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Ausgabe:

1975

Spalte:

427-430

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Wiles, Gordon P.

Titel/Untertitel:

Paul's intercessory prayers 1975

Rezensent:

Wolff, Christian

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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 6

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heiten interner Text/zusammenhänge oft mit einem der Apostel mit der Aufnahme von Oebetswünsehen

direkten Blick auf die Leser erklärt werden; das in seine Bohreiben einem antiken Brauch (W. verweist

erscheint in dieser Weise nioht legitim: Hier entzieht besonders auf 2 Makk 1). Eingehend wird anschließend

man sich Problemen, die syntaktisch und semantisch die Grundstruktur der wish-prayers mitsamt ihrer

zu lösen sind, durch einen Sprung in die pragmatische variierenden Gestaltung und Stellung innerhalb der

Ebene; eine Leserbeziehung ist doch für jede Literatur pln. Briefe (als Zusammenfassung oder Abschluß von

anzunehmen, auoh für historisch-berichtende. Dio Hauptteilen bzw. der Briefe überhaupt) herausgenrbei-

wiederholte Alternative vergangenheitsorientiort-loser- tet.

orientiert (so zuletzt S. 298) ist falsch, da beide keine Boi dor Behandlung der Gebetswünsche im 1 Thess

echte Korrelation bilden, vielmehr verschiedenen Ko- zeigt w>> wie 3 n_i3 du- Hauptthemen des ersten

härenzbereichen zugehören. Die Entscheidung für eine Briefteils (Rückkehr zu den Thessalonichern; trotz

Leser-Orientiertheit in dieser Ausrichtung ist ein keryg- anhaltender Bedrängnis Liebe zu allen, auoh gegenüber

matischer Pragmatismus, der häufiger Interpretation«- den Verfolgern) zusammenfaßt und zum paränetisohen

Probleme zudeckt, als daß er sie befriedigend löst. Von zwojton Tefl (Heiligkeit in Erwartung der Parusie)

diesem Grundfehler gegenwärtiger Hermeneutik ist Überleitet. Ähnlich fungiert 5, 23 f. als conolusio dor

leider auch die vorliegende Arbeit nicht frei. Paränesen („Gott des Friedens" bezieht sich auf 4, 9 f.;

Druckfehler: S. 10« A. 105 fehlt Mk 14,20; S. 107 5> 12_16; Heiligung; Parusie) und bildet zugleich den

A. 116 lies Mk 14, 10 v.l.; S. 159 Z. 2 lies Mk 9,28; liturgisch ausgerichteten Briefschluß, ,1er zur Feier des

S. 188 A. Ii Marxsen. Herrenmahles überleitet. Beiden Stellen läßt sich

Naumburg (Saale) Wolfgang Schenk entnehmen, daß Paulus sich in hohem Maße für die

Vorbereitung der Gemeinde auf die Parusie verantwortlich
weiß. Die Gebetswünsche verfolgen aber auch
eine paränetische Absicht: Die Thessalonicher sollen

Wiles, Gordon P.: Paul's Intfrcessory l'rayers. The Signi- in kritischen Tagen ermutigt werden. Zugleich möchte

fleance of tho Intercossory Prayer Passages in the Lotters W. den wish-prayers eine katechetische Funktion

of St. Paul. London: Cambridge' Univers.i y 1 Voss [1974]. beimessen: Sie seien Gebetsmodelle für die Gemeinde.

ttt. 351 S. 8° = Society for New lestamont Studie«, o i i- ov v. • j i_ j o -o i j- tr- i_ • i,t

„ ' . c ■ i u m ni i i u am i ufi Schließlich wird betont, daß Piiu us die Wunsche nicht
Monograph Serie», ed. by M. Plack and Pv. McL. Wilson, . . ! . . . , " , •

24 Lw £ 7 20 ""r n"'derschrieb, sondern wahrend der schriftlichen

,,r , .' ni j , , -n i- • u t> ■ r Fixierung die bedrängte Gemeinde vor Gott brachte.

Welchen Eindruck vermitteln die Paulinischen Briefe

vom Fürbittdienst des Apostels? Was erwartet Paulus Vor der Besprechung der entscheidenden Passagen

von der Fürbitte der Gemeinde? Sind die häufigen Be- im Rom wird die Absicht dieses Briefe« dahingehend

hauptungon des ständigen Gebets für dio Leser ledig- bestimmt, daß Paulus sich einmal der Gemeinde vor-

Uoh Hflflichkeitsäußerungon ? Welche Bedeut ung haben stellen, zum anderen ihr aber auch zu innerer Festig'

die Gebete für die Missionstätigkeit des Paulus ? Das keit verhelfen wolle, damit sie seine Missionsarbeit im

sind die Hauptfragen, die Gordon P. Wiles, Professor Osten wirksam unterstützen könne. Die wish-prayer-

der Religion am Connecticut-College in New London Stellen dienen gerade letzterem Anliegen. 15, 5 f. 1^

(Connecticut) in seiner Untersuchung beantworten sind auf die Starken und Schwachen in Rom bezogen

möchte. Das Buch hat dio von P. S. Minear betreute und beinhalten, wie dann auch 15, 33 (betontes „alle' )

und 1965 an der Yale-Universität eingereichte Disser- die Einheit der Gemeinde. Wiederum wird hervor-

tation des Vf.s über „The Function of Intercessory gehoben, daß es sich zugleich um Oobotsanweisung*"1

Prayer in Paul's Apostolic Minist ry with Special für die Gemeinde handelt, daß sie durch ihre Stellung

Keferenco to the First Epistle to the Thessalonians" im Schlußteil des Briefes in den Gottesdienst der

als Grundlage. Das Thema ist jetzt jedoch auf samt- Gemeinde eingeordnet werden sollen und daß Pauli'*

liehe als echt anerkannten sieben Paulus-Briefe aus- beim Schreiben (bzw. Diktieren) zu Gott betet. T"1

gedehnt worden. Zusammenhang mit di r Behandlung von 16, 20a

Die Behandlung des Gegenstandes erfolgt in wohl- wird die Zugehörigkeit des 16. Kapitels zum R0"1

durchdachter und übersichtlicher Weise. Zunächst wird diskutiert und bejaht (vgl. S. 92—94). W. maoht

(Kap. 2, S. 6—21) das entsprechende Material nach vor allem ilarauf aufmerksam, daß sieb eh r Gebet"'

Durchdenkung der methodologischen Probleme im wünsch in diesem Kapitel dem Hauptanliegen 0**

Anschluß an G. Härder in die beiden Hauptgruppen ganzen Briefes, die Einheit, der römischen Geniein''''

wish-prayers (Gebetswünsohe) und prayer-reports (Ge- gut einfügt: Sie ist auoh durch Eindringlinge, ''''

betsberichte) klassifiziert. Auch das Wesen der Fürbitte Unfrieden stiften wollen, bedroht. Die Schlußstelh'"*'

kommt, bei starker Berücksichtigung des AT, zur der unvermutet scharfen Mahnung (V. 17 ff.) wird tO»

Sprache. Schließlich geht W. den verschiedenen Be- dem Hinweis auf das nach der Brief Verlesung folg"'1"

Zeichnungen für die Fürbitte und den Fürbitter bei Herrenmahl erklärt; es soll vor der Teilnahm'' '''1

Paulus nach und kommt zu dem Ergebnis, daß es Unwürdigen gewarnt werden. — Bei der Erörterung

kein Wort gibt, das an sioh eindeutig die Fürbitte von zwei weiteren, allerdings indikativisch fonnuH*****

bezeichnet; ebenso fehlt ein spezieller Terminus für Oebetswünsehen (1 Kor 1, 8 f., Phil 4, 19) wird ''"'"V

den Fürbitter. hingewiesen, wie diese auf die Situation der Gemein«

Die Kapitel 3—6 (8.22—155) befassen sich mit den Bezug nehmen. Hinsichtlich de s I Kor und <I' H ', ^

intercessory wish-prayers, die das Begehren beinhalten, wird ferner für deren jeweilige Einheit liebkeil l,'",('"|j.

Gott möge in beziig auf die jeweils erwähnten Per- (an der Phil-Stelle z. B. ist nicht nur von der

sonen handeln. In den grundsätzlichen Ausführungen spende die Rede, sondern es kommt auoh <li'' l'o1' "."^

werden Hintergrund und Form dieser Gebotswünsche gegen die Selbstgefälligen zur Sprache, und «• "

dargestellt. Sie haben das AT (Segnungen im Optativ auf 1, 9 11 zurückgegriffen). — W. wendet sich d

in der LXX) und den liturgischen Stil der Synagoge den Segnungen und Flüchen zu, von denen die erst' r^

(Benediktionen) als Grundlage und fügen sioh dadurch trotz zumeist gleichbleibender Ausdrueksweis'' t

auoh dem Gottesdienst der jeweiligen Gemeinde ein, falls ein fürbittend. s Moment enthalten. Die Bling***^
in dessen Verlauf die Paulus-Briefe vor der Feier des Mgnungcn werden auf dem Hintergrund der •**
Herrenmahles verlesen wurden. Zugleich entspricht Briefformulare, urohristlioher Aussendung (Apg ' *