Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1975

Spalte:

826-828

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Elliger, Karl

Titel/Untertitel:

Jesaja II 1975

Rezensent:

Wanke, Gunther

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

825

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 11

826

Sprachgebrauch, die theologisch wenig austrägt, beansprucht
fünfzehn Spalten. Zweifellos grundsätzlich richtig
ist die Entscheidung, Begriffe aus dem Bereich der
biblischen Archäologie und der israelitischen Kultgeschichte
nicht aufzunehmen. Wenn aber Abraham, David
und Jerusalem „im Rahmen eines semasiologisch orientierten
Wörterbuchs nicht mehr unterzubringen" waren
(S. XIV), so ist das doch bedauerlich und auch nicht ganz
einzusehen, da Israel Aufnahme gefunden hat. Sicher ist
es angebracht, Zelt und Tempel mit unter dem Stichwort
bajt zu berücksichtigen, wie überhaupt die zusammenfassende
Behandlung verwandter Begriffe durchaus ein
Vorzug des Werkes ist. Es fragt sich aber, ob Altar und
Lade in einem theologischen Wörterbuch nicht doch Berücksichtigung
hätten finden sollen.

Die Artikel sind nach einem sorgfältig überlegten und
abgestimmten Schema aufgebaut. Am Anfang stehen
Ausführungen über die Wurzel und ihre Ableitungen,
Parallelen in anderen semitischen Sprachen, Etymologien
u. dgl. Es folgt die Wortstatistik, die von der Mehrzahl
der Autoren mit detaillierten Angaben ausgestattet
worden ist. Die Nützlichkeit dieses Abschnittes wird zumeist
durch eine kurze Kommentierung der statistischen
Werte erhöht. Das Hauptgewicht der Artikel liegt selbstverständlich
auf der sich anschließenden Behandlung der
Bedeutung und Bedeutungsgeschichte sowie des theologischen
Gebrauchs. In beiden Abschnitten ist der Mitteilung
und gegebenenfalls auch der kritischen Beurteilung
moderner Forschungsergebnisse ein erfreulich großer
Raum gewidmet. Besonders wichtig sind die sich allenthalben
findenden Hinweise auf andere Auffassungen, so
daß dem „Theologischen Handwörterbuch zum Alten
Testament" jener fatale apodiktische Charakter fernbleibt
, den üblicherweise lexikalische Auskunftsmittel
zu tragen pflegen. Sehr zu begrüßen ist die Hinzufügung
eines weiteren und letzten Abschnittes, der einige Hinweise
auf die Wirkungs- und Nachgeschichte des jeweiligen
Begriffes im außerbiblischen jüdischen Schrifttum
(insbesondere Qumran), in den LXX und im Neuen Testament
bietet. Für die mit der kirchlichen Praxis unmittelbar
verbundene theologische Arbeit dürften diese Hinweise
besonders willkommen sein.

Die Vorzüge und die Mängel eines Wörterbuches stellen
sich erfahrungsgemäß erst allmählich während des
alltäglichen Gebrauchs heraus. Nach gründlicher Erprobung
meint der Rez. in dieser Hinsicht eine günstige
Prognose stellen zu können. Das Werk ist bei geringem
Umfang von hohem Informationswert, wozu nicht zuletzt
die Fülle der Literaturangaben beiträgt. Sicher ist
es auch ein Vorzug, daß die Anführung der herangezogenen
Literatur jeweils ad hoc mit vollem Titel in Klammern
erfolgt. Dadurch bleibt dem Benutzer der ermüdende
Kampf mit einem komplizierten Abkürzungssystem
erspart. Die Übersichtlichkeit der Artikel wird
durch straffe Gliederung und Wechsel der Drucktypen
gewahrt. Entscheidend ist die Art und Weise, wie die
theologischen Aspekte der Stichwörter herausgearbeitet
Werden. Die hierbei zu bewältigenden Probleme und
Schwierigkeiten erweisen sich als größer, als man vielleicht
zunächst vermuten möchte. Die Zahl der speziell
theologischen Begriffe im Alten Testament ist verhältnismäßig
gering. Manche Wörter erhalten theologische
Relevanz erst vom weiteren Kontext her. Die Versuchung
hegt deshalb nahe, eine theologische Bedeutung um jeden
Preis herauszuarbeiten. Herausgeber und Mitarbeiter
haben jedoch im wesentlichen dieser Versuchung widerstanden
und eine zurückhaltende, nüchterne Position
Angenommen. Auch die Feststellung, daß bei diesem
oder jenem Stichwort im Grunde ein spezieller theologischer
Sprachgebrauch nicht nachzuweisen ist, wird nicht
Kescheut. Die Sicherheit, mit der öfters zwischen profa-
ner und theologischer Anwendung geschieden wird, ist

freilich erstaunlich. Hier dürften einige Probleme liegen
, deren Durchdenken aber selbstverständlich nicht die
Aufgabe eines „Theologischen Handwörterbuchs" sein
kann.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

1 Hier sei nur verwiesen auf A. Grabner-Halder, Praktisches
Bibellexikon, Freiburg 1969, und W. H. Schmidt/G. Delling, Wörterbuch
zur Bibel, Hamburg 1971/Berlin 1972.

Elliger, Karl: Jesaja II, Lfg. 4—5. Neukirchen-Vluyn: Neu-
kirchener Verlag des Erziehungsvereins [1973/74]. S. 241
bis 400 gr. 8° = Biblischer Kommentar, Altes Testament
, hrsg. v. S. Herrmann und H. W. Wolff, XI, 4—5.
Je DM 12,80.

Nach einjähriger Pause sind in den Jahren 1973/74 zwei
weitere Lieferungen von Elligers Deuterojesajakommen-
tar erschienen. Sie umfassen die Auslegung von Jes 42,10
bis 44,5 sowie den ersten Teil der Exegese von 44,6—8, der im
Zusammenhang der Besprechung von Lfg. 6 Berücksichtigung
finden wird. Im wesentlichen werden die schon in
der ersten Besprechung (ThLZ98,1973,671ff.) aufgeführten
Beobachtungen an Anlage und Tendenzen des Kommentars
bestätigt, so daß auf sie einfach verwiesen werden
kann.

Besonders auffallend ist nach wie vor die starke Betonung
des Theologumenons von Gott als dem Herrn der
Geschichte, auf das nahezu alle Auslegung der Texte
hinausläuft (S. 268.304.329.359.386.395). Vor das Wort dieses
Gottes gestellt, kann der Mensch nur hören und warten
(305), er kann Gott nicht in die Karten schauen, sondern
sich nur unter Gottes Entscheidung beugen (386).
Die Fragen nach Gesetz und Ethos, nach Kultus und
Recht sind angesichts dessen Fragen von begrenzter Bedeutung
, aber keine Antworten (305). So und ähnlich
äußert sich E. in seiner Interpretation und legt damit doch
auch seine eigene theologische Position offen.

Nach wie vor äußert sich E. auch in Fragen der Escha-
tologie sehr zurückhaltend. Dennoch stellt sich nunmehr
die von mir oben (ThLZ 98, 1973 Sp. 673) ausgesprochene
Vermutung, E. würde die eschatologische Fragestellung
absichtlich meiden, als unzutreffend heraus. Zumindest
im Zusammenhang mit 42,10-13 und 42,14-17 spricht E.
klar aus, daß Dtjes.' Botschaft auch eschatologische Elemente
aufweist. Eschatologisch wäre nach E. dann jene
Verkündigung, die das „neue sieghafte Eingreifen Jahwes
, das der Weltgeschichte die neue und für alle Zukunft
entscheidende Wendung gibt", ansagt (245). Ob E.s
Zurückhaltung in dieser Frage darauf zurückzuführen
ist, daß er die Eschatologie als einen Nebenaspekt der
dtjes. Verkündigung ansieht, der gleichwohl die gesamte
Botschaft des Propheten prägt, oder darauf, daß eschatologische
Erwartung bei Dtjes. in der Tat nur an wenigen
Texten zu beobachten ist, ansonsten aber keine Rolle
spielt, ist noch nicht klar genug. Eine Antwort darauf
wird wohl erst von den einleitenden Paragraphen dieses
Kommentars erwartet werden dürfen.

Auch in Fragen der Textabgrenzung geht E. den in
Lfg. 1-3 vorgezeichneten Weg weiter. Im einzelnen grenzt
er die folgenden Texteinheiten aus Jes 42,10-44,5 aus: 42,
10-13.14-16(17).18-23(24-25); 43,1-7.8-13.14-15.16-21.22 bis
28; 44,(1)2-4(5). Ein Teil dieser Sprüche ist zu redaktionellen
Einheiten zusammengebunden worden, deren Gestaltung
E. zur Annahme eines Planes der Buchredaktion
führt. Es handelt sich dabei um 42,18-43,7 (bestehend aus
zwei selbständigen Einheiten 42,18-23 und 43,la/3-7 und
dem redaktionellen Stück 42,24-43,lao); 43,8-21 (komponiert
aus drei selbständigen Einheiten) und 43,22-44,5
(bestehend aus den Einheiten 43,22-28 und 44,2-4, der redaktionellen
Klammer 44,1 und dem Zusatz 44,5), zu der
auch noch 44,6-8.21 f. zu rechnen seien. Als Kompositionsprinzip
wird angenommen: Auf Stücke, die Israel nega-