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Ausgabe:

1975

Spalte:

441-444

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Wilkie, William E.

Titel/Untertitel:

The Cardinal protectors of England 1975

Rezensent:

Wendelborn, Gert

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Theologische Litoraturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 6

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seiner vollen Bedeutung erfaßt ist, allmählich vom richs VII. und Heinrichs VIII. bis zu dessen endgülti-
17. ins lichtere 18. Jh. überleiteten, das immerhin noch gern Bruch mit Rom fällt, behandelt mithin den Zoit-
im Jahre 1712 den letzten Konfessionskrieg der Eid- räum von 1485, dem Jahr des Amtsantritts Heinrichs
genossensohaft mit dem Sieg Berns über die katho- VII., bis zum Todesjahr Campeggios (1529). Im Mittellischen
Fünf Orte brachte, womit deren politische punkt der Aufmerksamkeit steht dabei das Wirken der
Vormacht in den Gemeinen Herrschaften gebrochen beiden bedeutenden Kardinal-Protektoren unter Heinwurde
, rieh VIII., Giulio de Medici und Lorenzo Campeggio,
Den mit diesen wenigen Stiohworten umrissenen deren Porträts sich auch auf der Vorder- bzw. Rüok-
Btoff breitet Pfister in einer oft bis in letzte Einzelheiten scite der Buchhülle finden, im allgemeinen und ihr
vordringenden Schilderung aus, so daß es hin und Verhalten angesichts des „Ehohandols" des englisohen
wieder schwerfällt, Wichtiges von Unwichtigem zu Königs im besonderen. Auch der vorhergehende Zeitscheiden
. Es mag auf das eingangs erwähnte Bemühen räum wird eingehend dargestellt doch hat diese
um Distanz zurückzuführen zu sein, daß der Vf. sich Erörterung, wie Wilkie in seinem Vorwort hervorhebt,
derart selten zu einer Wertung durchringt. Knappe keinen Selbstzweck, sondern dient dem vollen Ver-
Üborblicke zu Beginn jedes Abschnitts und jedes ständnis des Folgenden als Erhellung seiner Hmter-
Kapitols sind wenig geeignet, ein eigenständiges Urteil gründe und Voraussetzungen. Es handelt sich um die
des Vf.s hervortreten zu lassen. Kontroversfragen und «rute Arbeit, die die anglopäpsthchen Beziehungen
Forsehungslüoken werden kaum gestreift. Dasselbe ist während beider Generationen untersucht und zugleich
von dogmongeschichtlichen Problemen zu sagen. Hier de«"» Rückwirkungen auf Irland und Schottland mit
mag der Hinweis genügen, daß Pfister eigene wichtige im Blick hat. Der systematische Aufbau des Buches
Arbeiten über Gebühr vernachlässigt. Auf seine Disser- der vorherrschend chronologisch ist, aber die TfttigKelt
tation „Das Problem der Erbsünde bei Zwingli" der Kardinal-Protektoren für England (und Irland)
(Leipzig 1939) wird überhaupt nirgends verwiesen; die erst nach der Analyse ihrer Stellung an der Kurie
Bloht minder anerkannte Habilitationsschrift „Die sowie im Mnchtknlkül der europäischen Großmächte im
Seligkeit erwählter Heiden bei Zwingli" (Biel 1952) Detail aufweist, erscheint durchaus sinnvoll, auch wenn
oegognet nur in einer Anmerkung zu Ausführungen er gelegentliche Wiederholungen mit sich bringt Wilk.e
Über Celio Secondo Curione (S. 190). Stattdessen ist der hat die Korrespondenz der führenden D.plomaton der
Text reichlich mit biographischem Material zu mehr Kurie, Englands, Frankreichs, des Deutschen Reiches
oder weniger wichtigen Gestalten befrachtet, ja die ™d auch ^^rmetoitorten, Ä^Äm Weiß
Geschichte einzelner Klöster besteht fast ausschließ. vieler europäischer Lander lagert mit großem. Fleiß
üoh aus einer Aneinanderreihung von Kurzbiographien und viel Sachkenntnis ausgewertet undtoimte SO
d*r Äbte. Bedeutsames hingegen wird gelegentlich nur deren oft geheime Intent.onen voll aufdecW Dabei
mit einem Satz erwähnt. Daß beispielsweise der Bischof ^ die Darstelungswe.se - typisch ^
von Sitten seit 1604 von den sieben Zenden (= Zehnt- Autoren - nüchtern und teld«n^ohaft.lo.^*nt aber
beilrke) des Wallis aus einem Vierervorschlag des *o der sachgemäßen Erfassung _de^^ «ammenhange.
Domkapitels gewählt wurde, scheint weiter nicht der Zugleich kann man W.lk.c_ beschemigndaßtl trotz
Hede w,rt (S 048). Bei dieser Gelegenheit hätte man Hnes Übermaßes an Hakten die «UWeUen ipfMe
«ich nicht nur ein Eingehen auf die" seit dem 15. Jh. Materie mteressant darzustellen J^Aj?l
vorfolgbare Beschneidung bischöflicher Rechte, sondern stattung des Buches, das von Druckfehlern nahezu
auch auf dio Eigentümlichkeiten des schweizerischen frei ist, ist wieder vorzüglich.

Katholizismus in den Länderorten gewünscht. Bevor Wilkie das Wirken dor Kardinal-Protektoren

Die Anmerkungen enthalten eine Vielzahl nützlicher in Kngland untersuoht, macht er den Leser mit dem

'''biographischer Angaben. Berücksichtigt ist Literatur Wesen dieses Amtes vertraut, das im Zusammenhang

«■ zum Jahr 1972, vereinzelt gar bis 1973. Immerhin mit der Entwicklung nationaler Monarchien vor allem

M"i '", dieser Stelle der Hinweis auf eine Arbeit gestattet, in England und Frankreich und der Ausbildung einer

W« nach verbreiteter Meinung der schweizerischen meisterhaften Diplomatie im Italien der Kenaissanct

^formatioiUgesohiohtMohrefbung vor kurzem neue gesehen werden muß. Die Kardinal-Protektoren wurd

'•npolse verliehe,, und ein weiterei Forschungsfeld von den Königen selbst «beten, um

''"»Ohio™,.,, hat, jene von Kurt Maeder über die „Via Interessen ihrer Länder an der Kurte J^ohX,

**U« in der Schweizerischen EUfOTmatkm, Studie,, treten zu lassen, ohne daß die ^^'^^Z*

Proble,,, der Kontinuität in, Zeitalter der Glau- in Rom und der päps liehen NuUttelm

'»'■"««piiltuiiE" (Zürich 1970) Staaten, die dort standig residierten oder nur mit A i

paitung [Kütten 1970). hoc-Aufgaben betraut waren, darüber eingeschränkt

vor/5",.*'™*1'Uü ''" ' ' W"rk.m' ™ r^n wäre. (Ähnliche Aufgaben wie die Kardinal-

ausgewählten Ulurfr*......m sowc r . ,„■■„ word n^ ^ zunächst

j***las.igen Orts- und Personenregister ausgestattet Irot,.ktoren na^ ^^^.p^,^,,,, wahr.) Kam

das Amt erst gegen Ende des 15. Jh.s zu voller Aus-

Zürloh Hrland Herkonrath prägung so war es doch bereits durch eine Jahrhun-

derf. wahrende Entwicklung vorbereitet: die ständig
'„'.Uule Bedeutung des Kardina.ats seit der Reform-

frlu,. , ,■ , . bewegung des 11. Jh.s und das seit dem 13 Jh. be

"»•<•. William E.: Tin- (»nlinal l'roli'ctfirs ol KiieIhikI. k Kardinal-Protektoren für be-

»Oms und I hn Tudors l.efom I he Reformation. London/ itebeiHM Ami v oh ^

Vork: Cambridge Umver*,! ., [1974]. VIII, stimmte Mönchsorden, bekannt vor

262 S. H". |,„ £ 4 50 Wirken Ugolinos, des spateren Gregor IX., im irun

L Wieder ist auf da. Werke......engUaahen Historikers .....ridcanerorden. Weil die .J*^.^^^

K^UWeteen, ,l»s rieh «rürdig unter die Itrfebnisse u Mittelalters ausdrücklich nationale InteKSS.n

WftOrlSOher Korschung im angelaftoll I 0h< II EUwn, die ftn dof Kurie wahrzunehmen hatten und zudem ge-

^n '*tBten Jahrzehnt offenkundig einen seht Begrüß« DJ ( tIioh noch für mehrere Staaten arbeiteten, stieß

, *<»n Aufschwung genommen hat, einreiht. Die Arbeit ^ ^ w Kur;p und Päpsten zunächst auf Gegen-

T*«nAftlgt sich mit dem Wirken der Kardinal-Pro- rlexlbüitlt der Kurie und die innero

"k,oren in Kngland, -las in die Regierungszeit Hein- wehr,