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Ausgabe:

1975

Spalte:

430-433

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Theißen, Gerd

Titel/Untertitel:

Urchristliche Wundergeschichten 1975

Rezensent:

Schille, Gottfried

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420 Theologische Litoraturzeitung 100. Jahrgong 1975 Nr. <> 430

15, 40; Corner 20, 32) und jüdischor Gebete und 1957; die Berücksichtigung dieser Studie hatte wo-

Grüße vorstanden; eine einseitige Horleitung wird möglich zu einem differenzierteren Sprachgebrauch

abgelohnt. Dio Eingangsworte sind nicht konventionell, betr. Interzession vorhelfen können) und verschiedenen

sondern weisen dio Gemeinde bewußt auf das hin, was Registern.

für ihr Leben in Christus am wichtigsten ist. Die In seiner gründlichen Untersuchung hat W. recht

Sohlußsognungen nehmen liturgische Formulierung auf, überzeugend dargetan, daß Paulus auch dort, wo er

um zur Euoharistiofeier überzuleiten. Die Fluchstollen vorgegebenen Gobetsformon und -Wendungen sowie der

(Gal 1, 8 f., 1 Kor 5, 3—5; 16, 22) orgeben, daß Paulus Briofsitte folgt, diese mit aktuellem Gehalt füllt,

hier mit prophotisohor Vollmacht „negative Fürbitte" Zugleich ist dio Bedeutung der Fürbitte wie des Gebets

ausübt, um der Zerrüttung der Gemeinde zu wehren. überhaupt für das Selbstverständnis und Wirken des

Bin zweiter Teil (Kap. 7—9, S. 156—258) befaßt Apostels und das Leben seiner Gemeinden klar horaus-

sioh mit den Fürbitt-Borichten. Ihre Stellung Vorzugs- gearbeitet. Es worden ferner interessante Ges.chts-

wei„,. .,.„ Boginn der Briefe entspricht zwar dem Aufbau punkte für dio Komposition der Paulus-Briefe zur

Antiker Briefe. Aber in ihrer Verbindung mit der Dank- Geltung gebracht, dio bei der Diskussion über reUungS;

«ugung zeigt sich zugleich jüdiseh-liturgisehor Einfluß hypothosen Beachtung verdienen. Mitgliedern hat W.

(Verbindung von Lob und Bitte, in den Psalmen und einen förderlichen Beitrag zur Paulus-Exegese geleistet,
'm Sohemone Esre). Die Untersuchung dor einschlägigen Berlin Christian Wolff

Stellen (1 Thess 1, 2b f.; 3, 10, Rom 1, 9 f., Phil 1, 4.
9—11, Pinn 4b und 6, 2 Kor 1, 7) erweist, daß die

Bebettberiehte nicht, einfach einer Sitte der Zeit genü- ThfiBwi ,!ord. Urehristlieh« WunderKMchichten. EinBeitrag
IM) wollen, sondern den besonderen Hintergrund und z(jr f„rmge9chiohtlichen Erforschung der synoptischen

'ue Absicht des betreffenden Briefes erkennen lassen. Evangelien. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd

Auoh dio VorHiohorung dos ständigen Gebets ist ernst Mohn [1974]. 319 S. gr. 8° = Studien zum Neuen Testa-

getneint; die Erwartung dor Parusie erfordert die ment, hrsg. v. G. Kloin, W. Marxsen u. W. Schräge,

kontinuierliche Interzession des Apostels für die Ge- 8. Lw. DM 58,—.

'nein,!,,. Zugleich worden die Leser damit indirekt zur Ein fleißiges, anregendes Buch, seine Lektüre ein

Fürbitte für den Apostel ermuntert. - Die Behand- zwiespältiges Unternehmen 1 Die Bonner Habilitations-

'"ng der Gobotsboriohto außerhalb von Danksagungen schrift (der Autor betreut das Ergänzungsheft zu R.

(2 Kor 9, 14; 13, 7. 9b, Rom 9, 3 und 10, 1) läßt für Bultmanns Gesohichte der synoptischen Tradition)

d°n 2 Kor erkennen, daß Paulus sie bewußt an das will durch linguistische Mittel zur Uberwindung der

Ende dos Vorsöhnungsbriefes (Kap. 1—9) bzw, des von seinem Bonner Kollegen E. Güttgemanns erkannten

(später damit verbundenen) Tranenbriefes (Kap. 10—13) Stagnation der Formgesohiohto beitragen. Dabei wird

Htr>llt, um wichtige Anliegen der Schreiben noch einmal der betrachtete Teilboreich synoptischer Iradition in

zusammenzufassen und zur fürbittenden (le,neinschaft einem Pan-Mirakulismus zur Normaltheologie stilisiert:

n"f>.urufen. Rom 9, 3 und 10, 1 zeigen den Apostel Wundorkritik (bei Paulus, Markus oder Johannes),

««hlioßije.h als Fürbitter für Israel, der zugleich seine Roiativierungen (die sich trotz des Widerspruchs h.

Lo»er stillschweigend zu diesem Eintreten vor Gott 220 f. bei Markus natürlich auoh gegen die, Uottessolm-

•UffOTdert Titulatur richten) gelten als Eisogeso, weil T. anzweifelt,

J( Im letzten Hauptteil (Kap. 10, 8. 259-292) weiden ..daß die biblischen Autoren mit ihren Traditionen so

*" bitten und Ermahnungen hinsichtlich der Intor- lieblos verfuhren wie viele moderne Theologen mit de

^•««ion untersucht. Auf Jor 29, 7- 9. Bar 1.10-15 und biblischen Traditionen" (S. 289). Man hatte HOB

Syr Bar 86, 1-3 wird als jüdische Vorgänger für den weniger dogmatische Apodikt.k gewünscht u.u < .n

Rr,l"oh des brieflichen Krsuchens um Fürbitte vor- aufmerksamere Aufarbeitung der seit der Wassscn n

Die häutige Stellung am Briefsehluß (1 Thess Kormgeschichte erzielten Teilerkonntn.sse, n.oh.zuletzt

*• 2r>. Rom 15, 30 32. Hm, 22b) deutet darauf hin. eine gerechtere Behandlung de« linguistischen Qesamt

' ftß die Gemeinde während de,- Euoherietiefeier für urteile von E. Güttgemanns dem r. - gejn m n

J'1'Apostel beten soll. Stets spiegelt sich dMbeWMldere Willen - einen Bewe.s für d.e Richtigkeit seines

'•'hUtnie zwischen Paulus lind der Gemeinde oder radikalen Zweifels liefert. Theologie

«Prelle Situation des Apostels wider: Im I Thess 1. Das Schlimmste vorweg We

")c u......... r. ,..,_..! i„. ^.oL-nllr,. nrwartet, wird enttauscht. Uior leieri, niou« •»

in Ii W" t (emeinde bei der Parusie makellos erwartet, wird enttäusoht. Hier teiert nicni, wu

'" '•nui I,"" K ''' B" '"" A,manm'' r Kollekte PMöOIPenolOgie Triumphe. Violmehr wird auoh jede

"" Phm ' "i '"" Missionsarbeit im Osten, seit fünfundfünfzig Jahren erarbeitete theologische

''"'""Ke'nl") •l t'il '' 19 f' '"" ^"n,w""i ""s (,,'r Einsicht liquidiert. Der Rückgriff uuf R. Otto signali-

^""'igiui'4' 9 ic '''' W"'1''1'"'" 11 in der Vpr- 8'0rt den Bestbestand: „Angesichts manoher theo-

"" iiisH r" K " '' 11 S°" HOnn',ül'0'' erneuerte logisch motivierten grundsätzlichen Kritik habe ich

''" B"ürblr> / U I'"'1"11 Peulua und der Gemeinde du rch mich freilich darauf boschränkon müsson, den Begriff

Uiet)aj | Korinther für den ungehinderten des .Heiligen'näher zu entfalten wobei mir bowußt

'"'a ,'/." ^'",;S,''''H «'"festigt werden, womit das ist, daß die hier anstehenden Probleme zu ernst und

'na'"niii '.H ^'''""'"""igsbriefeu gegeben ist. Die Kr- wichtig sind, als daß man sie in oinom Exkurs aus-

l<"1" Iii« """ P"'"T,"'KK r>- 17 r- ,>nil 4> ß. niohend erörtern könnte" (Vorwort). Wo nicht das

,,0<,h 14. indirekt auoh 1 Kor 7, 5) zeigen dann historiscli Einmalige, sondern das Typische gesucht

Hf "jM|| ' n' '''" Rodlui der Fürhifio def < o m. inde : wird, reduziort sich Theologie auf Religion, gilt Jesus

ty (,'' r'.'"' P*ulUi Und für Menschen. als zum Gottessohn hochstilisiort (S. 45 f.: nioht nur

'""'ir,i,n *on"eß< leine DereteUang mit einer Zusam- im Blick auf dio Wundertradition, sondern im Blick

'die NtH"."K (Kap. II, S. 293 29ü), vier Anhängen auf das Neuo Testament), werden die Unterschiede

Mrbilflke aber dli > i seine,tonen zwischen (oft zu paradoxen Aussagen genötigter)

'''lrir>rd„ ' ' r '»ahnungen sowie don n jeweilige Theologie und einsträngiger Religionsphilosophio (als

ini","^ '" .,,aH Briefganie vermitteln), einer urn- Ausgangs-: 8. 46—50, und Zielpunkt: 8. 296 f.) Aber«

^'"htiir "r". "'W'ogniphie (hier vermißt man die sehen (und zwar sowohl innerhalb als auch gegenüber

^Päljiid,. 8"r,ft,i"'i von K. Zorn. Die Fürbitte im der Wundertheologio): „Urohristlioho Wundergeschioh-

,,,n und im Neuen Testament, Göttingen ten zeugen von einer Offenbarung des Heiligen ... —