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Ausgabe:

1975

Spalte:

699-700

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Sachs, Hannelore

Titel/Untertitel:

Christliche Ikonographie in Stichworten 1975

Rezensent:

Strohmaier-Wiederanders, Gerlinde

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 9

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Artikel Großer Einzug (von K. G. Kastor) auch einen
über den Kloinen Einzug goben ? Die theoretischen
Überlegungen der Einführung über die Topologio und,
ihr entsprechend, die übergreifende Typologio erweisen
«ich in der Praktik der Artikelaufbereitung und -darbie-
tung als sehr hilfreich für den Benutzer. So gibt es
nicht nur Artikel über Berufsgruppen mit ihren sozial-
geschichtlich wichtigen Patronaten (wozu allerdings
noch weitere Arboiten von Schreiber im Abkürzungsverzeichnis
hätten genannt werden sollen), wie z. B.
Ärzte, heiligo (von A. Müsseier) (aber keinen über
die heiligen Hirten), sondern auch Gruppenartikel wie
Asketen (von P. Müsseier), Bekenner (von M. Lechner
), Dendriten (von G. Kaster) u. Eremiten (von
F. Wornor). Neben den Asketen sind für die Gowand-
ikonographie die Artikel Bischöfe (vonU. Kuder)und
Diakone (von J. Boberg-M. Lechner) zu erwähnen,
die z. T. weit verstreutes Material übersichtlich darbieten
. Freilich ist das Dilemma einer solchen ArtikH-
konzipierung kaum zu vermeiden, das in immer neuen
Horizontöffnungen besteht. Soweit sich aus den boidon
Händen sagen läßt , ist man aber einer optimalen Lösung
der Spannung zwischen einem „ikonographischen Universalismus
" und einem „ikonographischen Nominalis-
miis" sehr nahe gekommen. — Im Folgenden sei es
gestattet, einige Ergänzungen zu goben, die nicht als
kleinliche Kritik verstanden sein wollen. Bei Alexius
von Edessa (von E. Krausen) ist auf jeden Fall die
wichtige Arbeit von V. P. Adrianova, Zitie Alekseja
^eloveka boäija v drovnoj russkoj literaturo i narodnoj
slovesnosti, Potrogrnd 1917 nachzutragen (und auf einen
interessanten Aufsatz von M. F. Muf janov in den TODL
23, 1908, 109—20 hinzuweisen); zur Ikonographie dos
Blasiui (Vlasij) (von K. Welker) bringt jetzt E.
Smirnova, ZivopU Obonei'ja, Moskau 1907 wichtiges
Folkloromatorial; in dem Artikel über Boris und Gleb
(Ich leider inzwischen verstorbenen Präger Kunsthisto
rikers Mysliveo mit seiner ausgezeichneten Dokumentation
fehlt allerdings ein Hinweis auf die Arbeiten von
L. Müller (vor allem seine Einführung in „Die altruss.
hagiographischen Erzählungen und liturgischen Dichtungen
über die Heiligen Boris u. Gleb", München 1967);
von Myslivec stammt auch der wichtige Artikel über
Cyrillus und Methodius mit dor sicheren Auswahl
aus einer uferlosen Spoziallitcratur; zu Brun von
Querfurt (von S. Kimpol) sollton heute nicht nur die
ältere Darstellung von Voigt, sondern auch «Ii'- Dnter*
"Heilungen jetzt von R. Wenskus erwähnt werden;
unter dem Buchstaben „C" sei der informative u. umfangreiche
Artikel Christophorus (von F. Werner)
erwähnt mit seinem, wie ich glaube, erschöpfenden
Literaturnachweis; abzuwarten bleibt, ob wir unter
• .Kirill" einige Artikel erwarten dürfen, ebenso unter
••Kiprian"; unter „D" gehört die Deesis (von G.
Kaster) ohne Zweifel zur „Ikonographie der ausgezeichneten
Arter", weshalb man kurze Hinweise auf Lexikon-
Artikel gewünscht hätte; wertvoll und anregend ist der
HinweiH auf die Dreiergruppen, ein Thema, das hier
m't Reoht zur weiteren Bearbeitung angeboten wird;
a,'f Dionysius (Denis) von Paris (von D. Kimp' l)
"' seiner Kult Verwandtschaft mit Dionysius Aroo-
P"gita (von A. M. Ritter) sei hingewiesen; Dionysius
v°n Qlulika (richtig: GluSica, ein Flüßchen) kommt
"r dies. « Lexikon insofern zu kurz weg, alt Bf auch noch
°,r> Tkonenmaler war (Onasch, 378 mit Lit.); beim
^""hstaben „E" hätte man neben der Polocker Prin-
z°ssin Euphrosyno (von C. Morawa) gerne noch die
Vtfohnamlge Kürstin von SusdaP (gest. 1250) gesehen
'">d unter Kuphrosynusden Pskover Wundertäter Evfro-
""n (gest . 1481). Bi Euthymius fehlen der bedeutende
N,)vgoroder Erzbisohof (gest. 1458) und der nicht weniger

bedeutende letzte Patriarch Bulgariens vor der Türken-
horrschaft, Evfimij (gost. 1394). — Es seien noch einige
wenige Ergänzungen zum Literaturverzeichnis gesagt,
das selbstverständlich nur die wichtigsten Zwischeninformatoren
bringen konnte. Rovinskijs „Slovar' ", das
im Text mehrfach, vor allem von C. Morava zitiert wird,
wäre im Abkürzungsvorzeichnis am Platze gewesen. Ein
sehr wichtiges Nachschlagewerk für die interessanten
Motivwandlungen der klassischen altruss. Heiligeniko-
nographio im „russ. Barock" ist A. Usponskij, Carskie
ikonopiscy i Xiovpiscy XVII voka, 4 Bde, Moskau
1910—16. Für dio altruss. Hagiographie wäre den Mitarbeitern
des LChl wahrscheinlich Barsukov, Tstocniki
russkoj agiografii, SPB 1882 (Reprint Leipzig 1970)
hilfreich gewesen. Das Stroganov-Malerhandbuch sollto
man neben der Münchener Reprintausgabe mit der
Angabe der Originalausgabe (Moskau 1868) zitieren.
Die Münchener Ausgabe der „Hermeneia" hat einige
Fußangeln für den nichtbewandorten Benutzer. Vielleicht
hätte man für den Fachgonossen neben der Trierer
Edition von 1855 noch die wissenschaftliche von A.
Papadopoulos-Kerameus, SPB 1909 nennen sollen.
Halle (Saale) Konrad Onasch

hange, Roinhold: Das Marienbild der frühen Jahrhundert«.

Recklinghausen: Bongers [1969]. 79 S. m. 40 Abb., dav. 7
färb. kl. 8° = Iconographia Eoolosiao Orientalis, hrsg. v.
H. Skrobueha. Pp. DM 7,80.

Milosevic, Dosanka: Die Heiligen Serbiens. Ebd. [1968]
96 S. m. 32 Abb., dav. 8 färb. kl. 8° = Iconographia Eocle-
sia Oriontalis, hrsg. v. H. Skrobucha. Pp. DM 7,80.

Aus der Reihe dor „Iconographia Ecclesiao Orientalis
", von der hier H.-G. Thümmel schon drei Titel
besprochen hat (ThLZ 90, 1965 Sp. 203), behandelt
das Bändchen von Lange die Entwicklung des frühchristlichen
Marienbildes, dio er bis zum Bilderstreit
verfolgt. Dio Darstellungen der Gottesmutter mit Kind,
aber auch ohne dieses, subsumiert or der Grundvorstellung
von der Menschwerdung Christi, seiner Theo-
phanie, wie es seit A. Grabar üblich geworden ist.
Außerchristlicho Einflußnahmen auf ikonographisches
Inventar und Personal aus der heidnischen oder imperialen
Kunst vorsteht der Vf. in ein richtiges Verhältnis
zum Inkarnationsentwurf zu bringen. Dio Herausarbeitung
dor Haupttypen von Marienbildern, der Blachcr-
niotissa, Chalkoprateia, der Hodegotria (dem eigentlichen
Prototyp auch der späteren westlichen Gnadon-
bilder), der Kyriotissa und der Imago clipeata ist überzeugend
und vermittelt auch einige weiterführende
Aspekte im Hinblick auf die nachikonoklastischo Entfaltung
der Marienikonographie. Lange sieht nicht nur
den ideellen Inhalt dieser Kunst, sondern vermag ihre
Einheit auch durch Vermittlung ihrer ästhetischen Formen
und Werte lobondig werden zu lassen.

D. MiloSeviö bietet nichts woniger als eine Geschichte
Serbiens, wie sie sich in den Ikonenporträts (einschl.
der Wandmalerei) ihrer bedeutendsten Herrscher und
Fürsten, aber auch von Heiligen aus dem Volk, den
Bauern und Bürgern widerspiegelt. Ihre Darstellung ist
durch literarische Quellen und Sekundärliteratur gut belegt
. Sie liest sich außerordentlich anregend, weil die
Vf.in es vorsteht, mit Hilfe der Quellen den starren
Sakralschematismus der malerischen Porträts in ihrem
dennoch spürbaren Wandel aufzubrechen und die einzelnen
Persönlichkeiten mit ihren z. T. tragischen Schicksalen
vor uns lebendig werden zu lassen. Sie hat damit
einen sehr wichtigen Beitrag zur Gosellschaftstheorie
der Ikonenmalerei geliefert, der starke Beachtung verdient
.

Halle (Saale) Konrad Onasch