Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1975

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

919

Vorrang gestanden habe, wird der damaligen Situation und
der Intention der Bischöfe nicht gerecht und ist auch nicht
frei von Vorurteilen. In den Konsequenzen, die Vf. aus den
Ergebnissen von Elvira für die Entwicklung der Gesamt'
kirefae zieht, übersieht er, daß die Entscheidungen von Elvira
nicht der sonst üblichen Praxis der Kirche entsprechen.
Schließlich muß zum letzten Abschnitt über die Purallelen
zwischen Elvira und Vaticanum II gesagt werden, daß die
I Heile des Vf.s zu pauschal sind und zu wenig Sachkenntnis
über die hierarchische Verfaßtheit der Kirche verraten, als
d.d.! man sich näher mit ihnen beschäftigen müßte. Trotz
dieser einschränkenden Bemerkungen ist die Studie von
Laeuchli ein Buch, das dem Urteil des luitischen Lesers durchaus
empfohlen werden kann.

Erfurt Wilhelm F.rnst

Augustyn, Sw.: Wybör Möw. (Kazania Swiqteczne i okolicz-
uosciowe). Ttum. Ks. ,T. Juworski, wstgp i opr. o. E. Stanu-
ta. Warszawa. Akademie Teologii Katolickiej 1971!. 381 S.

gr. 8° = Pisrna Starnchrzcscijmiskich Pisarzy, XII.

Der Band enthält Sechsundsechzig Reden des Kirchenvaters
Augustin in polnischer Ubersetzung. Beabsichtigt ist eine repräsentative
Auswald, doch liegt der Schwerpunkt unverkennbar
in der Wiedergabe von Reden, deren Aussagen weniger
auf zeitgeschichtlich bedingte Ereignisse bezogen sind.
Bei der Hälfte der Predigleu sind die Verkflndigungsthemeu
durch Festtage der Kirche gegeben. Breiten Raum nehmen
lieden ein, die dem Gedenken an Märtyrer gewidmet sind,
es folgen Predigten aus verschiedenen Anlässen sowie über
verschiedene Themen und Texte. Die Sprache des Übersetzers
ist leicht verständlich, die Sätze sind kurz. Nach der Zielsetzung
der Herausgeber (S. 20) soll der Band auch für Xichl-
iheologen lesbar sein; dieses Ziel wird erreicht.

Das Vorwort gibt Aufschluß über die Entstehung des Büches
, Als der Übersetzer nach einem Verkehrsunfall zwei

Jahre lang in einem Krankenhaus unter Schwerverletzten
liegen mußte, hat ihm ein Tlieologicprofessor brieflich empfohlen
, in dieser Zeit sämtliche Reden Augustins zu lesen.
Aus dem persönlichen Umgang mit dem Gedankengut dieser
Heden kam dann der Entschluß, die bedeutendsten Predigten
zu übersetzen und somit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich
zu machen. Das Interesse an der alten Kirche ist primär
nicht von historischer Art. Dem Nichltheologen sollen Antworten
auf Fragen gegeben werden, die ihn bedrängen und
die so allgemein menschlich sind, daß sie auch im Blickfeld
Augustins lagen. Für Theologie und Kirche erhoffen sich die
Herausgeber, daß durch die Vcrgegenwärliguug der Palristik
die Kontinuität mit der allen Kirche gefestigt wird. Charakteristisch
ist folgende Aussage (S. 19): ..Deshalb konfrontieren
wir, die wir das Neue und Reformen Wollen, unsere Bestrebungen
slets mit der Lehre jener Menschen, die mit den
Aposteln Umgang gepflegt haben." Offensichtlich gelingt es
den Herausgebern, das patristische Gedankengut in neuer
sprachlicher Gestaltung zu aktualisieren, denn der rezensierte
Band ist der zwölfte in der Reihe, die jetzt erscheint, und
einige Bände sind bereits vergriffen. Aus dein Vorwort sowie
aus Vcrlngsanzeigcn ist ersichtlich, daß die Vergcgeuwärli-
gung der Palristik, die starke Resonanz im Lande findet,
weiterhin mit großem Arbeitsaufwand betrieben wird.

Ilullc/Saulc (Ort Tcrle

Barag. D.: An Epitaph of the Karlv l'ifth Cenlurv A. I). from
the Raphia Area (IE.I 24, 1975 S. 136 131).

Bruns. Bernhard: Gott und die Seienden. Untersuchungen
zum Verhältnis von ncuplutonischer Metaphysik und
christlicher Tradition bei Dionysiuu Areopagita (Thcol.
Promotion, Güttingen 1975).

Brown, Raymond E.: The Relation of „The Serret Gospel of
Mark" to the Fourth Gospel (VAU) XXXVI, 197''. S. 466
bis 485).

920

Gichon, M.. and B. II. Isaac: A Flavian Lnscription trom Jerusalem
(IEJ 24, 1975 S. 117-12.'!).

Horst, P. W van der, and .1. Mansfeld: An Alexandrien Pia«
tonist againsl Dualism. Alexander of Lycopolis' Treatise
,Critique of ihe Doctrines of Manichaeus*, transl., with an
Introduction and Notes. Leiden: Brill 1974. 99 S. gr. 8°.

hfl. 24,-.

Lorenz. Rudolf: Zwölf Julire Augustinusforschung 11959 bis
1970) (Mit einigen Nachträgen), Fortsetzung (ThR 40, 1975
S. 97-149).

Neufeld, Karl II. S.f: „Fruhkatholizismus woher?"

(ZKTh 96, 1974 S. 353-384).
Pageis, Klaine H.: Conflicling Versions of Valenlinian Escha-

tnlogv: Irenaeus' Treatise vs. the Excerpts from Theodolits

(HThR 07, 1974 S. 35-53).
Paulsen, Henning: Erwägungen zu Acta Apollonii II 22

(ZNW 66, 1975 S. 117-126;.
Quesnell, Quentin: The Mar Saba Clcmentine: A Question of

Evidence CBQ XXXVII, 1975 S. 48-67).
Wolfson, Harry A.: Answers lo Criticisms of My Discussiohs

of the [neffability of God (HThR 67, 1974 S. 186 -190).

KIRCHENGESCHICHTE:
REFORMATIONSZEIT

Lutherjahrbach 197.'!. Organ der internationalen Lutherforschung
. Im Auftrag der Luther-Gesellschaft hrsg. v. IL
.lunghans. 40. Jahrgang 1973. Hamburg: Wittig [1978].
184 S. 8°.

Das Vorwort des Herausgebers enthält einen Dank an den
Herausgeber der Jahrgänge 1957 bis 1971 dieses Jahrbuchs,
Franz Lau. der am 0. Ii. 197.'! verstorben ist. Der Dank schließt

eine Würdigung seiner Arbeil als Lutherforscher und als Vermittler
von Luthers Gedanken für die Gegenwart ein.

Ein Aufsatz von II. Heimln-; „Aspekle der Zeil und l'.wig-
keit bei Luther" befaßt sich mit der Zeitanschauung AttgU-
stins und Ockhams als Hintergrund für die Knlwicklung der
Zeilanschauung Luthers, im Anschluß dann mit der Bedeutung
der besonders an Ps 90,4 gewonnenen Zeitanschauung
Luthers, für seine Sicht von Gott und Mensch, mit Lathen
„eigentlicher" Zeitanschauung (Zeit als Kairos, Tod, Anfechtung
) und mil ihrer Auswirkung auf Luthers (Jiristologie und
Eschatologie. Man vermißt in der Darstellung der Beziehungen
der Zeitanschauung Lathen zu seiner Theologie eine Bezugnahme
auf da* Problem der beiden Hegimente.

„Luthers Aussagen über die Mitle, Klarheit und Selbsttätig"
keil der Heiligen Schrift" werden von K.-W. Kohls dargestellt
und für die Gegenwart interpretiert. Dabei wird der Gegensatz
Luthers zu allen theologischen yentehenslehren und
Hermeneutiken im Blick auf Luthers Grundsatz sacra scriptum
sui ipsius inlerpres slark herausgestrichen. Die neuzeitliche
Ablehnung aller Metaphysik führt nach Kohls zu einer
..w issenschaftlichen Selbst Verkürzung". Dieser Gefahr kann
nur entgangen werden, „wenn die Inhalte der III. Schrift
wieder unverkürzt in ihrem SelbsUerständnis bezeugt und

wiedergegeben werden".

„Fine Seile der geistigen Entwicklang Thomas Müntzers in
seiner .lutherischen' Zeit" ist ein Beitrag von Prof. Dr. Shin/o
Tanaka aus Kyoto/Japan überschrieheu. Fr befaßt sich mit
zwei Berichten des Jüterboger Minoritenpaters Bernhard
Dappen vom .(.ihre 1519, die 1967 in der DDR veröffentlicht
worden sind. T. stellt fest, daß bereits 151!) sich deutliche
I nlerschicde /.wischen der Theologie Müntzers und der seines
damaligen Kampfgenossen Tran/. Gunthar bemerkbar
machen: Für Müntzer beginnt dkl Kirchenreform mit einer
geistigen Reform des Menschen. Sein Verständnis von Evangelium
ist nicht hiblizislisch. F.r verneint die Willensfreiheit
und die Rolle der guten Werke im I leilsprozeß nicht Die
Bedeutung der Beuditzer Zeil für Müntzer sieht T. in der Tintwicklung
des eigenen religiösen Ansatzes. Als T'orschnngsauf-
gabe notiert T. eine erneute Untersuchung des religiösen

Theologische Lileralurzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 12