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Ausgabe: | 1975 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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527 Theologische Lilcralurzeilung
Liehe vor allem galt. Luther, Müntzer, Loyola, Hinzu kommt
Pein von Dresden als Beispiel für Boehmers Interesse an ilen
höhrnischen Ilussilcn und den Waldenseru. Dornkamm
meint, daß die vorliegende Auswahl das hesondere Charisma
des Geschichtsschreibers Bochiner offenbare. Situationen und
Menschen lebendig werden zu lassen, wobei sowohl Boehmers
Fähigkeit zur Objektivität als auch sein psychologisches Ein-
fühlungsvermögen zum Tragen kommen. Wie sein Lehrer
Albert Ilauck habe ßoehmer es als Grundlage historischer
Darstellung betrachtet, den Menschen in seiner Individualität
und zugleich im nahmen seiner Umwelt zu sehen.
Den Arbeiten Boehmers selbst sind dankenswerterweise
zwei ebenfalls an anderen Stellen bereits erschienene Würdigungen
augefügt, ein Lebensabriß, verfaßt von F.rnst Wolf,
lind ein personlich gehaltener, bald nach Boehmers Tod abgefaßter
Nachruf von Martin Doerne. Wolf gibt in seiner
kurzen Biographie auch einen Überblick über das weile Arbeitsfeld
Boehmers. Diese beiden Beiträge bieten mit ihren
Schilderungen des Forschers, Lehrers und Menschen Heinrich
Boehmer die Voraussetzung, die gebotenen eigenen Arbeiten
Boehmers zu würdigen. Weniger nämlich, daß diese in
ihren F.inzelergebnissen überholt wären, vielmehr hat sich inzwischen
der Standpunkt geändert. So wird manches, was vor
fünfzig, sechzig Jahren an Boehmers witzvoller, ja sarkastischer
Polemik unmittelbar wirkte, beute erst auf dem Wege
historischer Betrachtung zugänglich.
Da der Nachdruck auf fotomechanisehem Wege erfolgte,
mußten nicht nur unterschiedliche Schriftbilder, sondern auch
— leider zahlreiche, zum Teil schlimme und selbst sinnentstellende
— Druckfehler in Kauf genommen werden.
Wären nicht, so wie beispielsweise auf S. 77 die Überschrift
11 iifl auf den Seiten 57 und 185 Beigaben der Herausgeber
hinzugefügt wurden, einige notwendige kritische Ergänzun-
gen möglich gewesen? Mindestens hätte die Bezeichnung
..Bannbulle" im Beilrag — oder wenigstens in der fibersehrifl
zu — ..Luther und die Verbrennung der Bannbulle" richtiggestellt
werden müssen. Hätte sieh die Vertauschung der Seiten
500 und 510 beim ersten Aufsatz nicht korrigieren lassen
?
Kleine I'naiisgeglicheiiheiten wären bei einer Neuauflage
zu berichtigen: Warum beißt es in den bibliographischen
Nachweisen (S. 8) bei „Thomas Müntzer" Aus, bei ..Lulhcr
und Loyola" Gekürzt aus. da doch beide Aufsätze
gleich behandelt worden sind? Beim erstgenannten Aufsalz
wird S. 157 das Fehlen des dritten Wortes des Originals nicht
gekennzeichnet. Beim zulelztgenanntcn Aufsatz wird S. 185
nicht angegeben, daß der Anfang des Originals fehlt.
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KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT
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entlichkeil in den Jahren 193.1 und 19,'Fi. Zürich: t heologischer
Verlag [1972]. 392 S. gr. 8° = Basler Studien
zur historischen und systematischen Theologie, hrsg. v. M.
Geiger, 17. Im DM 49,50.
Die Arbeit unternimmt es. Reaktionen der politischen und
kirchlichen Presse der Schweiz, des Schweizer Evangelischen
Kirchenbuiules sowie kirchlicher Leitungsgremien einzelner
Kantone auf dir kirchenpoliliscbcn Vorgänge in Deutschland
während der Jahre 1933 und 1934 ans Licht zu rücken. Daß
die Darstellung dabei an Schwerpunkten orientiert ist, versieh
! sich. Entscheidende Wendepunkte des Geschehens
'Reicbskirel.....projekt. Sporlpalastkrise der I)C-Bewcgung.
Empfang von Kirchenführern bei Hitler im 26.1.1934, das
Kingliedeningswerk sowie Stadien bckennlniskirchlicher Op-
positionfBewegung) werden besonders anvisiert. Die Entwicklung
<les Kirebcnkampfes in diesen beiden Jahren spie-
gell sieh dabei in dynamischer Bewegtheit wider. Während
die einführenden Darlegungen über die Spätpbase der Weimarer
Republik, durchweg aus der Literatur gewonnen, in
puncto Verhalten der Kirelienlieliörden, Pfarrer und Laien
etwas schillern, durfte es dem Autor in den quellengesällig-
len llaiiptteilen. die die politischen Pressereaktionen und die
Stellungnahmen der kirchlichen Instanzen der Schweiz zun'
deutschen KirchertStreil schildern, gelungen sein, ein ebenso
eindrücklicbcs wie überzeugendes Bild von der differenzierten
, teils sogar disparaten Beurteilung zu vermitteln, die der
deutsche Kirchenkampf in der Schweiz erfuhr.
Schon die politische Presse, hier in repräsentativen Rci-
ipielen vorgeführt, bot keineswegs eine einheitliche Beurtci-
Inngssicht: doch überwog eine oft erstaunlich kritische Ei""
Schätzung des llillerfaschismus und seiner Methoden. Wa»
den Kampf gegen die Kirehcupolitik des NS-BeginiCH in dieser
Frühphase betrifft, so zeigten sich Kommentatoren oft erstaunt
über den innerhalb des „(ileichscballungsliebers" jene''
Monat« unerwarteten kirchlichen Widerstand. Inkonseipie"'
erschien dabei nur, daß die heltenntnisinäßigo GegeulieW1"
gung ihren Kampf lediglich theologisch und kirchenpolitifh
artikulierte, politisch aber dem NS-Begime gegenüber
loyal verhielt. Während vornehmlich die liberale Presse de"
Belicnnlnisk.iuipf auch unter dem Gesichtspunkt sab, daß
..alle lutherische Forderung von der .Freiheit des Christ"'"'
menschen' grundsätzlich mit dem faschistischen ÜUp**4*