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Ausgabe:

1975

Spalte:

744-747

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Eissfeldt, Otto

Titel/Untertitel:

Talmon, S., Textus. Annual of the Hebrew University Bible Project, Vol. VII. 1975

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 10 742

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heit. - In neue Forschungsergebnisse zum Thema
„Comparative Study of Ugaritic and Greek Literatures
III" (S.129-183) gibt I'.Wiilcot einen kritischen Einblick
.

Schließlich «ind noch zwei Abhandlungen aus dem
Themenkreis der engeren und weiteren Umwelt der
Ugaritistik zu nennen: W. He Ick bietet Argumente für die
Ableitung der phönikischen Schrift aus der ägyptisch-
hieratischen Schrift („Zur Herkunft der sog. ,phöni-
zischen' Schrift", S.4I Hi). Einer umfangreichen
Analyse nach Gesichtspunkten der Gattungsforschung
unterzieht K.Koch die Propheten-Briefe aus Mari (.,Die
Briefe ,profetischen' Inhalt« aus Mari", S.53-77).

Die Kurzbeiträge aus der Feder von J. Hoftijzer,
W. von Soden, A.Ii. Miliard, M.Dahood, M.Dietrich und
ü.Lorelz behandeln überwiegend philologische bzw.
lexikographisehe Einzclfrugen. Für die a It t est a inen t -
liche Wissenschaft sind von Interesse die beiden Arbeiten
von 0.Loretz. Die erste setzt sich kritisch mit der Überbewertung
des Ugaritischen als Rekonstruktion»- und
Interpretationshilfe für die alttestanientlichen Psalmen
in M.Dahood's Psalmenkommentar auseinander (S.H57
bis 169). In seinem zweiten Kurzbeitrag unterbreitet
0.Loretz einen neuen Vorschlag zur Rekonstruktion
von Jer. 18,14 (S.170f.).

Die Nutzung des reichen Inhalts beider Bände erb i. Ii
tern die dem vierten Band angefügten umfangreichen
Register und Abkürztingsvcrzeiehnisse (S.215 203).

Berlin Kurl-Heinz licinliarcll

Vortrag gehalten auf <lein :2s. InliTiiiil ion.ilen i »rifiituliKten-Koimrel.;.

r.rMpicrliilniJ llrmiläfllMt ill (llewT ZcitHchrlft.

Wukritmii, .Mary K.: (»«mPh Unlllr wilh llio Monster. Study
in Biblieal Imagery. Leiden: Brill l!»7:i. VIII, 151 S. gr. 8°.
Lw. hfl. 32,—.

Die Untersuchung greift zurück auf Cunkels ..Schöpfung
und Chaos in Urzeit und Endzeit" (1895), dessen
Aufstellungen über den Chaosdrachen durch die in
Ugarit zutage gekommenen Texte erneute Erörterung
lieischen, da die Krage nach der Beziehung zwischen dem
Kampf gegen das (die) Ungeheuer und der Schöpfung
erneut gestellt ist.

Es geht W. um die Tat sache der aul i-invt hologischen
Haltung der biblischen Ubcrliefei iing. Sie betont. eine
veränderte Haltung erfordere begriffliche Veränderung,
"Hl alte Erfahrungen in neuer Sprache auszudrücken.
Dahinter stehe gleichwohl die Kontinuitiit der Erfahrung
, wodurch das Alte Testament teil hat an einem gemeinsamen
Erbe. Deshalb war es unerläßlich, die Texte
(deichcr Gattung aus dem alten Vorderen Orient, ein-
■ohlieBend Beispiele aus Indien und Griechenland, in
"'liicin ersten Arbeitsgang zu befragen.

W. entwickelt eingangs ihre Arbeitshypothesen. Sie
H,,'zt voraus, der Mythus sei von vernunftbegabten
Menschen ernst genommen worden, das menschliche
Wesen habe sich nicht grundsätzlich verändert, der
Mythus behandele fundamentale Fragen und bleibe
•'««halb verständlich. Sodann nimmt sie an, Mythen
spiegelten in ihre! Beziehung zum Ritual die soziale
Ordnung wider und sic herten sie. Drittens wird davon
"«gegangen, dall alle Kampf-Mythen trotz ihrer großen
y<,rs(diiedenheit die gleiche Sache meinen. Schließlich ist
W. der Überzeugung, die Bedeutung eines Mythus unter
'«notierung der Einzelheiten durch Konzentration auf
das, wuh er an Geschehen enthält, erfassen zu können. So
'd'strahiert sie uns den unterschiedlichen Versionen des
Kampf-Mythus seine Grundstruktur. Fragen der Abhängigkeit
oder Verwandtschaft der verschiedenen
Mythen untereinander werden nicht berührt. Bewußt
gebraucht W. den Begriff tnonster anstelle des der Vorstellung
nach festgelegten und engeren dragon (s. S.5
Anm.3).

Der erste Teil ist überschrieben: Comparative Summa
ry of Near Eastern Myths relating to the Battie. W.
faßt hier zunächst einige hergehörige Mythen unter dem
Begriff „space model" zusammen (u.a. Marduks Kampf
gegen Tiamat). Das dämonische Ungeheuer umschließt
oder bildet einen geschlossenen Raum (Ei) und hält
auf diese Weise Wasser, Sonne und Fruchtbarkeit
zurück. Der Raum wird durch einen siegreichen Gott
aufgebrochen oder getrennt. Dadurch entsteht der
Lebensraum. Nässe und Trockenheit, Dunkel und Licht
werden gesondert und ihr Wechsel reguliert. Eine weitere
Gruppe von Mythen findet ihre Zusammenfassung
in der Benennung „time model". Der Kampf geht in
ihnen in der Zeit vor sich. Hier spielt auch die Generationenfolge
eine Rolle, die seitens des die geordnete
Folge aufzuhalten trachtenden Widerparts gefährlich ist.
Die Grenze zwischen Feuchtigkeit und Trockenheit,
bii Iii und Dunk' I. Neben und Tod verläuft zwischen der
Herrschaft des legitimen Götterkönigs und der seines
Sohnes.

In diesem Konnex findet der Leser auch das ugarit
ische Material, nämlich den uns erhaltenen mythischen
Stoff über den Kampf Baals gegen Yam und Mot. W.
stellt die These auf: ,,... Baal's conquest of Yam is essen-
tially the same story as his achievement of dominion
ovei Mot" (S.38f.) und bringt beide Mythen in eine
fortlaufende Erzählung, welche sie mit der Abfolge der
•Jahreszeiten verbindet, der Herbstflut, der Regenzeit
und dein Sommer (s.S.39).

Ist es einerseits nicht unbedingt als glücklich zu bc-
zeiehnen. dall W. bei der Erörterung ugaritischen Qucl-
lengutes im wesentlichen nur auf Driver basiert (die
Belegstellen werden nach dem Benennungssystem

Gordons zitiert), wobei entscheidende Schlüsse über
Zusa mmenhang, Aufbau und Sinn der Mythen von hypothetischen
Ergänzungen z.T. zerstörter Stellen her gezogen
sind, so müssen des weiteren jetzt die Darlegungen
de Moors Beachtung linden, wonach die Dinge
vielschichtiger sind, indem der .Mythenzyklus um Baal
sich auf Vorgänge klimatologisi her, agrikultureller und
kultischer Natur bezieht, und zwar in der Ordnung, in
der sie normalerweise im Banfe des ugaritischen Kalenderjahres
vorkamen (The Seasonal Pattern in the Uga-
ritic Myth of Ba'lu, 1971). V. hätte also hesser daran
getan, den Mythus über den Kampf Baals gegen YTam
einerseits und den über die Auseinandersetzung mit Mot
andererseits nicht zu parallclisieren, sondern getrennt
je nach ihrer Eigenart zu deuten. Überdies nimmt W. die
Folge (nach der Benennung Beniners zitiert): CTA (1)-
2-3-(l)-4-5-6 an, die zwar mehrfach vertreten (Driver,
Gese, Gordon, Herdner, Jirku), aber auch anders be
hauptet wird. So ordnet Ginsberg CTA 4 vor 3. Ais!
leitner mutmaßte mit guten Gründen getrennte Dichtungen
, die in der losen Folge CTA 2 öd 31 I zu einem
Zyklus vereinigt worden sein können, während de Moor
die Reihenfolge CTA 3-1-2 i-.r>-«» vermutet.

Gestalt und Schicksal des Ungeheuers variieren. Ist
die (restalt meist als Schlange gedacht, so besteht das
Geschick in Tötung, Aufschlitzen, Zerstreuung und erneuter
Sammlung der Teile, Gefangennahme, Fesselung,
ohne dall man Iiier genau scheiden könnte, da der Mythus
nicht logisch, sondern realitIIsbezogen ist. Der bekämpfende
Gott tritt in die Rolle des Ungeheuers ein,
dessen Aktivitäten der kosmischen Ordnung eingereiht
und dadurch legitimiert werden.

Dm zweite Teil wertet die biblischen Belege aus (The