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Ausgabe:

1975

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische I.ileraturzciluiig 100. Jahrgang 1975 Nr. 12

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Frage der Anerkennung der Ämter weiterzuführen. Wie es
oben schon angeklungen ist, meine ieh, daß der auffallendste
Mangel sowohl im Memorandum seihst als nueh in seinen
Vorstudien darin liegt, daß man nicht grundsätzliche Fragen
über die Kirehe erörtert hat, sondern die Fragestellung auf
die soziologische Analyse der heutigen Krisenlage und auf
eine historische Analyse der Situation in der Urkirehe isoliert
hat. Obwohl das Ganze auf eine Empfehlung der Ahcnd-
mahlsgemeinsehaft hinausläuft, fehlt jegliche Bearbeitung der
Frage nach dem Abendmahl, überhaupt nach dem Golles-
diensl der Gemeinde als Ausdruck für das, was ..Kirche" ist.
Obwohl die Frage des ,.Anerkennens" im Vordergrund steht,
greift man nicht den Punkt auf, wo ein solches bereits in der
Praxis zwischen den Kirchen vorliegt, nämlich bei der Taufe.
Wird dieses gegenseitige Anerkennen ernst genommen, so
erhält es (wie auch Rahner in seiner obengenannten Arbeit
bemerkt) ebenfalls Konsequenzen für die Amlsproblematik.

Bei einem Vergleich mit der festgefahrenen Situation in der
Frage des kirchlichen Amtes zwischen den Konfessionen vor
nur einem Jahrzehnt ist diese Arbeit ein außerordentlich sprechendes
Beispiel dafür, wie die Frontlinien sieb aufzulösen
beginnen und in wie großer Ausdehnung «Iii- Probleme gemeinsam
sind. Aber damit ist auch gesagt, daß sie nur durch
gemeinsame Arbeil gelöst werden können. Als Beispiel dafür
ist diese Schrift der ökumenischen l'iiivcrsitüisinslilute
ein Vorbildlicher Schritt auf dem Weg.

Lund/Sdiwcden IVr Krik Persson

Agus, Jacob B.i Revelatinn as Quest — A Conlribuliou tO
Fcumenical Thought (Journal of Kciunenical Studies 9,

1972 S. 521-543).

Aring, Paul Gerhard: Indonesien als Herautforderung für den
ökumenischen Bat der Kirchen (OB 23, 1974 S. 439—446).

Bassnrak, Gerhard: Das ökumenische Charisma der Christlichen
Friedenskonferenz (ZdZ 28, 1974 S. 201-208).

Becken, II. J.: Erneuern ngsbewggunge11 in der vorchristlichen
Zulu-Religion in Südafrika (EMZ 31. Jg. NF 1974, S. 161
bis 1C9).

— Dokumentation: Das Heil für Südafrika heute (FMZ 31. Jg.

NF 1974, S. 34-42).
Bergsma, Joop: Ökumene — Hoffnung vor den Katastrophen

(Una Sancta 29, 1974, S. 332-335).
Blue, Lionel: Practica] Fcumenism: Jcws, Christians nnd

Moslems in Europe (Journal of Fcumenical Studies 10.

1973 S. 17-29).

Boninn, Jose Miguez: Die Volksfrömmigkeit in Lateinninen!..!

(Concilium 10, 1974 S. 455-460).
Briggs. Kenneth A.: The Churcli in the World. The Post-war

lleligions Bevival: Whcre is it Going? (ThJ'oday 31, 1975

S. 324-330).

Brown, Robert McAfee: „Jesus Christus befreit und eint . . .
und trennt" (ÖR 23, 1974 S. 429-438).

The Church in the Development Areas: Studies of the Situation
in the parishes of Kaiiiuu. By Olavi Moilanen, Anrne
Kyllönen, Simo Ylikarjula. Publicutinn No. 17 of the Research
Institute of the l.utheran (Jiureh in Finland. I'ampere

1975 S. 190-205).

Doekhorn, Kurt: Finige Anmerkungen zum Dialog-Konzept
des ORK (EMZ 31. Jg. NF 1974, S. 15-34)

Fadie, Douglas G.: Lislening to Australia (Journal of Fcumenical
Studies 11, 1974 S. 431-445).

REFERATE ÜBER THEOLOGISCHE DISSERTATIONEN IN MASCHINENSCHRIFT

Keller, Manfred: Die Inslitutionslehre Friedrich Julius Stahls.
Prämissenanalysc und Darstellung des systematischen F.nt-
wurfs. Diss. Tübingen 1973. 248 S. und 68 S. Anm.

Dem Vf. wur die Aufgabe gestellt worden, die Inslilulionen-
lehrc Friedrich Julius Stahls (1802—1861) darzustellen und
zu interpretieren. Im Zuge der Bearbeitung des Themas erwies
sich mehr und mehr die Untersuchung der geistesgc-
schichllichen Voraussetzungen der Stahlseilen Konzepiion als
vordringlich und wissenschaftlich ergiebig. — Darum enthält
die Arbeit nach dem einleitenden Teil I, der die Fragestellung
im Zusammenhang eines Überblicks über den Stand der
Stahl-Forschung darlegt, einen im Blick auf das Ganze relativ
umfangreichen Teil II zum Problem der „Voraussetzungen
und Ausgangspositionen Stahls unter dem Aspekt der Herausbildung
seines institutionellen Denkens". Teil III bietet
unter der Überschrift „Die Institutionenlehrc Friedrich Julius
Stahls" eine systematische Darstellung und theologische Kritik
von Stahls Soziallehre, bevor im abschließenden Teil IV
die F.rgcbnissc der Arbeit zusammengefaßt werden.

Um die komplexen Aussagen Stahls durchschauhar zu machen
, wird in Teil II gefragt, welche Momente persönlicher,
sozial- und gcistesgeschiehtlichcr Art an der Herausbildung
des institutionellen Denkens bei Stahl beteiligt sind. Aus methodischen
Gründen legte sich eine Aufteilung der zu untersuchenden
Prämissen in zwei Gruppen nahe.

Die erste Gruppe bilden diejenigen persönlichen und geistigen
Voraussetzungen, für deren Analyse keine direkten Quellen
zur Verfügung stehen. Bedingt durch die schlechte Quel-
lcnlagc haben die Ergebnisse hier teilweise hypothetischen
Charakter. — Die zweite Gruppe umfaßt die Ausgangspositionen
in Rechtswissenschaft, Theologie sowie Frömmigkeiiv-c-
schichlc und Philosophie. Die den Prämissen Stahls in diesen
Bereichen gewidmeten Abschnitte des Teils II wollen nicht
über Stuhls Bildungsgeschichte berichten. Sic sind vielmehr

der Versuch, mit Stuhl die Herausbildung seines institutionellen
Denkens durch Analyse der Stahlseilen Auswahl und Behandlung
vorgegebener Traditionen nach/u vollziehen.

Im Bereich der Rechtswissenschaft ist für Stahl die Aufarbeitung
der Kontroverse zwischen Naturrecht (Thibaut) und
Historischer Rechtsschulc zu einer bedeutsamen Weiehenstel-
lung geworden. Stahl entschied sich grundsätzlich für die
Historische Rechtsschulc, nahm aber die Kritik Hegels an
Savigny positiv auf. Der Schule Sovignys verdankt Stahls
Konzept die Klemenlc historischen Denkens. Die von Stahl
in der Begegnung mit der Historischen Schule zugleich erkannte
Gefahr des Historismus verstärkte jedoch seine Richtung
auf das Absolute.

Diatei Tendenz kam die konfessionelle Fntwicklung Stahls
entgegen. Die Arbeil mußte an diesem Punkt in Auseinandersetzung
mit der Sekundärliteratur zunächst klären, welche
theologischen und frümrnigkeitsgcschichtlichcn F.inflüsse auf
Stahl einwirkten. Negativ läßt sich zeigen, daß Stahl weder
vom Katholizismus noch vom Neululhcrtum primär beeinflußt
wurde. Positiv isl der Anfweis von Stahls Zugehörigkeit
zur fränkischen Frwcrkurigsbewegung in ihrem Fbergangs-
stadium zum Neululhertuni als eines der historischen F.rgcbnissc
der vorliegenden Arbeit anzusehen. Wie die theologie-
geschichtliche Analyse ergibt, rezipierte Stahl das für die
Frömmigkeit dieses nhergangsstadiums typische „Lebensmotiv
" 'Martin Schmidt i. Dadurch gerät sein personaler Theismus
gelegentlich jedoch in eine theologisch bedenkliche
Nähe zur Identifizierung Gottes mit einer fiktiven ..inneren
Lebenskruft" der Wirkliehkeil. Die Idee des „Ix'bens" wird
konstitutiv für Stahls institutionelles Denken.

Zentrale Bedeutung hat für Stahl die Auseinandersetzung
mit der zeitgenössischen Philosophie, primär mit Hegel und
Sehelling. Die Klärung des komplizierten Verhältnisses zu
Hegel im Sinne einer untergründigen Verwandtschaft des
Denkens und einer strukturellen Ahnlichkeil der Gedanken-