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Ausgabe:

1975

Spalte:

741-744

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Wakeman, Mary K.

Titel/Untertitel:

God's battle with the monster 1975

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 10

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Eine stattliche Reihe von Beiträgen ist der Erforschung
der ugaritischen Sprache gewidmel : A. F. Rainey
bietet „Observations ob Ugaritic Grammar" mit einer
größeren Anzahl von Verbessdrungsvorschlägen (8.151
bis 172). - „Notizen zur ugaritischen Orthographie",
und zwar zur Quieszierung des auslautenden Aleph,
steuert J. Sänmartin Ascaso hei (8.178 180). „Grenzgebiete
ugaritischer Sprach- und Stilvergleichung"
untersucht S. E. Loewenstamm (S. 93-100). Berücksichtigt
werden neben Zeugnissen archaisierenden
Sprachgebrauchs im nachexilischen Hebräisch auch ugs
ritisch-talmudische Parallelen. Mil Recht kritisch be
urteilt wird der Versuch E.Ullendorffs (OR 20, 1951,
S. 271 ff.) ugaritische Wendungen durch homerische
Parallelen zu erklären. - Mit zwei Vorhaben des Jnsti
tute for Antiquity and Christ ianity' der ,Claremc>iit Ora-
duate School' macht L.R.Fisher bekannt („Two Pro-
jects at Claremont", S.25-32). Es handelt sieh um eine
umfassende Neuaufnahme der Parallelen zwischen ugaritischen
bzw. akkadischen Texten aus Ras csch-Scham
ra und dem Alten Testament. (Der erste Band der „Ras
Shamra Parallels" ist inzwischen erschienen.) Weiterhin
wird der Leser vertraut gemacht mit den sechs Claremont
Ras Shamra Tablets, deren Veröffentlichung eben
falls bereits erfolgt ist2.

Einige weitere Arbeiten befassen sich mit Einzelfra-
gen der Interpretation von mythologischen Texten aus
Ras esch-Schamra: F.C.Fensham, „Sonic Remarks on
the First Three MythologienI Texte of ügaritica V"
(8.21-24); G. Komoröczy, „Zum mythologischen und
literaturgeschichtlichen Hintergrund der ugaritischen
Dichtung SS" (S.75-80; Spuren tnesopotamiBcher
literarischer Tradition) sowie Kurzbeiträge von J.C. de
Moor, M.Tsevat, L.R.Fisher, S.E. Loewenstamm.
J.Hoftijzer, C.Kühne und M. Dietrich/O. Loretz,
Einen interessanten Versuch zur Herstellung eines Zusammenhanges
zwischen dem ugaritischen Mythos vom
Kampf Ba'als gegen Jamund der ägyptischen Geschichte
des Sinuhe unternimmt A. van Selms („The Fire in
Yammu's Palace", S.249-252).

Aufnahme fanden schließlich auch einige archäo-
logische, religionsgesehiclit liehe und seniit ist ische Abhandlungen
aus benachbarten Disziplinen: K.Aartun
informiert „Über die I'arallelformen des selbständigen
PersonaI])ronomens der I.Person Singular im Semitischen
" (S. 1-7). - Vor einer voreiligen Identifizierung
des syrischen Teil Mardikh mit dem keilinschrifl liehen
Ebla warnt mit beachtenswerten Gründen M.C. Astour
(„Teil Mardih and Ebla", S.9-19)/A. hält eher die
Gleichsetzung mit Tunanapa für möglich. Um eine
Datierung der Gründung des Tempelturmes Etemenanki
in Babylon bemüht sich W. von Soden („Etemenanki
vor Asarhaddon nach der Erzählung vom Turmbau zu
Babel und dem Erra-Mythos", 8.263-264). In interessanter
Beweisführung gelangt er zu dem Ergebnis, daß
höchstwahrscheinlich Nebukadnezar I. (1123 lltll
v.Chr.) den Bau der gewaltigen Aidage eingeleitet hat,
ohne das Werk vollenden zu können. Der unfertige
Stumpf der riesigen Zikkurat wurde zum Spott für die
nachfolgenden Generationen : aberauch zum (Jcgcnsi and
des theologischen Nachdenkens über die Gründe für das
Scheitern des Bauplanes. Beides spiegelt sich in der im
10. Jh. v.Chr. entstandenen biblischen Erzählung vom
Turm zu Babel wieder. Das Formular des sogenannten
.Totenopfers' im II. Ruch der Odyssee unterzieht
G.Steiner einer sorgfältigen Analyse („Die Unterwelts-
beschwörung des Odvsseus im Lichte het hitischer
Texte", S.205 283). Zum Verständnis des Vorgangs und
seiner mythischen Begründung können hethit isc he
Rituale in erstaunlichem Umfange beitragen. An eine
direkte Abhängigkeit ist jedoch nic ht zu denken. Als

„das verbindende Glied" (S.282) ist vielmehr ein churri-
tisches Ritual aus Kilikien zu erwarten. - „Eine altbabylonische
Graphik im Hurro-Akkadischen" macht

G. Wilhelm bekannt (S.280-289), während A.Dotan
„Phoenician A 0 Shift in some Greek Transcriptions"
behandelt (S.293 297)1. - Zum Verständnis des Mythos
vom Unterwegsaufenthalt der Göttin Ischtar trägt
A.Draffkorn Kilmer bei („How was Queen Ereshkigal
Tricked?" 8.299 309)1. „The Early Developmenl of
Assyrian Monarcdiy", speziell die: Herausarbeitung des
babylonischen Einflusses in der Königstitulatur, ist
Gegenstand der Untersuc hung von A.K. Grayson
(8.31 I 319)1. Schließlich bleibt noch de,' Beitrag von

H. Sauren „Zur poetischen Struktur der sumerischen
Literatur" (S.327 331)' zu nennen.

Von den Mitarbeitern des vierten Bandes (1973)
widmet sich J. .1. Scullion S..I. speziell einem alttesta-
mentlichen Thema, indem er eine Anzahl von schwerverständlichen
Textstellen cles Tritojesajabuches vornehmlich
mit Hilfe ugaritischer Grammatik und Lexikographie
und in Auswertung neuer Fachliteratur - interpretiert
(„Some Difficult Texts in fsaiah o. 56-66 in the
Light of Modern Sc holarship", S. 105-128). In die
Diskussion um die Kinderopfer für den Gott ,Molech'
greift M. Weinfeld mit einer interessanten kritischen
Untersuchung ein („The Worship of Molech and of the
Queen of Heaven and its Baekground", S. 133 154). Im
Endergebnis kommt W. zu der Feststellung, daß ,inlk'
kein Eigenname ist, sondern der Titel .König', eleu Baal/
Hadacl in Entsprechung zur ,Himmelskönigin' Ischtar
trägt. Beider Titel steht in Beziehung zu ihrer Funktion
als Hauptgottheiten cles .Himmelsheeres', dessen Verehrung
durch assyrischen Einfluß auch in .Inda Eingang
gefunden hatte. Es gibt keine zuverlässigen Hinweise
für die Verbrennung von Kindern als Opfer für diesen
Himmelskönig. Die genaue Prüfung entsprechender
Nachrichten insbesondere aus Assur zeigt, daß es sieh
Lediglich um die formale Weihe von Kindern als Opfer
für den ,mlk' handelt. Auch die Texte, «Ii«; von puni-
schen Kinderopfcrn berichten, sind entsprechend zu
interprel ieren. I )ie a rchäologisch nachgewiesenen Brand
bestattungeil zahlreicher Kinder in der unmittelbaren
Nähe des Tophet von Karthago und an anderen Orten
phönikisc her bzw. punischer Kolonisation werden mit
C.Sohaeffer (kaum überzeugend) als Beisetzung totgeborener
oder seht früh verstorbener Kinder gedeutet. -
Einige „Addenda to the Expanded Colon in Ugaritic and
Biblical Verse" teilt Y. Avishur mit (S.l 10).

Von eleu Beiträgen zur Ugaritistik im engeren Sinne
befaßt sie h die Arbeit L.DelekatS mit Fragen der Verbal-
lehre und sc hlägt dabei eine größere Anzahl von modifizierten
Übersetzungen vor („Zum ugaritischen Ver-
bnm", S. 11-20). - M.Dietrich und O.Loretz analysieren
fünf Passagen aus mythischen und epischen Texten
unter besonderer Berücksichl igung der siichomettischen
Struktur. Auch hierbei ergibt sich eine Reihe von neuen
Übersetzungsvorschlägen („Zur ugaritischen Lexikographie
V", S.27 35). - „Seating Arrangements at
Divine Banquets" (sumerische Parallele) behandeln
A.J.Ferrara und S.B.Parket (S.37-39). Die Abweichungen
zwischen dei Text ausgäbe von A. Herdner und
den Handkopien Ch. Virolleauds registriert W..I. Hofwitz
(„Discrepancies in an Important Publication of
Ugaritic", S.47-52). Beobachtungen für den Brauch
der Sonneiiwendfeier im alten Ugarit trägt M.J.Mulder
zusammen („Hat man in Ugarit die Sonnenwende begangen
?", S. 79-90). Von besonderem Interesse ist dabei
die Neuübersetzung einiger Partien von CTA (3.
In seiner Untersuchung über „The Ugaritic Deity
Rapi'u" (S.97 104) warnt S.B.Parker vor voreiliger
Identifizierung qieMI Heilgottes mit einer anderen Gott-