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Ausgabe:

1975

Spalte:

713-714

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Dimanche. Office selon des huit tons l'Oktoechos[Rezension] 1975

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Seite 1

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Aus diesem Dreiklang — Rassismus, Krieg, Armut
— resultierte die pessimistische Prognose, die King für
die Zukunft der amerikanischen Gesellschaft stellte.
Ist auch die geplante Predigt „Why America May Go
To Hell" (Warum Amerika zur Hollo gehen könnte)
nicht gehalten worden, obwohl sie kurz vor seinem
Tode konzipiert wurde, so zeigt bereits der Titel, welche
Aussagen zu erwarten gewesen wären.

Insgesamt erloben wir in diesom Vormächtnisbuch
einen Rodner und Prediger, der zunächst realistisch die
Einzelerscheinung in der amerikanischen Gesollschaft
zu sehen und zu analysieren vermag. Sodann nimmt er
das kritische Moment in seine Darlegungen auf. Zuletzt
freilich weiß er etwas von der Hoffnung des Glaubons
zu sagen, und insofern ist auch der Titel dieses Sammcl-
bandes gerechtfertigt. Für violo Einzelzeugnisso mag
abschließend ein Zitat aus joner Ansprache stohen, die
er in der Mason Temple Church in Memphis am 3. April
19ü8, am Vorabend seiner Ermordung, im Rahinen des
Müllarbeiterstreiks gehalten hat: „Ich habe das Gelobte
Land gesehen. Violleicht gelange ich nicht dorthin mit
euch. Aber ihr sollt heute abend wissen, daß wir, als
ein Volk, in das Gelobte Land gelangen werden. Und
deshalb bin ich glücklich houte abend. Ich mache mir
keine Sorgen wogen irgend etwas. Ich fürchte niemanden
. Meine Augen haben die Herrlichkeit des kommenden
Herrn gesehen" (S. 117).

Leipzig Gottfried Krotzsehmar

Kriener, Martin: Aporien der politischen Predigt. München:

Kaiser [1974]. 70 S. 8° — Theologische Existenz honte,
hrsg. v. T. Rondtorff u. K. G. Steck, ISO. DM 7,HO.

Der Titel dieser kleinen Arbeit ist nicht ganz zutreffend
. Martin Kriener führt zwar im umfangreicheren
ersten Teil der Untersuchung eine Typologie der Sackgassen
vor, in die politische Predigt geraton kann; aber
er will doch bei den Aporien im zweiton Teil nicht stehenbleiben
; er will Richtungen zeigen, in denen der
Weg einer politischen Predigt heute wenn nicht gleich
gesehen, so doch gesucht werden kann. Zunächst also
gruppiert er verschiedene Typen politischer Predigt:
auf die eine Seite solche, die einer Theologie des Wortes
verpflichtet sind, auf die andere solche, die zu einer
Theologie der Aktion gehören. Mit dieser Gegenüberstellung
, auch wenn sie sich nicht bis zum Sehhiß ganz
durchhalten läßt, gewinnt er eine säuberliche Übersieh!
lichkeit des gesichteten umfangreichen Materials; zu
gleich schlägt er damit der eigenen Konzeption die
Bresche, nämlich soiner Kritik an solch falschem Alter-
nntiv-Denkcn.

Im einzelnen zeigt er: Wie die Predigt der reinen
Lehre die Gemeinde handlungsf'eindlich und die Kirche
in Ihrer Welt darum schuldig werden ließ und läßt ; wie
aber die verschiedenen politischen Muß- und Aktions-
Fredigten das Kvangelium zum Gesetz verwandeln und
den einzelnen Christen heillos überfordern und holt
nungslos unter einen Erfolgszwang bringen können.

Worauf Martin Kriener hinauswill, das ist, eine neue
Tendenz: die Sackgassen sollen zu Durchfahrtsstraßen
werden, die Konzeptionen für einander durchlässig; die
Theologie des Wortes soll die der Aktion ergänzen und
umgekehrt. So soll eine kairos-bewußte Predigt entstehen
, die den Hauptakzent heutigen kirchliehen
Engagements bei der Weltverantwortung lieht, aber
doch integriert in das Ganze ihres Auftrags: in Wort
und Aktion das kommende Reich Gottes anzusagen und
dafür Zeichen zu setzen. Futurische Eschatologic qualifiziert
die Hoffnung für heule und morgen und auch das
kleine, alltägliche Tun des Christen. Gehet und Bowußt-
seins-Bildung und realisierbare gesellschaftliche Auf-

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gaben nicht für gedachte Gruppen, sondern für dio
reale Ortsgemeinde gehören zu seinem Katalog der Möglichkeiten
.

Martin Kriener weiß selbst: Damit hat er manches
nützlich geordnet und manches hilfreich gezeigt, aber
kaum etwas wirklich Neues gesagt. Als offongebliobene
Frage bleibt ihm, dem Bürgor der Bundesrepublik,
zuletzt die Stellungnahme der Kirche zum Sozialismus,
die ihm „Fragen über Fragen" aufzugeben scheint. Uns
aber scheint, hier ist er, nachdem or eine unochto Alternative
abgowohrt hat, auf eine echte Altornative gestoßen
, in der die Kirche sich entscheiden muß. Die
Überlegungen brechen also an der Stelle ab, an der sio
hät ten boginnon müsson.

Jona Klaus-Peter Hortzsch

LITURGIEWISSENSCHAFT

Archiv liir Lilursirwissensehaltt in Vorb. m. A. L. Mayer u.
O. Hoiming hrsg. v. E. v. Severus. Bd. XV. Kegonsburg:
F. Pustet 1973. 364 S. gr. 8° mm Abt-Herwogon-Institut
für liturgische u. monastischo Forschung Abtei Maria
Laach.

Das Jahrbuch wird durch zwei kurze Aufsätze
(Vorträge ?) eröffnet, die zu modernen Problemen
Beiträge bringen:

Zuerst Bernhard Welte „Religiöse Sprache". Die
gegenwärtige Frage nach der Art und Weise einer
Sprache der Religion in der säkularen Welt von heute
wird durch eino Darlegung der Spraeho als „Rede"
von Mensch zu Mensch zu beantworten versucht,
indem daraus, was „Sprache" überhaupt ist, für dio
religiöse Sprache (Verkündigung —, Gobot . . .) dio
Folgerungen gozogen werden. Der zweito Aufsatz ist
von Claus Wostormann (ov. Theologe) und behandelt
das Gebiet dos Gebetos unter dem Thema „Lob,
Dank und Bitte in den Psalmen des Alten Bundes" in
einer eindrucksvollen Weise. Die für den Menschen
wahrhaft „existentielle" Bedeutung der Anrufung Gottes
in den Geschehnissen seines Lebens kommt gut zur
Sprache.

Diesen beiden Aufsätzen mehr allgemeiner Art
folgen zwei lehr instruktive liturgiogeschichtliehe Forschungen
. Miguel Ar ranz behandelt das Problem cles
Sinnes der alten liturgischen Formel „Das Heilige den
Heiligen" in einer überaus sorgfältigen und gründlichen
I nt • rsuehung, um den ursprünglichen Sinn dieser so
viel gedeuteten Formel ans Licht zu bringen. Das
Quellenmaterial ist eindrucksvoll. Die altgriochischon
Väter, die Liturgien der großen Zeit der griechischen
Kirche und auch die frühen Reste der christlichen
Liturgie (Didache usw.) werden genau nach der Bedeutung
der Formel erforscht. Das Krgebnis ist im
Grunde wirklieh „ganz einfach". Die Formel ist uralt
und besagt in der Liturgie: „Die Kommunion ist nur
für die Getauften da". Der K-zement meint, diesem
Ergebnis sei zuzustimmen.

Johannes Drumbl untersucht die fmprnpcricn in
der lateinischen Liturgie. Dio sehr subtile Forschung
nach den Ursprüngen und dem Archetyp wie der Knt-
wieklung der Impropcrien in der römischen Kirche
bringt die Kompositionspriuzipien der Varianten in den
westlichen Liturgien zur Spruche. Die Kigcntümlich-
keit dieses liturgischen Stückes uls Frömmigkeit der
Karfreitagsfeier wird herausgearbeitet. Übrigens sind
die [raproperien auch im Luthertum durch lange /eil
hindurch weitergeführt worden, ein Zeichen für da«
Gewicht der „Karfroitugsfrömmigkeit" einer westlichen
Traditionsschicht der Christenheit.

Theologische Litoraturzoitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 9