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Ausgabe:

1975

Spalte:

440-441

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Von der Reformation bis zum zweiten Villmerger Krieg 1975

Rezensent:

Herkenrath, Erland

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 6

ZU beraten. Auoh für die Theologen hatte er Reform- KIRCHENGESCHICHTE:

Vorschläge. Zunächst warf er ihnen vor, daß sie zu ncc ADM ATIAMC 7CIT

sehr in Sohulgez&nk aufgingen, daß sie Logik, Mathe- RcrURMA I lUNoZbl I
matik, Physik und Naturwissenschaften sowie Philo-

sophie nicht mehr nur als Hilfswissenschaften botrach- WW«, Rudolf: KirchongMchichl, «l«-r Schweiz. 11: Von

...... ... , . tMi . iler Reformation bis zum /weiten Villmorger Krieg.

toten und sich mit unnutzen Fragen beschäftigten. „,. . , . , ... vv ,,,, a „

' .... , , 6 _, .,. „ , -r Zürich: rhoologisohor Vorlag [1974]. XX, 750 S. m.

Davon sollten sie sich ab- und der Heihgon Schritt g0 Abb a 4Ö Taf g0 IjW afr 96>_

zuwenden, um die lox divina für die Reform aufleuchten , , , , ,____, j„

' . . , ,„ . ... , „ Genau zehn Jahre nach dem ersten Hand legt der

zu lassen. Man wird dem Vf. bestätigen können, daß _ . . ... ... , , „ ~___

_ _ ,. „. °, . , . , Verfasser, Titularprofessor für Kirchen- und üogmen-

Gersons Grundanliegen, die Hierarchie durch das ,. , , rrT . ..... _.. . , ,. „ , °___

,. , „ , . ? ' , ,. .... , geschichte an der Universität Zürich, die Fortsetzung

gött hohe Gesetz wieder funktionsfähig zu machen, aus „. .__ , . , , _ , , ,

8. , _ _ , . , , » seiner Kirchengeschichto der Schweiz vor. Ziel des

vielen Strömungen Gedanken aufnehmen konnte, d.e UnternehmenB ist M, Er8atz für (,ie älteren protestan-

dafür geeignet soh.enen ttaohen Dar9tenungPn von Emil Blösch und Wilhelm

Leider hat der Vf. bewußt darauf verzichtet, auf ^ ^ füp katho,i8oho Pcndatlt, von

den Erfolg der Reformvorsohlage Gersons und semer The0(]or Sch ,er zu bieterl, wohoi außer den beiden

Gesinnungsgenossen einzugehen, obgleich die klar d.s- r Konfos8ionPI1 (|er Sohwoiz ailch Meinero rf>]iKiös<-

pomerte und aus Gersons Schriften belegte Darstellung 0ruppierungen (.rfaßt m(deDi Zwar fallt das heute ho

viele Einsichten in d.e Gründe für das Scheitern dieser ,.;„,„,„„ „„kuineniseh" weder in» Titel noch

Reform gewährt. Wenn der Vf. auch nicht die Knt- . , __Q___i ,i,,u

s „ „ , , . , „, , ... im Vorwort, doch zeichnet den ganzen Hand SM

wiok hing dieser Reform darbieten wollte, hatto er , . , . .,° n „ , . , „„„

, , „ 6 ... , . -.-r , f ii augenscheinliche Bemühen aus, die Geschichte von

doch fragen können, ob der tatsächliche Vorlauf dioser T. ° , .. . . . . ,.........i

. 6. , , ,' , . _ , , Katholizismus und Protestantismus gleiohgi'wichtig und

Reform nicht aus den orhobenen Grundanschauungen , ., _ . ... , .

" . , . . . „. ~ , „. mit derselhen Gelassenheit und Distanz zu schildern.

Gersons folgen konnte oder mußte. Gerson erhonto ... , . , ., - . . ... , ___,

,6 . . , . ... . , , Was bei beiden Konfessionen christlich und was

sich von der Entmischung geistlicher und weltlicher . , , . ... , . , , .. . .. , , TT ... Ama

' . , . f. 6 .... . . . ,, . nicht christlich war, wird ausdrücklich dem Urteil d<

Gesetze in der Kirche dio Wiederherstellung einer T .., . ... , , ,

Z , . , ,. „. , , , , ., , L<-sers uherlassen. \ . im dennoch dem Protestantismus

Ordnung,,« der die Kirche entsprechend ihres göttlichen m<>hp iiutut |ind B,8 ,,„,„ Katholizismus.

Auftrages predigen und dm Sakramente verwalten ^ [y ^ ^ ^ ^ VQ ,.,„.,„.„ Stoff ,md d„r

wird, um dadurch Menschen zur Geme.nschaft mit beroit8tehenden Literatur.

Qott zu führen. So erwartete er d.o Reform von denen, Von dpn f..nf Ab-ohoiMen isl, (lor or8te ttber die

die die Maoht in ihren Händen hatten und einen großen R,.formation bis zum Ersten Helvetischen Bekenntnis

Teil der Sohuld an den schlechten Zuständen der Kirche 1536 d(,r limfangr(,iohfjt(1> nicht nur> weil Anfang ttlld

seiner Zeit trugen, nämlich vom Episkopat und von Durchführung der Reformation in den einzelnen eid-

der Priesterschaft, die im Rahmen dos Feudalismus genössi8ohen Orten und Untortanengebieten jewe»

zu oft ihre Stellung als einträgliches Lehen mißverstan- gOHOndert in eigenen Kapiteln beschrieben, sondern

den. Die Laien aber, die das Konstanzer Konzil zustande my da(j Vorangehen Zwingiis, der Ausbau der Zürcher

gebracht hatten und auf die Reform drängten, hatten Rf.f0rmationskirche und das Täufertum besonders

in Gersons Hierarchie keinen Platz, um einen Gesin- fuhrlich dargC8tellt werden. Um etliches kürzer ist der

nungswandel der Bischöfe zu bewirken, da sie am zweHo Ab8chniu> ob8ohon neben den Spannung«""

Grund der Pyramide nur Empfangende sein konnten. zwisohen den Konfessionen, der Diskussion um di"

Wie sehr sich die wiederhergestellte Hierarchie nach Toiinahmo am Konzil von Trient, den Beziehung*«

den Reformkonz.hen des 15. Jh. den Reformforde- <|(,r Kv(lnK,.,iscll„„ .,„ Waldensem, zu Frankreich,

rungen zu entziehen wußte, ist ebenso bekannt w.o die IuAtonf Spanien und England das Wirken Calvin«

Tatsache, daß die Reformation mit Hilfe der Laien d.e eingehend zur Sprache kommt und Bullingers Zweif«

Kirche erneuern konnte. Auoh brachten Gersons ,, , ... r. , , ..., ,,,;,■( .

*_ , ' , " Helvetisches Bekenntnis gebührend gewürdigt wii"

Ermahnungen keine neue Theologie hervor, wenn man .,,^^ nrefm-mation und reformierte Orthodoxie" lautet

nicht d.e gesteigerte Komb.nat.onstat.gkeit als solche djo über8chrift d(,s driUen Abschnitts, der auf &

ansehen.will .sondern Luthers Schr.ftverst ändnis, daß Schweizerreisen des Kardinals Carlo Uorromeo, .I'«'

d.e He.hge Schrift als unmittelbares Wort Gottes Tätigkeit der Nuntien, Jesuiten, Kapuziner, (lie K.n<'<!'''

und Iwangel.um für jedermann entdeckte, wodurch (,f,r b,,8tehendf>n Klöster und auf Rckatholis«?-

die Hierarchie die Bedeutung verlor, die ihr Gerson VUUV,HV,Ts„r,„. iln |, lirsl bistum Basel und im Walh»

zuerkannt hatte eingeht. Ein eher bescheidenes Kapitel über die r«'-

Indem der Vf. Gersons Ekklesiolog.e als Grundlage formierte Sohweiz zur Zeit der Dordroohter Sy»°'"

•einei Reformvorschläge erarbeitete, entstand .Iii „1(l(.ht bewußt, wie sehr die Zeit um 1000 bisher von

Frage nach dem politischen Hintergrund. Nebenln i ,,„,. |,,H.s(;ll,1Mg Ve,naehlässigt worden ist. Kapitel ü'»<''

erfahrt der Leser, daß für Gerson das regnum civilo eine dio Bündner Wirren, den schweizerischen Bauernkri<#

unter einem Haupt geordnete Gemeinschaft war (190). ,653 lmd d„a Ergten Villmerg-rkrieg 16ß« runde"

Das überrascht nicht, denn die Anschauungen über diesen D il ab. De,-zeitlich nicht genau begreMte V»«f«

die Struktur der Kirohepnegenmit den zeitgenössischen Abeohnitt führt von .1er katholischen Kontrovers

Staatstheorien zu korrespondieren. In einer Zeit mit theologie, den Konversionen, Bruderschaften, W '

vielem soziologischen. Wissen sollte die Darstellung fahrten zu .len theologischen Streitfragen der SP'1''

einer Ekklesiologio aus der Theologiegesohichte nicht Orthodoxie, der Formula Consensus von 167ß, *•

darauf verzichten, diesem Zusammenhang nachzu- evangelischen Flüchtlingsfiirsorg-, den Gottesdi''"4'

spüren. former —i_________i ,i..„ ♦v.nnlnciHoh1'

nen, der JogUlduntej Weisung und den theologiso
ihaohulen. Nach einigen Ausführungen über

Wenn auch versäumt wurde, Schlüsse zu ziehen iior-1

so ganz für die Gegenwart —, darf doch nicht über- weitere Schicksal der Ti uf'-r und dasjenige von Jud ,n

sehen werden, daß es dem Vf. gelungen ist, Grundsätze ,m,| Zigeunern werden eher volkskundliohe The»1'

fOr Oenons Verhalten zur Reform sichtbar zu machen, „ „Spiele und Thea'er im Dienste des Glauben

die mit helfen, den weiteren Verlauf der Reform zu ,,nd „Astrologie. Volk glaub. und Hexenwosen" '

verstehen und zu warnen, von den Amtsträgern der gegriffen. Im kurzen letzten Abschnitt sohl"'1» '

Kirche alles zu erwarten. z-igt Pflster, wie vernünftig Orthodosie und lW" j„

Lo'Pz,8 Hnhnar JunghaiiH der indes nur bis 1720 und somit nooh keineBW' g