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Ausgabe:

1975

Spalte:

698

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Milošević, Desanka

Titel/Untertitel:

Die Heiligen Serbiens 1975

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Seite 1

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gesprochen ironischem Sinne reichskirohlich zu wirken
wußte. Doch ist auch Fezer — wie andere Tübinger
Professoren auch (Rückert, Weiser G.Kittel) - im Herbst

1933 von Hossenfelder aus den Deutschen Christon ausgeschlossen
worden. Hin dringend benötigtes Korrektiv
theologischer Art ging der vorwiegend politisch orientierten
Glaubonsbowegung DC dadurch liier wie ander-
w;"uis verloren. Überhaupt bedeutete die Distanzierung
von Hochschullehrern, dio der DC-Bewegung angehört
hatten, einen Prestige- und Gesichtsverlust im kirchlichen
Raum für die Den!sehen Christen, die sie der
Gefahr radikalisieronder kirchlicher Isolierung uns
setzte.

Das Jahr 1934 rief die württembergische DC insofern
noch einmal zum Kampf, als das vorn Reichsbischof
Müller und Rechtswalter Jäger forcierte Ein-
glioderungswerk der Landeskirchen in die Reichskirehe
.ml' Widerstand stieß, Es werden in Band 3 die beiden

kirchenpolitischen Eingriffe im April .....I September,

Oktober 1934 umfangreich dokumenl iert ; eine minutiöse
Kenntnis der Zusammenhänge dieser Konfrontationen
zwischen reichskirchlicher Zentralgewalt und Lande
kircho wird so möglich. Im Frühjahr 1934 war es der
Vorwurf einer angerechtfertigten finanziellen Transaktion
, der den Vorwand zum Vorgehen gegen Wurm
abgeben sollte. Das brutale Eingreifen Jägers im Herbst

1934 in die beiden süddeutschen Landeskirchen Württemberg
und Bayern erklärt sich aus der Tatsache, daß
Hitler entsprechende kirchliche Beschwerden im August
1934 als unbegründet abgewiesen und auf dem Parteitag
in Nürnberg das Kingliedorungswork als vor dem
erfolgreichen Abschluß stehend bezeichnet hatte. Außenpolitische
Gründe, dio — wie entsprechend aus dem
Bundesarchiv Koblenz beigezogene Dokumente /eigen
— auch rüstungspolitische Implikationen hatten, ließen
das erst kurz vorher noch plakativ herausgestellte Ein-
gliederungswork zum Fiasko werden. Die noch unter
Hausarrest gestellten Bischöfe Wurm und Meiser wurden
zusammen mit dem hannoverschen Landesbisehof
Marnhreus, der auch in Auseinandersetzung mit seinem
deutsch-christlich formierten Kirchensenat stand, von
Hitler mit dem Erfolg empfangen, daß sie sich fortan
Wiedel als in ihre bischöflichen Funkt innen eingesetzt
vorstehen konnton. Die deutsch-christlichen Kommissare
, die ihre bisherigen Lundesbisehöfe für abgesetzt
hatten erklären lassen, wurden zurückgezogen. Das
.Ii1111' 1934 hat t o auch zur Herausbildung einer Bekennt -
Iiisbewegung in Württemberg beigetragen; um I. 8. 1934
wurde ein Landesbruderrat derBekennonden Kirche gebildet
. Über die Spannungen und Spaltungen der Bekenntnisfront
in Württemberg, die erst später einsetzten
, vgl. die Darstellung von Theodor Dipper
(Rezension: ThLZ 92, 1967 Sp. 929ff.). Ein Anhang zu
Hand 3 dokumentiert die Eingliederung der evangelischen
Jugend in die HJ.

Die beiden vorliegenden Bände 2 und 3, denen Bd.
4 und 5 (Angriff und kirchlicher Widerstand 1935—1936
und 1937—1938) sowie Bd. 6 über die Württembergische
Landeskirche in der Kriegszeit 1939—1945 in absehbarer
Zeit folgen werden, stellen eine mit entsprechenden
Benutzungshilfsmitteln versehene und durch
Zwischentexte kommentierte landeskirchliche Dokumentation
des Kirchenkampfes dar, die in ihrer Extensität
unter den evangelischen Landeskirchen bisher
ihresgleichen sucht. Auch ihnen kann wiederum bescheinigt
werden, daß dio Aufbereitung der zumeist
ungedruckten Quellen und ihre mit Oriontiorungshin-
woison versehene Anordnung durchaus als mustergültig
anzusehen ist.

Korrigendum: Die Bevollmächtigten der Landeskirchen
(raten am 26./27. 5. 1933 im Kinhenbundesamt

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Berlin (nicht: Eisenach) zur Billigung des Verfassungsentwurfes
und Designierung Bodelschwinghs zusammen
(Bd. 2, S. 99).

Leipzig Kurt Meier

GESCHICHTE CHRISTLICHER KUNST

Lexikon der christlichen Ikonographie, begründet von Kugel*
bert Kirschbaum!, hrsg. von Wolfgang Braunfols. V.
Ikonographie der Heiligen. Aaron bis Croscentianus von
Rom; VI. Croscontianus von Tunis bis Innocentia. Rom-
Freiburg-Basol-Wien: Herdor 1973/74. 34*. 521) Sp. m.
239 Abb. u. VI, 588 Sp. m. 259 Abb. 4°.

Wie in der letzten Rezension dos LChl (vgl. ThLZ
98, 1973 Sp. 923—926) angekündigt, liegen nun die
ersten zwei von insgesamt vier Bänden (ursprünglich
waren nur zwei Bände geplant) der Ikonographie der
Heiligen vor. Das Vorwort zu diesem begrüßenswerten
und respektablen Unternehmen schrieb W. Braunfols,
während K. G. Kaster, J. Boberg u. V. Mayr als Verfasser
der „Einführung, Konzeption u. Praktik der
Heiligenbände" zeichnen. Bemerkenswert erscheint mir
dabei der Absatz über die „Perspektive der Ikonographie
als Forschungsrichtimg" (9*—10*). Angesicht s der
Tatsache, daß dieses Lexikon der Heiligenikonographie
seinem Entwurf, Aufbau und seiner Informationstechnik
nach eine bisher erstmalige Realisation darstellt,
ist dem Benutzer dio Loktüre der Einführung dringend
anzuraten, wenn er nicht Recht, Möglichkeiten und
Grenzen derselben fehleinzuschätzen Gefahr laufen will.
Zu den unikalen Leist ungen dieses Lexikons gehört vor
allem die Einbeziehung der Heiligen dor Ostkirche
sowohl dor byzantinisch-slavischon wie der orientalischen
Hagiographie. Daß Herausgeber, Schriftleifung,
Redaktion u. schließlich auch dio Verfasser dor Artikel
nicht zu blinden Lexikokraten mit verbissenem Perfektionsglauben
wurden, konnte der Rezensent mit einigem
Aufatmen feststellen. Wen die wenigen, sehr wonigen
Lücken stören, dem werden durch das Literat ur-
verzeiohnis Hilfen für seine speziellen Bedürfnisse
geboten. Was vielleicht schon in einer Einführung in
das gesamte LChl (deren Fehlensich jetzt bemerkbar
macht!) halte stehen sollen, wird jetzt dem Benutzer
ausdrücklich gesagt : daß und wie in den einzelnen Art ikeln
die „gosollschaftsbildondo Kraft" zur „symboli-
sohen-ikonngrnphisehen Prägung" der Heiligendarsl ol-
lung gehört bzw. von ihm, dem Benutzer, zu erschließen
ist, oder, dal.) bei st ärkerer Betonung dos bisher vernachlässigten
pastoralen Aspektes trotzdem dor rochtssozio-
logische nicht vergessen werden sollte, vielmehr durch
Beachtung der Arbeiten auf dem Gebiet der Rechtssymbolik
eher noch vortieft wird. Andere Oedanken
der Kinführung fordern W iderspruch heraus. So, wenn
behauptet wird, „daß dio Kirche wie natürlich jede
Stelle in einem Bildzusammenhang nicht ein äst hei i
sches Objekt intendiert, sondern einen theologischen
oder funktionalen Zweck hat u. daraus ihr Daseinsrecht
bezieht". Hier wird nicht nur die Einheit dos religiösen
Kunstwerkes zerrissen, sondern auch übersehen, daß
gerade die Ikone in Funktion u. Aufbau einen entschiedenen
Gegenbeweis liefert. Wie denn die thooret iseh-
äst ho tische Problematik durch einige Kurzformulie-
nmgen eher zu stark nivelliert, als hervorgehoben wird.
Aber nicht wenige fruchtbare u. diskussiouswürdigo
Idoon konnten nur angedeutet worden, was ihnen
manchmal den Charakter wissenschaftlicher Apercus
gibt. Vieles bleibt abzuwarten, ob und wioes lexikalisch
bewältigt werden soll. Wie wird z.B. die überaus intoi-
essante „Ikonographie als Lehre der ausgezeichneten
Orter" durchgehalten werden ? Wird es neben doli»

Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 9