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Ausgabe:

1975

Spalte:

749-750

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Mettinger, Tryggve N. D.

Titel/Untertitel:

Solomonic state officials 1975

Rezensent:

Jepsen, Alfred

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749

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 10

750

dieses Komplexes von Einzelüberlieferungen dürfte
6,12-21 sein, aber gerade dieses Stück verrät eine Vorstellung
von der numinosen Bedrohlichkeit der Lage, die
sich weder mit Kap. 4 noch der theologischen Absicht
eines späteren Autors recht vereinbaren läßt.

Mit einem Schema, das zu eng gefaßt ist, ist die Gefahr
einer Überdehnung gegeben. Überdehnt, d.h.
nicht in den 'texten begründet, scheint mir die Annahme,
daß hier zum letzten Ladetheologie gegen Zionstheologie
gestellt werden soll. Auch was zur Begründung der
Relevanz einer Philistergeschichte zur Zeit Hiskias
und der Assyrer gesagt wird, scheint mir trotz allen
darauf verwendeten Scharfsinns, nicht recht überzeugend
. Zur Zeit Hiskias war der Philister mehr oder
weniger der Bundesgenosse von gestern, der heute noch
einmal davongekommen war, auf keinen Fall aber der
Feind auf Leben und Tod.

Diese Fragen sind ein Zeichen dafür, daß man mit
dieser Arbeit im Gespräch bleiben muß, und wollen ihre
Bedeutung in keiner Weise einschränken.

Baael H.ms-Joaehim Stoebe

Mettinger, Tryggve N.D.: Solomonic State Officials. A Study
of the Civil Government of the Israelite Monarchy. Lund:
Gleerup [1971]. XIII, 186 S. gr. 8° = Conicctanea Biblica,
Old Testament Serie», 5.

Auch die „historischen" Bücher des Alten Testaments
haben ein theologisches Ziel, d.h., es geht ihnen nicht in
erster Linie um die Übermittelung geschichtlicher Fakten
, sondern um die Darstellung des Geschehens sub
specie dei. So ist es nicht zu verwundern, daß viele
historische Ereignisse übergangen oder nur am Rande
erwähnt werden, daß Angaben über zivile und militärische
Verwaltung fast völlig fehlen, ebenso wie über
die Entwicklung der Wirtsehaftsstruktur und vieles
andere, was für den Historiker wichtig ist. Es ist daher
kein leichtes Unterfangen, aus wenigen Andeutungen ein
einigermaßen wahrscheinliche« Bild für je ein bestimmtes
historisches Gebiet zu gewinnen.

Um so mehr ist es zu begrüßen, daß M. den Versuch
gemacht hat, in einer von G.Gerleman angeregten
Dissertation, herauszuarbeiten, was sich über die
Zivilverwaltung der israelitischen Monarchie zusammentragen
läßt.

M. ist sich der Schwierigkeiten seiner Arbeit durchaus
bewußt und versucht, die einzelnen Schritte methodisch
abzusichern. Ausgangspunkt sind die Beamtenlist en
Davids und Salomos, die er zunächst textlich untersucht
. Aber wie ist es nun zu erkennen, welche Funktionen
die einzelnen Ämter haben? M. geht zunächst der
sprachlichen Form jeder Amtsbezeichnung nach; er
weiß aber wohl, daß von hier aus keine eindeutigen Aussagen
zu gewinnen sind: Wenn ich weiß, woher die
Worte Sekretär oder Marschall kommen, weiß ich noch
nicht, welche Funktion die Träger solcher Ämter zu einer
bestimmten Zeit oder an einem bestimmten Ort haben.
Die angestellten grammatischen Überlegungen, so
richtig sie sein mögen, geben ebensowenig Sicherheit.

Daher sieht auch M. sich einmal nach Andeutungen
über Amtsgeschäfte im Alten Testament um und sodann
nach Analogien in der Umwelt. Nach ausführlicher
Diskussion ergibt sich ihm, daß der sofer sowohl für die
staatlichen Dokumente wie für die Annalen verantwortlich
war, der mazkir als der „Staatsherold" anzusehen
ist, der re'eh hammelek die Funktion des „offiziellen
Ratgebers" hatte und der „Hausminister" den
königlichen Besitz verwalten sollte. In dem, der „über
die Präfekten" gesetzt war, sieht er den 12. Präfekten,

der Juda als 12. Gau verwaltete und zugleich den anderen
vorgeordnet war. Die Erörterung dessen, was mas,
„Zwangsaufgebot" ist, klärt das Amt des *al hammas.

Diese Ergebnisse sind durch weit ausgreifende Untersuchungen
nach Möglichkeit abgesichert. So rechtfertigt
M. etwa nicht nur die Bedeutung „Landbesitz1'
für bajit, sondern stellt zusammen, was wir über
königlichen Besitz, seine Entstehung und Verwaltung
wissen, wobei er sich auch ausführlich mit den Samaria-
Ostraka und den Königstempeln beschäftigt und beide
als Belege für das königliche Eigentum in Anspruch
nimmt. Beachtenswert sind auch seine Überlegungen
über die Gaueinteilung Salomos (er erklärt sie aus dem
Versuch Salomos, die Macht Ephraims zu schwächen)
und über Juda als 12. Gau.

Unsicher bleiben m.E. immer noch die Ämter des
sofer und des mazkir. Was M. über den sofer ausführt,
ist für mein Empfinden zu sehr an bestimmte Vorstellungen
über königliche Annalen gebunden, die in sich
schwach fundiert sind. Und beim mazkir drückt sich M.
m.R. so vorsichtig aus, daß deutlich wird, auf wie
unsicherem Fundament, nämlich der ägyptischen Analogie
, seine Überlegungen beruhen.

Es ist eben nicht leicht, zu entscheiden, ob die jeweils
erwähnten Handlungen zum Amt gehören oder „ehrenhalber
" wahrgenommen werden. Gehört die Zählung
einer Kollekte wirklich zum „Amt" eines „Schreibers"?
Möglich ist es, aber auch wahrscheinlich? Manche Argumente
werden der Chronik entnommen; aber hat die
Annahme älterer Materialien in der Chronik wirklich ein
hinreichend festes Fundament? So könnte man wohl
noch manche Frage zu einzelnen Punkten stellen, so
etwa, ob der ägyptische Einfluß, der sicherlich nicht
unterschätzt werden darf, nun doch nicht etwas zu
stark betont wird. (Was S. 146ff. zusammengestellt
wird, ist doch verhältnismäßig wenig und nicht in allem
überzeugend.) Aber im ganzen hat M. eine gute und in
vielen Einzelpunkten klärende und weiterführende Darstellung
der israelitischen Zivilverwaltung gegeben, soweit
eine solche auf Grund des mehr als dürftigen
Materials überhaupt möglich ist, und die jedenfalls
Grundlage für jede weitere Diskussion sein muß.

GrelftWAld Alfred Jepsen

Nickelsburg, George W.E. Jr. [Hrsg.]: Studies on the Testament
of Moses. Seminar Papers. Cambridge (Mass.):
Society of Biblical Literature 1973. 125 S. 8° = Septuagint
and Cognate Studies, 4. $ 2,50.

Zu Beginn gibt G. Nickelsburg, Introduction (5-14),
einen Überblick über die Probleme der auf einem Seminar
der SBL Pseudepigrapha Group1 in Chicago Nov.
1973 gehaltenen Referate; dabei werden bestimmte
Querverbindungen und (unter anderem von daher) Gesichtspunkte
für die Diskussion sichtbar. Einen etwas
stärkeren Akzent erhält die Frage nach der apokalyptischen
Eigenart des test M.

J.Collins, The Date and Provenance of the Testament
of Moses (15-32), bemüht sich, das Problem der Zeit
Zeit der Abfassung des test M vor allem dadurch zu
klären, daß er nach verwandten Aussagen in der sog.
zwischentestamentlichen Literatur fragt. Die Parallelen
sprechen nach C. mehr für eine einheitliche Niederschrift
des test M in der Zeit kurz nach 4 vChr als für eine Überarbeitung
einer Schrift aus der Zeit Antiochus' IV. (die
nach Herodes' Tod erfolgt wäre). Test M stammt aus einer
sektiererischen Gruppe, die den militanten Nationalismus
ablehnt. Anschließend setzt sich Nickelsburg,

8'