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Ausgabe:

1975

Spalte:

534-535

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Birkner, Hans-Joachim

Titel/Untertitel:

Theologie und Philosophie 1975

Rezensent:

Gerdes, Hayo

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^3 Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 7 534

scher Sprache vorliegen und seine Konzeption in unserem Situation nimmt so Tiefe an und dient dazu, zu Gott durch-

Sprachraum noch kaum diskutiert werden, während die da- zustoßen; die Situation verleiht Gott das ,hier und jetzt

mit repräsentierte Ordinary I.onguage Philosophy in der ang- anwesend': ,Er ist es wieder'!" (21). Damit wird deutlich eine

hkanischen Kirche und Theologie einen beträchtlichen Ein- funktionale Analyse (19) vorgenommen, die auf die pragma-

ihiß ausübt, kann beiden Büchern von de Pater hier eine tische Dimension der Zeichen gerichtet ist, während für die

vermittelnde Schlüsselfunktion zukommen. (Eine kurze und semantische Dimension doch eine Verifikationsanalysc nötig

prägnante Darstellung der Theorie Ramseys gibt auch A. wäre (vgl. 1971 S. 45).

Grabner-Haider, Semiotik und Theologie, München 1973, Diesem Problem stellt sich das 3. Kapitel „Analytische Phi-
172—175). losophie und das Vcrifikationsproblem in der Theologie" (50
Unter diesem Gesichtspunkt empfiehlt es sich, die Lektüre t 1i°,1)>das auf der Basis von ursprünglich selbständigen
mit dem 2. Kapitel „Die empirische Basis der religiösen Rundfunkvorträgen den gesamten Sachverhalt der religiösen
Sprache. Einige Hintergründe der Sprachphilosophie I. T. Spra<he nochmals unter dem Aspekt des Bedcutuugskriteri-
Ramscys" (20-49) zu beginnen. Ramsey strebt mit seinem "ms verhandelt. Unter der Voraussetzung, daß der Maßstab
persönlichen Beilrag zur analytischen Philosophie, der Ein- der Verifikation kein universal gültiges Bedeutungskriterium
führung ,1er Kategorie einer „Erschließungssituation" (disclo- !st' w,rd seine Anwendung auf die rel.g.öse Sprache sowohl
sure), die „Beobachtbares und mehr" enthält, einen „erwei- cmP'™tlschcn (va" Buren) wie in ihrer eschalologi-
terten Empirismus" an. Dieser Ansatz dürfte dem entspre- sche,n ^csta 1 (P^"bCvg huitcrt) abgewiesen. Da die Bechen
, was Gadamers Hermeneutik „Horizontverschmelzung" Sonderheit der religiösen Erfahrung mit Ramsey allein mit
nannte. De Pater führt im 2. Kapitel den Nachweis, daß Barn- fn" dufrc ' dle d'sclosure-Situation bestimmten informalen
*cy hierin von Berkeley abhängig ist: Eür beide ist „die "f*" , * n f , ' k°Tl1 *" Bi;de«'ungskriterium
Begegnung mit dem ander,-., als Person Modell für unser nllel" ^J'r'T' T »cmP'rlschcn Tauglichkeit", der in
Wissen von Gott" (33). Denn „wie .Person' z. T. auf Vorstel- «^r Möglichkeit einer Sinngebung besteht (41), 111 Frage,
lungen verweist, so verweist ,Gott' z. T. auf die Welt" (ebd.). I5tM aller A»rcKung, die d«s vorgelegte hermcncutische Kon-
Hoch da „das Mehr an dem Begistricrbarcn sich nur zeigt, /cp.1 /u ^chen v(,rmag, können einige grundlegende Anfragen
wenn man zu sich selbst kommt, wird das Erkennen der hier ",dlt unausgesprochen bleiben: Die Katcgonsierung des Ge-
Kcmeinten Tatsachen einen persönlichen Einsatz erfordern, genstandsbcreiches als „religiöse Sprache" bzw. Glaubens-
zumindest in dem Sinn, daß man bereit ist, zu sehen: Die aussagen_ liihrl zu einer undifferenzierten Verlagerung aller
Interpretation der Welt hängt auch von dem Sinn ab, den einschlägigen Sätze und rexte auf eine Kbci.e. Daß und wie
,„.,„ • a r u u • , ,,, /r,0s r,. ,,r ,. , , der licgriff ,1er religiösen Sprache als Ausdruck der disclosure-
">.ui seiner Erfahrung geben will l.ltt . Die Welt als das r, , , • 1 n • • . • . . ,
Si,.t.,i j ij , , r. ., ,„„ 0/, ,..„' . , . , , ., Erfahrung viel zu allgemein ist, zeigt symptomatisch die
•"Uitbare des Handelns Lottes (32, 34) laßt sich in der „Logik ... . . j c erir , • , ,. D ui t v „™
•U. . , , . .. . „, ■ _ ■; ,, Weise, in der S. bOf. das verwickelte Problem von 1 Kor 11,2ff.
"<r Aussagensatze fassen, der qualitative Überschuß jedoch , , , . , . , . ,. . , „ ..
n„_ • , T -i ,„ . M , . . y ,,„, . , behandelt wird, Entgegen ,1er Vcreinerleiung, die in den Pra-
""r in der „Engik von Weisungen und Imperativen (43). Auf ... . . ,. , "< ■ , , ' ■ . j- ...
dia.. \r ■ 1 ff , . * 77 ...V.-. dikaten „kcrvgmalisch oder „bekennend liegt, hat die jun-
niese Weise hofft der „erweiterte Empirismus das Existen- „ J , ... .. ,. ... , 0 V, , ,
ij„n . , _ ' , , ' , , .„_, T.. gerc l'ormgeschirhle uns die unterschiedliche l'ormstruktur
«eile nid den latsachen verbunden zu haben (37 . Die nor- , „ . .. .r u t j-.- 1 1
.„„■ ... ,oc. i- ■.. o ■ und Punktion neutestamentlicner Lraditionsstücke erkennen

■n.ile empirische Möglichkeit, daß Satze religiöser Sprache . , , . .,. „ . _ „ e „,„, c • 1 ji j

,1; 1 V ... . i-i in • j • 1 gelehrt (vgl. Viir1 o,l S. l'ift.). So wird man grundlegend

""irekl oder einfach nur beschreibend sind, wird von vorn- . ., . , , , .. 1 , .

l,„„ • , , , r. • i- • • u .1 untersclieideil müssen zwischen glaube,lsgrundenden Aussa-

"erein abgelehnt (2b). Der „erweiterte Empirismus versteht ,.. . . .__„.__. .D. , „ . .

R:„l . .? . T„ i 11 i i i • ii j «cn (die selbst keine tilaubensaussagen sind, falls der dlaube

M,l> als Alternative zum Losungsmodell der „Analogie , deren ..... ... ,____ . rY, . „ .

i, . . , n « < . -i r-.- i sich nicht selbst begründet) und I ■laubensaussagen. lirstere

"r'iu,hbarkeit aus zwei driuiden abgewiesen wird: „Die Ana- ..... ... , n. . , ■ .T , .__, .

|,„- . . _ , ,., ir>i- sind, wie die iieutestamcnlliclie ristisformel zeigt, deskriptiv

■"gie suggeriert zwei Ordnungen, wobei das, was als Heschrei- , . ... ... , . . D , . , ..

In,.. /• i- . .. . „ . „• •«•_.« . . und knemtiv, wahrend letztere als Bekenntnisse performativ

"ung liir die eine gilt, auf (.rund von z.B. Abhängigkeit oder ...... „ ., x .__«. »__« ,

siri,i , ,, T . . .r,,.. r. i sind. Das Ja, das Gott zu Jesus sprach, geht dem Ja, das der

"UKiureller Isomorphie als ISeschreihimg Ihr die andere ... . . , . . , . . , ..r

()r,i„, , 1 ■ ■ • Glaube dazu sagt, voraus und ist nicht mit ihm zu ulentih-

, unung herangezogen wird. Man bleibt dann einerseits bei . . , . nl > . j j u

hes-l. -i_ i o i i . • • i- zieren. Wird crsleres auch im blauben gesagt, so tut das doch

"anreihender Sprache stehen und verfehlt andererseits die ... .... vi r>- u c- t i

V',,rn„i . , _, . . . . „ , ■ , , zur Wahrheit nichts hm/u. Die pragmatische Siunlrage kann

"niikerung der (z. Ii. metaiihvsiscjien) Sprache in der Wirk- , . , . , . , , , „. , , . ,

'"bkeit" (3'j) auch theologisch nicht der semantischen Wahrlieilsfrage vor-

geordnet werden. Das geschieht aber, wenn die Universalität
„P*l 1. Kapitel „Analylisclie Philosophie als Hilfe zum Ver- des Performalivs postuliert wird mit dem Axiom, daß sich
"'«ndnis religiöser Bede" (10—25) untersucht beispielhaft die hinter jeder Aussage ein „Ich" verbirgt. So erscheint auch die
nweiidbarkcit der „in-formalen" Logik an Hand der Aus- „Erschließungssituation" (disclosure) als eine zu grobe Kate-
'"Ben von der Gegenwart Gottes. (1971 hatte de Pater dies gorie, da sie eine zu große Spannweite hat: Die S. 40f. und
?' 5lff, am Beispiel der „Spruche der Wunder" demonstriert.) 78 f. angeführten Beispiele zeigen, daß sie von reinen Asso-
*0*f*nglp»inkt ist die religiöse „Sprache, so wie sie gespro- ziationserfahrungen (wie sie für Kunst und Literatur berechnen
wird" (7). Informale Logik ist „die Beschreibung des tigt sein mögen) über katalysalorisehe Erlebnisse bis hin zur
^' 'baliens oder des Gebrauchs von Wörtern, insofern dieses Erfahrung echter Symptome reichen.

(1"rr,,"'''-'> <]"rch einen Kontext bestimmt wird" fU). Unter Naamburg/Saa,c Wolfgang Sd,enk

I Voraussetzung, daß jedes Sprachspiel seine eigene Ixigik
(Wittgenstein II), wird der „normale Gebrauch" als der

"er I ragkraft angemessene, in Übereinstimmung mit seiner ... , . . „.•■ u:„ ir;„f-i,

*f "on Logik befindliche Gebrauch (13 - also die Kombi- B.rkner Hans-Joachim: Theolog.e und Phdosopl,e Einfuh-

SKJ JS> - Diese Arbeitsweise ist eher he- ^^^2^^

I,,. 1111111 'us analysierend; (insofern ist das Adjektiv „ana- mmi. bww 1 * ' j J „ c, . 17o nM » 8n

'ytisch" in a ni_ , ' , _ , . ' .. heute hrstr v T. Rendlorff u. K. G. Steck, 1 /». DM 4,Sl».

™ in de,, niierschriflen des Buches in einem erweiter- neue, nrsg. ». m.

7? "nd unspezilischen Sinne verwendet). Angewendet auf In der vorliegenden knappen, aber inhaltsreichen Broschüre

1" l)iff<'"'../. /wischen Gölte* nicht loknlisierbarer Allgegen- geht Birkner der vielverhandelten Frage nach dem Verhältnis

2« '"„I seiner lokalisierbaren Gegenwart, ergibt sich: All- von Theologie und Philosophie bei Schle.ermacher so nach,

S*n"aH ist ein |.:rschließungs-(disclosure-)Wort, das „eine daß er zunächst die Bedeutung der Fragestellung und die

•.ezeic|,n(.l, die weiter geht als das Empirische, aber Geschichte ihrer Interpretation skizziert, um dann vor allem

' .aus il,ni bervorgehf (20) , sie ist nicht bloß räumlich anhand der „Beden über die Religio« , der Kurzen Darstel-

Sr?"'<'<t" ...l-n-h Gottes Ällgegenwar, drück, man das lung" und der Glaubenslehre den aus Schle.ermacher selbst

, "^'«ni.idcn.l,................„s" (21). Die Aussage von Gottes zu erhebenden /usammenhang aufzuzeigen. Methodisch we-

2^«bmr Gegenwart (etwa U 7,16) unterscheidet sieh sentlich ist ihm dabe, die Unterscheidung zwiscl.en den vom

Uav*n durch eine andere di closure-Funktion: „Eine konkrete Interpreten benutzten und den Schle.ermacher selbst eigenen