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Ausgabe:

1975

Spalte:

904-906

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Mack, Burton L.

Titel/Untertitel:

Logos und Sophia 1975

Rezensent:

Bertram, Georg

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M. Philonenko und C. Burchard Führen — jeweils unter
dem Titel Joseph et Aseneth: Questions actuelles (73 7<i bzw.
77—I00j — ilir Gespräch über Jos As weiter. Zuerst irilt Ph.
wie bisher dafür ein, daß der kurze Text in Familie d der
iiilere ist'1: nach l>. ist 1) die üliesie der von ihm bereits frühei
nachgewiesenen Textgruppen. Er begründet diese Auffassung
weiterhin an Hand des Texlmalerials (78—84;. Bezüglich des
literarischen Genus bzw. der Struktur von Jos As ist zwischen
Ph. und 15. strittig, ob in der Schrift mehr allgemeine Beziehungen
zum Roman der späteren Antike vorliegen (Ph. 7.V
oder ob sie in Aufbau und Motiven spezieller nachweisbar
sind (B. 84—96); B. versucht, ohne an literarische Abhängigkeit
ZU denken, das zweite zumal durch die Wiedergabe von

Stücken aus Jos As. Apul metam k (i.ll und Xenoph Ephes
in parallelem Druck zu belegen (87—9<i). Kritisiert Ph.
schließlich, daß Ii. für den religiösen Hintergrund von Jos As
den fsis-Tradilionskreis stärker herangezogen habe (76), so
weist l>. dafür nunmehr auf die Mysterien überhaupt hin und
kommt zu der Annahme, daß die an diese erinnernden Züge
wahrscheinlich nicht auf einen bestimmten kultischen Vollzug
des Übertritts im Bereich des ägyptischen Judentums hindeuten
, sondern bildhaft (als myslerc litlöraire. zu verstehen
sind. — Sollte nicht insgesamt die Frage nach dem eigentümlich
jüdischen (leball in .los As stärker in den Vordergrund
nicken?

liier lügt siel, der Beitrag von K. II. Rengstorf an, Herkunft

und Sinn der Patriarchen-Reden in den Testat.....den der

zwölf Patriarchen (29—'i7). Er kommt von Beobachtungen
zum Inhalt der zentralen Aussagen der lest XII zu der literar-

kritischen Annahme, daß am Anfang ihrer Vorgeschichte eine
Josephschrift stand, zu der zunächst lest Le> und lest lud
und schließlich die Testamente der übrigen Patriarchen gefügt
wurden (45f). Die damit gegebene Grundschrift, die ihre Gestalt
zur Zeit der Pax Romana gewann (47), wird nicht nur
in vielfältigen Querverbindungen durch Bezugnahmen auf
Joseph zusammengehalten, sondern auch durch solche auf

Levi und Juda. An .losepli wird gezeigt, wie sich ein .lüde
in heidnischer Umwelt bewährt im Ciehorsam gegen das Gesetz
, insbesondere gegen das Doppelgebot der Liebe. In den
auf Levi bzw. Juda bezogenen Aussagen wird die Bindung
auch des Judentums der Diaspora an den Tempel von Jerusalem
bzw. an ..das Land" deutlich gemacht. Die Bezugnahme
auf die zwölf Stämme schließlich weist darauf bin. daß es in
lest Nil um Israel als uanzes gehl.

Der Hand insgesamt zeigt nicht nur. wie vielseitig und anregend
die Tagung LeUVen 1969 war. sondern auch, wie viel-
lältig die noch ungelösten Aufgaben im Bereich der Literatur
/wischen Tenach und Mischna sind und wie zu ihrer Lösung
ebenso die subtilen Kinzehintcrsiichungou beitragen müssen
wie das Aufzeigen großer Linien.

Hallc/Saalc C erharrt DelliriK

1 IffJQ z. B. ttlit den» Malthtins-Kvangelium.

2 Tennrh ist eine jüdischerseits gebrauchte Sigle für tora. nrhom.
t liakfunini/kctubim. ttoeve (118 A. 1) kennzeichnet dir gemeinte Ute'
intur als ,lie jüdischen Werke .'ins der Zeit von 2S0 v. Chr. Iiis 200 n. Chr.,
die (nicht durch die Synagoge, sondern) durch die Kirche tradiert wur
di u. Das ist (abgesehen davon, daü dabei l'h i Inn und .Itiscphns ausgeklammert
werden) gewiß exakt, aber eine laufend verwendbare S.....

melbe/eichnung ist damit nicht gegeben.

3 Z. H. auf ('.rund der Funde von Qumrun. Iiier wird bemerkt, dafl
die Tlenut7.ung bestimmter jüdischer Schriften durch die Cemeinde vun
ihiuiran nicht auch dl« Umstellung dieser Texte in ihr einschlieüt (Hj.

* In den Anmerkungen wird dazu eine LÜH« von Kin/elfrajj.....-nirlcrl

M. de .longe hat nach D. im Laufe der leuvener biblischen Woche
l'iiyi seine These der Abfassung der lest XII durch einen christlich'-!)
Autor aufgegeben (115).

8 F.ine Liste der Stücke mit Angabe der Orle der Frsteditionen ilunli
MlHh bei .1. A. Kitzmyer, NTSt 20, 107:1/7'., 40«.

7 AuUcrdem steht eine Kdition des äthiopischen Textes durch l. I I
lendorf und M. Knibb bevor (16).

» Apocnlvpse de Barudi I. II, Poris 1969, Hez. A. F. I. Klijn in TkLZ K,
1870. 262f.

1 Zur Edition von M. Philonenko. Joseph el Asenelh. Leiden 1U6H. s.
■'. l>. T. llolta, Ol./. 67, 1072, W—Ol, spez. 'i0f; F. W. Smith. IUI. HO,
1070, 2ri7f.

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Mark, Burton Lee: Logos und Sophia. Untersuchungen zur
Weisheitstheologie im hellenistischen Judentum. ('.Otlingen:
Vandenboeck & Ruprecht [1973]. 220 S. gr. 8° = Stadien

zur Umwelt des Neuen Testaments, hrsg. von K. G. Kuhn,
10. DM 38,—.

Gestalt und Wesen der Weisheit des Alien Testaments haben
seil langem Versuche einer religiousgcschh htlichen Krklä-
rung herausgefordert. Der Vordere Orient von der ältesten

Zeil bis zur Mischkullur des Hellenismus hat mit der Mannigfaltigkeit
der Kulte, der Mythen, wie auch der politischen,

gesetzlichen, sittlichen und religiösen Gedankenwelt Grundlage
und Entwicklungsmöglichkeiten für das hellenistische
Judentum geliefert, das auf dem Hintergründe und in der

Unvwell des Allen und Neuen Testaments sich entfaltete. Die
Wissenschaft hat das Material gesammelt und die Texte in
.....deinen Ausgaben zur Verfügung gestellt, und in zahlreichen
Untersuchungen die Probleme, die der Stoff bietet, umschrieben
und ihrer Lösung näher gebracht 's. das umfassende
Quellen- und Literaturverzeichnis S. 190 bis 204 und
vgl. die Arbeiten von Hans Heinrich Schmid, Wolfgang Richter
und Christa Kayatz, s. ThLZ 93 [1968] 498H., 659ff.). Die
vorliegende Arbeit beruht auf umfassenden Studien und sorgfältiger
Prüfung und Ordnung der zunächst schwer uberschau-
baren, weil mannigfach verknüpften Aussagen der Weisheits-
theologie im hellenistischen Judentum. Der Vf. gehl von der
Frage nach der Herkunft der neutestamentlichen Präexistenz-

theologie aus. die mit ihren Stichworten Logos und Eiken auf

spätjüdische Weisheilslradilion hinweist. Das führt auf die
religionsgeschichtliehe Erforschung der ägyptischen Kosmo-
gonie, die in ihrer stilisierenden Ausprägung Personifizierungen
vollzieht, wie sie dem Hellenismus vertraut waren und in
gewissen Ansätzen in verwandten Zügen im Anlhropnsmv thos
und in der jüdischen Gestalt der Weisheil sieh zeigen. Die
Typen der Weisheil werden zusammengestellt. Die verborgene
Weisheit erscheint als eine von flott unabhängige mythische
Gestalt. Sie wird von Gott gefunden und an die Menschen
verliehen. Der Mensch forscht nach ihr. vermag aber nicht,
sie zu erwerben. Als Geschöpf Gottes und als seine (iemahlin
umkreist die nahe Weisheil die Welt und durchwaltet das
All. Sie ist Führerin und Zuchtmeisterin der Menschen. Die
entschwundene Weisheit versucht vergeblich, Wohnung unter
den Menschen zu finden. In ihren Sünden haben ilie Menschen
sie verstotten. Eni am Lude wird sie wie zu Davids
und Saiomos Zeilen auftreten, bis dabin aber hei Gott weilen,
Die Darbietung des <(ucllenmalerials setzt mit der ägyptischen
Maat ein, die wie die Weisheit nach l'rv 22 vom Schöpfergott
hervorgebracht wurde. Ebenso entspricht der ägyptischen Isis
mit ihren mythischen Zügen die nahe Weisheil. Dabei wird
die Weisheil als der göttliche Anruf an den Menschen verstanden
. So finden sich in der Weisheilsöherlieferung prophetische
Wendungen, und die beklagte ablehnende Haltung der
Hörenden weist wohl auf die Problematik der exilischen Zeil.
Aber Jahwe bleibt Hellseher, weil er der Gott der Schöpfung
ist und seine Weisheit da ist. Die Gestalt der verborgenen
Weisheil (Htob 28) weis! zwar auf Traditionen des Zwei'
itromhtndeS, mit den Klngcerhüruugsparadigllien ist aber

eine spezifisch jüdische Fortentwicklung, die den torschenden

Menschen und die verborgene Weisbeil einander gegenüberstellt
und die zu einer Tl.....logie der Transz.....lenz ('.olles

führt, gegeben. Die Verwendung von mythischen Stoffen als
Denkkategorien lassen die Weiterbildung der Weisheilstra-
dition über die Sap Sal bis zu Philo verfolgen. Die Sap Sal
ist gewiU ein Höhepunkt seil,.ländiger jüdisch hellenistischer

Weisheitsspekulation [troll der Beeinflusseng durch die ägyptische
Isis). Die Weisheit is| Wellseele, erfüllt den Erdkreis
und umfallt das All. Sie offenbart sich im Licht, entsprechend
der stoischen AflliWhtlflMIIHll Sie ist Gott unlcrgeordnet, ist
eingeweiht in das Wissen GottfM und gilt als Gattin Gotles
und als Muttef aller Dinge. Sie ist Abbild Gotles und Garantiii
der Ordnung und des Guten in der Welt. Diese kosmolo-

fischen Vorstellungen sind soieriologisi b zu verstehen, Di"

Offenbarung der Weisheit für den Gefechten, dessen Leiden

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 12