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Ausgabe:

1975

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 2

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Erbe, Michael [Hrsg.]: Pfarrkirche und Dorf. Ausgewähl- diese Quellensammlung bei der Abfassung meiner

te Quellen zur Geschichte des Niederkirchenwesens in Schrift „Die Parochie" (Gütersloh 1967; EVA Berlin 1971)

Nordwest- und Mitteldeutschland vom 8. bis zum 16. zur Hand gehabt hätte.

•Jahrhundert. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Rostock Gottfried Holtz
Mohn [1973]. 90 S. 0" = Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichte
, hrsg. v. G. Ruhbach unter Mitarb. v. A.

Benrath, H. Scheible u. K.-V. Selge, 19. Kart. DM 24.-. Schräder, Franz: Reformation und katholische Kloster.

,, ~ ii u u u u ™ i Beiträge zur Reformation und zur Geschichte der luo-

Das wertvolle Quellenheft hat zehn Teile. ._,,~r ., ... , , u___ni.t,-ir_.„rn

^ sterlichen Restbestande in den ehemaligen Bistumern

1. Auszüge aus den karolingischen Kapitularien in rei- Magdeburg und Halberstadt. Gesammelte Aufsätze,
eher Zahl. In ihnen wird die Parochialbildung vorausge- Leipzig: St. Benno-Verlag 1973. 325 S. 8° - Studien
setzt, und darum wird der Zehnte sehr betont („ut ter- zur Rath Bistums. und Klostergeschichte, hrsg. von F.
minum habeat unaquaeque ecclesia"). Der Kundige weiß, p Sonntag u F Schräder, 13. M 14,-.

daß die canones zur Frömmigkeits-, Kirchen- und Kulturgeschichte
reiche Beiträge leisten. Einige Beispiele: Die katholische Kirche hat im 20. Jh. wieder im mittel-
Die Priester dürfen Orakel geben: Frauen ist der Besuch deutschen Raum Fuß gefaßt, aus dem sie durch die Refor-
im Pfarrhaus verboten, den Priestern der Besuch von mation für alle Zeiten vertrieben zu sein schien. Dem or-
Kneipen; Naturalliefcrungen und Heu gehören nicht in ganisatorischen Neuaufbau folgte eine bemerkenswerte
die Kirchen; außer Durchreisenden sind nur Pfarrange- kirchengeschichtliche Aktivität, in der es darum geht,
hörige in der Messe zu dulden. nach rückwärts über die reformatorische Kirche hinweg

2. Ein langer Auszug aus Hinkmars Denkschrift ..Deec- den Anschluß an die landschaftliche Tradition der „all-
elesiis et capellis" von 857. Beispiel: Wann ist der Bau gemeinen" Kirche vor der Reformation zu gewinnen, zu-
von Kapellen in entlegenen Dörfern erlaubt? Wenn Uber- gleich aber auch die von der Reformation übriggelasse-
schwemmungen häufig sind, besonders im Winter; wenn nen Reste römisch-katholischen Kirchenwesens aufzudek-
"nwegsame Wälder und Sümpfe besonders Schwangere ken, die dann zu Ansatzpunkten des Neubaus weiden
und Kranke ad metropolitanam ecclesiam nicht kommen konnten. Vor diesem Hintergrund ist das nach Umfang,
1:>ssen. Ich suchte schon lange nach solcher kanonischen Tiefe und Bedeutung erstaunliche Werk eines katholi-
Bestimmung. sehen Gemeindepfarrers zu sehen, das in der anzuzeigen-

3. Sechs Urkunden zur Aufteilung der Urgemeinde den Aufsatzsammlung seinen Niederschlag findet. Sch.
Lühnde in der Diözese Hildesheim. Es entstehen zwei arbeitet aus den archivalischen Quellen, ist mit den Vertue
Kirch- und eine Kapellengemeinde. hältnissen des Landes und seiner Geschichte vertraut und

4- Pfründenvermögen. Zur Urkunde Nr. 22 - sie ist auf beherrscht die allgemeinen Probleme der Kirchenge-
P1attdeutsch verfaßt - wäre wohl eine Anmerkung zu schichte. Was er zu sagen hat, trägt zur Aufhellung der
•Perner" nützlich gewesen (= Pfarrer). Welcher Benut- mitteldeutschen Kirchengeschichte in wesentlichem Maße
Zer wird über germanistische Spezialkenntnisse zum bei.

p'attdeutsch des 14. Jahrhunderts verfügen! „Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von

5- Patronat und Inkorporation. Beispiel für den Scha- Magdeburg, im Spannungsfeld zwischen alter und neuer
eher der Patronatsherrn und Klöster mit Kirchengütern: Kirche" wird in einer gedrängten, um neue Akzente be-
12<U wird die bisher selbständige Pfarre Levin in eine reicherten Biographie dargestellt. „Die Beschickung des
v'karie verwandelt, damit das Pfarreigentum zum Neu- Konzils von Trient durch die Diözesen Magdeburg, Hal-
bau des Klosters Dargun diene. berstadt, Merseburg, Naumburg und Meißen" wird in

6- Pfarrwahl. In den Urkunden erscheint jetzt auch das einem ausführlich kommentierten Briefwechsel zwischen
P/minutiv „capellula". Nicht wenigen Kirchen wird das den leitenden Männern jener Bistümer aus den Jahren
Recht der eigenen Pfarrerwahl bestätigt. 1551 52 behandelt, der im Originalwortlaut erscheint.

7- Verlust der Pfarrechte. In der 1304 zur Kapelle de- Mehrere Aufsätze sind den katholischen Restbeständen
Gradierten ehemaligen Hauptkirche Wichhausen (Bistum in den ehemaligen Stiftern Magdeburg und Halberstadt
Hal°erstadt) dürfen in Zukunft keine Sakramente ge- gewidmet. Einige Klöster verstanden es, unter geschick-
iPendet werden, und ein Seelsorgepriester wird fehlen. ter Ausnutzung ständischer Verfassungsgegebenheiten
Erschreckt liest man die Urkunde Nr. 42: 1331 nimmt der und allgemein geschichtlicher Wechselfälle bis zum ret-
Ulschof von Hildesheim der Kirche von Mahlum alle tenden Westfälischen Frieden zu überleben, der ihren
^•stlichen und wirtschaftlichen Rechte, weil der letzte Fortbestand dann, wenn auch unter mancherlei Drang-
^.riester während der Messe ermordet und die Untat salen, garantierte. Die Frage von kirchlichem Einheits-
"lcht Resühnt wurde. „Maneat locus ille execratus per- bewußtsein und Toleranz im 17.'18. Jh. tritt in Erschei-
Doluo et proph-inus " nung. die katholische Seelsorge im evangelischen Lande
ri Kirchen auf Wüstungen. Daß - Urkunde Nr. 45 - wird geschildert. Eine als Quellenkunde wertvolleSamm-

Zisterzienserkloster Walkenried 1309 der Abbruch lung spätmittelalterlicher Urkundenregesten des Zister-

Kirche zu Bruch-Schauen gestattet wird, könnte wohl zienserinnenklosters Meyendorf und eine Ubersicht über

5** zum Thema des Landraubs und Bauernlegens der sämtliche Zisterzienserklöster in den mittelalterlichen

-'sterzienser zugunsten der Errichtung ihrer Grangien Diözesen Magdeburg und Halberstadt beschließen den

whoren. Band, der es deutlich macht, daß die Kirchengeschichte

Die schon verschiedentlich abgedruckte Epistola de im Heimatland der Reformation nunmehr mit beach-

lorne|in plebano' um seu curatorum von 1489. Unter vie- tenswerten katholischen Leistungen zu rechnen hat.

'nte'essanten auch dies: „tertius diabolus est coca Friedewald Kr. Dresden Karlheinz Blaschke
sÜm, 'n)- tua clorr>>na, per quam habes tot tentationum

"Uilos, quot in cupitegerfs capillos". rhristoDh von: Mitbeschützer der heiligen Stät-

UrkundenzurkursächsischenKirchenvisitation 1528 ?m jX armenische Geschichte in Jerusalem

ort . * ehalten tiefe Einblicke in drastische Nöte des «n • g 275_277)

j!0" Jahrzehntes evangelischen Kirchentums. 'r. D n'jel. Note sur les historiens des origines de la

»tot! sehrnale, sehr gehaltvolle Heft, dem man doppel- j^forme francaise: du doyen Doumergue et M. Staulfer

UW filnR wünschte, wird in der so sträflich vernach- mHPhR M 1074 S. 129-133).

Vo^R«,U'n Schichte der deutschen dörflichen Parochie l Be..nard Francois Wendel et l enseignement de

Ca!, biS Hi ,h" -ranhelfen. M. Erbe leistete gute Pio- B<^^cSi^- (RHPhR 54, 1974 S. 135-152).
erjl°eit. Ich hätte mich glücklich gepriesen, wenn ich