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Ausgabe:

1975

Spalte:

438-439

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Pascoe, Louis B.

Titel/Untertitel:

Jean Gerson: Principles of church reform 1975

Rezensent:

Junghans, Helmar

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437 Theologischo Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. ß 438

kann' (193) und damit um dir- Einheit von negativer umfaßt somit alles, was überhaupt sein kann"). Hier

und positiver Theologie (gegen Jaspers, 200). N. erhebt sollte weitergearbeitet worden!

den Anspruch, daß nur „durch die Überwindung des Die Studio ist auch für den Theologen anregend.

Widerspruchssat7.es, nur durch seine Koinzidenzlehrc" Warum im ersten Teil Vf. die historische Reihenfolge

»Gott in soinor Absolutheit gedacht werden" könne nicht einhält, ist trotz seiner Begründung nicht ein-

(218). sichtig. Sonst ist das cusanischc Schrifttum umfassend

Dann behandelt Vf. „Die Koinzidenzlehre im Unum ausgewertet worden. Man könnte fragen, ob dor je-

llnd die Umwandlung dor Verstandesbegriffe (Katego- weiligo historische Kontext nicht hätte berücksichtigt

rien) in Vernunftinhalte". Für N. ist das Eine das werden müssen, da er zweifellos für N. seine Bedeutung

Sein und der Ursprung. Gott ist mit keinem und mit hatte. Die Sprache ist manchmal reoht gekünstelt

jedem Namen zu bezeichnen, doch ist ,unum* seine (u. a. 3, 47, 220, 339). Druckfehler wirken sich z. T.

vorzüglichste Benennung (241). N. ist die „Betrachtung auch störend auf das Register aus (z. B. de Gandillao,

dieses erfüllten, alles umschließenden Einen der In- 158 und 349!).

halt der Philosophie und Theologie, ja des ganzen Sohlottau/Erzgob. Karl-Hermann Kandier
bowußten menschlichen Lebens; das Eine ist das unum
neoessarium" (Lk 10, 42, 259). N. ist nicht einfach
Panthoist; Welt und Gott sind für ihn nicht identisch,

Iber auch nicht verschieden. Theismus und Pantheis- pjgw |/(),liH u., ,s. ,).: Jesu (ierson: MMlflM «t (JInirch

">us sind für ihn keine Gegensätze (vgl. 260). Im IMorm. Leiden: Brill 1 l)7:t. XII, 233 S. gr. 8" = Studie!

Universalie,ist reit läßt N. dio Vielheit der Ideen und in M0dioval and ltoformation Thought, od. by 11. A.

Pormen vor den Einzeldingen und naoh Gott nur Oberman, VII. Lw. hfl. 64,—.

vorläufige Ansieht gelten, sein EineB ist die Ver- j0 wcjter eine geistesgesohichtliche und damit auch
'nittlung (272; vgl. 331). ,.i„o theologio- bzw. frömmigkeitsgcschichtlicho Epoohe
Darauf stellt Vf. „Die Koinzidenz im Unum und voranschreitet, um so vielgestaltiger wird sie, um so
(,'o Implikationen des aristotelischen Prädikations- lnehr Anschauungen vermisohen sioh in don einzelnen
•Ohemae" dar. N. wußte, daß die Zulassung des Wider- Persönlichkeiten. Das gilt im besonderen Maß für dio
■pruohfl einen radikalen Eingriff in die bisherige (aristo- Zitate und Gedanken sammelnde und ordnondo Schölisch
geprägt«') Metaphysik bedeutete. So mußte j^tik, zumal seit dem Beginn des 15. Jh.s alte Dar*
"r diesen Kingriff in die ratio rechtfertigen. Er will Stellungen versuchten, die einzelnen Scholastiker von
»ethode und Sache dabei nicht trennen, obwohl dies 0jnem Grundgedanken her zu erfassen, wobei sie aber
z'"' Durchsetzung seiner Methode nötig gewesen wäre. oft mohr <lin Unterstellungen der zeitgenössischen
Hier liegt eine Grenze seiner Koinzidenzlehre. Wohl Gegner als dos Dargestellten eigene Gedanken darboten,
'•"«halb war sie in der Schulmetaphysik vor Kant so paher wandte sich die Forschung den Einzelheiten zu,
' '»flußlos (307), obwohl indirekt über Bruno, Leibiiii wo,l„rch zwar dio vereinfachenden Klisohees zorstört
Hamann N. auf Kant and Hegel gewirkt hat. wurden, ohne daß abor immer ein neues einprägsames
Zuletzt kommt Vf. auf „Die Koinzidenz im Unum gf]d ,M,tstand. Der Vf. unternimmt es nun, bei Gerson,
die Selbstanslegung des menschlischen Geistes" ^er sioh duroh die Kombination vieler, oft als Gegensatz

ipreohcn und weist der Metaphysik des Einen de» auftretender Elemente auszeichnete, Grundsätze für

" »Inen „ausgezeichneten Platz in der Problem- Hpjn„ Äußerungen zur Kirchenreform zu erheben, ohne

«""••hiebt,,. ,|,.s transzendentale,, Denkens" zu (330). jhn deshalb als Nominalist, Mystiker, Kanonist Oder

Vf. will bewußt das Theologische im engeren Sinne „„deren abzustempeln. Für dk> K^ch»^' g£

"""Idanune,,, Trotadem hat Rez. wohl die tl.eologi- mittelsten könnte m s,ch als ^oM*™*™, «j

» Implikationen hervorzuheben. N. hat mit seiner Art Looimothod, „„zuwende,,, d,e meb,e,

^'"cide,,,;......poshorum ja auch de- Vereinigung .„.griffe und Leitgedanke,, be, emem ?ototattfcei

f""""re,. Vollkommenheiten in Gott » meint (47). heran., rbeif ei und m *M"'ZJtJ,* »Ä

<'"•• Trinitätslehr,. und in der Christofe liegen dUKrtMM- die Beziehungen ™*»8*g'1J£L5ZI

Steine für die Lehr« von N. vor («0, Vgl. 324). genOM» mehr Platz finden, als es ,m vorhogon.ton

fe'Ä "II ™^ir^U, vor allen, heraus., daß Gersons

;. " Hl ", sondern das Letzte, was uns. ,' Vernunft m

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■ • unn gorrucne r.me nicm. reem .'rsranuen ut'r vi. »n-ueiwi. vur ...... „uic*un, ...w-. -----

Die Inkarnation bedeutet, daß das Maximum. Leitbild für die Kirche die Hierarchie der Engel war,

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deN M ,l,lH Minimum ist, so das Eine ist, daß es wie er sie aus „De coelesti hierarchia" des Dionysios
w,'ge„ |)(lH m Kontmk(jOM HinausgetWteoe nicht Areopagites kannte. Seine Reformvorschläge sollten die
^ '°'<'' (325). Vf. zitiert Stallmach (173. Ann,. 2), der auf (<Öttliehe Ordnungen gegründete Hierarchie be-

'"'"ig '"'"j'^'n «u Gott gerade noch zu erreichen SpHae haben, dem die Bischöfe unterstehen, dieeen der

"'lc'1 d, ,,, 1 ' '" wi,,,,,iK' r Beitrag zur Frage Kleina. Die Basis sollten dio Laien bilden. Hie Orden,

V°" Verb« mÜÜÜ ft.')MOon<''tuH t ..Gott" ist die „Einheit es ging besonders um die Bcttelordon, hatten in dieser

( j„ p,j°MR','!n<'i,'. <>fer,bark. it . „Christus ver- Hierarchie keinen Platz, sie sollten daher nur im Auf-

Di ' • ^'""'"li"'Xkeit mit. der Unbegreiflich- trag des jeweiligen Parochiale,, diesen unterstützen.

,|H0l,vojj. onr'"fliohe Denken muß die Versöhnung Aufgab.' der Reform sollte es sein, zu reinigen, zu

^'"H «oll "' Ghrietuj an thb vollbracht hat. erleuchten und zu vervollkommnen, jeder Stand sollt•

''''"'ip all' ~**inaldenaiehre gegen das gemeinsame das an sioh selbst tun, um glaubwürdig zu sein, und

^r,"idi(|l '' '''"'""'''K1'" Philosophie leisten; das ist die dafür wirken, dal.l et an de,, ihnen Anvertrauten ge.

sähe' V ' ''O0,n 'Kforantia. . " (321 f.. vgl. 199). schieht. Da die drei Päpste vor dem Konstanzen Konzil

"t|,i>rH '"wieweit N. auf die Tl,eologi<' offensichtlich nicht bereit waren, das zu tun, unter-

V"" De ."""'"'^""K'n gehabt hat (vgl. 213f. auf Grund stützte er das Konzil, das die gesunde hiorarchisclie

"iaht dorohtl 'Knom"'"1 ..Gott ist groß, aber Ordnung wieder!, erstellen sollt e, in der er sich nur ein

w,,r(|0n , " 1 Grröfie, die vermehrt oder vermindert vom Papst geleitetet Konzil denken konnte. Den

s"it,: j*n"' "'' kann nicht größer und nicht kleiner Theologen stellte er die Aufgabe, als Sohriftkundige d

'•"gleieh di r Größte und d.-r Kleinste und Inhalt der lex divina zu erheben und die Hierarel

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