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1976

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Systematische Theologie

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221

Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 3

222

Hohler, Th. P.: Intellectual Intuition and the Beginning
of Fichte'sPhilosophy: A New Interpretation (Tijdschr-
Fil37, 1975 S. 52-73).

Holz, Harald: Anfang, Identität und Widerspruch. Strukturen
von Hegels Wissenschaft der Logik, gezeigt an
dem Abschnitt: „Womit der Anfang der Wissenschaft
gemacht werden muß", sowie der „Logik des Seins"
(TijdschrFil 36, 1974 S. 707-761).

-Omnipotenz und Autonomie (NZSystTh 16, 1974 S. 257
bis 284).

Kuypers, K.: De idee van filosofie als strenge wetenschap
bij Husserls (TijdschrFil 36, 1974 S. 673-706).

Ladrille, Guillaume: Le hasard et la necessitc Selon Jacques
Monod (Salesianum 36, 1974 S. 567-590).

Morgret, Frank: Whitehead at al. vs. Human Death (A
puzzled query by a concerned counsellor) (The Spring-
fielder 38, 1974 S. 185-192).

Pater, W. A. de: Semiotiek in Polen (TijdschrFil 36, 1974
S. 762-773).

Ricken, Friedo: Sind Sätze über Gott sinnlos? Theologie
und religiöse Sprache in der analytischen Philosophie
(StZ 100, 1975 S. 435-452).

Robert, J. D. OP: Les sciences humaines dans „La Philosophie
des sciences sociales" (Nouvelle Revue Theolo-
gique 106, 1974 S. 1067-1078).

Splett, Jörg: Der Mittler. Philosophische Vorüberlegungen
zur christlichen Antwort auf die Herausforderung
Friedrich Nietzsches (Theologie und Philosophie 50,
1975 S. 161-182).

Straaten, M. van: Derde Internationaal Colloquium over
antieke filosofie (TijdschrFil 36, 1974 S. 785-786).

Taylor, M. C: Language, Truth and Indirect Communi-
cation (TijdschrFil 37, 1975 S. 74-88).

Vandenbulcke, J.: Duitse Descartesliteratuur unt het be-
gin van de zeventiger jaren (TijdschrFil 37, 1975 S. 95
bis 111).

Weger, Karl-Heinz: Relativismus als Religionskritik.
Thesen und Theorien der philosophischen Anthropologie
heute (StZ 100 1975 S. 90-100).

Wehr, Gerhard: Rudolf Steiners Weg und Wegweisung
zu Christus (DtPfrBl 75,1975 S. 190-192).

Weier, Winfried: Die Grundlegung des Nihilismus in der
Existenzphilosophie (Theologie und Philosophie 50,
1975 S. 183-205).

Wiele, J. van de: Nietzsche en de metafysika (TijdschrFil
36, 1974 S. 635-772).

Winter, Alois: Kant zwischen den Konfessionen (Theologie
und Philosophie 50, 1975 S. 1-37).

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Hünermann, Peter, u. Gerd-Dieter Fischer [Hrsg.]: Gott
im Aufbruch. Die Provokation der lateinamerikanischen
Theologie. Freiburg-Basel-Wien: Herder [1974].
205 S. 8°. Kart. DM 28,-.

P. Hünermann, Prof. für kath. Dogmatik an der Univ.
Münster und einer der beiden Vorsitzenden des Stipendienwerkes
Lateinamerika—BRD, und G.-D. Fischer, der
sich als Stipendiat dieses Stipendienwerkes zeitweise in
Cordoba aufhielt, veröffentlichen diesen gewichtigen und
aussagestarken Quellenband lateinamerikanischer Theorie
der Gegenwart und leiten ihn durch Beiträge zur
Physiognomie dieser Theologie (11—24) bzw. ihrem gesellschaftlichen
Kontext (25-38) ein. Die Auswahl will
bewußt in der BRD schon Bekanntes ausklammern und
druckt deshalb keine Beiträge der Theologen ab, die wir
als Hauptvertreter der „Theologie der Befreiung" kennen
(Gustavo Guticrrez, Hugo Assmann). Sie beruht zugleich
jedoch auf einer prinzipiellen Vorentscheidung, indem
sie keinen Theologen zu Wort kommen läßt, der sich

des Instrumentariums der marxistischen Gesellschaftsanalyse
bedient; vielmehr wird offen gegen die Bewegung
„Christen für den Sozialismus" polemisiert, und dies
nicht nur aus theologischen, sondern auch aus politischen
Gründen. Hünermann ist es darum zu tun, daß „nichtradikale
" Entwürfe nicht zusammen mit den „radikalen"
verworfen werden, denn der Fehler der kath. Führungsspitze
in vergangenen Jahrzehnten, undifferenziert alle
theologischen Neuentwürfe seit Beginn des 19. Jh.s zu
anathematisieren, dürfe nicht wiederholt werden. Auffällig
ist, daß vier der sechs lateinamerikanischen Autoren
Argentinier sind, die sich wie die Mehrheit der argentinischen
„Tercermundistas" offenbar auf den in seiner
ideologischen Fundierung eklektischen und als politische
Massenbewegung in sich zersplitterten Peronismus stützen
. Wenn Fischer bei den lat.-am. Dependenztheoreti-
kern der Gegenwart einen marxistischen und einen „nationalistischen
" Flügel unterscheidet, so gehören die argentinischen
Autoren sichtlich zu letzterem.

Richtig spricht Hünermann von der Abwendung gegenwärtiger
lat.-am. Theologie von der Neuscholastik sowie
von ihrer Erkenntnis, daß der christliche Glaube mit
der integralen Erlösung des Menschen und der Menschheit
zu tun habe. Zum ersten Mal in der Geschichte der
neueren Theologie werde das Elend großer Bevölkerungsschichten
zum bestimmenden Faktor der Glaubensreflexion
. Der öffentlich-gesellschaftlichen Dimension
menschlicher Existenz werde jetzt ihre theologische
Qualifikation zuerkannt. Diese Theologie wisse von der
gesellschaftlich verfaßten Widergöttlichkeit, die objektivierte
Sünde sei. Deshalb könne auch die Kirche nicht
mehr als in sich verfaßte selbstgenügsame Gesellschaft
verstanden werden, sondern ihre Entwicklung sei mit der
des Volkes zutiefst verbunden.

Fischer weist sachgemäß darauf hin, daß lat.-am. Theologen
heute die als „Desarrollismo" bezeichnete Entwicklungsideologie
, die sich eine Lösung gesellschaftlicher
Probleme von technokratisch verstandener Entwicklungshilfe
wohlhabender kapitalistischer Staaten versprach
, ablehnen, doch beruht diese Ablehnung nicht allein
auf dem Verlust eines Optimismus und der sich daraus
ergebenden Resignation, sondern auch auf dem gewonnenen
tieferen Einblick in gesellschaftliche Zusammenhänge
. Fischer deutet die lat.-am. Wirklichkeit der
Gegenwart vorwiegend mittels des Begriffes der Abhängigkeit
. Lat.-am. Theologen aber sprechen nicht nur von
„dependencia", sondern von „opresiön" (Unterdrückung).
Fischer verweist selbst darauf, daß die wichtigsten Industriebranchen
Lateinamerikas sich weithin in der Hand
multinationaler Unternehmen befinden, die sich nicht
primär an nationalen Bedürfnissen, sondern an ihren
Profitinteressen orientieren. Die Folge sei die „Margina-
lisierung" des größten Teils der Bevölkerung in sämtlichen
Lebensbereichen.

Eduardo F. Pironio, dem langjährigen Generalsekretär
des lat.-am. Bischofsrates (CELAM) und jetzigen Bischof
der argentinischen Diözese Mar del Plata, geht es in seinem
Beitrag „Der neue Mensch — Theologische Besinnung
auf das Wesen der Befreiung" (41—69) darum, den
für die gegenwärtige lat.-am. Theologie kennzeichnenden
Begriff der Befreiung in seinem theologischen Vollgehalt
zu verstehen. Bei diesem wie bei den anderen
Aufsätzen vermißt man jedoch schmerzlich ein Denken
in den Kategorien der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre,
das bei kath. Theologen freilich auch nicht zu erwarten
ist. Natürlich ist Pironios Anliegen berechtigt, einer Auflösung
der Theologie in Sozialethik zu wehren, „die
Gänze des Mysteriums Christi und seiner Kirche" (41) zu
bewahren. Sicher darf man über der in ungerechten
Strukturen enthaltenen Sünde die Sünde im Innern des
Menschen nicht vergessen (64), da es um Befreiung von
der Sünde in sämtlichen Ausformungen und Konsequen-