Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1975

Spalte:

817-820

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Niebergall, Alfred

Titel/Untertitel:

Der Dienst der Kirche 1975

Rezensent:

Nagel, William

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

81? Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 11 ÖiÖ

lung möglich ist, aber an den Leser, der nicht täglich mit
solchen Dingen umgeht, aber doch die RIC-Bände optimal
nutzen soll, ist zu wenig gedacht. Die deutsche Ubersetzung
ist nicht frei von ungeschickten Benutzungen des
Wörterbuches (z. B. Gebraucher statt Benutzer), obgleich
es bei diesem ganzen Unternehmen so sehr auf ungewöhnliche
Sprachkenntnis ankommt. Die beigegebenen
Anhänge, die Beispiele aus einem RIC-Jahresband bringen
, sind vielleicht noch nicht auf dem neuesten Stand.
Da in jedem Band nach dem angewandten System Veränderungen
in der Schlagwörterverwendung eintreten,
erscheint es mir notwendig, daß — vielleicht im index
general — mitgeteilt wird, zu welchem Deskriptor das
Schlagwort gehört. Auch wäre es hilfreich, könnte nachgeschlagen
werden, welche Schlagwörter auf einen bestimmten
Deskriptor jeweils entfallen. Nur so kann das
Deskriptorensystem voll ausgeschöpft werden.

Es ist hoffentlich deutlich geworden, welch eine enorme
und für das ökumenische Gespräch hilfreiche Arbeit von
Cerdic geleistet und angepackt wird, bis zur Beurteilung
und Umorientierung der Publikationstätigkeit der christlichen
Gemeinden, was nicht immer auf Gegenliebe stoßen
wird. Es bleibt zu wünschen, daß das Unternehmen
erfolgreich fortschreitet und nach weiterer Klärung nicht
nur eine Rechenschaft über die eigene Arbeit vorlegt,
sondern vor allem den Benutzer zu einer optimalen Nutzung
der Veröffentlichungen des Cerdic anleitet.

Leipzig Helmar Junghans

Niebergall, Alfred: Der Dienst der Kirche. Gesammelte
Aufsätze von 1954—1973, hrsg. v. R. Lachmann. Kassel:
Stauda-Verlag 1974. 291 S. gr. 8°. Kart. DM 40,-

Als Ausdruck des Dankes von Kollegen und Schülern
wollte diese Aufsatzsammlung ihren Autor, den Marburger
Praktischen Theologen Alfred Niebergall, zu seinem
65. Geburtstag am 9. 11. 1974 grüßen. Welch weiter und
verschiedenartiger Kreis von Männern aus Theologie
und Kirche diese Dankesgabe mit ihren Wünschen begleitet
hat, zeigt die beigefügte Tabula gratulatoria. Auch
die Kirchen von Kurhessen-Waldeck und in Hessen und
Nassau sowie die VELKD und die Deutsche Gesellschaft
für Missionswissenschaft haben das ihre dazu getan, daß
diese Veröffentlichung möglich wurde. So wird schon
daran deutlich, wie hilfreich die Forscherarbeit dieses
Praktischen Theologen von der kirchlichen Praxis empfunden
wird. Die sorgfältig getroffene Auswahl aus dem
weitgestreuten Schrifttum des Jubilars vermittelt nicht
nur ein eindrucksvolles Bild von der Forscherpersönlichkeit
Alfred Niebergall, sie wird zugleich seinen Forschungsergebnissen
wie der von ihm vertretenen Zielsetzung
für eine bessere kirchliche Praxis ihr Weiterwirken
sichern. Für die hier zusammengefaßten Arbeiten erscheint
es mir charakteristisch, daß sich darin die Forschungsrichtungen
zweier, jeder in seiner Art bedeutender
Vorgänger auf seinem Marburger Lehrstuhl vereinen
: mit E. Chr. Achelis teilt A. Niebergall die Rück-
verfolgung praktisch-theologischer Probleme in die Vergangenheit
vermittels sorgfältiger Quellenarbeit, mit seinem
theologisch zwar ganz anders orientierten Vater
Friedrich Niebergall den Mut zur Kritik an der Tradition
um des wirkungsfähigen Dienstes der Kirche an der Welt
willen. Uberblickt man das praktisch-theologische Schrifttum
der Gegenwart, möchte man freilich das besondere
Verdienst N.s darin sehen, daß seine Arbeiten in einer
Ranz unzeitgemäßen Weise zeigen, wie tief Probleme
und Aufgaben gegenwärtiger kirchlicher Praxis in der
Geschichte verwurzelt sind und wie man sie dort zu bewältigen
versuchte, wie aber auch aus solcher Kontinuität
heraus eine ganz andere Solidität und weite Sicht für
heute mögliche und nötige Lösungen erwachsen und —

eine sonst oft zu vermissende Nüchternheit. Diese Aufsätze
und Vorträge fallen jedenfalls nicht unter das Verdikt
Friedrich Wilhelms III. über die aufklärerischen
Agenden, das man auch über manche praktisch-theologische
Neuerscheinung heute fällen möchte: „Sie sind wie
aus der Pistole geschossen."

Die in der Sammlung enthaltenen 15 Arbeiten, denen
eine Quellenangabe ihrer Erstveröffentlichung vorangestellt
ist, sind nach den Sachgebieten Gottesdienst (I),
Predigt (II), Amtshandlungen (III) und Seelsorge (IV)
aufgegliedert. Der Anhang bringt die nach Jahren geordnete
ansehnliche Bibliographie A. N.s für die Jahre 1931
bis 1974, ein Personen- und ein Bibelstellenregister.

Der hier zur Verfügung stehende Raum gestattet nur
einiges wenige hervorzuheben. Von den drei Stücken der
I. Abt., „Vom Wesen des Gottesdienstes", „Das Gebet der
Kirche für den Staat", „Das Glaubensbekenntnis im Gottesdienst
", sei zuerst auf das zweite, des Vf.s Marburger
Rektoratsrede 1962, hingewiesen. Sie versucht, aus den
Wandlungen dieser Fürbitte die Geschichte des Verhältnisses
beider Größen zueinander zu verdeutlichen. Das
in der politischen Fürbitte liegende Problem „tritt in den
letzten anderthalb Jahrhunderten besonders deutlich zutage
" (36). Trotzdem gilt es zu erkennen, wie das Evangelium
solcher Fürbitte ihr Gewicht gibt, aber auch ihre
Grenze zieht. „Dies zu bedenken, Prinzipien darüber
aufzustellen und Normen dafür zu entwickeln, aber auch
den Blick der Kirche stets auf ihre Verantwortung gegenüber
Staat und Gesellschaft zu lenken, wird zu den
vielfältigen Aufgaben gehören, die eine theologische Fakultät
innerhalb der Universität zu erkennen und zu lösen
hat" (39). Die umfassende liturgiegeschichtliche Untersuchung
von Bedeutung und Stellung des Apostolikum
und des sog. Nicaenum im Gottesdienst führt zu
dem Ergebnis: beide „waren einst in einer bestimmten
Situation zeitgemäß und modern. Sie um jener Kontinuität
der Kirche willen unter allen Umständen beizubehalten
, kann nicht unsere Aufgabe sein, weil der ,Anstoß' an
einigen Formulierungen und damit an beiden Bekenntnissen
insgesamt aus Gründen der intellektuellen Redlichkeit
größer sein dürfte als der Gewinn, der sich daraus
ergibt, daß man sie beibehält und an der bisherigen
Stelle beläßt" (52). Demgegenüber werden drei Möglichkeiten
bedacht: 1. Verzicht auf ein Glaubensbekenntnis
überhaupt entsprechend der Praxis des oberdeutschen
Predigtgottesdienstes. „Auf jeden Fall kommt der Predigt
die immanente Aufgabe zu, zum Bekennen in Wort
und Tat extra muros ecclesiae aufzurufen und damit der
Verpflichtung zum eigentlichen Bekennen zu genügen"
(53). 2. Einordnung in den Gebetsteil nach der Predigt.
Hier wird das Credo als Ausdruck von Lobpreis und Anbetung
„den Charakter eines Hymnus nach Art eines Gesangbuchliedes
" erhalten und so viel eher tragbar erscheinen
. 3. Ersatz durch andere bekenntnisartige Texte
wie die Lieder EKG 132 und 133 oder das Te Deum; aber
auch Neuformulierungen sollte man Raum geben, wie sie
gegenwärtig nicht selten versucht werden. Man sollte dabei
jedoch den Rat des Vf.s beachten: „Die sprachliche
Form, die es dabei zu entwickeln gilt, sollte weniger darauf
angelegt sein, allzu ausführlich und eingehend von
aktuellen und sich aller Wahrscheinlichkeit nach rasch
wandelnden Bezügen auszugehen, als vielmehr sowohl
den Inhalt des Evangeliums als auch die Kontinuität der
kirchlichen Lehre in überzeugenden, einleuchtenden und
einprägsamen Worten zum Ausdruck zu bringen" (54).

In der II. Abt. bezeugen und begründen die Stücke
„Die Predigt als Heilsgeschehen" und „Der anspruchsvolle
Auftrag" eine heute selten gewordene innere Nähe
zur reformatorischen Wertung der Predigt; der Vf. nimmt
nicht umsonst die aller evangeliumsgetreuen Verkündigung
gegebene Verheißung der exousia ernst! Darum ist
es auch leine Uberzeugung, „daß die Predigt nach wie