Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1975

Spalte:

823

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Vos, Howard F.

Titel/Untertitel:

Beginnings in Bible Geography[Rezension] 1975

Rezensent:

Conrad, Joachim

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

823

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 11"

824

BIBELWISSENSCHAFT

Vos, Howard F.: Beginnings in Bible Geography. Chicago
, III.: Moody Press [1973]. 126 S. 8°. $ 1.50.

Die vorliegende Broschüre will allen am Bibelstudium
Interessierten, die über keine speziellen Vorkenntnisse
verfügen, einen ersten Einblick in die historisch-geographischen
Gegebenheiten der Gebiete, in denen sich biblisches
Geschehen vollzogen hat, vermitteln. Die einzelnen
Territorien werden in der Reihenfolge ihrer Erwähnung
im Alten und Neuen Testament behandelt. Der Vf. beginnt
daher, ausgehend von den Wanderungen Abrahams
, mit Mesopotamien und wendet sich erst im Anschluß
daran Palästina und Ägypten zu. Die Handelsverbindungen
bzw. Auseinandersetzungen der Königszeit
führen weiter nach Phönikien und Syrien, die Vorgänge
der nachexilischen Zeit nach dem Iran, die Missionsreisen
des Paulus schließlich nach Cypern, Kleinasien
, Griechenland, Malta und Italien. Bei den einzelnen
Territorien beschäftigt er sich jeweils mit den wichtigsten
physisch-geographischen Gegebenheiten sowie
mit Wirtschaft und Handel in antiker Zeit, wobei auch
Hinweise auf die politische Entwicklung sowie die Bevölkerungszusammensetzung
gegeben werden. Außerdem
werden mehrfach Städte, die für das biblische Geschehen
bedeutsam sind, gesondert behandelt. Der Vf.
geht nicht streng systematisch vor, sondern bietet den
Stoff in lockerer Disposition, bei der er sich von den geographischen
oder historischen Besonderheiten der einzelnen
Territorien bzw. von dem sich auf ihnen vollziehenden
biblischen Geschehen leiten läßt. Am Schluß (S.125f.)
gibt er einige Hinweise auf weiterführende englisch-
sprachige Literatur.

Es versteht sich von selbst, daß bei einer so gerafften
Darstellung an manchen Punkten Fragen zu stellen sind.
So erscheint die Behandlung Maltas in einem eigenen
Abschnitt als nicht unbedingt nötig. Statt dessen hätte
lieber etwas ausführlicher über die Wüste und ihre Bedeutung
für die orientalische Geschichte gesprochen werden
können. Was Einzelheiten betrifft, so ist beispielsweise
die Schilderung der Handelsrouten in Syrien
(S. 64 f.) zu fragmentarisch, da die Anschlüsse an die
Mittelmeerhäfen überhaupt nicht genannt werden. Auch
die generelle Behauptung, daß der Nil von den Ägyptern
als Gott verehrt wurde (S. 45), ist in dieser Form zumindest
mißverständlich. Aufs ganze gesehen aber hat der
Vf. das Ziel, das er sich gesteckt hat, durchaus erreicht.
Es ist ihm gelungen, in ansprechender und lockerer Form
ein lebendiges Bild von den Schauplätzen biblischen Geschehens
zu zeichnen und dabei zwanglos eine Menge
von Informationen zu vermitteln. Insofern ist das Erscheinen
der Broschüre zu begrüßen und ihr ein ihren Intentionen
entsprechender großer Leserkreis zu wünschen.
Anmerkungsweise sei lediglich hinzugefügt, daß der Vf.
in bibelwissenschaftlicher Hinsicht einen offenbar ungebrochenen
Fundamentalismus vertritt. Doch ist das für
das hier behandelte Thema von sekundärer Bedeutung.

Auf S. 41 unten ist Buto statt Edfu zu lesen.

Leipzig Joachim Conrad

Duncan. J.. Derrett, M.: Leek-beds and Methodology (BZ

19, 1975 S. 101-103).
Evans, William, and S. Maxwell Coder: The Great Doc-

trines of the Bible. Chicago, III.: Moody Press [1974],

V, 325 S. gr. 8°. Lw. $ 5.95.
Wilson. Clifford A., M. A., B. D., Ph. D.: That Incredible

Book - the Bible. Chicago, III. USA: Moody Press

[1975]. 239 S. kl. 8°. $ 1.75.

ALTES TESTAMENT

Jenni, Ernst, u. Claus Westermann [Hrsg.]: Theologisches
Handwörterbuch zum Alten Testament. I. München
: Kaiser, u. Zürich: Theologischer Verlag 1971.
XLIII S., 942 Sp. gr. 8°. Lw. DM 62,50.

Ein theologisches Wörterbuch zum Alten Testament
steht schon lange auf der Wunschliste aller derer in Theologie
und Kirche, die sich in dieser oder jener Form mit
der Exegese und der Auslegung des Alten Testaments zu
befassen haben. Es scheint, daß dieser Wunsch in unserer
Zeit nach langem Harren nun gleich auf vielfältige Weise
in Erfüllung geht. Allein in deutscher Sprache sind in den
letzten Jahren bereits mehrere kleinere Werke erschienen
, die man vielleicht als allgemeinverständlich gehaltene
Vorläufer bezeichnen kann1. Parallel mit dem hier
in seinem ersten Bande anzuzeigenden „Handwörterbuch
" läuft das größere Unternehmen des von H. Ring-
gren herausgegebenen „Theologisches Wörterbuch zum
Alten Testament", das seit 1970 im Erscheinen begriffen
ist. Einerseits ist es zweifellos ein erfreulicher Umstand,
wenn in absehbarer Zeit zwei wissenschaftlichen Ansprüchen
genügende theologische Wörterbücher zum Alten
Testament vorliegen werden. Andererseits fragt man
sich, ob das fast gleichzeitige Erscheinen zweier Werke
dieser Art in deutscher Sprache nicht doch einen schwer
zu rechtfertigenden Doppelaufwand an gelehrter Arbeit
bedeutet, der hätte vermieden werden können, ohne daß
dadurch ein spürbarer Verlust für die alttestamentliche
Wissenschaft entstanden wäre. Daran ist nun freilich
nichts mehr zu ändern. Vielleicht erweist sich die Parallelität
der beiden Wörterbücher durch interessante Vergleichsmöglichkeiten
für den Benutzer letztlich doch als
nützlich.

Ganz wesentlich für den Gebrauchswert eines Wörterbuches
ist die angewandte Methode. Mit Recht betont
der Herausgeber E. Jenni in seiner Einleitung, daß es
„nicht die Aufgabe eines solchen Gemeinschaftswerkes
sein" kann, „eine bestimmte Theorie und Methode einheitlich
durchzuexerzieren und damit etwas bahnbrechend
Neues zu schaffen" (S. XII). Der Leser erwartet
zuverlässige Auskunft über die theologische Bedeutung
alttestamentlicher Begriffe. Die Methode, mit deren
Hilfe diese Bedeutung ermittelt wird, ist nach ihrer Einsichtigkeit
zu messen, nicht nach ihrer Originalität. Es ist
verständlich, daß es bei der Vielzahl von Mitarbeitern
unterschiedlicher Forschungsrichtungen in dieser Hinsicht
keine Einheitlichkeit geben kann. Entsprechendes
gilt von der theologischen Konzeption. Der Herausgeber
bemerkt, daß er „in theologicis am allerwenigsten
eingegriffen habe" (S. XII). Trotz der Vielzahl seiner
Mitarbeiter macht das Werk theologisch einen ziemlich
einheitlichen Eindruck, wahrscheinlich doch wohl ein
Zeichen dafür, daß die Unterschiede zwischen theologischen
„Schulen" in der alttestamentlichen Wissenschaft
nicht so erheblich sind wie vielleicht in anderen theologischen
Disziplinen.

Im besonderen Falle eines Wörterbuchs werden nun
allerdings die wichtigsten theologischen und methodi
sehen Entscheidungen durch den Herausgeber getroffen.
Allein schon an der Auswahl der Stichwörter wird die
theologische Position erkennbar. Das Hauptgewicht liegt
verständlicherweise auf den speziell theologischen Begriffen
. Bei dem begrenzten Umfang des Werkes geht
das freilich zu Lasten der theologisch weniger bedeutsamen
oder seltener vorkommenden, aber vielleicht deshalb
gerade der Erklärung besonders bedürftigen Wörter
. So vermißt man z.B. 'osar, 'emah, 'anap, 'ae pr.es und
eine ziemlich große Zahl weiterer Stichwörter. Dagegen
wird etwa dem Begriff jom ein ungerechtfertigt großer
Raum bewilligt. Allein die Darstellung des allgemeinen