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1975

Kategorie:

Judaistik

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005

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 12

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Ii ml sein endlicher .Sieg führt ihn zu ewiger Herrschaft. Kr ist
wie der Knecht .Jahwes und wie der Menschensohn entsprechend
der Rellungsgeschichle des Exodus der kollektiv zu verstehende
Kcprnscnlnnl Israels. Die rZrb.Ob.tmg durch die Weisheit
zielt auf die kosmische Herrschaft. Weisheit und Tora
werden gleichgesetzt, und entsprechend sind Schöpfung und
Gesetzgebung einander zugeordnet. Auch hier sind wohl Entsprechungen
mit dein Isismythus festzustellen. So erwartet
Salomo durch die Weisheil die I nslerblichkeit. Nach Sap 18,
l'iff. tritt an die Stelle der Weisheit die rätselhafte Gestalt
<lcs Logos. Vom Worl der Heilung wie von dem der Vernichtung
ist dabei die Rede. Die strafende Funktion wird vom
Logos Vertreten. Dabei nähern sich Messiasdeutung und Auslegung
des Exodus. So kommt es zu einem dualistischen Exi-
slenzversländnis. Die Sphäre Israels als die Sphäre des Lichtes
, der Sohn schalt Gottei und der Weltherrschaft gehört in
den Kosmos hinein, der zugleich für die Gottlosen die Sphäre
der Strafe, der Finsternil und des Todes darstellt. So stehen
die beiden kosmischen Wirkungsarten des Segens und der
Strafe in Spanniingsbcreich der menschlichen Existenz einander
gegenüber.

Philo ist entweder VOB der griechischen Philosophie her

oder von den aliiesiaiiienilichen GlaubensVorstellungen aus

oder aus den mythisch religiösen Elementen des hellenistischen
Synkretismus verstanden worden. Die vorliegende Arbeit
, die in ihrem 2. Teil sich mit Philo befaßt, geht von der
im I.Teil dargestellten Wcishcilstradition und der Gestalt
der Weisheit aus und eröffnet so der Pliilo-Forschung neue
bedeutsame Aspekte. Philo unterscheidet die himmlische und
die irdische Weisheit, denen die zwei Stufen der geistigen
und der sinnlichen Well entsprechen. Auch die Soteriologic
folgl dem Schema der Zwcislufigkeit. Die himmlische Weisheit
ist Erkenntnis und Selbsterkenntnis Gottes. Die mythologischen
Schemata, in denen die Weisheit erfaßt wird, sind die
von Weg und Ziel, Mutter oder Gattin und das des Erlcuch-
tungsstromes. Unter Leitung und Führung kommt es zum
Aufstieg. Dieser Weg der Erlösung ist ein Gnadenakt Gottes.
Iis ist der Weg der Sophia und er wird gleichgesetzt mit dem
Exodusweg. Auch die Vorstellung Philos vom Weg ins Licht
ist durch die Isis-Sophia-Mythologie mitbestimmt. Unter den
Mächten, die di r Mensch auf diesem Wege als Führer nötig
hat, tritt schließlich der Ixigos an die Spitze. Die Philosophie
ist der Königsweg. der als Gesetz, Gottes Hede und Logos bezeichnet
wird. Der Weg führt bis zur Grenze zwischen der
Welt und dem ftercich der Transzendenz, über die das Auge
der Seele schreitet und bis zu der die Führung des Logos
r<'icht. Er entspricht damit der nahen Weisheit. Er ist wie
die Weisheit Geschöpf Gottes und mit der Tora identisch. Ist
die Weisheit Tochter Golles. so der Logos sein Sohn. An die
Stelle der Weisheit als Wellschöpferin tritt der Ixigos, der
Schöpfung und Lenkung verbindet. Er ist Struktiirelement
der Welt und nimmt die kosmisch verstandene Tora auf. Fr
übernimmt die Fürsorge für die Menschen, unter denen er
Wohnt und unvermutet erscheint. Der Ixigos züchtigt und re-
Riert und hat damit nls Elenchos eine wesentliche Funktion
der Weilheil übernommen. Er ist der Träger der Weisheit in
«•er Well. Er rührt aber auch aus der Well hinaus und gehört
damit zur transzendenten Sphäre. Die Weisheit als Mutter
"ml Gattin (die Mythologie der Geburt und der Synusie)
lim Anfang und am Ende der Schöpfung, zwischen Abwärts
- und Aufwärlsbewegiing. Es geht um ein Aufgehen ins
Mdlt. Vom LofOt, mit dem er identifiziert wird, wird Mosel
hinaufgetragen; er wird im Tode erhöht. Als die Vollendung
des Heils erscheint die Geburt des Isaak. Da geht es um den
transzendenten Kosmos noetos. Audi Isaak ist Sohn der Sophia
und Sohn Golles. Aber er steigt nie hinab wie der Logos.
■Ondern ist von Anfang an vollkommen. Isaaks Gebor! wie
('er Aufgang des Ixigos stehen am Anfang der neuen Well,
''<'» Kosmos noetos. Der vielnamige Logos wird mit der Sophia
gleichgesetzt und ist wie diese Eikon Gottes im sub-
jjanahaften Sinne. An anderer Stelle wird er als Licht und
•'•"Uli Golles bezeichnet. In der Mythologie des Erleuchtlings-
»Iroinrs erscheint die Weisheit als Quelle der geistigen Güter.

Der Logos entspringt dort oder ist selbst Quelle der Weisheit.
Kt ist auch die himmlische Speise, die Gott herabregnen läßt.
Zu den Trägern der Weisheit und des Lichtes gehört das Pneu-
me Gottes. Die Pneiimalehre U durch die jüdische WeisheitS-
tradilion bestimmt. Die Geisteserfahrung ist eine Grenzerfahrung
wie Verzückung, Ekstase und Blendung. Dabei ist wohl
eine dualistische Tendenz festzustellen. Der gnädigen und
schöpferischen Macht Gottes als des Wohltäters steht die des
Herrn als Despoten gegenüber. Von sich aus vermag der
Mensch die Well nicht zu deuten. Er muß die Welt und sich
selbst aus der Perspektive Golles betrachten. So wird die
Weisheitslehrc zur Theologie und aus der Kosmologie wird
Soteriologic. Die Weisheil wird so Ausdruck des Heils als Ziel
und als Vollendung. An die Stelle der Weisheil tritt Israel
mit seinen Repräsentanten. Unter ihnen wird der Logos zum
Vermittler des Heils an die Menschen. So ergibt sich wohl das
Selbstverständnis der jüdischen Gemeinde Alexandrias: Die
Gemeinde Philos wandelt, auf dem Wege der Weisheit unter
der Leitung des Logos. Der Logos wird zum Priester der
Seele, und so geht die Geistessonne in der Seele auf. Es ist der
weisheitlichc Bereich des hellenistischen Judentums, in dem
die Gestalten des Logos und der Eikon geprägt worden sind.
Sie sind von der christlichen Gemeinde im Dienste der Prä-
existenzchristologie aufgenommen worden. Sie werden mit der
geschichtlichen Person Jesu verbunden und so geschichtlich
bedeutsam. So wird die Welt als Schüpfung Gottes verstanden
und die Gefahr einer Zerlrennung von Gott und Welt,
Schöpfung und Erlösung abgewendet.

Der Vf. hat seinem Werk ein einleitendes Vorwort in seiner
englischen Muttersprache vorausgeschickt und es durch ausführliche
Register bereichert. Es bedeutet eine lehrreiche und
förderliche Klärung der schwierigen Probleme der Weisheitstheologie
des hellenistischen Judentums in einem weiten re-
ligionsgeschichllichen Zusammenhang und liefert damit einen
dankenswerten Beilrag auf dem Weg zu ihrem immer besseren
Verständnis.

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