Einen Forschungsbe-
rieht über die Frage des historischen Ansatzes des Propheten
Joel erarbeitet J. A. Thompson (The Date of Joel, S. 453
bis 464). Schließlich beschäftigen sich zwei Arbeiten mit dem
Büchlein Buth. Während B. Gordis nur Einzelprobleme
herausgreift. (Love, Marriage, and Business in the Book of
Ruth, S. 241—264) und zu einer Ansetzung des Buches im
5./4. Jh. v. Chr. gelangt, bietet E. F. Campbell, Jr. eine
sehr fundierte Gesamlschau (The Hebrew Short Story: A Study
of Ruth, S. 83-101).

Alle übrigen Arbeiten, es bleiben immer noch 13 zu benennen
, behandeln systematische Themen, teils rein altteslament-
liche, teils solche, die die Frage nach der Verbindung mit dem
Neuen Testament mehr oder weniger intensiv stellen. Sehr
eigenwillig und nicht frei von gewagten Kombinationen setzt
G. E. Mendenhall Gen 3 in die exilische Zeit. Mir scheint
dabei die Frage des Zusammenganges mit Gen 2 zu wenig
behandelt zu sein (The Shady Side of Wisdom: The Date
and Purpose of Genesis 3, S. 319—334). Im Rahmen der Anthropologie
bewegt sich auch H. L. C r e a g e r (The Divine
Image, S. 103—118). Er versteht unter Gotlcbenbildlichkeit im
weitesten Sinne alles, was das menschliche Sein und Handeln
bestimmt und ausmacht, ontologische Grundlegungen ebenso
wie psychologische und ethische. Sehr gut fragt R. E. Murphy
streng systematisch nach der Bedeutung des Wortes
Gottes im Alten Testament und kommt von daher zur Behandlung
der Frage der Kanonizität, die ihn dann auch auf das
Neue Testament eingehen läßt (The Old Testament as Word
of God, S. 363—374). Ganz andere Seiten des Themas Wort
Gottes bringt dagegen F. L. M o r i a r t y zur Sprache. Er untersucht
die Wirkung des göttlichen Wortes in der Geschichte
sowohl in Israel als auch im Allen Orient (Word as Power
in the Ancient Near East, S. 345—362) und weist darauf hin,
daß auch in den umliegenden Völkern das je von einem Gott
ausgehende Wort als wirkend angesehen wurde. Es müßte
dabei allerdings mehr betont werden, daß es verschiedenartige
Geschichtsabläufe und vor allem Deutungen dieser Geschehnisse
gibt, die erst in ihrer Gesamtheit ein Bild ergeben, das
sich gegen andere ähnliche Erscheinungen abhebt. Das Thema
„Land" steht im Mittelpunkt zweier Arbeiten systematischen
Inhalts: H. E. von W a 1 d o w (Israel and Her Land :

260

Some Theological Considerations, S. 493—508) geht von dem
Gedanken aus, daß für Israel das Land, in dem es seßhaft
wurde, Eigentum Jahwes ist, das dieser dem Volk gibt und
dafür Rechenschaft fordert. G. E. W r i g h t hingegen beschäftigt
sich mit dem Einzug ins Land, hinter dem die Tat
Gottes gesehen wird (The Conquest Theme in the Bible, S. 509
bis 518). Leider hat F. H. Seilhamer (The Role of Co-
venant in the Mission and Message of Arnos, S. 435—451) die
neuere Diskussion um die Bundesvorstellung noch nicht verarbeitet
. Seine Ausführungen bleiben daher mehr in allgemein
- theologischen Überlegungen befangen. Bei der Arbeit
von ILM. Buck (Worship, Idolatry, and God, S. 67-82)
geht es um die verschiedenen Formen der Gottes Verehrung,
im besonderen um den Begriff i9hoh (sie). Es wäre freilich
angezeigt gewesen, die Wurzel so zu bezeichnen, wie sie sich
in den semitischen Dialekten darbietet: hww.

Die Verbindung der beiden Testamente visiert schon der
Beitrag von B. V a w t e r an (History and Kerygma in the
Old Testament, S. 475—491). Zeigt diese Arbeil schon den
Kern des Alten Testaments als auf das zukünftige Heil hin
angelegt, so geht Elizabeth Achtemeier (The Relevance
of the Old Testament for Christian Preaching, S. 3—24) auf
das Problem der Vergegenwärtigung des Alten Testaments im
Neuen und damit im Räume der christlichen Gemeinde ein.
Mit Recht betont sie dabei das historische Element, das nicht
vernachlässigt werden darf. Einzelfragen des Zusammenhanges
behandelt E. D. F r e e d (Some Old Testament Inllucn-
ces on the Prologuc of John, S. 145—161). Besonderen Hintergrund
bildet dabei Jes 60,1—3. An dieser Stelle wäre noch
mehr über die Bedeutung des Uchtes im Alten Testament zu
sagen gewesen, das den Prolog des Johannesevangeliums beeinflußt
hat. In eindrücklicher Weise stellt II. N. Bream
(Life without Resurrection: Two Perspectives from Qoheleth,
S. 49—65) der Resignation Qoheleths die neutestamentliche
Auferstehungshoffnung gegenüber. Schließlich wäre noch der
Versuch zu erwähnen, die ökologischen Überlegungen unserer
Tage aus dem Alten Testament zu begründen. A. von Rohr
Sauer (Ecological Notes from the Old Testament, S. 421
bis 434) leitet aus der Herrscherstellung des Menschen über
die Schöpfung auch die besondere Verpflichtung ab, für diese
zu sorgen.

Wien Georg Sauer

JUDAICA

Stern, Mcnahem: Grcck and Latin Authors on Jcws and
Judaism. Editcd wilh Inlroductions, Translations and Com-
mentary. I: From Ilerodotus to Plutarch. Jerusalem: Israel
Academy of Sciences and Humanitics; Leiden: Brill 1974.
XVIII, 576 S. gr. 8° = Publicalions of the Israel Academy
of Sciences and Humanities. Section of Humanitics. Fontes
ad res Judaicas spectantes. Lw. $ 25.—.

Die geistige und gesellschaftliche Situation des Judentums
der Diaspora in hellenistisch-römischer Zeit und die Rolle,
die es in seiner Umwelt spielt, sind letztlich nicht zu verstehen
ohne die Kenntnis der paganen Äußerungen über es.
Das Bild, das wir aus dem jüdischen Schrifttum der Zeil von
der Stellung der Judenschaft in und zu ihrer Umgebung und
von deren Stellung zum Judentum gewinnen, wird durch die
heidnischen Autoren sei es ergänzt, sei es korrigiert, sei es
begreiflicher gemacht. Das erste gilt etwa im Blick auf den
Eindruck, den die jüdische Religion auf die Umwelt macht,
und den Einfluß, den sie auf diese ausübt, das letzte z. B. in
bezug auf die Abwehr einer negativen Einstellung zum Judentum
. Tatsächlich sind die paganen Darstellungen und Urteile
zwischen Anerkennung und Feindschaft mannigfach abgestuft
. Mangelhafte Information und z.T. daher Unverständnis
hinsichtlich der Besonderheit vor allem der Religion des
Judentums werden in manchen dazwischenliegenden Äußerungen
sichtbar. Gerade die umfassende Zusammenstellung
aller erreichbaren Texte der paganen Literatur, z. B. auch der-

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 4