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1976

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 3

178

(1965), S. 22f£., G. Haendler, Staat und Kirche in der Vita
Anscarii, kyrkohistorisk ärsskrift 1969, S. 1 ff., S. Heiander
, Die Überlieferung vom hl. Ansgar in Schweden,
Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
, 2. R. (1969), S. lff., H. Jankuhn, Das Missionsfeld
Ansgars, Frühmittelalterliche Studien I, 1967,
S. 213ff., W. Lammers, Ansgar. Visionäre Erlebnisformen
und Missionsauftrag, Festschrift J. Spörl, 1965, S. 541 ff.,
G. Mehnert, Ansgar als Visionär, Schriften des Vereins
für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, 2. R.
(1965), S. 44ff. (das andere Werk von Mehnert ist angegeben
). Dadurch, daß B. auf Nachschlagewerke und bibliographische
Zusammenstellungen verweist (z. B. ThLZ
und Festschriften), gibt er überaus wertvolles Material
zur Erfassung der Literatur.

Die Frage nach dem Benutzerkreis dieses Lexikons ist
offensichtlich nicht eindeutig zu beantworten. Es bietet
allgemeine Informationen, die in einzelnen Artikeln unterschiedlich
sind, und wendet sich damit an ein breiteres
Publikum. Der wissenschaftlich Interessierte wird im Gegensatz
dazu vielleicht eine strengere Auswahl des biographisch
Wesentlichen erwarten und dafür stärker nach
einer Darlegung wie Charakterisierung der theologischen
Konzeption suchen, die er in einigen Artikeln auch findet.
Die Literaturangaben richten sich demgegenüber nahezu
ausschließlich an Wissenschaftler.

Bei jedem Lexikon können Einzelheiten kritisch aufgezählt
werden. Wenn hier verschiedene Dinge angemerkt
sind, so sei doch auf die eigene Bedeutung dieses
Lexikons gewiesen, da sich hier der Herausgeber — im
Unterschied zu anderen Lexika, in denen Personen vielfach
nur innerhalb von Sachartikeln begegnen und Literaturangaben
oft nur in Auswahl geboten werden — den
Biographien ausführlich widmet. Die biographischen Informationen
sowie die zahlreichen Literaturangaben sind
von ihm in über drei Jahrzehnten in unermüdlicher
Kleinarbeit zusammengetragen worden — eine Leistung,
die allen Respekt verdient. Denn mit dem Werk dürfte
dem Benutzer eine immense Fülle von biographischen
Angaben über die einzelnen Personen geboten werden.
Für den wissenschaftlich Interessierten sind die Literaturangaben
von großer Bedeutung, zumal auch Dissertationen
und Aufsätze in Zeitschriften und Festschriften
aufgeführt sind und der Autor auf die Artikel in den verschiedenen
älteren und neueren Lexika hinweist.

Berlin Karl Matthiae

Baumotte, Manfred: Das Subjekt der Kompetenz. Eine
theologische Analyse wissenschaftstheoretischer Kontroversen
(NZSystTh 17, 1975 S. 129-141).

Dulles, Avery, SJ: Häresien der Gegenwart. Ein Aufruf
amerikanischer Theologen zur Selbstbesinnung der
Christen (StZ 100, 1975 S. 507-515).

Hoffmann, Joseph: Französische Theologie heute. Glaube
- Kultur - Politik (ThQ 153, 1973 S. 54-67).

Saake, Helmut: Theologische Methodistendiskussion in
Philologischer Kritik (NZSystTh 17, 1975 S. 115-128).

ALTES TESTAMENT

Redford, Donald B.: A Study of the Biblical Story of Joseph
(Genesis 37-50). Leiden: Brill 1970. XIII, 290 S.
gr. 8° — Supplements to Vetus Testamentum, ed by G.
W. Anderson, P. A. H. de Boer, G. R. Castellino, H. Capelles
, E. Hammershaimb, H. G. May, W. Zimmerli,
XX. Lw. hfl. 64.-.

Was ist nun eigentlich die Joseph-Erzählung im Buch
Genesis? Ist sie ein Sagenkranz, wie H. Gunkel meinte,

ist sie eine Sagennovelle, wie H. Gressmann dachte, bzw.
eine planvoll angelegte Novelle, wie G. Fohrer und auch
G. v. Rad annahmen, oder ist sie ein Märchen? Das ist die
eine große Frage, um die es in diesem Buch geht und die
der Vf. so beantwortet: „The Joseph Story shares its cha-
racteristics of timelessness and placelessness with a
clearly defined group of stories in the ancient Near East",
und „this Near Eastern genre appears to fall midway
between the Märchen and the Novella" (S. 67).

Mit dieser literarischen Bestimmung ist sogleich eine
zweite wichtige Feststellung eng verbunden: Die Joseph-
Erzählung ist „pure story" „abstracted from reality"
(S. 67), und deshalb bietet dieses Buch dann auch keine
„extended section dealing with the Joseph Story as
history" (S. IX).

Vielmehr liegt das Schwergewicht der Arbeit ganz auf
der ausführlichen Erörterung literarischer Probleme sowie
der Darbietung von Quellenanalysen. Ausgehend von
dem jetzigen Kontext der Joseph-Erzählung im Buch
Genesis (S. 1—27), werden zunächst die Syntax der Joseph
-Erzählung (S. 28—45) und die lexikographischen Gegebenheiten
(S. 46—65) untersucht. Damit verfolgt der Vf.
den Zweck, die ursprüngliche Joseph-Erzählung aus dem
Kontext herauszulösen und spätere Eintragungen auszuscheiden
. Die so freigelegte Erzählung wird sodann in
einem IV. Kap. (S. 66—105) einer umfassenden literarischen
Untersuchung und Wertung unterzogen, wobei insbesondere
auch die einzelnen Motive in der Erzählung
herausgearbeitet werden und als Fazit daraus die These
von G. v. Rad, daß die Joseph-Erzählung der Weisheitsliteratur
zuzurechnen sei, als eine „misinterpretation of
the evidence" bezeichnet wird. Vielmehr: „... the Joseph
Story has passed through the hands of one (or several)
who has himself influenced by Wisdom teaching; but
there is no reason to believe that the story per se ori-
ginated in, or belongs to, the shere of Wisdom Litera-
ture" (S. 105).

Auf den bis hierher erreichten Ergebnissen bauen danach
drei weitere, der Quellenanalyse gewidmete Kapitel
auf (S. 106-186). Hier geht es dem Vf. vor allem um den
Nachweis, daß in der ältesten Version der Joseph-Erzählung
„the role of helpful brother is fllled by Reuben
alone, and ... the father is called Jacob" (S. 178). Erst
eine einige Zeit nach der Entstehung und Verbreitung
der Erzählung einsetzende Modifizierung und Erweiterung
, die vom Vf. als „Judah-expansion" bezeichnet und
deren Urheber „Israel-redactor" genannt wird, hatte eine
Vorliebe für den Namen „Israel", den sie durchweg an
den Stellen gebrauchte, „where his hero Judah had
ousted Reuben" (S. 179). Diese gleichsam 2. Stufe der Joseph
-Erzählung, auf die auch noch die Hinzufügung mehrerer
Episoden, besonders am Ende der Erzählung, zurückzuführen
ist, wurde nach Ansicht des Vf.s dann vom
sog. „Genesis Editor", den er als einen „Compiler" versteht
(S. 180), aufgenommen. Er, der gewiß auch von der
Erzählung in ihrer vormaligen Form wußte, vollzog einige
Umstellungen, fügte Neues hinzu, überarbeitete auch
einige Episoden und verband die Erzählung schließlich
durch gelegentlich eingestreute Glossen mit dem Kontext
der Genesis.

Ein so gesehener Entwicklungsprozeß läßt nun freilich
keinen Raum für die alte, zumal im deutschsprachigen
Bereich allgemein vertretene Aufteilung der Joseph-Erzählung
auf die beiden Quellenschichten J und E (so zuletzt
wieder L. Ruppert, Die Josephserzählung der Genesis
, 1965). In dem abschließenden Kap. IX (S. 244-253)
vertritt der Vf. vielmehr die Ansicht: „The only hand
which can with certainty be detected throughout the en-
tire Book of Genesis is a priestly one, viz. that of the Genesis
editor" (S. 253). Hier wird nun von der Joseph-Erzählung
her eine These aufgestellt, die nicht überzeugen
kann, solange sie nicht auch für die übrigen Teile der Ge-