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Ausgabe:

1975

Spalte:

117-119

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kittel, Gisela

Titel/Untertitel:

Die Sprache der Psalmen 1975

Rezensent:

Schulze, Wolfgang

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Theologische Litcraturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 2

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Damit kein Mißverständnis aufkommt: nicht das Unge- men gegenüber: Lob und Klage. Beide Gattungen bedin-
wöhnliche der Fragestellungen, nicht neue Methoden, gen sich gegenseitig. Lob und Klage sind ..Grundweisen
nicht die Attacke gegen Herkömmliches ist die Ursache des Redens zu Gott" (49. W). Lob Gottes bedingt Freude,
für die Zurückhaltung, sondern die (noch) mangelnde Klage zu Gott setzt Leid des Menschen voraus. Im GeÜberzeugung
von der Notwendigkeit und Schlüssigkeit gensatz zu den Vertretern der Kult-Theorie (Mowinckel.
dieser Analysen. Kann man von der Beschaffenheit des Weiser, Kraus) geht W. davon aus, daß Israel Kult und
Materials her nicht auch zu ganz anderen Ergebnissen .weltliches' Leben nicht unterscheidet. Gottesdienst ge-
gelangen (s. u. a. J. Jeremias)? Und auch den zu Eingang schieht mitten im Alltag des einzelnen oder des Volkes,
genannten Schwierigkeiten, mit denen redaktionsge- Die ..Mitte allen Lebens" als Gottesdienst ist nach W. der
schichtliche Forschungen zu kämpfen haben, scheint die ,Sitz im Leben' für die Psalmen.

vorliegende Arbeit noch nicht entgangen zu sein. A.II. fragt nach dem didaktischen Weg, meint jedoch

slegfried wagner ™hr methodische Sachverhalte, wie das Wort „Weg"
richtig andeutet.
1. Für den RU genügt es nicht, daß ich einen Text exe-
Kittel, Gisela: Die Sprache der Psalmen. Zur Erschließung getisch erschlossen habe; sondern ich muß für den Schü-
der Psalmen im Unterricht. Göttingen: Vandenhoeck ier Wege suchen, auf denen er selbst Zugang zur Aussage
«V Ruprecht [19731. 164 S. 8°. Kart. DM 25,-. eines Gedichtes oder eines Psalms erhält. Wissenschaft-
Inhaltsübersicht: Einleitung: Biblische Sprachlehre (7 liehe Methoden scheiden in der Regel aus; 4««»W
bis 25). A: Psalmen im Unterricht. Didaktisch-methodi- Wege' sind zu gehen, damit „die Einfachheit dei Wahr-
scherTeil(29-102).I.WegeundErgebnissederPsalmenfor- heit wieder aufleuchtet" (53). . , ,
«*ung (29-51) II Zum Problem des didaktischen Wegs 2. Bisherige Lehrpläne verlangten selten die Benand-
(5l-n4). in. Besondere Formen der hebräischen Dichtung hing von Psalmen im ganzen; meist wurden sie nur als
<84-92). IV. Das Problem der Übersetzung (92-102). - B: ..Anschlußstoff" oder Merksatz benutzt. Die Palmen
Psalmen im Unterricht. Beispiele (105-158). - Literatur haben im RU der Schule nur ein Schattendasein! (>9)
(159—184) 3. Besondere Beachtung verdient der Psalm als „poeti-
In der Einleitung arbeitel die Vf.in ihren eigenen Stand- sche(s) Gebilde" (59); er ist keine Geschichte und ver-
OTt innerhalb des religionspädagogischen Gesprächs in langt daher nach anderen Arbeitsformen als.Erzählen
der BRD heraus. Das geschieht in Auseinandersetzung und Besprechen. Die sprachliche Form ist entscheidend
«Üt sogenannten ..problemorientierten" Konzeptionen für die Erschließ;ung de'^^^S^^^Sii
Religionsunterrichts (- RUs). Vf.in befürchtet, daß dermann (Der biblische Unterricht 1969) will Vf.in den
Problemorientierter Unterricht beim Schüler stehen- „Weg über die sprachliche Form" gehen we.l er schl.eß-
bl*bt; er führt nicht über „die eigenen bisherigen Er- HA nicht mehr voraussetzt als die Fähigkeit, sp.cchen
Ehrungen" hinaus zu „neuen Möglichkeiten" (10). hören und lesen zu können' (61). Die Frage nach de.
Demgegenüber muß die biblische Botschaft als „Sache sprachlichen Gestalt läßt uns nach der methodischen Be-
mit eigenem Gewicht" (11) im RU bekanntgemacht und handlung des Gedichts im Deutschunterricht fragen,
zum Verstehen gebracht werden. Teilaufgabe dieses Ge- A,II., 4. Ein Gedicht ist „offen". „Es gibt keinen für alle
samtprogramms ist das „Erlernen der Sprache der Bi- Zeiten feststehenden .Sinn' oder .Inhalt'" (64). Die Be-
bel", kurz- b i b 1 i s c h e S p r a c h 1 e h r e" (11). Damit achtung von Sprachklang und Rhythmus, Aufbau und Bender
biblische und theologische Begriffe nicht unre- wegung eines Gedichtes führt zu seiner Erschließung. Eine
"Stiert in ihren Sprachschatz aufnehmen und immer als vereinfachte Satzlehre (Glinz Graucob) wird von der
fjjhtlge« Antworten bereithalten, gilt es, „diese Sprache Vf.in „hilfreich" für die Erarbeitung der Psalmen ge-
mit Anschauung und Erfahrung zu füllen (und) ihre nannt (s. Beispiel Psalm 100 unter B.). Insgesamt nennt
«rundlegenden Begriffe bis in den elementarsten Bereich Vf.in sieben Möglichkeiten, Psalmen im RU zu erschhe-
Zu<-Ückzuverfolgen" (11). Besonders an den Psalmen ist ßen: 1. Erarbeiten der ..Sprechgestalt" ; 2. Erfassen vom
ffcmentare Sprache und ihr Zurückverweis auf elemen- ..Druckbild" her: 3. Psalmen vergleich; 4. Erarbeitung als
2? V°rgänge zu erkennen. Worlpaare wie „liegen - auf- „Partitur" : 5. Antizipierendes Verfahren; 6. Sinnfassen-
,*nen, sehen - blind sein, hören - taub sein, gehen - des Lesen; 7. Sprachbetrachtung. Vgl. 65fr.
f n> sein, essen - hungern, reden 'rühmen können -ver- In A.III, werden als „besondere Formen der hebrai-
'tur»men, im Tode sein - leben" (15) beschreiben grund- sehen Dichtung" 1. Parallelismus membrorum, 2. Ch.as-
<*ende menschliche Seinsweisen. Diese biblischen Aus- mus und 3. Klimax und Antiklimax beschneben.
£«•«« über das Menschsein können durch die Selbster- A.IV. wendet sich dem ™*™*»?^^
^«ng der Kinder gefüllt werden und dadurch zu ihnen ders des Gottesnamens zu. Luthers^bc^u^dJ^l:
£d*n. Das trifft auch auf die im Alten Testament geschil- men ist mehr „eine Nachdichtung selber sprachliches
fr** sozialen Verhaltensweisen zu, die eine „anschau- Kunstwerk" (94) Von ™*™£^™"*^n*" £f
Basis" (iß) für die theologische Rede vom Verhält- beit in der Schule ausgehen (95); der Weg über *t he-
? tischen Gott und Mensch bilden. Am Beispiel von bräische Form und Sinngestalt dagegen muß der Schule
2 l-2° Und ™ urchristlichen Bekenntnis zur Auf- verschlossen bleiben" (94). Bubers Psa™*
J u"fi Jesu zeigt die Vf.in. wie sehr wir alttesta- enthält gegenüber Luthers ^^J«g"
g liche Hintergründe und Sprachformen beachten viel Eigenheiten und Ungewohntes. R0 ^aß "d e Emfa*-
^Ssen. wenn wir Weihnachtsgeschichte und Osterereig- heit" verlorenging. ..Die Sprache.wirdabs üa: undblaß
ft* 'Hrem ursprünglichen Sinn" (16) verstehen wo.- ^^^^^^^^^

referiert die Vf.in Ergebnisse der Psalmenfor- übertragen durch f^^^^^J^^^

in? bc' Luthel'. Herder. Gunkel, Mowinckel und We- MEIN, wo Gott redet, das DU ^252"Ä5S2

sehi,.h* ,Leben" einen Neucinsatz in der Forschungsge- 102, Buber). Vf.in uocrseizi « tvbuSU Lösunü

s^isr^ sä (hym,nen' ££ZZ£Si£3&

Dankr>^r ' Kla«eheder des Volkes und des einzelnen. mag daran e"nnei un

ÄJ" -"-lne") "?ht W-tennann aus. W. übersetzbar is (10» ünUrri*t:

>• untersS, " i 22 SÜT Ps!lm 100 123 13. 34,1-8. 130. 126. 113 und Lukas 2,14.

des t f.;. ^5 *elet jedoch beschreibendes und berichten- Psalm iuu. no. Mm. o , ... Dc!jlmpn n„cBp-

Lob- So stehen in den Psalmen nur zwei Grundfor- Die Vf.in hat kurze, überschaubare Psalmen ausge