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Ausgabe:

1975

Spalte:

506-508

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kühlewein, Johannes

Titel/Untertitel:

Geschichte in den Psalmen 1975

Rezensent:

Gerstenberger, Erhard S.

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o0'r> Theologische Litcraturzcitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 7 500

Bei Jesaja gilt Jahwe, im Gegensatz zum Stand der Kühlewein, Johannes: Geschichte in den Psalmen. Stuttgart-

Weisen, als der originäre Spender weisheitlicher Unter- Calwer Verlag [1973]. 183 S. 8° = Calwer Theologisehe Mo-

Weisung, und zwar als „Vater" nach Analogie sippenweis- nographien, hrsg. v. J. Baur, M. Brecht, II. Bürkle, L Gop-

hetheher Klanhäupter (E. Gerstenherger, W. Bichter) so- pclt, G. Kretschmar, M. Seitz, C. Westermann. Beihe A •

wie als „König" wie überall im alten Nahen Osten. Zur Bibelwissenschaft, hrsg v. L Goppelt u. C. Westermann, 2.

Bekräftigung der letzteren recht allgemeinen These wird auf DM 22,—.

2,2-4; 10,5-15; 29,15f.; 28,23-29 und das Motiv vom „,.:,,„ p.1.«. „„,,-,,,

himmlischen Thronrat Je, 6 verwiesen. Tora heißt .las W Glanz und Elend formgesch.chtl.eher (genauer:

p„, i , . •■ Ii, Westermaiinsclier) Psalmeninterprelat on kommen in dieser

I rophetenwor. nur. weil es als Jahwes weishcithelie Unter- Heidelberger Arbeit an den Tag Der Glanz, 2.....Wge Bc-

cTr K ttnSh °P PF "badllU"«C" Kühleweins dienen dem besseren Verständnis der

' . nC. ; , ,, _ Psalmen und ihrer Lcbenszusammenhänge; das Elend Weil

Zu den einzelnen Belegstellen. In 1,10 handele es sich um viole Definitionen abstrakt und gequält wirken,
eine Lchreröffnungsformel (Aufmerkruf), nicht um eine

priesterliche Tora! „zweifellos hat die Lehre, die von Jahwe Kühlewem will „am Beden von Geschichte in den Psalmen"

ausgeht, alle Autorität, die normalerweise einem Gotteswort "W"»*™, inwieweit überhaupt und wie ln concreto der

zugesprochen wird, das vom Propheten gesagt wird" (S. 71) - <^la"h<^ au" dcr Gcschl,:hte lRbt ttnd hofft (S- Anregungen

wonach eine Unterscheidung von Priestertorä, Wcisheits- Se'ne,S. ]*hr.eT (vBj- (- Westermann, Vcrgcgcnwärtigung der

Spruch und Prophetenwort allerdings ziemlich gleichgültig ^f" <* ■« T [ ^' mn(he" 196''-

"ird. - Nicht priesterlieh oder prophetisch, sondern weis S> 3^-3!») _ aufgreifend, entwickelt er aus zwei verschicdc-

heitheh ist auch der Gebrauch des Begriffs in 2,3: „dies paßt n™ /*«m»!™1Btlon«n v'" Haupttypen der poetischen Ge-

vnlllrn......... ,,. .1...« Dil i ,.i„ n____ -l-i schichtsdarstellung: Nacli einem militärischen Sieg feierte das

vollkommen zu dem Bild als Ganzem, nämlich von dem v n r o . » t i. , n T? .,„.,,''„ ,
Koni» n.,i,.„,..„:o,..,„ ni. j V «T , >olk die Bettungstat Jahwes (z. B. Ex 15,21b . Das kurze
Aonig, der Unterweisung erteilt über den wahren Weg des T , c. .. „ ... . . , ... ' ' ....
Lakana .1.,. ____Ui .» i n • . . „Jah wc-Sieg-Licd wachst durch Angliederung von Helden-
Gehens und der gerechtes, ret tendes Gericht senwu 1 nterta- , , . « n . B , n-i i n
neu v.,i.,:t,..„„ i . , i-n. ir u.i • ti- • j n- i . motivcn (vgl. 1. bam 18,7b) zu einem bunten „Bild von Gent
nznteil werden lal.ll. Esgihl keinen Hinweis, daß irgend etwas , , " ... ' ' ,, , , ".. , _. _

v„_ ,i__■ iT>.. , n , . ... ,f . , , . srnehenszusammenhangen, hakten und folgen (zu Bi 5:

von dem durch Priester oder Propheten vermittelt wird; bis c „„> . . ... . . , * .' „ . e ,. . . .

,i..i-„ ■ o i ... — ... . • und klart sich etwa in l's ll't und 129 zu distanzierteren

".hihi, dau Jesaja jede dieser Funktionen einem menschlichen „ „ , , , „ ,„ .»„- ., ,. . „ ,. .

vi:,. i , .,' T , ,, „ ... ..Volkslobepsalmcu (!v 2oft). Aber die eine Grundform der

mittler zuschreibt, Jahwes .Stellvertreter und Alter ego, .• j . „ > i l j t> • i .« j •■

,1__•■ , „ , V i . . ,,. , », .„ . .... < leschichtsdarstellung, der „lobende BerirJit . m dem ..die

de n idealen Zukun tskon.g (11,1-9) (S. 95). - Die vier Wehe- ,!(,(,r ,„,,„,. fflr die „ ; n e Bettungstat danke,,, die

rule von Jes j.18-23 sind au „Weise" gerichtet: „wenn törä er soeI(Pn zu illr(;rn Heil ausgeführt hat" (S. 28), hält sieh in

«ein weisheitlicher Sinn in V.24b gegeben wird, paßt die Zeile a„en Variationen des Siegesliedes durch. „Diese hier gefun-

volikommen zu beidem: dem weiteren Kontext (der Lehre Hene Art des Redens von Geschichte entspricht nicht einer

Jesajas und seiner Polemik gegen die Weisen) und dem Ilur historischen Absicht, sondern dem Dank, den die ebeu

nächsten Kontext in diesem Kapitel" (S. 104). - Auch in 8,16 Ceretteten empfinden . . ." (S. 28). Antithetisch gehört zum

■Mine törä die Unterweisung und werde deshalb gebraucht, „lobenden Bericht" als zweite Grundform der Geschichtsdar-

*«U Jahwes Unterweisung derjenigen der Weisen entgegen- Stellung in den Siegesliedern der Berieht über vorausgehende

■teht so wie Jahwes „Weg" dem „Weg dieses Volkes" (S. 110). yot (§ 29).

Zusammen mit dem textlich nicht ganz gesicherten limmuday rv o j « _ . - i i -i i l . «r

l-i, . . „ . . t. , , . , . , , Die Kedeformcn entwickeln sich mit umgekehrtem Vorzei-

Wde UM in 8 16 ein« Art Schulterminologie; daraus ergebe ^ die Ausgan(?sposition einR Jtionale Not ist. Jetzt

«Oh eine bewußte Opposition Jesajas zur aufenden Schul- ,ick, )srae, cin erfnnrenC3 Unglück in einem k, „,,„„

"«•hnng. Konkret denkt Jensen, wie uns scheint: mit Recht, (g 33^ und jj, hellere p'0];e dafiir ist ein Rücj4blirk

*u t*ücU an das geschriebene Dokument. Jes 6,1-8,18, die fluf das ,ungst vergangene Heilshandeln Jahwes (vgl. Tabelle

«og. Denkschrift des Propheten aus der Zeit des syrisch- S. 65). Die spiegelbildliehen Zwillingsformen sind die Antwort

Pnraimit.schen Krieges; törä heißt das Dokument, weil es auf ein(jn zwei. (o(,er meilr.)taktigen Geschichtsablauf. „Das

•Ucn als Urkunde aus Lehre und Unterweisung Jahwes be- Reden von Geschichte in Jsrael erwacht unter dem frischen

" <ht, entgegen dem, was von den königlichen Weisen und Kindruck von Gottes Eingreifen..." (S. 19). Die Psalmisten

nttgebera vorgelegt wird. Auf den nachträgb, b zugefügten „reifCn aber weiter zurück, verknüpfen Jüngeres mit Älterem.

' Pruch von den Totcngeistern, mit dem Gebrauch von törä Negatives mit Positivem und schaffen „somit Gcschichts-Kon-

V. 20, geht der Verfasser nicht ein. - 30,9 ergibt dann tinuität" (S. 65). Die alttestamentlichen Beter empfanden

"och einmal eine gute Argumentationsbasis für die wissen- j^re jeweilige Situation nicht als ein isoliertes Geschehen ...,

«chaflliehe Interpretation des Terminus. Die Adressaten sind sondern als ein Ereignis, das in das Große und Ganze eines

Nieder die königlichen Polilikmaidicr, die die Botschaft des Geschichtsablaufes eingebettet ist" (S. 65). Sie sind die eigent-

tapheten zurückweisen und nichts mehr von ihr zu hören liehen Väter der Geschichtsschreibung (S. 28; 81; 143—164).
Punschen. Für den weisheillichen (lebrauch des Terminus rw»t, findet Kühlewein, teilweise in Auseinandersetzung
"Prichi dabei noch die nahe Verbindung zu bänlm; die mit M.j„em Lehrer (vgl. S. 81), „eine weitere, klar bestimmende
besteht in der Weigerung zu hören (zur Verbindung nare f.'orm des Redens von Geschichte": „den das beschr. Lob
on SM' und törä Prov 28.9). Weitere Hinweise für eine entfaltenden und begründenden Bericht" (S. 85). Gemeint ist:
tiueitUche Terminologie werden für die Verse 12 und 15 Hymnen und andere kultische Gesänge wie z.B. Ps 135; 103;
BK^i><-'>. Hl; 33; 136; 47; Ex 15,1b—18; Ps 105 enthalten neben Zu-
Das letzte Ergebnil der Untersuchung lautet: „Diese standsschilderungen auch Hinweise auf Jahwes Geschichts-
'" ''''•n Lehren, dal.1 alle wahre Weisheit von Gott ist und daß taten: ja, mehr noch: Das statische und das dynamische Ele-
(,< r Me,,Sel, sie nu, als charismatische Gaben besitzen kann ,„ent durchdringen einander derartig, daß alle Aussagen emi-
l1<J-9). wurden ein Gemeinplatz in Israels späterer Weis- nent geschichtsbezogen" (S.83; 85) sind. Das ist das El des
^traditio,,: es gibt wenigstens einige Texte, die anzeigen. Kolumbus für den Hymnenforscher: Die Unterscheidung von
l** Jesaja, Einfluß hei diese,- Entwicklung beträchtlich ..Bericht« und „Bescl.reibung" wird aufgehoben! - Eine
"ar." .. (hstc Eorm des Geschichtsberichts wurzelt nicht im Kulti-
Utt TT- , • , r ■ i - f. AU .h schen, sondern in prophetischer und weisheitlicher Tradition.
Untersuchungen wie der referierten dürfte die alt Ereilinisse der Vergangenheit werden als Lehrbeispiele für
< a,ne,„li,ile Wissenschaft methodisch an ein Ziel gelangt »« " ^hlverlia„en bRnlltzt) s„ zunächst in Am 2,6-16;

l§lti i------------------ . , •] Israels renivtrriiunci» --------- — ----- -?« >

. 'las zugleich ihre Krisis anzeigt: weiter lassen sich ^ g 10-17- Jes 5,1-7; Jer 2,1-31 usw. Durch einen Zu-
Ueil". 180,10 Mikr,,1°gie und exegetische Baffinesse nicht ^ weisheitlicher Formen und Gedanken entstehen dann die

genannten „Geschichtspsalmen" (z. B. Ps 78).
Der Best des Buches ist verfeinernde Nacharbeit. Getreu

MiaMai CWaMfalea) Haas-Peter Miliar