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Ausgabe:

1975

Spalte:

670-671

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Neuhaus, Günter O.

Titel/Untertitel:

Studien zu den poetischen Stücken im 1. Makkabäerbuch 1975

Rezensent:

Schunck, Klaus-Dietrich

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 9

670

Holtmann, Adalbert: David. Namensdeutung zur Wesens.
doiitung.StuttgRrt-Berlin-Köln-Mainz:Kohlhammer
PÖ731. TX.269 S. gr. 8» = Beiträge zur Wissenschaft vom
Alten und Neuen Testament, 6. Folge, hrsg. v. K. H.
Rengstorf u. L. Rost, 20. Kart. DM 45,—.
Diese von Prof. H. Haag angeregte katholisch-theologische
Tübinger Dissertation aus dem Jahre 1970
will die Frage: „Was besagt der Name däwld ?" beantworten
und damit einen allerersten Beitrag zur umgrei-
fonderen Fragestellung, der „in gesonderten Abhandlungen
unbedingt nachgegangen werden sollte", liefern:
„Ist David das, was sein Name besagt ? ... Ist damit
Davids Wesen getroffen ?" (S. 4). Was der Vf. auf
S. 207—212 als Zusammenfassung und Ergebnis seiner
Untersuchung bietet, ist, kurz gesagt, folgendes: Der
zu den profanen Einwortnamen gehörende Name David
ist eine katll-Form von der Wurzel düd bzw. eine lautliche
Variante von död und bedeutet „Liebling". Ob
sich in dieser Bedeutung die Liebe der Eltern zu ihrem
Kind oder der Wunsch, es als Liebling Jahwes zu sehen,
ausdrückt, kann nicht mehr sicher entschieden werden,
obwohl H. selbst gern das letztere annehmen möchte
und darauf verweist, das AT blicke „ohne Zweifel
weniger auf den Liebling der Eltern, als auf den Liebling
Israels und — das ist die tiefste Deutung des Namens
däwld — auf den Geliebten Jahwes" (S. 212).

Diese Deutung des David-Namens ist nicht neu,
«lieh wenn immer wieder einmal andere Deutungsver-
suche vorgetragen wurden, die indes das traditionelle
Verständnis nicht zu verdrängen vermochten. Insoweit
also bietet diese Dissertation nichts eigentlich Neues.
fJleiehwohl ist sie nicht überflüssig; denn ihr Wl fl be-
steht darin, einerseits die herkömmliche Interpretation
des David-Namens gegenüber allen anderen Versuchen
überzeugend begründet und abgesichert sowie andererseits
die in Frage kommenden Erscheinungen im akka-
dischen, kanaanäischen, ägyptischen und altarabischen
Namenmaterial zusammengetragen und sorgfältig für
den von ihm verfolgten Zweck ausgewertet zu haben,
wie denn der Leser überhaupt den Eindruck bekommt,
daß FI. mit viel Fleiß, großer Umsicht und einer, zumindest
für einen Protnovenden erstaunlichen Vorsicht und
Rehutsamki'it, die jede Deutungsmöglichkeit ausführlich
darstellt, um sodann das Für und Wider gegeneinander
abzuwägen, gearbeitet hat. Daß dadurch die
Untersuchung stellenweise etwas breit geraten und hier
"nd da sogar ausgeufert ist, stellt die Kehrseite eim s
solchen Vorgehens dar. So fragt man sich z. B., warum
"ach der von H. Tadmor bereits 1958 erkannten Unrichtigkeit
der auf eine falsche Lesung einiger Mari-
Textstellen gegründeten däwidüm-Hypothcsc der Vf.
diese noch einmal auf 11 Seiten darstellt, wo doch ein
kurzer Hinweis genügt hätte. Im Falle der für eine mögliche
theophore Namensdeutung wichtigen Frage nach
der Existenz eines Gottes Dod hingegen begrüßt man
die gründliche Darbietung des Materials und dessen ausgewogene
Beurteilung auf etwa 60 Seiten. Auch bei der
"mfangreiehen Literaturbenutzting — das Verzeichnis
'imftißt 30 Seiten — fragt man sich mitunter, warum
dieser Titel herangezogen und jener übergangen wurde,
ftej ,lor l<"rnRO nach dem Verständnis der Wendung .ho
'•'•'ek Bo>fi>el a* (Am 8,14) auf S. 142ff. wäre ein Hin-
JjMl auf die Arbeit von W. Zimmerü, Geschichte und
"r«ditlon von Borseba im AT, 1932, hilfreich
K"w,.H,.n Ebenso wäre die Diskussion darüber, ob die
Namen Gad und Asser, wie H. (8. 165ff.) meint, theo-
Phore Kurznamen sind, durch einen Hinweis auf den
Aufsatz von O. Eißfeldt, „Out Glück!" in semitischer
5*°»ngebung (JBL 82, 1903, 8. 195—200 = Kl. Sehr,
«i 1908, S. 73 —78) zweifellos bereichert, wenn nicht
• ntsclioidond bestimmt worden, weil Eißfeldt mit
*■''' di< kultisch religiflM Deutung der MdM Personennamen
als unrichtig herausstellt. Auch bei der Interpretation
des Namens Samgar ben-Anat (Ri 3,31; 5,6)
auf S. 167 hätte dem Vf. der Aufsatz O. Eißfeldts,
Gottesriamen in Personennamen als Symbole menschlicher
Qualitäten (Fs-Baetke, 1966, S. 110—117 =K1.
Sehr. IV, 1968, S. 276—284) nützlich sein können. Im
übrigen muß der Leser des vorliegenden Buches beachten
, daß die einschlägige Literatur offensichtlich bis
1968, in einem Einzelfall bis 1969 (Collart-Vicari, Le
Sanctuaire de Baalshamin k Palmyre, Bd. I, Rom 1969)
verarbeitet worden ist.

Oreifswald Hans-Jürgon Zobel

Neuhaiifl, Günter O.: Studien zu den poetischen Stücken im
1. Makkabäerhueh. Würzburg: Echter Verlag [1974]. 283 S.
gr. 8° = Forschung zur Bibel, hrsg. v. R. Schnackenburg
u. J. Schreiner, 12. Kart. DM 29,—.
Dieses Buch in gedrängter Form zu besprechen und
ihm dabei doch voll gerecht zu worden, ist schwierig.
Als um vier Kapitel gekürzte und überarbeitete Fassung
einer dem Fachbereich Evangelische Theologie der Universität
Tübingen 1971 eingereichten Dissertation ist
es zweckmäßig und übersichtlich angelegt und mit
großer Akribie und umfassender Literaturkenntnis gearbeitet
. Und doch überzeugt die Hauptthese der Arbeit
nicht recht. Worum geht es dem Vf. in dieser Arbeit ?
Er möchte, ausgehend von der Feststellung, daß im
1 Makk innerhalb der in Prosa abgefaßten Erzählungen
häufig poetische Stücke auftreten, deren literarische
und theologische Eigenart untersuchen und im Zusammenhang
damit nachweisen, daß diese poetischen Stücke
auf denselben Autor zurückzuführen sind, der auch alle
erzählendon Teile des 1 Makk verfaßte. Dieser Mann,
vom Vf. als „Hofchronist" bezeichnet, habe die poetischen
Stücke jeweils an den Hoch- bzw. Tiefpunkten der
von ihm dargestellten makkabäisch-hasmonäischen Geschichte
eingefügt; diese Stücke seien somit durch die
Geschichtsstruktur des Buches bedingt, das seinerseits
ein einheitliches Werk sei.

Ist diese Schlußfolgerung, die eine Ablehnung der
Auffassung, daß der Vf. des 1 Makk die erzählenden
Teile diese Buches aus mehreren schriftlichen Quellen
zusammengefügt habe, einschließt und die in der Dissertationsschrift
noch genauer ausgeführt wird (vgl. das
Autorreferat ThLZ 99, 1974 Sp. 303—306), aber über-
zeigond ? Abgesehen von dem eindeutigen Zeugnis von
1 Makk 9,22, wo von der Nutzung einer besonderen
Quelle für die Darstellung der Ereignisse unter Judas
gesprochen wird und der im Verhältnis zu der Dar
Stellung der Ereignisse unter Jonathan und Simon
wesentlich breiteren Darstellungsweise für die Zeit des
Judas ist auffällig, daß sich die vom Vf. ausgesonderten
15 poetischen Stücke fast ausschließlich gerade in den
mit Judas verbundenen Abschnitten des 1 Mnkk finden.
Ist auf Simon, dessen Herrschaft durchaus auch viele
Höhepunkte kennt-nur ein Stück bezogen (14,4—15), so
betont der Vf. für Jonathan selbst, „daß poetische
Stücke auf Jonathan fehlen" (S. 121). Das aber läßt es
doch als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß die Einfügung
selbst formulierter poetischer Stücke bereits ein
Stilmittel des Autors der vom ein Makk aufgenommenen
Judasvita war, das dann vom Autor des 1 Makk vereinzelt
in anderen Partien, die er ebenfalls aus älteren
Quellen übernahm, nachgeahmt wurde (vgl. 2,7aß—13;
9,41; 14, 4—15).

Hat der Autor des 1 Makk aber doch schon neben
Urkunden auch mehrere schriftliche Quollen über die
einzelnen Makkabäer aufgenommen, so kann seine
Chiirnkterisierung als „der offizielle Hofchronist der
makkabäisch-hasmonäischen Dynastie" (S. 121) auch
nur in dem Sinne gelten, daß er als treuer Anhänger
• Im ■ i Dynastie min durch Zusammen- und Überarbei-