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1975

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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939

stillagen, bedeuten die „Überflutung ans dem Ks" 0'28). Diese
Andeutungen müssen genügen, um die Nähe zu einer allcgo-
risierenden Textinterpretation — die vom Vf. bewußt bejahI
wird (125; „zusätzliches Textverständnis", 130) — zu zeigen.

Der Vf. läßt sich jedoch nicht nur auf die „ticfenpsycholo-
gische Interpretation bomilctischer Prozesse" (so die Überschrift
zu Kap. IV, 104—130) ein. Wir dal..... uns mit Absicht

in der Besprechung vor altem diesen Passagen zugewandt,
weil hier die Grundkonzeption des Vf.s — auch in ihren möglichen
KonMquenzen — deutlicher zutage tritt als an anderen
Stellen. Neben der Homiletik interpretiert der Vf. aber noch
zwei weitere praktisch-theologische Disziplinen, Poiun;nik
und Religionspädagogik, im Spannungsfeld von Psyche und
Wort: „Verbale Kommunikation als Hilfe zur seelischen Gesundheit
" (Kap. II, -40—68); „Religionspndagogik als Hille
zum Selbst und zum Ich" (Kap. III, 09—103). Vorgeschaltet
ist dem Ganzen ein einleitendes Kapitel („Tiefenpsycholo-
gische Phänomene in der verbalen Kommunikation", 9—39),
in dem uns die Begriffe aus Tiefenpsychologie und Psychoanalyse
, mit denen der Vf. im folgenden zu arbeiten gedenkt,
erläutert werden (Übertragung und Gegenübertragung, Verdrängung
, Aggression und Regression usw.). Die Möglichkeit,
neurotische Verhaltensweisen in der seclsorgerlichen Beratung
wirksam zu behandeln, wird erstaunlich positiv beurteilt
(„Pastoralpsychologische Hilfen bei neurotischer Religiosität
", 18ff.); Aggressivität wird als „Triebfunktion" verstanden
, als „Teil unseres Menschseins überhaupt", die keineswegs
durch Lernprozesse abgebaut, sondern allenfalls — im Freud -
schen Sinne — sublimiert werden kann (28ff.). In dem der
Poimenik gewidmeten Kapitel befaßt sich der Vf. — nachdem
er zunächst über ,„zeilgerechte' Seelsorge" reflektiert hat(40ff.)
— mit „nichltheologischen Motivationen für die Kasualhand-
lungen der Kirche" (48ff.) und den Möglichkeiten einer
„Selbstmord-Prophylaxe in der beratenden Seelsorge" (ölff.l.
Die Unterthemen zu Kapitel III bedürfen — nachdem wir
die Konzeption des Vf.s als eine Art „Theologie der Indivi-
duation" gekennzeichnet haben — kaum einer Erläuterung:
„[■'rühkindliche Vorprägungen religiösen Verhallens", G9ff.;
„Individualion als kirchliche Aufgabe", 80ff.; ..Regression und
Reifung des religiösen Bewußtseins", 89ff.

Die größte Schwäche dieses Buches liegt sicher in der unkritischen
Ausschließlichkeit, mit der hier auf tiefenpsycholo-
gischc Theoriegc.bäudc zurückgegriffen wird; andere mögliche
Ansätze — etwa aus der Vcrhaltenspsychologie und -therupie,
der vcrhaltenspsycliologischen Lernlheoric und den verschiedenen
soziologischen Theoriebereichen (z. B. der Familicn-
soziologic!) — kommen so gut wie nicht in den Blick. Die
vom Vf. angestrebte „Grcnzübcrschreitung" zu den Humanwissenschaften
(5) beschränkt sich also auf einen sehr engen
Bereich. Diskutiert der Vf. wenigstens beim Stichwort „Aggression
" noch mit anderen Auflassungen, die den Menschen
stärker als „lernendes Wesen" verstehen, der sich bestimmte
Vcrhaltensmuster im Verlaufe soziokulturell gesteuerter Lernprozesse
aneignet (31 f.), so verliert sich die Darstellung da,
wo etwa der Zusammenhang zwischen „tragendem Urvcr-
trauen" und christlichem Glauben aufgedeckt werden soll, im
mystischen Halbdunkel (I20ff„ bes. 129). Es muß erlaubt
sein, die Frage nach subjektiven Motivationen in unserer Verkündigung
, die der Vf. an uns stellt und die mit Recht unsere
Betroffenheil ausgelöst hat. an dieser Stelle an ihn selber
zurückzugeben: Welche verdrängten Ängste, unbewältigten
Konflikte äußern sich womöglich in jener Flucht in die Irrationalität
, wie sie zumal auf den letzten Seiten des Buches
sich deutlich vollzieht, und wie sie sich u. n. — ganz typisch
! — auch in aggressiven antiaiifklärerischcn Ausfidlen
(„Hochkonjunktur des Bationalismus", 118) sowie im Gebrauch
spekulativer, nicht weiter hinlcrfragbarer Sprachgebilde
(„(lau/heil unseres Mcnscbscins", 5f., 6, 36, 1.10 u. ö.)
ausdrückt?

Leipzig Karl-Heinrich Bieritz

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Theologische Lileraturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 12