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Ausgabe: | 1975 |
Spalte: | 149-151 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Ethik |
Autor/Hrsg.: | Oyen, Hendrik van |
Titel/Untertitel: | Verantwortung und Freiheit 1975 |
Rezensent: | Jenssen, Hans-Hinrich |
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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 2
150
Heiliger - unheiliger Geist (DtPfrBl 74, 1974, S. 179
bis 182).
Dockhorn, Klaus: Luthers Glaubensbegriff und die Rhetorik
. Zu Gerhard Ebelings Buch „Einführung in die
theologische Sprachlehre" (LingBibl 1973, Heft 21/22,
S. 19-39).
Domay, Erhard: Die Größe des kleinen Spielraums der
Theologie (DtPfrBl 73, 1973 S. 893-894).
Duquoc, Christian: Ja zu Jesus — Nein zu Gott und zur
Kirche (Concilium 10, 1974 S. 163-169).
Ebeling, Gerhard: Das Gebet (ZThK 70,1973 S. 206-225).
Eiert, Werner: Last Things. Transl. by M. Bertram, ed. by
R. F. Norden. St. Louis — London: Concordia Publishing
House [1974]. 56 S. Gr.-8°. $ 2.50.
Fiorenza, Francis: Freude und Schmerz in ihrer paradigmatischen
Bedeutung für das Reden von Gott (Concilium
10, 1974 S. 335-342).
Gollwitzer, Helmut: Ich frage nach dem Sinn des Lebens
. München: Kaiser [1974]. 78 S. 8° = Kaiser Traktate
, 11. DM 6,80.
Greshake, Gisbert: Bemühungen um eine Theologie des
Sterbens (Concilium 10, 1974 S. 270-278).
Härle, Wilfried: Analytische und synthetische Urteile in
der Rechtfertigungslehre (NZSystTh 16, 1974 S. 17-34).
Harbsmeier, Götz: „Pädagogische Anthropologie" (VF
BhEvTh 18, 1973, Heft 1, S. 13-23).
Hasenhüttl, Gotthold: Kirche und Institution (Concilium
10,1974 S. 7-11).
Kaufmann, Franz-Xaver: Kirche als religiöse Organisation
(Concilium 10, 1974 S. 30-36).
Kay, Jeffrey: The Role of Aesthetics in the Theological
Method of Hans Urs von Balthasar and its Comparison
with the Method of Gerhard Ebelind (Theol. Dissertation
, Basel 1972).
Lash, Nicholas: Die Kirche und die Freiheit Christi (Concilium
10, 1974 S. 203-209).
Lerle, Ernst: Theologie im Widerspruch. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt (Auslieferung: Concordia-Buchhand-
lung, Zwickau) [1974]. 39 S. 8°. DM 2,-.
Lessing, Eckhard: Neuere Literatur zur Ekklesiologie
(VF BhEvTh 18, 1973, Heft 2, S. 36-63).
ETHIK
Oyen, Hendrik van: Verantwortung und Freiheit. Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn [1972].
268 S. 8°. Lw. DM 36,-.
In dem Band sind 19 Vorträge und Aufsätze vereinigt,
die aus dem Zeitraum zwischen 1949 und 1971, größtenteils
aus den sechziger und siebziger Jahren, stammen.
Im ersten Teil „Fundamentalprobleme der Ethik" werden
recht divergente Fragen und Probleme behandelt,
mehr grundsätzliche Fragen, wie „Theologie und Kultur
", „Kulturarbeit und Weltende. Ein religionsphilosophischer
Versuch", „Über das Gewissen", weiterhin Probleme
, die zum politischen und sozialen Bereich tendieren
: „Die Grenzen des Wohlfahrtsstaates", „Der Mensch
in der heutigen Gesellschaft" und eine Reihe von Spe-
zialthemen wie „Der Christ und der Luxus", „Pastorale
Bemerkungen zur Homophilie", „Die Freigabe des Abortus
in ethischer Sicht" usw. Der zweite Teil enthält drei
durchweg recht interessante Aufsätze, die durch das Thema
„Judentum und christlicher Glaube" zusammengefaßt
sind: „Die geistige Bedeutung des Judentums", „Judentum
und Entmythologisierung" und „Die Ethik Jesu in
jüdischer und evangelischer Sicht".
Die Ausführungen zeichnen sich durch gedankenreiche
phänomenologische und historische Analysen aus, die
viele Denkanstöße vermitteln. Allerdings wird derjenige
Leser, der vom Wahrheitsgehalt der marxistischen
Gesellschaftslehre ausgeht, mit Verwunderung feststellen
, wie unbefangen sich van Oyen über deren Erkenntnisse
hinwegsetzt. So finden sich z. B. in dem ausgesprochen
anregenden Aufsatz „Der Christ und der Luxus"
aus dem Jahre 1961 so nachweislich unrichtige Behauptungen
wie die, daß der soziale Ausgleich in den kapitalistischen
Ländern des Westens, ganz im Unterschied zu
den sozialistischen Ländern, „mit Riesenschritten vorwärts
" schreite. „Er ist bei uns schon viel weiter gediehen
als in den kommunistischen Ländern, wo zwischen
hoch und niedrig gewaltige Unterschiede bestehen, auch
wenn man sich gegenseitig mit .Genosse' anredet" (S.
104). Auch sonst enthält das Buch leider einige ausgesprochen
antikommunistische Formulierungen; als bis zu
seiner Emeritierung in der Schweiz lebender Holländer
ist van Oyen eben ganz und gar einem bürgerlichen Demokratiedenken
verhaftet.
Aber andererseits läßt gerade diese schon an der herangezogenen
Literatur deutlich spürbare Herkunft aus
der theologischen Tradition der Niederlande van Oyen
manche interessanten Akzente setzen, die die Lektüre
des Buches auch für den politisch ganz anders stehenden
Theologen dennoch gewinnbringend und anregend sein
lassen.
Da eine kurze Inhaltsangabe aller Aufsätze nicht nur
den üblichen Besprechungsrahmen sprengen, sondern
auch dem subtilen Stil van Oyens kaum gerecht würde,
seien nur zwei Arbeiten hervorgehoben.
Die aus dem Jahre 1968 stammende Abschiedsvorlesung
„Verantwortung und Norm im Hinblick auf die Situationsethik
" ist angesichts der gegenwärtigen theologischen
Situation nach wie vor äußerst aktuell. Zunächst
einmal zeigt van Oyen, daß „die Situationsethik... nicht",
wie man vermuten könnte, „normlos" ist, „sondern ...
auf dem Liebesgebot" „basiert" und „nur ein einziges
Dogma" besitzt: „Konversion zur Welt" (159). Man müsse
bei ihr zwei Linien unterscheiden: „eine mehr subjekti-
vistische und eine objektivistische", analog zu der von
Max Weber getroffenen Unterscheidung von Gesinnungsethik
und Verantwortungsethik. Bei der mehr objektivistischen
Situationsethik liegt, wie van Oyen im Anschluß
an R. Niebuhr ausführt, „das Normative ... schon im
Gegebenen verklausuliert; man muß es entdecken, um
zur richtigen Entscheidung zu kommen. Taktisches Handeln
ist erwünscht, das sachdienlich die Situation ergreift
und weiterführt" (S. 161). Christliche Verantwortung
sei hier gekennzeichnet durch den von van Oyen als
„marxistisch" gekennzeichneten Imperativ: „Einsicht in
die Lage, wo der geschichtliche Prozeß einen gestellt hat,
und dort mit dem Werden des Geschehens im Einklang
sein". Kritisch vermerkt van Oyen: „Es ist dieser Situationsethik
eigen, höchst optimistisch die Dynamik der
Soziologie vor den Wagen der Frohen Botschaft zu spannen
. Damit wird einerseits ein naiver Optimismus ausgebreitet
, als ob die Königsherrschaft Christi den Auftrag
hätte, eine Umwälzungsethik der Gesellschaft herzustellen
" (S. 162). „Dieser unbefangene und kindliche
Glaube an die Macht der Kirche wird andererseits von
einer triumphalen Lehre geschürt, welche behauptet, die
Gemeinde sei das Fundament der Gesellschaft. Man erweckt
damit den Eindruck, als ob man für alle Fragen
und Nöte die erwünschte Lösung zur Hand hätte. Dieser
Imperialismus ist einem falschen Idealismus zu verdanken
" (S. 162/63). Die Situationsethik habe die Neigung,
bei Jesu Doppelgebot „das erste und größere Gebot zu
übersehen, weil es eine Zumutung scheint, diese Liebe zu
Gott zu verlangen" (S. 164).
Van Oyen zitiert den Juristen Peter Noll: „Auch wenn
alle Menschen gut wären und stets aus Liebe handelten,
bedürfte es der Verkehrsregeln und der Fahrpläne" und
fährt fort: „Die oberflächliche Konstatierung: wir würden
als Norm nur die Liebe brauchen und alle Normen