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Ausgabe:

1975

Spalte:

112-114

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Stolz, Fritz

Titel/Untertitel:

Jahwes und Israels Kriege 1975

Rezensent:

Zobel, Hans-Jürgen

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 2

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pendix gibt der Autor die Mythen an, die der jahwisti-
schen Erzählung zugrunde liegen, nämlich die Erschaffung
des Mannes, der Mann im Paradies, die Erschaffung
der Tiere, die Erschaffung der Frau und den Mythus
vom Baum des Lebens. — Jean Ouellette, „The Shaking
of the Thresholds in Arnos 9,1" (S. 23-27). Der kurze Beitrag
gilt dem Verständnis von Am 9,1 unter reichhaltiger
Heranziehung keilschriftlichen Vergleichsmaterials
sowie des Berufungskapitels Jes 6. Jahwe wird betrachtet
als in den Tempel einbrechend, um diejenigen zu treffen
, die hier Zuflucht gesucht hatten. Der Altar wird im
Tempelvorhof gestanden haben wie in Arad und im Jerusalemer
Tempel. - Valentin Nikiprowetzky schreibt
eine längere Arbeit über „Reflexions sur quelques pro-
blemes du quatrieme et du cinquicme livre des Oracles
Sibyllins" (S. 29-76). Der Verfasser, der 1970 mit einem
Buch „La Troisieme Sibylle" hervortrat, beschäftigt sich
in seiner sehr materialreichen Arbeit, die künftig für die
Exegese der sibyllinischen Orakel verwendet werden
muß, mit Datierungsproblemen, wobei er das 4. Buch um
das Jahr 80 n. Chr. ansetzt, während er für das 5. Buch
ein Datum zwischen 117 und 130 n. Chr. in Vorschlag
bringt. Dann setzt er sich sachlich mit der Arbeit von A.
Peretti, „La Sibilla Babilonese nella Propaganda Elleni-
stica" 1942 sowie mit dem Aufsatz des gleichen Verfassers
„Echi di dottrine esseniche negli Oracoli Sibillini
giudaici" (La Parola del Passato 17, 1962, Napoli, p
247-295) auseinander. Diese Behandlung der Arbeiten
Perettis bildet den Hauptgegenstand der Arbeit und ist
wohl am interessantesten, weil hier auch das Essener-
und das Qumränproblem gründlich abgehandelt werden.
In einem zweiten Teil der Arbeit beschäftigt sich der
Autor mit der Untersuchung von Bent Noack, „On peut
parier d'influence des Esseniens ou d'allusions aux
Ess6niens dans les Oracles Sibyllins" (L'Annee Philo-
logique 1966), wobei der Autor zu anderen Interpretationen
als Noack gelangt. Er deutet Or. Sib. V, 256-259 auf
einen jüdischen Messias. Auseinandersetzungen mit älteren
Interpretationsmöglichkeiten bilden den Abschluß
der wertvollen Arbeit. — Jacob Neusner, „Babylonian
Jewry and Shapur Il's Persecution of Christianity from
339-379 A. D." (S. 77-102). Der Aufsatz ist sehr materialreich
und bringt seltene Quellenstücke aus jener im Thema
genannten Zeit in englischer Übersetzung, nämlich
aus Aphraates, aus den syrischen Martyrologien, aus
Historikern des Altertums und des Mittelalters, so Sozo-
menos, Faustus von Byzantium, Theophanes sowie aus
der Nestorianischen Geschichte. Dann führt Neusner die
Beurteilungen der Quellen durch neuere Historiker wie
Nöldeke, Peeters, Kmosko, Labourt an. Den Abschluß
bilden die Quellenstücke des Talmud. Alle Quellen werden
auf Form, Tradition und Redaktion sorgfältig abgehört
. Da nur sehr selten, in einem Fall, berichtet wird,
daß Juden an den Verfolgungen von Christen mitgewirkt
haben, nämlich in dem Fall des Simeon bar Sabba'c und
seiner Schwester Tarbo, zieht Neusner den Schluß, daß
der Hagiograph für diesen Fall eine Tradition zur Verfügung
gehabt haben muß, die über eine Verwicklung
der Juden in eine Verfolgung der in Seleucia befindli chen
Christen berichtete. Der Hagiograph gestaltete dann
diese Tradition weiter aus mit dem Material, das er für
gesichert hielt, nämlich daß es damals eine jüdische Königin
gab, daß die jüdischen Messiasprediger (Messiani-
sten) getötet wurden und daß eine Typologie Jesus-Simeon
bestand. Der Aufsatz ist reich an entlegenen Literaturangaben
und stellt eine wissenschaftliche Fundgrube
künftiger Forschungen dar. — Gershon Grcenberg,
„Religion and History according to Samuel Hirsch"
(S. 102-124). Der Rabbiner Samuel Hirsch (1815-1889) hat
eine jüdische Religionsphilosophie in der Terminologie
Hegels entworfen. Der Autor weiß sehr eindringlich die
Bedeutung und denkerische Kapazität dieses jüdischen

Religionsphilosophen aufzuzeigen, aber auch die Schwäche
seines Systems klar zu erkennen. — Georges Vayd;i,
„Les fitudes de Philosophie juive du Moyen Age depuis
Ia Synthese de Julius Guttmann" (S. 125-147). Ausgehend
von dem großen Werk des jüdischen Gelehrten Julius
Guttmann (1880-1950): Die Philosophie des Judentums,
1933, behandelt der Autor mit reichen Literaturangaben
die verschiedenen Werke zur Geschichte der jüdischen
mittelalterlichen Philosophie in z. T. sehr ausführlicher
und kritischer Weise. — Harry Blumberg, „Theories of
Evil in Medieval Jewish Philosophy" (S. 149-168) kommt
zu dem Ergebnis, daß die meisten jüdischen Philosophen
des Mittelalters einschließlich Saadja, Abraham ibn
Daud, Maimonides, Gersonides und Crescas aus logischen
und philosophischen Gründen die Meinung verwarfen
, daß die Gottheit der Autor des Bösen sein könne.
Wieder andere wie Abraham bar Hiyya und Aaron ben
Elijah meinten auf Grund einiger Schriftstellen, daß
Gott die Macht habe, Gutes und Böses zu tun, sich aber
vom Bösen als etwas, das seiner unwert sei, zurückhalte,
indessen aber den Böses tuenden Menschen aus Gründen
der Gerechtigkeit bestrafe. — Alvin J. Reines, Maimonides
' Concepts of Providence and Theodicy" (S. 169
bis 206). Der Autor ist schon mehrfach mit philosophiegeschichtlichen
Arbeiten hervorgetreten und wendet sich
jetzt einer Spezialfrage innerhalb der Philosophie des
Maimonides zu, wobei er herausstellt, daß die Theorie
der Providentia eng verwandt ist mit der Kosmologie
und Kosmogonie des Maimonides und ohne diese einfach
nicht verstanden werden könne. Sehr schön legt der
Vf. dann die Theorie der Providentia bei Maimonides
dar an Hand des Buches Hiob, das er zugleich als eine
Parabel der Theodizee bezeichnet. — Herbert H. Paper,
..Another Judeo-Persian Pentateuch-Translation: MS
HUC 2193" (S. 207-251). Der Autor gibt eine jüdisch-persische
Pentateuch-Übersetzung auf Grund einer Handschrift
, die Ezra Spicehandler 1962/63 im Iran erworben
hat, heraus. Die erhaltenen Handschriftenreste beginnen
mit Gen 24,16 und enden mit Gen 36,23. Der Herausgeber
behandelt die orthographischen Varianten und gibt
Bemerkungen zur Grammatik dieser Handschrift sowie
zur Ubersetzungstechnik. — Samuel Morell, „hjehs bjn
hsch' jltwt wbjn spr hlkwt pswqwt" (S. 253-268). — Leon
J. Weisberger, „schjrjm chdschjm mhtqwph hbsz'ntjnjl"
(S. 270-308).

Leipzig Hans Bardtke

Stolz, Fritz: Jahwes und Israels Kriege. Kriegstheorien
und Kriegserfahrungen im Glauben des alten Israel.
Zürich: Theologischer Verlag [1972]. 211 S. 8° = Ab-
handlgn. zur Theologie des Alten u. Neuen Testaments,
hrsg. v. O. Cullmann u. H. J. Stoebe, 60. sfr32.-:
DM 29,-.

Diese Zürcher Habilitationsschrift aus dem Jahre 1971
versucht eine Klärung des durch die gegensätzlichen
Äußerungen G. v. Rads und G. Fohrers markierten Problems
, ob und, wenn ja, von welcher Zeit an und in welcher
Weise von heiligen oder besser: Jahwe-Kriegen in
der Frühzeit Israels gesprochen werden kann. Denn während
v. Rad in seinem Entwurf über „Der heilige Krieg
im alten Israel" (1951, 19654) diesen als eine mit der Am-
phiktyonie verbundene und für den israelitischen Glauben
außerordentlich bedeutsame Institution bestimmte,
weist G. Fohrer in seiner „Geschichte der alttestament-
lichen Religion" (1969) eine solche Wei tung des heiligen
Krieges als unrichtig zurück und erklärt, daß die Kriegsführung
im AT ebenso von religiösen Vorstellungen begleitet
war wie andere Ereignisse im Leben des einzelnen
und der Gemeinschaft, daß dem Krieg also keinerlei Sonderstellung
als einer tragenden kultischen Institution zukomme
.