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Ausgabe:

1975

Spalte:

910-912

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Merli, Dino

Titel/Untertitel:

Fiducia e fede nei miracoli evangelici 1975

Rezensent:

Bertram, Georg

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909

Theologische Literaturxeitung 106. Jahrgang 1975 Nr. 12

910

Josephus bu{gezeigt .....I andererseits die wichtigsten Themen

der Josephusforschung angesprochen werden sollen. Dem

Werk ist ein sehr hilfreiches Literaturverzeichnis, thematisch

gegliedert) beigegeben (S. 401—410), während die Zielstellung

in der Einleitung (S. VII—XVIII) entwickelt wird. An den Anfang
hat Seh. den Aufsatz von H.Willrich: ..llekataios von
Ahdera und die jüdischen Literaten" (aus: Jndaiea, Forschungen
zur hellenistisch-jüdischen Geschichte und Literatur. 1900,
S. 86l'f.) gestellt (S. 1—26), weil Willrieh die hyperkritischc
Methode auf die Spitze trieb und den Höhepunkt einer abschätzigen
Beurteilung des Josephus darstellt. Dieser Aufsatz
soll nach Seil, „dem Leser veranschaulichen, wie schädlich
vorgefaßte Meinungen, die obendrein noch von offen zur
Schau getragenen judcnfcindliehcn Animositäten genährt
sind, sieh auswirken und das wissenschaftliche Urteil trüben"
(S. XIII). Dieses Urteil trifft auch für den auf S. 114-138 abgedruckten
Abschnitt: „Berührungen zwischen Josephus und
Jason von Kyreno" ans Willrichs Buch: Urkundenfälschung
in der hellenistisch-jüdischen Literatur (FRLANT 38, 1924,
S. Ulf.) zu.

Eine Wendung gegenüber der bei Willrich vorliegenden
hemmungslosen Kritik, wonach die Überlieferung tendenziös
verfälscht sei, bahnt sich in den Arbeiten von B. Laqueur an
und liegt bei E. J. Bickerman voll vor. Aus der 1920 erfolgten
Veröffentlichung von R. Laqueur: Der jüdische Historiker
Flavini Josephus hat Seh. die beiden Kapitel VI („Die Aktenstücke
bei Josephus") und VIII („Der Werdegang des Josephus
") entnommen und auf S. 70—113 gebracht. Während
Kap. III mit seinem sachlich begründeten Urteil über die
von .losephus in Archiven vorgefundenen bzw. von dort beschafften
Urkunden auch heute noch auf Zustimmung rechnen
kann, ist der in Kap. VI gebotene biographische Versuch mit
den behaupteten Entwicklungsphasen zwar von „suggestiver
Kraft" (S. XVIII;, aber doch schwerlich überzeugend, wie Seh.
zugibt.

Eine eindeutig positive Beurteilung der von .losephus gebotenen
Urkunden findet sich in den beiden Arbeiten von
E. J. Bickerman aus: Hevue des Etudcs .luives 100, N°» 197
bis 198, 193."), 5. Vi.'. „Der seleukidische Freibrief für Jerusalem
(S. 205-240) und aus: RUR 115, 1937, S. 188IT.: „Ein
Dokument zur Verfolgung Antiochos' IV. Kpiphanes" (S. 241
bis 277). Die methodische Sauberkeit und wissenschaftliche.
Akribie Biekermans kommt auch in diesen beiden, bisher
Weniger bekannten Aufsätzen klar zur Geltung, Darum gebührt
dem Herausgeber gerade für den Abdruck (mit Übersetzung
) dieser Aufsätze besonderer Dank.

In der Tradition Biekermans stehen auch die Aufsätze von
Seh. au«: The Jewish Quartcrly Review NS. 50, 1960, S. 289IT.:
„Der Brief des Antioclius III. an Zcuxis über die Errichtung
jüdischer Mililärkolonicn in Bhrygien und Lydien" (S. 337
bis 366) und aus: Annual ol the Swedish Theologieal Institute
4, 1965, S. 1G3ff.: „Line aramäische Quelle in den ..Indischen
Altertümern' des Flavias .losephus" (S. 367—400). Indem
diese beiden Aufsätze den Schluß des Buches bilden.
w'rd deutlich die Absicht dieser Sammlung markiert, zu einem
positiven Verhältnis zu der umstrittenen l'erson des Josephus
"nd zu seinem Werk zu gelangen; denn seine unbestreitbare
Bedeutung liegt ja darin, daß „er der erste Jude ist, der das
^'nsporadasoin des jüdischen Volkes bewußt bejaht" (S.
^ Dl), und dafl cr fjjr ,];,, Geschichte des Zweiten Tcmpelä
•tu lange Strecken hin unser einziger Gewährsmann ist"
(S. IX). Allerdings ist nicht alles zuverlässig, was in seinen
Miriften Iteht. Der aus: Neue Jahrbücher für das klassische
Allerluni 16, 1913, S. 637ff. entnommene berühmte Aufsatz
"<* B.Norden: „Josephus und Tacitus über Jesus Christus
"nd eine messianiscJie IVophetic" (S. 27—69) macht deutlich,
''•'dl das sog. Testimonium Flavianum unmöglich auf Josephus
Znrüc],gehcn kann, .losephus also zu Unrecht „in den Bang
e'nes praeeeptor ehristianorum" erhoben wurde (S. Xf.).

Die übrigen Aufsätze dieser Sammlung behandeln folgende
Ithemen: „Josephus und der Hellenismus: seine griechischen
""hilfeii" (,,„s: .losephus th( Man and the Ilistorian. 1929,
MOOff.) von H. St. J. Thackeray (S. 139-166), ..Schicksal

und freier Wille in der jüdischen Philosophie bei Josephus''
(aus: The Harvard Theologieal Review 22, 1929, S. 371ff.)
von G. F. Moore (S. 167—189), „Das Verhältnis Israels zu deu
Völkern" (aus: Die Theologie des Judentums nach dem Bericht
des Joscfus, 1932, S. 23717.) von A. Schlatter (S. 190 bis
204), „Der Platz des Josephus in der Technik der hellenistischen
Geschichtsschreibung" (aus: Etudes historiques de la
Faculle des Lettres de Strasbourg 106, 1947, S. 81ff.) von P.
CoUomp 'S. 278 bis 293) und „Die Männer des Yahad —
Fsscner. Zusammenfassungen, Frläuterungen und Bemerkungen
zu den Rollen vom Toten Meer" (aus: Sinai 32, 1953,
S. llff.) von Y. M. Grintz (S. 294-336).

Besonders dankbar ist man dem Herausgeber dafür, dal)
er durch die Auswahl gerade auch von bisher weniger bekannten
oder sehr schwer zugänglichen Aufsätzen nicht nur einen
guten Uberblick über die die Josephus-Forschung unseres
Jahrhunderts bestimmenden unterschiedlichen Fragestellungen
, Methoden und Tendenzen vermittelt, sondern auch viele
Anregungen für die weitere Beschäftigung mit dem Werk und
der Person des Josephus gibt.

Berlin Günther Baunibach

Merli, Dino: Fiducia e fede nei miracoli evangelici. Genova:
„Ed. Studio e Vita" 1973. 380 S. gr. 8° = Quaderni della
Rivista „Biblia c Oriente", 5. Lire 4.300,—.

Mit den Stichworten Fiducia und Fede stehen im Titel der
vorliegenden Arbeit zwei Grundbegriffe der Frömmigkeit nebeneinander
, deren Inhalt sieh erst recht aus der exegetischen
Arbeit ergibt. ,Fiduein' ist das Vertrauen, das auf der Erfahrung
des Wunders beruht; ,Fede' ist der voraussctzungslose
Glaube, der den Menschen in der Offenbarung Gottes ergreift,
der im AT vorliegt und in der Erfahrung der Auferstehung
des Herrn gipfelt. Auf diese Grundhaltungen hin liest der
Vf. die Texte und sucht das Wesen ihrer Frömmigkeit im
Sinne der gegebenen Grundbegriffe zu erfassen. Dabei scheint
es zunächst, als sei beides in der messianischen Erwartung
verbunden. Die Wundergeschichten scheinen zeigen und beweisen
zu sollen, daß Jesus der Messias sei. Die Untersuchung
, die mit Mk beginnt, läßt schließen, daß die ältesten
Schichten der Uberlieferung sich für den Erweis der göttlichen
Herkunft Jesu nicht auf die Wunder stützten, daß diese erst
später apologetischen Zwecken dienten, die durch die redaktionelle
Arbeit des Evangelisten in diu Texte gekommen waren
. In diesen stehen eine begeisterte Menge und die feindlichen
Vertreter der führenden Kreise einander gegenüber.
Für Mk geht es zunächst mehr um den Ruf Jesu als um das
Messiasgeheimnis. Alles bleibt der Auferstehung untergeordnet
, und den Episoden, die die Autorität Jesu unterstreichen,
kommt besondere Bedeutung zu. Seine neue Lehre ist die deä
Neuen Bundes und ihm gehören die entstehenden christlichen
Geineinden an. Jesu Autorität steht über der des AT. Das
ist den Gemeinden, die Jesus als den Messias und den Sohn
Gottes verehren, bewußt. Der Glaube an Jesus beruht ursprünglich
ganz auf der Auferstehung; das Vertrauen auf den
Wundertäter kommt überliefcrungsgcseliiehtlich erst allmählich
dazu. Trotz der Einwände, die gemacht werden, gilt Jesus
durch seine Auferstehung als Messias anerkannt und bestätigt.
Die Wundererzählungen wollen den Heiland verkünden, der
immer bereit war, denen zu helfen, die auf ihn ihr Vertrauen
setzten. Die Anerkennung Jesu als Messias gehört in die naeh-
öslerlichc Gemeinde. Erst später werden auch die Wundcr-
geschichten zur Begründung des messianischen Glaubens herangezogen
.

Die Besprechung des Mt setzt mit dem Jonaszeichen ein;
man kommt damit auf O und die Textvergleiche der Redaktion
des l.k und die Entwicklung des Mt. Die Voraussagen
Jesu von seinem Tod und seiner Auferstehung werden kritisch
untersucht und die Belege für seine Messianilnt geprüft. So
werden die Theophanie-Geschichten mit ihren at.lichcn
Grundlagen, besonders die Elemente, die sich mit Jesu Tod
verbinden, behandelt. Neben der Lehre werden die Wunder-