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1976

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Theologische Litcralurzeitung 101. Jahrgang 197G Nr. 4

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Le Sacr6 et l'rofanation; J. Ellul, Loi et Sacre, Droit et Divin.
De la loi sacröe au droit divin; A. Raveiina, Sacre et profane
dans la pensöe d'Israel; L. Gardet, Notion et sens du Sacre en
Islam; II. Gouhicr, L'art et de Sacre.

Bemerkenswert ist, in welchem Maße diese vorwiegend aus
katholischen Universitäten und Instituten kommenden Verfasser
in ihren Aufsätzen immer wieder von Rudolf Ottos
grundlegendem Werke „Das Heilige" ausgehen und seine Erkenntnisse
verwenden. Dieses Sammelwerk stellt eine begrüs-
senwerle Bereicherung und Ausweitung unserer Kenntnisse
und Erkenntnisse hinsichtlich des religionsgeschichtlichen
Phänomens des Heiligen dar.

Bonn Gustav Mcnsctiing

Bäumer, Bettina: Das andere Ufer. Kosmische und akosmisdio
Hoffnung im Hinduismus (Una Sancta 30, 1975 S. 49—59).

Berner, Ulrich: Selbstinterpretation und Unstcrblichkeils-
glaube in Religion und Religionswissenschaft. Untersuchungen
über altteslamentliche und frühchrisllich-alexandri-
nischc Texte und zur historischen Hcligionsphäuomenologie
(Theol. Promotion, Göttingen 1974).

Betty, L. Stafford: The Radical Pluralismus of Arnold Toyn-
bee — lts Implications for Religion (Journal of Ecumeni-
cal Studies 9, 1972 S. 819-840).

Brunner, Hellmut: Vom Wesen des Polytheismus und seinem
Wahrheitsgehalt (Universitas 29, 1974 S. 597-609).

Dammann, Ernst: Das Problem einer afrikanischen Theologie.
Oberursel (Ts): Überurseler Hefte [1975). 40 S. 8° = Ober-
urseler Hefte. Studien und Beiträge für Theologie und Gemeinde
, 3, DM 3,60.

Drummond, Richard H.: Toward Theological Understanding
of fslam (Journal of Ecumenical Studies 9, 1972 S. 777 bis
801).

Gill, David: Trapezomata: A Neglected Aspect of Greek Sacri-
fice (HThR 67, 1974 S. 117-137).

Mensching, Gustav: Der Absolutheitsanspruch des Christentums
im Vergleich mit den außcrchrisllichen Weltreligionen
(Una Sancta 30, 1975 S. 35-44 und 48).

Nürnberger, Klaus: Der afrikanische Hochgott unter dem Aufprall
der christlichen Botschaft (NZSystTh 17, 1975 S. 151
bis 178).

Tong, Paul K. K.: A Study of Thematie Differenccs Betwecn
Eastern and Western Religious Thought (Journal of Ecumenical
Studies 10, 1973 S. 337-360).

Weippcrt, Manfred: Semitische Nomaden des zweiten Jahrtausends
, über die Sasw der ägyptischen Quellen. 2. Teil.
(Raphael Giveon, I^es bedouins Shosou des documents egyp-
tiens) (Bibl 55, 1974 S. 427-433).

ALTES TESTAMENT

Hollmann, Hanl Werner: Die Intention der Verkündigung
Jcsajas. Berlin - New York: de Gruyter 1974. XII, 125 S.
gr. 8° = Beiheft zur Zeitschrift für die alttcstamcntliche
Wissenschaft, hrsg. v. G. Fohrer, 136. Lw. DM 60,—.
Diese aus der Schule von G. Fohrer stammende Erlanger
Dissertation (WS 1972/73) lebt von der Auseinandersetzung
mit dem Verständnis des Propheten als Boten, der von Jahwe
empfangenes Wort nur weitergibt und allenfalls die Begründung
der göttlichen Heils- oder Unheilsansage als eigenes In-
terpretamenl dem Jahwewort zuordnet. Auf Grund dieser
Uberzeugung ist es grundsätzlich möglich, wenn auch nicht
immer beschreibbur, dal! Jahwewort und Prophelcnwort voneinander
abzuheben sind. Die Anschauung, die sich nach H.
unter den Alttcstamcntlern weit verbreitet findet, hat ihren
Hauptvertreter in H. W. Wolff, sie ist vornehmlich in dessen
frühen Schriften zum Ausdruck gebracht (Die Begründung der
prophetischen Heils- und Unheilssprüche, ZAW 52, 1934 und
Das Zitat im Prophetenspruch. Eine Studie zur prophetischen
Verkündigungsweise, Beiheft 4, 1937 zu .Evangelische Theologie
', beides wiederabgedruckt in den ,Gcsammelten Studien
'), doch glaubt II. sie bis in die jüngsten Kommcntar-
ausarbeitungen Wolfis hinein nachweisen zu können. H. widerspricht
diesem Prophelenverständnis entschieden und versucht
, dies anhand von Jcsajatcxtcn zu begründen. Seine Arbeit
ist in drei Teile gegliedert: A: Prophet und prophetisches
Reden, ß: Die Intention der jesajanisdien Verkündigung:
Umkehr und Entscheidung für Jahwe. C: Jesajas Ringen um
Umkehr, dargestellt an ausgewählten Texten. Eigentlich ist
alles bereits im ersten Teil gesagt, zumal dort für die Beiego
uueh schon hauptsächlich auf Jesajaworte verwiesen wird. II.
setzt sich mit Energie dafür ein, das Ganze der prophetischen
Botschaft, Begründung und Ankündigung als vom Propheten
auf Grund eines nicht näher beschreihbaren Gehcimwisseng
frei gestaltet und verantwortet zu verstehen. Das Ineinander
von Jahwerede und prophetischer Vermittlung (5ff) ist nicht
auseinanderzudividieren. Bei seinem Nachweis geht der Vf.
von Unheilsankündigungen aus, die ausdrücklich nicht als
Jahweredc stilisiert sind. Es ist aber zu erkennen, daß auch
diese Worte als Jahwewillen verkündigt sein wollen. Als Beispiel
wird Jcs 3, 16—24 vorgeführt, wovon jedoch für II. mit
anderen Exegeten lediglich die Verse 16.17.24 echt sind (— in
tcxtkrilischen Entscheidungen hält sich H. weitgehend an G.
Fohrer). Er stellt sich die Entstehung des Wortes wie folgt
vor: „In dem Verhalten der vornehmen Jcrusalemerinnen tritt
Jesaja der menschliche Hochmut in einer speziellen Erscheinungsform
entgegen. Dieser Eindruck trifft auf das geheime
Wissen Jcsajas um die Absicht Jahwes, die sündige Auflehnung
gegen Jahwe, die sich auch und gerade im menschlichen
Hochmut artikuliert, nicht ungestraft hinzunehmen . . .". „Auf
der Grundlage dieses geheimen Wissens entwickelt Jesaja angesichts
des Verhallens der vornehmen Damen die spezielle,
auf den konkreten Fall abgestimmte begründete Unheilsankündigung
, die in Jes 3,16—24* vorliegt. Die Absicht, durch
die siluationsspezifischc Ankündigung die vornehmen Damen
möglichst wirksam zu treffen, ist dabei unverkennbar" (12).
„So erscheint uns hier der Prophet als einer, der in Vollmacht
und großer Freiheit mit dem Willen und der Absicht Jahwes
umgeht, die ihm offenbar geworden sind, ohne daß damit
gesagt wäre, daß er jene nicht sachgemäß verkündete bzw. zu
verkünden überzeugt war" (13). Die Gegenprobe müßte freilich
dann auch stimmen. H. wendet sich deswegen folgerichtig
Sprüchen zu, in denen Jahwerede ausdrücklich als solche eingeführt
wird, in welchen ein .lahwewort zitiert ist. Auch gegen
die Unterscheidung von Jahwe- und Menschenwort auf Grund
formaler stilistischer Kriterien erheben sich für II. schwere
Bedenken. Er lehnt die in solchen Analysen nolcns volen»
„implizierte Objektivierung des Gotteswortes" ab. Diese scheitert
für ihn schon an dem Tatbestand, daß solche ,zilierende
Redeweise' des Jesaja deutlich von der anderer Propheten
unterschieden werden kann (13). Es wäre freilich zu fragen,
ob z. B. H. W. Wolff wirklich eine solche ,Objektivierung de»
Gotteswortes' unterstellt werden darf. Möglicherweiso ist die
Persiflage auf S. 14 sachlich gemeint, wirkt in diesem Zusammenhang
indes unsachlich: „Auch ist es kaum vorsti-llbar, daß
sich Jesaja ein Wort wie Jes 1,10—17, . . ., in seiner ganzen
Länge und Ausführlichkeit hat sofort wörtlich einprägen können
, als er es in einer Audilion empfangen hat. Oder sollte
es ihm Jahwe vielleicht diktiert haben oder etwa mehrmals
wörtlich vorgesagt haben, so daß er es dabei auswendig lernen
konnte?" Die Sache selber, d. h. die Frage nach Eigentlichkeit
und Uneigentlichkeit des Zitates (H. spricht vom
,fingicrlcn Zitat'. 26) ist erörternswert. Die dazu herangezogenen
Beispiele von Zitaten außerhalb prophetischer Literatur
(Ex 5,6—11; 1 Kön 2,29f) sind interessant. Die Diskussion
darüber scheint noch nicht abgeschlossen zu sein. Wenn zu
Recht darauf hingewiesen wird, daß für die Jcsaja-Zmt Pflicht
und Notwendigkeit zu einer exakten Übermittlung von Gehörtem
weder empfunden worden sind noch bestanden haben,
dann ist die Frage nach dem, was ein antiker Mensch mit der
Zilation wirklich meinte, zu bedenken. Es ist weiter zu fragen,
ob die Alternative von Eigentlichem und UncigentlicJiem
nicht viel zu formal und unerlaubt von unseren Kriterien
und Wertmaßstäben her gedacht ist (28). Besagt darum die
formale Feststellung, daß der Prophet auch bei ,zitiertcn Jahweworten
' an deren Inhaltlicher und formaler Gestaltung be-